Von Joachim vom Brocke
Dortmund beteiligt sich an der bundesweiten Kampagne „Wir stehen auf! Für eine Welt ohne Menschenverachtung“. Sie ist aus einer lokalen Kampagne des Vereins „Laut gegen Nazis e.V.“ entstanden. Vom 14. bis 21. März 2014 gibt es eine Aktionswoche, die in Dortmund startet und am 21. März, zum UN-Gedenktag gegen Rassismus, auf der Großen Freiheit in Hamburg endet. Hier präsentieren dann zusätzlich alle teilnehmenden Städte und Regionen ihre Projekte.
Grausame Bilanz: 180 Tote durch rechte Gewalt seit 1990
Vor dem Hintergrund von „180 Toten durch rechte Gewalt seit 1990“ ist es Ziel von Organisator Jörn Menge „die Menschenverachtung durch Nazis“ auf einer breiteren Basis verstärkt zu bekämpfen. Unterstützung sichern Sebastian Krumbiegel (Die Prinzen), Dr. Reinhard Rauball (BVB), Thorsten Meier (Hannover 96) oder Oliver Bremer (BlaBlaCar, europäische Mitfahrzentrale) zu, betonten sie gestern im Dortmunder Rathaus. Eine ganze Reihe weiterer Sponsoren haben ebenso Hilfe zugesagt. Darüber hinaus freut sich Organisator Menge, mit Dortmund „eine engagierte neue Partnerstadt“ gewonnen zu haben, „die bereits in vielfältiger Weise gegen Rechtsextremismus, gegen Intoleranz und Fremdenfeindlichkeit aktiv ist“.
OB: Stadt beobachtet rechtsextreme Umtriebe und begegnet ihnen
Dortmunds Oberbürgermeister Ullrich Sierau erläuterte die städtischen Bemühungen: „Die Stadt beobachtet de Umtriebe der rechtsextremen Kreise sehr genau und ist hellwach, wenn es darum geht, ihnen mit innovativen Aktionen zu begegnen“. Auch bei künftigen Veranstaltungen würden die Dortmunder einmal mehr zeigen, „dass in unserer lebendigen Stadt kein Platz für Rechtsextremismus ist“.
Für „null Toleranz gegen rechts“ bemühe sich der BVB, wie Dr. Reinhard Rauball versicherte. Dabei würden die Fanbeauftragten beteiligt. 250 000 Euro habe der Verein durch die Installation einer speziellen Videokamera investiert, die bei rechtsextremen Umtrieben „scharfe Bilder“ liefere. Mit Stadionverboten und – bei Mitgliedschaft – aus dem Verein BVB würden die Personen bedacht. „Bei zehn Millionen Fans“, so Rauball, „hat der BVB Vorbildfunktion. Unsere Fans sollen eine Orientierung bekommen“. Außerdem versprach der Fußballchef, das Projekt der Bundesliga insgesamt vorzustellen.
Erst seit kurzer Zeit gehört das 11.000-Einwohner-Städtchen Rothenburg op der Tauber der Kampagne „Wir stehen auf!“ an, nach einem einstimmigen Beschluss des Rates. Die von vielen Tausend Touristen aus aller Welt besuchte mittelalterliche Stadt will sich als „Ort der Vielfalt“ präsentieren, wie Oberbürgermeister Walter Hartl ausführte. Viele NPD-Funktionäre hätten sich um Umfeld von Rothenburg niedergelassen, bedauerte Hartl.
Leipziger Sänger Sebastian Krumbiegel von den „Prinzen“ bietet Unterstützung an
Schon seit Mitte der 90er Jahre ist der Leipziger Sänger Sebastian Krumbiegel von den „Prinzen“ sehr aktiv gegen jedwede rechte Strömungen und erhielt dafür Ende 2012 den Bundesverdienstorden. Er versprach seine Mitwirkung und ermunterte Veranstalter, ihn rechtzeitig anzusprechen.
„Wir stehen auf dem Boden der Demokratie und Menschenwürde“, so Hartmut Anders-Hoepgen, der Sonderbeauftragte der Stadt Dortmund für Vielfalt, Toleranz und Demokratie. Rassismus sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, an dem sich möglichst viele Städte beteiligen sollten. Alleine in Dortmund gebe es 14 runde Tische mit umfangreichen Aktionsplänen. Schon seit 2001 gebe es den Arbeitskreis gegen Rechtsextremismus, erläuterte Friedrich Stiller die Bemühungen. Längst sei dieser Kreis viel weiter aufgestellt und unterstütze dabei kleinere Vorort-Projekte.
Gemeinsam mit Vertretern der Kampagne „Wir stehen auf!“ sollen in den nächsten Wochen die für Dortmund vorgesehenen Veranstaltungen ausgearbeitet werden.
Folgende Städte gehören der Kampagne „Wir stehen auf!“ neben Dortmund an: Hamburg, München, Leipzig, Glinde, Oschatz, Rothenburg op der Tauber, die Regionen Vorpommern und Vorharz Sachsen-Anhalt, Stuttgart und Zossen (mit Einzelveranstaltungen) sowie Lüneburg (mit NDR extra 3).
Infos: www.lautgegennazis.de
Reaktionen
Karl-Heinz Kammertöns
Beispielhafter Einsatz
Ich bin Jahrgang 1939 und habe den Krieg erlitten. Solange ich lebe, werde ich den Kampf gegen Faschismus unterstützen. Esther Bejarano ist ein gutes Beispiel für diesen Kampf.