Im März hatte die Dortmunder Stadtverwaltung verkündet, neben den bestehenden stationsgebundenen Leihfahrrädern bald auch sogenannte Freefloater in Dortmund zuzulassen. Das sind Leihfahrräder ohne Stationen, die überall abgestellt werden können. Entsprechende Vereinbarungen würden mit den asiatischen Anbietern Ofo und Obike geschlossen. Doch es sieht so aus, als wenn die Fahrräder nun doch nicht nach Dortmund kommen.
Das chinesische Unternehmen Ofo zieht sich vom europäischen Markt zurück
Die sogenannten Freefloater sind umstritten: Befürchtungen, dies könne zu Ansammlungen defekter Fahrräder an viele Stellen der Stadt führen, wies die Dortmunder Stadtverwaltung unter Berufung auf die Vertragsgestaltung zurück. Auslöser der Befürchtungen waren die Zustände in Städten wie München.
Im Mai war noch nichts von den Rädern zu sehen. Auch war nicht klar, ob Dortmund neue Räder bekäme oder in anderen Städten ausrangierte. Nun kommt es wohl ganz anders, vielleicht sogar gar nicht.
Denn nach übereinstimmenden Meldungen zieht sich das chinesische Unternehmen Ofo aus mehreren europäischen Städten zurück. Ofo nennt dafür gegenüber „DerStandard.at“ wirtschaftliche Gründe. Aufgrund hoher regulatorischer Auflagen sei ein gewinnbringender Betrieb nicht möglich, heißt es dazu aus Wien.
Obike, dessen Muttergesellschaft in Singapur bereits pleite ist, stellte sich in Deutschland wochenlang tot. Auf Anfragen der Verwaltungen von Städten, in denen das Unternehmen bereits tätig ist, antwortet es ebenso wenig wie auf Anfragen der Presse.
Obike dementiert die Meldungen zum Rückzug aus Deutschland
2017 schickte der Jungunternehmer Shi Yi mit seinem in Singapur gegründeten Unternehmen Obike beispielsweise Leihfahrräder auf Frankfurts Straßen. Damit nahmen die Probleme im Wortsinne ihren Lauf.
Aus der dortigen Stadtverwaltung ist zu hören, das Unternehmen sei unprofessionell. Die Räder seien minderwertig und blockierten Gehwege, schrieb das Handelsblatt. Und nun heißt es weiter, Obike habe den Betrieb in der Stadt sogar eingestellt – ohne seine insgesamt 1.200 Fahrräder einzusammeln.
Unternehmer Shi rudert mittlerweile zurück und zeigt sich im Gespräch mit dem Handelsblatt überrascht von den Schlagzeilen: „Ich glaube, die Stadt hat da etwas missverstanden“, sagt er. „Wir haben nie gesagt, dass wir die Stadt verlassen werden“, schreibt die deutsche Tageszeitung.
Um „Gut-Wetter“ zu machen, will das Unternehmen wohl auf die Kautionen verzichten. Dennoch sind das keine guten Voraussetzungen für einen Markteintritt in Dortmund.
Kritik am mangelhaftem Fahrkomfort durch die robusten Vollgummireifen
Die Kritik am mangelnden Fahrkomfort der mit Vollgummireifen ausgestatteten Räder, den sich im Stadtbild ansammelnden Halden von schrottreifen Rädern und dem undurchsichtigen Bewertungssystem bleibt bestehen.
Und ob ein sich selbst organisierendes Leihfahrradsystem in Dortmund nicht schon an der Beschaffenheit des Geländes scheitert, ist auch nicht unwahrscheinlich.
Denn schon Metropolrad Ruhr, ein etablierter Anbieter mit festen Stationen, hat damit zu kämpfen, dass sich seine Räder am unteren Ende von Gefällestrecken sammeln, weil man bergauf lieber den Bus nimmt, statt selbst zu trampeln.
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Weitere Berichte über die Anbieter:
- https://www.heise.de/newsticker/meldung/Leihradanbieter-Ofo-zieht-sich-aus-Deutschland-zurueck
- https://www.heise.de/newsticker/meldung/Fahrradverleih-in-Staedten-Obike-abgetaucht-und-hinterlaesst-Fahrradleichen
- https://www.handelsblatt.com/unternehmen/mittelstand/familienunternehmer/bikesharing-o-bike-gruender-shi-yi-dementiert-rueckzug-aus-deutschland/
- https://www.golem.de/news/leihfahrraeder-obike-will-deutschland-nicht-verlassen
- https://www.o.bike/de/
- https://derstandard.at/2000083194335/Nach-Obike-Fahrrad-Start-up-Ofo-verlaesst-Wien
Reader Comments
Bebbi
Wo hat den Dortmund im Bereich der Leihstationen ein ernsthaftes Gefälle?
Ich bin immer verwundert, dass man sich über die Leihräder auf Gehwegen mehr aufregt als über SUV auf Gehwegen. Aber wie war das noch mit Splitter und Balken im Auge des Betrachters?
Nordstadtblogger-Redaktion
Es geht bei dem Gefälle nicht primär um das Gebiet in Dortmund. Metropolrad Ruhr ist räumlich wesentlich breiter aufgestellt.