Mindestens zwei Mahnwachen der heimischen Neonazi-Szene und ein bundesweit beworbener Hooligan-Aufmarsch stehen Dortmund in den nächsten zwei Monaten ins Haus.
Am 23. August wieder eine Kundgebung gegen das NWDO-Verbot am vierten Jahrestag
Am 12. August 2016 um 19 Uhr wird es wieder eine Mahnwache in Eving geben. Am 23. August – am vierten Jahrestag des NWDO-Verbots („Nationaler Widerstand Dortmund“) gibt es wie in den Vorjahren um 19 Uhr eine Kundgebung an der Katharinentreppe. Beides hat die Partei „Die Rechte“ angemeldet.
Deutlich größer dürfte die Demonstration von „Gemeinsam Stark Deutschland“ (GSD) sein. Die Abspaltung der „HoGeSa“-Bewegung („Hooligans gegen Salafisten“) mobilisiert für den 8. Oktober nach Dortmund. Das Motto: „Schicht im Schacht – Gemeinsam gegen Terror“.
Es ist das zweite große Hooligan-Treffen in Dortmund – im September 2014 fand hier ein erstes Vernetzungstreffen der „Hooligans gegen Salafisten“-Bewegung statt, an der rund 300 Hooligans, Neonazis und Fußballfans teilnahmen. Hier blieb es friedlich – im Gegensatz zu Köln. Dort gab es schwere Ausschreitungen.
Plan: Hooligan-Demo soll am 8. Oktober durch die östliche Innenstadt führen
Anmelder ist Marcel Kuschela alias „Captain Flubber“ aus Bremen. Der Hooligan und Musiker der Rechtsrock-Band „Kategorie C“ rechnet mit 300 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Dortmund – es könnten aber deutlich mehr werden.
Kuschela plant eine Demonstration vom Stadthaus/Südbad durch die östliche Innenstadt bis ins Gerichtsviertel. Die Abschlusskundgebung soll auf dem Gerichtsplatz stattfinden. Das ist zumindest der Wunsch der Neonazis.
Allerdings ist die Demonstration noch nicht kooperiert – sie findet ja auch erst in gut zwei Monaten statt. Nicht nur daher will die Polizei noch nichts dazu sagen. „Wir werden uns vernünftig darauf vorbereiten. Aber es wäre unseriös, dazu jetzt schon etwas zu sagen“, heißt es dazu aus der Pressestelle der Dortmunder Polizei.
Besteht der Verein „Gemeinsam stark Deutschland e.V.“ (GSD) nur aus Neonazis? Nein. Er ist ideologisch sehr heterogen und nicht eindeutig im Neonazi-Spektrum zu verorten. Was die Gruppierung unter „Deutschland“ versteht, ist diffus und reicht von Reichsbürgerkonzepten bis zu einem „normalen“ Fussball-Nationalismus.
Was ihre Mitglieder und AnhängerInnen eint, ist das gemeinsame Feindbild: Linke, Geflüchtete, MigrantInnen, Muslime und PolizistInnen, ordnet das „Netz-gegen-Nazis.de“ die Gruppe ein.
Populismus: Im April Demo „Gegen linke Gewalt und Asylmissbrauch“ – jetzt gegen Terror
Sie hat mehrfach Demonstrationen in Deutschland organisiert, so auch am 9. April in Magdeburg. Dort lautete das Motto: „Gegen linke Gewalt und Asylmissbrauch“. An der vierten GSD-Demo haben zwischen 500 und 600 Personen teilgenommen.
Im Wesentlichen beteiligten sich rechtsgesinnte Hooligans, extrem rechte PEGIDA-Ableger, neonazistisch angehauchte Burschenschaften und aktionsorientierte Neonazis aus „Freien Kräften“ sowie der Partei „Die Rechte“, die in Bezug auf das Auftreten bei Veranstaltungen sehr differenzierte Ansichten vertraten.
Mehrere Journalisten wurden von Demonstrationsteilnehmern angegriffen, schreibt „Netz-gegen-Nazis.de“. Nach den Anschlägen auch in Deutschland versuchen sie nun, vor allem dieses Thema zu instrumentalisieren und so „besorgte BürgerInnen“ anzusprechen. Doch vor allem Fußball-Fans sind die Zielgruppe.
Allerdings sind die heimischen Neonazis natürlich mit im Boot. So haben sich offenbar führende GSD-Mitglieder um Marcel Kuschela auch mit den Dortmunder Aktivisten – mit Michael Brück und Siegfried „SS-Siggi“ Borchardt an der Spitze – bei der Erdogan-Gegendemo in Köln getroffen und auch den 8. Oktober in Dortmund diskutiert. Es verwundert daher nicht, dass Brück zu den Ersten gehörte, der die Demo „ge-liked“ und geteilt hat.
Berechtigte Sorgen: Erwartetes Hooligan-Klientel ist generell gewaltaffin
Ob es eine gewaltfreie Demonstration wird oder ob es zu Ausschreitungen wie bei der Demonstration von „Hooligans gegen Salafisten“ in Köln im November 2014 kommen wird, ist völlig offen.
Das zu erwartende Klientel ist jedenfalls generell gewaltaffin und nicht nur im Zusammenhang mit dem Thema Fußball gewaltbereit bzw. gewalttätig gegenüber AntfaschistInnen, MigrantInnen und der Polizei – für sie sind sie ein erklärtes Feindbild.
Dies wird allerdings – wie zu erwarten war – im Aufruf nicht gesagt. Dort heißt es: „Wir sind Patrioten, auf unseren Demonstration ist jeder Mensch willkommen der Deutschland und Europa liebt und sich um unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder sorgt“ (Fehler im Original, Anm. d.Red.)
Sie erhoffen sich bundesweite Unterstützung in Dortmund. Fußball-Fans sollen ruhig in den jeweiligen Vereinsfarben („In den Farben getrennt – in der Sache vereint!“) kommen.
Alternativ könnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch in Deutschland-Farben erscheinen. Auch aus dem Ausland anreisende TeilnehmerInnen seien willkommen und sollten ebenfalls ihre Landesfahnen mitbringen.
Ob und wo genau die Demonstration in Dortmund stattfinden wird, wird sich in den nächsten Wochen zeigen. Die Kooperationsgespräche zwischen Veranstalter und Polizei werden zeitnah vor der Demonstration stattfinden. Dann wird auch klar sein, welche Auflagen die Dortmunder Polizei erlassen wird.
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