Von Lisa König
„Ich hatte mir vorher schon gedacht, da müsste man was tun gegen den Vandalismus und die Diebstähle. Und dann hatten sie auch schon unsere schönsten Stücke gestohlen.“ Nach den Diebstählen von zwei wichtigen Kunstgegenständen auf dem Nordfriedhof hat sich im Jahr 2016 um Gerda Horitzky ein Kreis von elf Leuten zum Förderverein Nordfriedhof zusammengetan. Ihr Ziel ist es, alte Grabmäler zu bewahren; auch nachdem deren Angehörige im Hier nicht mehr leben. Ein entscheidender Schritt dafür ist die Nachbildung einer von GrabräuberInnen gestohlenen Bronzeplatte, die mit Hilfe einer Spende von der Sparkasse nun möglich wird.
„Engagement aus der Region in der Region fördern“ ist das Motto der Sparkasse
„Der Nordfriedhof ist ein wichtiger Ort für die Geschichte der Nordstadt“, bedeutet die erste Vorsitzende des Fördervereins das Motiv für die Initiative. „Unsere mittlerweile 16 Mitglieder sind alle Personen, die sich eng mit der Nordstadt verbunden fühlen. Von vielen Mitgliedern liegen Angehörige hier begraben; deshalb ist es ein besonderer Ort für uns.“
Und auch außerhalb des Vereins wird der Friedhof als wichtiger Ort angesehen. „Wir fördern vor allem privates Engagement aus der Region in der Region“, erklärt Elmar Steinborn als Leiter der Sparkassenfilialen in der Nordstadt. „Und wegen der Bedeutung dieses Friedhofs für die Geschichte der Region sehen wir das Projekt als förderungswürdig an.“
Der Förderverein hatte zuvor in Zusammenarbeit mit der Friedhofsverwaltung einen Antrag bei der Sparkasse gestellt. „Den Scheck hat Herr Steinborg jetzt aber noch nicht dabei“, entrüstet sich Gerda Horintsky mit einem Lächeln. Heutzutage läuft ja alles digital ab, deshalb wird das Geld in den nächsten Tagen direkt auf das Konto des Fördervereins überwiesen.
Mit den 3.000 Euro soll die gestohlene Bronzeplatte am Grab der Familie Tiemann nachgebildet werden. „Allerdings nicht aus Bronze, denn das würde mit etwa 20.000 Euro den Rahmen sprengen. Außerdem besteht ja immer noch das Risiko, dass die Platte wieder gestohlen wird“, erklärt die Vorsitzende. Eine Nachbildung beispielsweise aus Granit sei denkbar.
Schrottmafia räubert schon seit längerer Zeit auf Friedhöfen in der Gegend
Bis die Tafel den leeren Platz am Grab der Familie Tiemann wieder füllen kann, wird es aber noch ein wenig dauern. Horitzky: „Alles, was mit Behörden zu tun hat, dauert ja immer länger. Die Friedhofsverwaltung muss erstmal drei Angebote einholen, bevor sie den Auftrag vergibt. Ob das dieses Jahr noch was wird, ist zweifelhaft.“
Bei dem Diebstahl hat der Friedhof noch mehr Schaden genommen. Eine Marienstatue aus Bronze wurde gestohlen und eine Madonna Figur wurde mit einem Riss am Rücken liegen gelassen. „Die zu restaurieren, wird aber mehr kosten, wir gehen von etwa 10.000 Euro aus.“ Dafür hat Horitzky schon einen Antrag bei der Bezirksverwaltung in Eving gestellt, der zurzeit in Arbeit ist.
Ihrer Meinung nach seien die Diebe Teil der sogenannten „Schrottmafia“, die schon seit längerer Zeit über Friedhöfe ziehe. „Das ist auch schon vorher hier passiert. Ich habe die Polizei mal gebeten, bei dem Metallhandel Mösta in die Container gucken zu dürfen. Da lagen so viele Vasen, die stammen sicherlich von Friedhöfen.“ Mittlerweile kaufe wahrscheinlich niemand mehr die Kunstwerke, weil die Öffentlichkeit für das Thema sensibilisiert worden sei. Deshalb würden viele davon nur noch für ihren Materialwert verschrottet werden.
Aus Angst vor weiteren Diebstählen werden manche neuen Kunstwerke vielleicht versichert
„Wie viele Diebstähle es hier wirklich gab, wissen wir gar nicht genau. Viele Leute erstatten keine Anzeige mehr, weil sie denken, dass die Täter ja doch nicht gefunden werden“, bedauert die Erste Vorsitzende. Die Diebstähle könne man nicht verhindern, auch nicht bei den neuen Kunstwerken. „Wenn die Madonnastatue restauriert ist, werden wir sie aber extra sichern. Es gibt Versicherungen, die sich eigens auf so etwas spezialisieren. Oder wir stellen sie ganz in die Mitte vom Friedhof, dann hat hoffentlich niemand Lust, sie so weit zu tragen“ erzählt Horitzky schmunzelnd.
In Zukunft plant der Verein auch Aktionen auf dem Friedhof. Im Dezember wird es zum Beispiel eine Adventsbesinnung geben, bei der Kerzen bis zur Trauerhalle aufgestellt und Weihnachtsgeschichten vorgelesen werden. „Für Glühwein konnte ich die Friedhofsverwaltung bisher aber noch nicht begeistern. Das würde ihrer Meinung nach nicht zu einem Friedhof passen, dabei gibt es doch auf jeder Beerdigung am Ende noch ein Schnäpschen.“
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Von Totenkronen, Wiedergängern und Leichenbittern (PM)
Am 25. Februar führt die schwarze Witwe die Besucher erstmalig über den Nordfriedhof in Dortmund und taucht mit den Besuchern ein in die Bestattungskultur des 16.- 19. Jh. Dabei wird der Bogen von den Bestattungsbräuchen bis hin zum Aberglauben gespannt, untermauert immer wieder von ihrem persönlichen Schicksalsschlag. Bei dieser Dame handelt es sich um eine historische Figur aus dem Jahre 1898, die den Besuchern den Tod und die Trauerkultur anhand der vergangenen Zeiten nahe bringen möchte.
Also wenn Sie diese außergewöhnliche Dame aus der Vergangenheit einmal kennenlernen wollen und darüber hinaus erfahren möchten, was Totenkronen und Leichenbitter sind und was die Taube mit dem Tod zu tun hat, sollten Sie diese einzigartige Führung nicht verpassen. Aber Vorsicht, wer einmal zu lange in ihre dunklen Augen blickt, erliegt ihrem Willen.
Termin: 25 Februar, 18 Uhr, Eintritt: 15,-, Treffpunkt: An der Trauerhalle, Burgholzstr. 240
Infos und Anmeldung: http://www.friedhofsgefluester.de