25 Jahre ist es her, dass Sabine Schwarzkopf-Meermann ihren Meister als Raumausstatterin gemacht hat. Und genauso lange gibt es das Dortmunder Weiterbildungsforum (kurz: dwf). Beide Jubiläen waren nun Anlass für einen Blick zurück und natürlich auch nach vorn, denn das Handwerk hat sich gewandelt und es hat Zukunft.
Fachkräftemangel trotz großer Zukunftsaussichten
Schwarzkopf-Meermann begann als Gesellin und entschloss sich dann eine Familie zu gründen. Für den Wiedereinstieg machte sie den Meisterabschluss, entschied sich aber gegen den regulären Job.
Sie arbeitete als Abteilungs- oder Projektleiterin in verschiedenen Unternehmen und begann schließlich beim Dortmunder Weiterbildungsforum, um jungen Menschen zu helfen, in den Beruf einzusteigen. Seit dem ist sie für die Qualifizierung und Weiterbildung im Bereich Handwerk innerhalb von Nordrhein-Westfallen zuständig und kämpft mit ihren Kolleg:innen gegen den anwachsenden Fachkräftemangel.
Heike Aufdemkamp-Kraas gehört auch zum dwf-Team und weiß, wie sehr es an Handwerker:innen fehlt. Digitalisierung hin oder her – es müssten überall noch Häuser gebaut, Toiletten installiert und Wände abgedichtet werden.
„Man mag es kaum glauben, aber bereits eine normale Toilette ist gar nicht so einfach zu bekommen“, berichtet sie. Schließlich müsste man Handwerksbetriebe finden, die eine passende Toilette beschaffen und installieren könnten, Zeit hätten und auch nicht allzu weit weg seien. In den Bereichen Sanitär, Heizung und Klimatechnik bestünde der größte Bedarf. Das ist ein Problem, denn gerade hier müssen auch Maßnahmen zum Klimaschutz umgesetzt werden.
Das Handwerk ist moderner geworden und es lohnt sich auch finanziell
Auch für Jutta Reiter vom dwf ist „Handwerk ein Zukunftsberuf“. Schließlich bräuchte man Handwerker:innen immer und überall und es würde dementsprechend nie an einer lokalen Kundschaft fehlen. Es sei ein Fehler, zu denken, man würde schlecht in nicht-akademischen Berufen verdienen. Die Verdienstmöglichkeiten seien – sollte man einen Meisterbrief erhalten – genauso so hoch wie beim Bachelor. Das dwf-Team will aufklären und mit Vorurteilen aufräumen, denn das Berufsfeld hat sich sehr stark gewandelt.
„Kaum einer weiß, wie stark moderne Berufe und Technologien mit dem Handwerk verbunden sind,“ betont auch Birgit Hemsing von der Handwerkskammer. Grundsätzlich würde das Berufsfeld mit schwerer körperlicher Arbeit in Verbindung gebracht, doch das sei größtenteils nicht mehr der Fall. Maschinen ersetzen inzwischen den Großteil der körperlichen Tätigkeit und das Handwerk hat einen eigenen IT-Bereich.
Selbst Schornsteinfeger:innen würden – wie Aufdemkamp-Kraas erzählt – auch gar nicht mehr vom Dach aus arbeiten, um die Werte zu messen. Die Angst, für den Job körperlich vielleicht nicht geeignet zu sein, wäre also oft absolut unbegründet. Je nach Berufsfeld müsste man nicht einmal unbedingt zu den einzelnen Häusern fahren, sondern kann vom PC aus arbeiten. Damit passt das Handwerk auch perfekt in die aktuellen wirtschaftlichen Trends und sei nicht nur zukunftssicher, sondern auch nachhaltig.
Ein breites Bündnis will dem Fachkräftemangel entgegenwirken
Um all das den jungen Leuten näherzubringen, versucht die Handelskammer bei allen Messen und Bildungs-Veranstaltungen mitzumachen. Brigit Hemsing erzählt, dass sie auch in Schulen unterwegs sei.
Die Betriebe seien auch immer offen für Praktika, die einen Einblick in den Beruf bieten sollen. Allerdings reiche das offenbar nicht aus, denn die meisten jungen Menschen würden das Handwerk gar nicht als möglichen Karriereweg in Betracht ziehen. Aus diesem Grund müsste so etwas wie „Berufskunde“ schulisch aufgenommen werden, findet sie. Zukunftsmusik?
Interessenten finden das Dortmunder Weiterbildungsforum in der Berswordthalle. Es ist für alle zugänglich, die ihren Beruf wechseln oder eine Beratung zu ihren Perspektiven brauchen. Da 23.000 Dortmunder:innen – durch Digitalisierung und den Abbau alter Berufe – bis 2025/26 aus dem Beruf scheiden sollen, wird das bald immer wichtiger werden.
Das dwf versteht sich in diesem Prozess als eine „Trägerneutrale Beratungsstelle“ – mit anderen Worten, es steht weder unter direkter Kontrolle des Staates, noch wird es von einzelnen Unternehmen finanziert. Rund 46 lokalen Weiterbildungs-Einrichtungen arbeiten hier zusammen – wie auch die Agentur für Arbeit, das Jobcenter und die Wirtschaftsförderung der Stadt Dortmund. Alle Mitglieder haben eine beratende Rolle, wodurch eine sehr vielfältige Ansprechstelle für die berufliche Weiterbildung geboten wird. www.dwf-do.de