Dortmund wird im Jahr 2019 Ausrichtungsort des Deutschen Evangelischen Kirchentages werden – vorbehaltlich der Zustimmung des Dortmunder Rates. Wie ein solches Ereignis aussieht, davon konnte man sich bis zum vergangenen Sonntag in Stuttgart überzeugen: Allein am Abschlussgottesdienst nahm 95.000 Menschen teil. Rund 2500 Veranstaltungen gab es dort binnen von fünf Tagen.
Mehr als 100.000 Menschen werden pro Tag erwartet
Alle zwei Jahre zieht der Kirchentag eine Stadt fünf Tage lang in seinen Bann. Über 100.000 Menschen jeden Alters, unterschiedlicher Religionen und Herkunft kommen zusammen, um ein Fest des Glaubens zu feiern und über die Fragen der Zeit nachzudenken und zu diskutieren.
Der Kirchentag lädt ein, sich einzumischen. Er gibt nicht vor, was richtig oder falsch ist, sondern eröffnet einen offenen und streitbaren Dialog – ob vor 1989 im Ost-West-Konflikt, während der Debatten um die Nato-Nachrüstung in den 1980er Jahren oder gegenwärtig zu Weltwirtschaft und sozialer Gerechtigkeit.
So ist der Kirchentag ein gesellschaftliches Forum der Diskussion und Gemeinschaft. Dafür stehen auch viele Persönlichkeiten, die dem Kirchentag ein Gesicht geben. Zuletzt war die Großveranstaltung 1991 in Dortmund.
Dieses größte gesellschaftpolitisch-kirchlich-kulturelle Forum in Europa hat seit Jahrzehnten einen enormen Stellenwert und ist ein bedeutender Imagefaktor. Die Riege der Vortragenden ist von nationalem und internationalem Rang.
Viele Persönlichkeiten – wie Erhard Eppler, Ernst Benda, Richard von Weizsäcker – haben den Kirchentagen in der Vergangenheit ein Gesicht gegeben.
Stadt rechnet mit Image-Gewinn und 20 bis 25 Millionen Euro Umsatz
Nun muss der Rat noch grünes Licht geben, um diese Veranstaltung erneut nach Dortmund zu holen. Stadtdirektor Jörg Stüdemann rührt dafür schon jetzt die Werbetrommel.
Denn eine bessere Werbung könne eine Stadt nicht bekommen. Ganz abgesehen davon: 20 bis 25 Millionen Euro Umsatz werden während eines Kirchentages am Veranstaltungsort gemacht.
Natürlich gibt es eine solche Großveranstaltung trotz des gigantischen ehrenamtlichen Einsatzes nicht umsonst – 18 bis 19 Millionen Euro kostet die Ausrichtung.
Allerdings haben die anderen Partner schon ihre Hausaufgaben gemacht und ihre finanzielle Unterstützung zugesagt: 6,1 Millionen Euro kommen vom ausrichtenden Kirchentags-Verein, 4,9 Millionen Euro von der Landeskirche und 5,2 Millionen Euro vom Land NRW. Die Stadt selbst muss 2,7 Millionen Euro aufbringen – verteilt auf zwei Jahre.
Großveranstaltung stellt eine Chance und Herausforderung für die Region dar
„Es ist die größte kirchlich-kulturelle-gesellschaftspolitische Veranstaltung in Europa“, betont Stüdemann. Nicht nur Dortmund, das ganze Ruhrgebiet sei zum Stemmen gefragt: Denn die Menschen werden nicht allein in Hotels und Jugendherbergen, sondern auch privat unterzubringen sein.
Auch wird die Stadt Schulen für die Übernachtung der Gäste zu Verfügung stellen. Auch für den Nahverkehr stellen sich entsprechende Herausforderungen: 100.000 bis 140.000 Menschen werden pro Tag nach Dortmund kommen.
Daher gelte es alle Eventualitäten zu klären und auch den Veranstaltungskalender von anderen Großveranstaltungen frei zu halten – Stichwort Fußball oder Messen.
1991 war der letzte ev. Kirchentag: „Das war eine gewaltige Veranstaltung für das Ruhrgebiet“, so Stüdemann, die auch viele nachhaltige Impulse für Dortmund gegeben habe. So seien die Projekte Kultur und Kirche in der Reinoldikirche und die Umgestaltung von St. Petri auf diese Veranstaltung zurückzuführen gewesen.
Das Herz des Kirchentags sind die Besucherinnen und Besucher
Die Teilnehmenden sind das Herz des Kirchentages. Sie schätzen vor allem das Gemeinschaftserlebnis und die Begegnungen miteinander.
Aber es spielt auch eine große Rolle, Kirche in einem anderen Kontext zu erleben und neue Impulse für das eigene Leben mitzunehmen. Die Erfahrungen beim Kirchentag sind so individuell wie die Teilnehmenden selber.
Rund 5.000 von ihnen kommen aus dem Ausland, aus etwa 80 verschiedenen Nationen und unterschiedlichen Konfessionen. Damit trägt der Kirchentag nicht nur zur Ökumene, sondern auch zur Völkerverständigung bei.
Und — der Kirchentag ist jung. Über die Hälfte der Teilnehmenden sind unter 30. Die Jugend mischt sich ein, redet und gestaltet mit. Ob im eigenen Zentrum Jugend, als ehrenamtliche Helferinnen und Helfer oder auf einer der zahlreichen Veranstaltungen.
Ein volles Programm mit rund 2500 Veranstaltungen an fünf Tagen
Kirchentag als Ereignis, das sind alle zwei Jahre fünf Tage mit über 2.500 kulturellen, geistlichen und gesellschaftspolitischen Veranstaltungen.
Fünf Tage vom Eröffnungsgottesdienst mit dem Abend der Begegnung am Mittwoch bis zum Schlussgottesdienst am Sonntag – gefüllt mit Workshops, Ausstellungen, Konzerten, Gottesdiensten, Bibelarbeiten, Feierabendmahlen, Hauptvorträgen und Podiumsdiskussionen.
Die Veranstaltungen sind so vielfältig wie das religiöse und gesellschaftliche Leben.
Fragen nach der gerechten Gestaltung einer globalisierten Welt, der Bewahrung der Schöpfung und der Würde des Menschen werden diskutiert, Gespräche zwischen den Konfessionen geführt und auf Konzerten aller Musikrichtungen wird gemeinsam gefeiert.
Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wissenschaft, Medien, Wirtschaft, Kirche und dem öffentlichen Leben kommen zu Wort, füllen Hallen und regen an zur Diskussion und zum Mitmachen. Künstlerinnen und Künstler stellen ihre Werke aus oder inszenieren Theaterstücke für den Kirchentag.
Nichtregierungsorganisationen sind genauso vertreten wie lokale Initiativen aus Kirche, Gesellschaft und Entwicklungshilfe. Jede und jeder Einzelne ist ein Teil des Ganzen und trägt zur Einmaligkeit jedes Kirchentages bei.
Reaktionen
Ingrid Reuter (GRÜNE)
Evangelischer Kirchentag 2019 – GRÜNE wollen mehr Infos für eine fundierte Entscheidung
Die GRÜNEN im Rat wollen die Entscheidung über die Ausrichtung des Evangelischen Kirchentags 2019 verschieben. In einem Antrag für den Finanzausschuss am Donnerstag fordert die Fraktion die Verwaltung auf, zunächst konkretere Berechnungen der finanziellen Auswirkungen vorzulegen.
Ingrid Reuter, Fraktionssprecherin der GRÜNEN:
„Der Deutsche Evangelische Kirchentag ist eines der bedeutendsten kirchlich-kulturellen Ereignisse in Europa. Gastgeber einer solchen Veranstaltung zu sein, bietet für Dortmund die Chance, sich als tolerante, vielfältige und diskussionsfreudige Stadt zu präsentieren. Deswegen begrüßen wir die Absicht der Evangelischen Kirche Deutschland (EKD), den 37. Deutschen Evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund auszurichten.
Gleichzeitig ist aber auch klar, dass die finanziellen Zuwendungen der Stadt vor dem Hintergrund der angespannten Haushaltssituation sorgfältig bedacht werden müssen. Die Vorlage der Verwaltung sowie die von der EKD formulierten Rahmenbedingungen für den Kirchentag lassen da viele Fragen offen. So sind neben dem genannten Zuschuss der Stadt in Höhe von 2,7 Millionen Euro weitere Unterstützungsleistungen der Kommune aufgeführt, ohne dass eindeutig klar ist, wie diese zu beziffern sind. Hier muss die Verwaltung nachliefern. Deshalb halten wir eine Beschlussfassung zum momentanen Zeitpunkt nicht für möglich und wollen die Vorlage in die Sitzungen des Ausschusses für Finanzen, Beteiligungen und Liegenschaften sowie des Rates im September schieben.“
Im Antrag der GRÜNEN wird die Verwaltung aufgefordert, eine Berechnung der zu erwartenden Gesamtkosten des Kirchentags für den städtischen Haushalt einschließlich aller Zuschüsse und Aufwendungen auch bei den städtischen Tochtergesellschaften vorzulegen. Dazu gehören vor allem die Kosten für die geforderte kostenfreie Überlassung von Schulen zur Unterbringung von Teilnehmer*innen, die Mitarbeit von städtischen Behörden, die Herstellung der notwendigen Infrastruktur, die kostenfreie oder kostengünstige Erbringung städtischer Infrastrukturleistungen, die Öffnung der Museen sowie die Sachleistungen durch Dritte (DSW 21, DEW 21, Westfalenhallen).
Zusätzlich wollen die GRÜNEN wissen, wie der bisher genannte städtische Finanzierungsanteil in Höhe von 2,7 Millionen Euro zustande gekommen ist, wie er sich zusammensetzt und wie die geplanten städtischen Zuschüsse gegenfinanziert werden sollen. Darüber hinaus soll die Verwaltung Schlussrechnungen bzw. Erfahrungen aus den Städten der drei Evangelischen Kirchentage in Dresden, Hamburg und Stuttgart vorlegen. Dabei ist insbesondere darzustellen, welche kommunalen Zuschüsse vereinbart wurden sowie welche Kosten den jeweiligen Städten für welche Leistungen entstanden sind. Außerdem erwarten die GRÜNEN eine Aussage über die Chancen und den zu erwartenden wirtschaftlichen Gewinn für den Haushalt und die Stadt Dortmund.
Ingrid Reuter: „Die Verwaltung hat angekündigt, im September auch den Entwurf des Haushalts 2016 inklusive der mittelfristigen Finanzplanung vorzulegen. Eine Verschiebung der Beratung über den Kirchentag bietet zusammen mit der Beantwortung unserer Fragen die Möglichkeit, das gemeinsam zu diskutieren. Ein solches Verfahren halten wir für eine sorgfältige Abwägung von Chancen und Risiken für die Stadt Dortmund für notwendig. Wir würden uns freuen, wenn es zu einer für den Haushalt tragfähigen Lösung für den Kirchentag kommen könnte.“
Ulrich Monegel (CDU)
CDU-Fraktion ohne „Wenn und Aber“ für Evangelischen Kirchentag – Ulrich Monegel: „Bessere Stadtwerbung als jede Imagekampagne“
Auf uneingeschränkte Unterstützung der CDU-Ratsfraktion trifft der Vorschlag der Verwaltung, den 37. Evangelischen Kirchentag 2019 in Dortmund ausrichten zu wollen. „Das ist eine bessere Werbung für unsere Stadt als jede Imagekampagne mit Hochglanzbroschüren“, so CDU-Fraktionsvorsitzender Ulrich Monegel.
Die Gesamtkosten des Kirchentags in Höhe von rund 19 Millionen Euro werden aufgebracht von der einladenden Landeskirche (4,9 Mio. Euro), vom Land NRW (5,2 Mio. Euro, die Zusage liegt vor), vom Kirchentag durch Eigenmittel in Höhe von 6,1 Millionen Euro und von der aufnehmenden Stadt in Höhe von 2,7 Millionen Euro. „Wir sind gerne bereit, auch bei knappen Kassen die 2,7 Millionen Euro in die mittelfristige Haushaltsplanung der Jahre 2018/2019 aufzunehmen. Das ist gut investiertes Geld bei zu erwartenden 100.000 Besuchern“, so Monegel weiter.
Angesichts eines geschätzten Umsatzes der auswärtigen Gäste – allein 5.000 Teilnehmer werden aus dem Ausland erwartet – in Höhe von 20 bis 25 Millionen Euro werden insbesondere die Gastronomie und die Beherbergungsbetriebe, aber auch Handel und verschiedene städtische Gesellschaften vom Kirchentag profitieren, ist sich der CDU-Fraktionsvorsitzende sicher. Besondere Erwartungen verbindet die CDU-Fraktion mit langfristigen Imagegewinnen für die Stadt, um somit auch von der derzeitig bundesweit nicht immer positiven Berichterstattung über Dortmund wegzukommen. So hatte z.B. eine Befragung am 34. Evangelischen Kirchentag 2013 in Hamburg insbesondere die Attribute „lebendig, interessant, gastfreundlich, international und innovativ“ zu Tage gefördert. „Und was die nüchternen Hanseaten können, das können wir hier im Ruhrgebiet schon lange“, sagt Monegel abschließend. Die CDU sieht die Chance, dass sich Dortmund mit dieser in Öffentlichkeit und Medien vielbeachteten mehrtägigen Veranstaltung gerade auch vielen jungen Menschen bundesweit als weltoffene, lebenswerte Stadt mit hohem Freizeit- und Erlebniswert präsentieren kann und wird. Sie hofft und erwartet, dass auch die anderen Fraktionen des Rates die Ausrichtung des Evangelischen Kirchentags in Dortmund unterstützen werden.
Nordstadtblogger-Redaktion
Entscheidung ist aufgeschoben
Ob die Stadt Dortmund sich mit 2,7 Millionen Euro an der Finanzierung des Evangelischen Kirchentages 2019 in Dortmund beteiligt, wird sich wohl erst im September entscheiden. SPD und Grüne haben noch Fragen zur Finanzierung des Großereignisses.
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http://www.derwesten.de/staedte/dortmund/entscheidung-ueber-millionen-zuschuss-erst-im-september-id10792136.html#plx652500426
Fraktion DIE LINKE & PIRATEN
Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen“ – Linke & Piraten gegen Millionenzuschuss zum Kirchentag
Die Entscheidung wurde vertagt. Erst nach der Sommerpause will der Rat der Stadt Dortmund darüber entscheiden, ob und wie er den evangelischen Kirchentag unterstützt. Die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN hat sich allerdings schon eine Meinung gebildet – nach einer zugegebenermaßen langen und intensiven Diskussion.
„Wir freuen uns auf den evangelischen Kirchentag, der 2019 in Dortmund stattfinden soll“, sagt der finanzpolitische Sprecher der Fraktion, Carsten Klink. „Die von der Kirche geforderte Unterstützung von 2,7 Millionen Euro aus dem Stadtsäckel lehnt die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN hingegen ab.“
„Die wohlhabende evangelische Kirche hat 2014 Rekordeinnahmen von 5,2 Milliarden Euro an Kirchensteuern verbucht, dazu kommen noch weitere umfangreiche Einnahmen aus ihren Wirtschaftsunternehmungen“, so Carsten Klink. Da bedürfe es sicherlich keiner Subvention aus der Kasse einer stets klammen Stadt am Rande der Haushaltssicherung, so Klink weiter. Welche sozialen Einrichtungen sollen denn für den Kirchentag bei den nächsten Haushaltsberatungen gestrichen werden?, fragt sich Klink. Auch die Stadt Münster habe sich jüngst einer Millionenzahlung an den Katholikentag verweigert, der dort trotzdem 2018 stattfinden wird.
„Die Kassen in Dortmund sind leer. Die Stadt kann es sich nicht leisten, zusätzliches Geld auszugeben“, ergänzt Fraktionsvorsitzender Utz Kowalewski. Vor allem könne es nicht sein, dass aus einem städtischen
Haushalt eine religiöse Veranstaltung mitfinanziert werde. „Wo bleibt da die Trennung von Staat und Kirche?“
Erstaunt zeigen sich Linke & Piraten über die Einschätzung der Kämmerei, dass sich der Kirchentag für die Stadt finanziell lohnen würde. „Bis heute ist unbekannt, was unsere Stadt an Sachleistungen zusätzlich zu den 2,7 Millionen Euro erbringen muss“, so Ratsmitglied Klink. „Auch hier rechnen wir mit einem sechs- bis siebenstelligen Betrag.“ Daher habe man entsprechende Anfragen an die Stadtverwaltung gestellt. Ob die Fraktion bereit ist, den Kirchentag zumindest mit kommunalen Sachleistungen zu subventionieren – etwa Turnhallen für Übernachtungsgäste zur Verfügung zu stellen –, möchten Linke & Piraten erst entscheiden, wenn die Stadtverwaltung den tatsächlichen Umfang und die Höhe der Kosten ermittelt und mitgeteilt hat.
Grundsätzlich wünschen Linke & Piraten der evangelischen Kirche und all ihren Gästen einen schönen Kirchentag in Dortmund. Sie fordern aber gemäß dem Motto „Wer die Musik bestellt, muss sie auch bezahlen“, dass die evangelische Kirche diesen auch selber finanziert.
Mat.(thäus) 6,24: Niemand kann zwei Herren dienen: … Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Ulf Schlüter (VKK)
111 Dauerkarten statt dem 11. Gebot: Die Bürgerbewegung Kirchentag ist Gold wert
111 Dauerkarten für den Kirchentag will der Evangelische Kirchenkreis Dortmund verschenken – an die derzeit lautstarken Kritiker des für 2019 in Dortmund geplanten Projekts. „Die Gegner eines kommunalen Zuschusses für den Kirchentag sollen selbst sehen und erleben, dass die evangelische Bürgerbewegung Kirchentag für die Gesellschaft insgesamt und für die Stadt Dortmund Gold wert ist“, sagt Ulf Schlüter, Superintendent des Kirchenkreises.
Anders als von den Kritikern behauptet, sei der Kirchentag eben keine „Missionsveranstaltung der Kirche“, sondern eine öffentliche, gemeinnützige Großveranstaltung, getragen von Tausenden Freiwilligen. „Millionen Teilnehmer, vor allem Jugendliche, haben in den letzten Jahrzehnten durch den Kirchentag politische und ethische Orientierung gefunden. Der Kirchentag weckt und fördert zivilgesellschaftliches Engagement wie kaum eine andere Veranstaltung in Deutschland“, unterstreicht Schlüter.
Finanziell herrsche beim Kirchentag vollständige Transparenz. Teilnehmerbeiträge, kirchliche Mittel und Zuschüsse von Kommunen und Ländern ermöglichen gemeinsam, dass rund 100.000 Menschen in vier Tagen meist mehr als 2.500 Einzelveranstaltungen erleben können. Dabei werden in der gastgeben Region rund 20 Millionen Euro ausgegeben – Geld, von dem Handel und Gastronomie erheblich profitieren. Darüber hinaus fließt ein Großteil des Kirchentagsbudgets direkt in die Region, um Veranstaltungsorte zu mieten, Event-Technik zu bezahlen oder ähnliches.
„Auch finanziell ist der Kirchentag ein gutes Geschäft für eine Stadt und eine Region – vom langfristigen Image-Gewinn einmal ganz abgesehen. Deshalb freuen wir uns auf den Kirchentag 2019 und halten einen kommunalen Zuschuss für unbedingt gerechtfertigt“, ergänzt der Dortmunder Superintendent.
Carsten Klink (Linke & Piraten)
Linke & Piraten: Warum bezahlen Protestanten den Kirchentag nicht selbst?
Mit Verwunderung reagiert die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN auf die Ankündigung des Evangelischen Kirchenkreis Dortmund, 111 Freikarten an die
Kritiker der Kirchentagssubventionen zu vergeben.
„Offensichtlich wird nicht verstanden, dass sich unsere Kritik nicht gegen den Kirchentag an sich richtet“, so der finanzpolitische Sprecher der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN, Carsten Klink. „Vielmehr kritisieren wir, dass eine völlig überschuldete Stadt, die regelmäßig im sozialen Bereich kürzt, den Kirchentag einer wohlhabenden religiösen Gesellschaft subventionieren soll, die im letzten Jahr neben umfangreichen Einnahmen aus Wirtschaftsunternehmungen eine Rekord-Kirchensteuereinnahme von 5,2 Milliarden Euro verbuchte“, so Klink weiter.
Auch die Stadt Münster habe sich jüngst einer Millionenzahlung an den Katholikentag verweigert, der dort trotzdem 2018 stattfinden wird.
„Es ist nicht nachvollziehbar, dass eine so reiche Organisation wie die Evangelische Kirche 2,7 Millionen Euro sowie Sachleistungen in noch unbekannter Höhe fordert“, so Linke & Piraten. Man sehe hier einen massiven Erklärungsbedarf, warum die Kirche nicht bereit ist, ihren Kirchentag selbst zu bezahlen.
„Ein Kirchentag als Dreh- und Angelpunkt des evangelischen Vereinswesens sollte auch von den Protestanten selbst bezahlt werden“, meint Ratsmitglied Klink. Alles andere widerspreche im Übrigen auch dem Grundsatz der Trennung von Staat und Kirche.
Bis heute habe die Evangelische Kirche auch nicht ansatzweise begründet, warum sie den Kirchentag nicht selber bezahlen kann oder will, so Klink „Wenn das kirchliche Milliardenvermögen nicht reicht, könnte jeder der erwarteten 100.000 Kirchentagsbesucher täglich sechs Euro spenden und der Kirchentag wäre bezahlt. Kommunales Geld könnte stattdessen in auch vom Kirchentag thematisierte soziale und ökologische Bereiche fließen“, so Carsten Klink. „Dann würde ich auch sehr gerne persönlich an dem Kirchentag teilnehmen und täglich sechs Euro spenden“, so Klink abschließend.
Mat.(thäus) 6,24:
Niemand kann zwei Herren dienen:
…. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon.
Carsten Klink (Fraktion DIE LINKE und Piraten)
Fraktion DIE LINKE & PIRATEN ist enttäuscht von der Haltung der Ev. Kirche: Stadt soll zahlen – oder Kirchentag findet nicht statt
Das Landeskirchenamt der Evangelischen Kirche von Westfalen hatte am Donnerstag Vertreter der vier Rathausfraktionen von SPD, CDU, Grünen sowie Linken & Piraten zum Gedankenaustausch über den Ev. Kirchentag eingeladen, der in Dortmund stattfinden soll. In erster Linie ging es um die von der Evangelischen Kirche geforderten kommunalen Kirchentagszuschüsse in Höhe von rund 2,7 Millionen Euro sowie um die zusätzlichen, umfangreichen kommunalen Sachleistungen.
Die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN zeigt sich enttäuscht von dem Gespräch. „Die Kirche vertritt Maximalpositionen, ein Entgegenkommen ist nicht zu erkennen. Gibt es kein Geld, gibt es keinen Kirchentag“, so das Fazit des Ratsmitglieds Carsten Klink (DIE LINKE). Die vom finanzpolitischen Sprecher der SPD-Fraktion, Heinz Düdder, im Reinoldinum am Schwanenwall angeregte Senkung der Kosten des Kirchentages und die damit verbundene Senkung der kommunalen Zuschüsse seien von kirchlicher Seite nicht aufgegriffen worden.
Auch auf den Vorschlag von Linken & Piraten, die Kirche möge doch Immobilien, wie zum Beispiel Kitas, in der geforderten Höhe an die Stadt Dortmund verkaufen und diese später zurückmieten, hätten sich die Kirchenvertreter mit dem Hinweis auf den bloßen Vereinscharakter des Evangelischen Kirchentagsveranstalters in keiner Weise eingelassen, obgleich mit der Generalsekretärin des Deutschen Evangelischen Kirchentages, Dr. Ellen Ueberschär, dem Vizepräsidenten der westfälischen Evangelischen Landeskirche, Albert Henz, sowie dem Superintendent des Evangelischen Kirchenkreis Dortmund, Ulf Schlüter, die Kirchenseite hochkarätig besetzt war.
Offensichtlich ist auch die Gesamtfinanzierung des Kirchentages noch nicht vollständig geklärt. Bis jetzt gibt es nur unzureichende Zusagen des Landes NRW, und der tatsächliche Umfang und die Kosten der geforderten kommunalen Sachleistungen sind immer noch nicht bekannt sind, obwohl SPD und Grüne schon vor der Sommerpause die Stadtverwaltung mit Anträgen im Finanzausschuss um Auskunft gebeten hatten. Der Finanzausschuss tagt bereits am kommenden Donnerstag. Eine endgültige Entscheidung soll am 3. September im Rat getroffen werden. Linke & Piraten beklagen, dass die Ratsmitglieder bis jetzt nicht ausreichend über die gesamten finanziellen Bedingungen informiert sind, über die sie abstimmen sollen.
„Die Kirche erklärte, Minderzahlungen des Landes bis zu einem gewissen Grad ausgleichen zu wollen, pokert bei der möglichen Höhe und droht unverhohlen, dass eine Zahlungsverweigerung unserer klammen Stadt den Kirchentag hier verhindern würde“, erklärt der finanzpolitische Sprecher Carsten Klink (DIE LINKE).
„Erstaunlich auch, dass die Evangelische Kirche in Deutschland, die im Jahre 2014 eine Rekord-Kirchensteuereinnahme von 5,2 Milliarden Euro verbuchte, für ihren Kirchentagsträgerverein die fehlenden Millionen nicht aufbringen will. Dies soll aber eine überschuldete Stadt tun, deren Bewohner zu zwei Dritteln andersgläubig oder religionsfrei sind“, wundert sich Klink.
Für die von SPD, Grünen sowie Linken & Piraten vorgetragenen finanziellen Sorgen angesichts der stets drohenden Haushaltssperre hätten die Kirchenvertreter sehr wohl Verständnis geäußert. „Mehr aber auch nicht“, so Ratsmitglied Klink.
Daher bleibt die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN bei ihrer Ablehnung des Kirchentagszuschusses und hofft, dass die aus ihrer Sicht wohlhabende Evangelische Kirche Deutschlands sich entschließt, ihren Kirchentag, dem die Fraktion durchaus Positives abgewinnen kann, selbst zu bezahlen. Auch die Stadt Münster habe schließlich jüngst eine Millionenzahlung an den Katholikentag verweigert, der dort trotzdem 2018 stattfinden wird.