Djelem Djelem bringt die Schaffung eines Hauses der Europäischen Roma-Kulturen im Ruhrgebiet auf die Agenda

Musik und Tanz spielen in der Roma-Kultur eine wichtige Rolle.
Musik und Tanz spielen in der Roma-Kultur eine wichtige Rolle – das zeigte sich auch beim Familienfest.

Von Alexander Völkel

Das fünfte Roma-Kulturfestival Djelem Djelem ist zu Ende. Doch die Arbeit geht weiter. Denn nach jedem Festival wurden neue Projekte angeschoben. Das bisher größte Vorhaben stand am letzten Festivaltag auf der Tagesordnung: Die Schaffung eines Hauses der Europäischen Roma-Kulturen im Ruhrgebiet. VertreterInnen von Roma-Selbstorganisationen, Kommunen und Wohlfahrtsverbänden diskutierten das Thema im Dietrich-Keuning-Haus in der Nordstadt.

Das Ziel: Ein Haus für Roma als ein Haus der Roma

Ziel ist die Etablierung eines eigenen Bildungs- und Kulturzentrums. „Getragen von Leuten aus der Community selbst, nicht von einer Wohlfahrtsorganisation. Ganz im Zeichen des Empowerments, das ein Zeichen setzt und Wirkung auf die Roma im gesamten Ruhrgebiet hat“, umreißt Dortmunds Stadtdirektor Jörg Stüdemann den ambitionierten Plan.

Doch warum braucht das Ruhrgebiet ein solches Haus? Mit den ZuwandererInnen aus Südost-, Süd- und Osteuropa der letzten Jahre hat sich die Zahl der Roma-Gemeinschaften im Ruhrgebiet beträchtlich erhöht.  Es gibt keine gesicherte Datenlage. Doch Schätzungen gehen davon aus, dass rund 200.000 Roma in NRW leben.

Das sind Angehörige der ersten Gastarbeitergeneration, Flüchtlinge oder Menschen, die auf Basis der EU-Freizügigkeit aus Gründen der Arbeitssuche hierher gekommen sind. Ein Roma-Begegnungszentrum, ein internationales Haus der europäischen Roma, als Ort der Kultur, des Austausches oder des Empowerments fehlt. 

„Soll es entstehen? Was wäre der Nutzen? Wie müsste das Haus der europäischen Roma organisiert sein?“ Über diese Fragen diskutierten VertreterInnen von Roma-Selbstorganisationen, von Städten und Gemeinden sowie von Landesverbänden und Landeseinrichtungen unter Mitwirkung von Drita Jakubi (Politikwissenschaftlerin) und Christoph Leucht (RomAct Europarat).

Drita Jakubi hat Roma-Kulturzentren in Deutschland und Österreich untersucht

Drita Jakubi, Hassan Adzaj und Roman Franz im Gespräch über das Roma-Zentrum.
Drita Jakubi, Hassan Adzaj und Roman Franz im Gespräch über das Roma-Zentrum.

Jakubi hat deshalb in den vergangenen Monaten bestehende Roma-Kulturzentren in Deutschland und Österreich besucht, um mehr über die Strukturen, Konzeptionen und Finanzierungen zu erfahren. Die Ergebnisse ihrer intensiven Recherche hat Jakubi – selbst eine Romni – in der Studie „Warum braucht das Ruhrgebiet ein Haus der europäischen Roma?“ zusammengefasst. 

Sie besuchte dazu u.a. die Zentren in Köln, Minden, Berlin, Hamburg, Kiel, Mannheim, München und Wien, hat aber auch mit Organisationen und Betroffenen gesprochen. Im Kern geht es bei solchen Projekten immer um die Unterstützung in ihrem Alltag, um ihnen eine gleichberechtigte Teilhabe und eine erfolgreiche Inklusion sowie Partizipation  zu ermöglichen. 

Solche Zentren dienen der Aktivierung von Roma und einer Stärkung der Selbstorganisation, fungieren als Anlaufstelle und auch als Schutzraum. Hier können Roma auf Augenhöhe lernen, diskutieren, arbeiten und ihre Kultur und Sprache vermitteln. Außerdem bieten solche Zentren auch Arbeitsmöglichkeiten für Roma. 

Schaffung von Räumen für Teilhabe, Qualifikation und Identifikation

Es geht bei den vorhandenen Zentren vor allem um Teilhabe-, Schutz-, Solidaritäts- und Sicherheitsräume. Drita Jakubi hat dabei vier Handlungsfelder ausgemacht: 1. Wohnen und Stadtteilarbeit, 2. Gesundheitsversorgung, 3. Bildung, Ausbildung und Arbeitsmarktintegration sowie 4. ein Kompetenzzentrum Kultur. 

Die Arbeit wird als eine Art Inklusion verstanden, wo es um Qualifizierung und Weiterbildung, Sprachkurse und Förderangebote, Workshops zu Geschlechterrollen und intersektionaler Aufklärung, Nachhilfe, Kinderbetreuung, sportliche und kulturelle Aktivitäten und Alltagsbegleitung, aber auch die Verarbeitung von Traumata und Fluchterfahrung geht.

„Ein Haus von Roma für Roma ist richtig. Aber wir leben in Deutschland und Europa, daher werden hier auch Nicht-Roma Platz finden. Menschen, die Stigmatisierung und Marginalisierung erlebt haben, sollen diese Instrumente nicht gegen andere einsetzen“, betont die Politikwissenschaftlerin.

Unterstützung von Netzwerken und einem Dialog auf Augenhöhe

Begegnungen und Austausch sind beim Roma-Kulturfestival Djelem Djelem wichtig.
Begegnungen und Austausch sind beim Roma-Kulturfestival Djelem Djelem wichtig.

Solche Häuser schaffen und unterstützen zudem Netzwerke von Roma-MigrantInnen und dienen als Plattform für einen Austausch mit der Mehrheitsgesellschaft auf Augenhöhe. Es geht hier um eine transparente Zusammenarbeit sowie die Schaffung und Nutzung von Synergien. Zudem geht es um die Entwicklung einer gemeinsamen politischen Stimme von Alt- und NeumigrantInnen, um die bislang mangelhafte Integrationspolitik zu verbessern.

„Ein solches Haus braucht eine klare politische Positionierung angesichts sensibler Fragen wie die Situation Geflüchteter, Familiennachzug, Rechtsextremismus, Asylrecht, Abschiebungen, struktureller Diskriminierung, Alltagsrassismus oder den Rechten von geflüchteten Frauen, Kindern und Jugendlichen“, betont Jakubi.

So vielfältig wie der Strauß möglicher Aufgaben müsste wohl auch die Finanzierung eines solchen Projekts aussehen: „Kaum ein Zentrum hat aus einer Quelle das ganze Vorhaben finanzieren können“, zieht Stüdemann eine Erkenntnis aus der Studie. Teils sind es große Vorhaben auch mit vielen Hauptamtlichen, was einen großen Kostenfaktor darstellt.

Ein solches Haus braucht verschiedene Förderquellen und eine unabhängige Trägerschaft

Die Hagener Beigeordnete Margarita Kaufmann und Dortmunds Stadtdirektor Jörg Stüdemann.
Die Hagener Beigeordnete Margarita Kaufmann und Dortmunds Stadtdirektor Jörg Stüdemann.

„Da kann man nicht erwarten, dass eine Stadt oder ein Bundesland dieses Projekt alleine finanzieren kann“, betont Dortmunder Stadtkämmerer Jörg Stüdemann. Es brauche stattdessen ein stärkeres Spektrum der unterschiedlichen Bereiche und Förderzugänge bei Kommunen, Land, Bund und EU.

Die Trägerfrage für ein solches Haus der Roma-Kulturen im Ruhrgebiet ist ebenso offen wie Name und Ausrichtung. Bislang ist nur eins klar: „Die Stadt als Träger wird politisch nicht durchzuhalten sein. Sie soll es unterstützen und mitfinanzieren, aber sie darf nicht Träger sein“, machten Stüdemann und seine Hagener Amtskollegin Margarita Kaufmann – als Beigeordnete für die Fachbereiche Bildung, Jugend und Soziales sowie Kultur zuständig – deutlich.

Klar ist auch, dass die Mitarbeit von unterschiedlichen Verbänden nicht nur erwünscht, sondern auch angestrebt ist. Der in Dortmund gegründete Verein „Romano Than e.V.“ soll hier keinen exklusiven Zugriff bekommen. Sonst würde es für das Vorhaben auch nicht die Unterstützung des Landesverbandes der Sinti und Roma NRW geben. 

Würde ein Haus der europäischen Roma-Kulturen vielleicht die Sinto vergessen?

Auch noch einen anderen Knackpunkt benennt dessen Vorsitzender Roman Franz: Der Name „Roma-Kulturen“ stößt ihm sauer auf. „Vergessen Sie die Sinti nicht“, mahnte er eindringlich an. Doch bei der geäußerten Kritik zeigte sich Franz sehr dankbar für das Engagement um das Kulturfestival in Dortmund. 

„Es ist sehr wichtig, dass gerade in dieser Zeit sowas wie Djelem Djelem stattfindet“, betonte Franz. „Es setzt seit fünf Jahren ein Zeichen gegen Antiziganismus, Angst und Misstrauen, für kulturelle Vielfalt und dafür, Verantwortung for unsere Demokratie zu übernehmen.“

„Die Tage des Festivals mit seinem vielseitigen Programm sind mehr gewesen als politischen Bemühungen und ein gutes Miteinander von Menschen, die hier beheimatet sind und neu zugewandert. Menschen können mit ihren Kulturen unser Leben bereichern“, betont der Landesvorsitzende. 

Antiziganistische Vorurteile in allen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten

„Vielfalt, kulturelle Identität und Demokratie schließen sich nicht aus, sondern gehören zusammen. Dazu tragen hier lebende Sinti und zugewanderte Roma bei. Ich hoffe, dass dies diese Tage deutlich gemacht haben. Ich bin stolz darauf, dass sie jetzt eigenständig und verstärkt für ihre Rechte eintreten. Sie wurden nicht nur in der frühen Geschichte ausgegrenzt, gemieden und diskriminiert. Bis heute gibt es eine erschreckend hohe Ablehnung von Sinti und Roma“, macht Franz deutlich. 

Die Anfeindungen seien in allen gesellschaftlichen Gruppen und Schichten verankert und verfestigten sich zunehmend in der Mitte der Gesellschaft. „Wir haben erlebt, wie es mit dem Dritten Reich gekommen ist. Es ist erschreckend. Wir sind alle gefragt, etwas zu tun.  Wir müssen uns den geschichtlichen Tatsachen stellen und den heutigen Antiziganismus bekämpfen, ohne Sinti und Roma in die Opferrolle zu drängen“, mahnt Franz. 

„Wir wollen Verantwortung übernehmen und in eigenen Angelegenheiten gefragt werden, weil in der Vergangenheit viele Entscheidungen getroffen wurden, die nicht gut für uns waren. Die lange hier lebenden Sinti und die neu zugewanderten Roma sind gefordert, unsere demokratischen Werte, Menschenwürde und Gleichberechtigung auch unseren Kindern und Jugendlichen zu vermitteln und die Älteren dabei mitzunehmen“, plädiert der Landesvorsitzende der Sinti und Roma in NRW.

Zentrum als Ort der Wertevermittlung und dauerhaften Aktivitäten

Ein Ort für diese Vermittlung kann ein Haus der Roma-Kulturen sein. Denn der mittlerweile sehr üppige Programmreigen beim Djelem Djelem zeige, dass wenige Tage Festival nicht reichten, um die Vielzahl der Angebote zu präsentieren und realisieren, unterstreicht Experte Christoph Leucht. 

Die Schaffung eines Kulturzentrums für europäische Sinti und Roma im Ruhrgebiet steht auf der Agenda.
Die Schaffung eines Kulturzentrums für europäische Sinti und Roma im Ruhrgebiet steht auf der Agenda.

Schon allein daher sei ein Raum notwendig, wo das ganze Jahr über Treffen, Aktivitäten, Angebote und Begegnungen stattfinden könnten. Die Kultur sei dabei ein wichtiger Faktor: „Wir müssen auch Angebote schaffen für Menschen, die keine sozialen oder Bildungsprobleme haben. Von diesem Ansatz gibt es europaweit einige Beispiele“, so Leucht.

Sami Osman, Kulturschaffender und langjähriger Leiter eines professionellen Roma-Theaters, kennt die Probleme: „Es ist sehr schwer, etwas ohne ein eigenes Haus zu machen. Ich weiß sehr gut, wenn man Aktivitäten ohne eigene Immobilie machen muss. Ich war 35 Jahre Leiter des einzigen professionellen Roma-Theaters ohne eigenes Haus“, so Osman. 

„Für mich ist nicht die Frage ob, sondern wann das Haus kommt. Ich habe 40 Jahre Erfahrung in der Arbeit und wir brauchen auch Raum für die Kultur. Nur dann sind permanente Projekte möglich“, so der Duisburger.

„Ich wäre froh, wenn es ein solches Haus geben würde“, betont Hassan Adzaj von Romano Than, der auch die Aktivitäten im Roma Kids Club organisiert. „Wir haben viele Kinder, Jugendliche und Familien. In einem eigenen Haus könnten wir verstärkt auf Bildung setzen, um die Teilhabemöglichkeiten zu verbessern.“ 

Sprache als Schlüssel: Roma sollen ihre Muttersprache Romanes besser lernen

Denn Sprache ist ein großes Problem. Es braucht kontinuierliche Sprachkurse. „Nur mit einer guten Strategie kann es was werden“, ergänzt Osman. Die Sprache ist auch für Roman Franz ein Schlüssel. Die zugewanderten Roma müssten Deutsch lernen, um hier klar zu kommen. 

Einen etwas anderen Akzent setzt hingegen setzte die Hagener Beigeordnete Margarita Kaufmann – von Hause aus Sprachwissenschaftlerin. Für sie ist die „Manifestation und Selbstvergewisserung der eigenen Kultur“ wichtig. „Wer die Muttersprache nicht gelernt hat, kann auch keine neue Sprache lernen. Jede neue Sprache baut auf Muttersprache auf“, weist sie auf die Bedeutung des richtigen Lernens von Romanes in Wort und vor allem Schrift hin. 

Das Schreiben stellt für viele NeuzuwandererInnen eine besondere Herausforderung dar – viele von ihnen sind Analphabeten, weil ihnen in der alten Heimat der gleichberechtigte Zugang zu Bildung verwehrt geblieben ist. Kaufmann kann sich daher auch Partnerschaften mit Bildungsträgern wie der Volkshochschule vorstellen – sie ist in Dortmund auch einer der Festivalbeteiligten. 

Ein Vorschlag, mit dem sie bei Drita Jakubi offene Türen einrennt: „Auch wenn man Romanes von zu Hause spricht, muss man es richtig lernen. Die Muttersprache ist am wichtigsten. Ich hätte mir gewünscht, wenn ich Romanes besser hätte lernen können. Dafür braucht es einen geschützten Ort.“

Herausforderung: Romanes kennt rund 20 verschiedene Dialekte

Die OrganisatorInnen des Roma-Kulturfestival Djelem Djelem laden bereits zum fünften Mal ein. Foto: Alex Völkel
Die OrganisatorInnen des Roma-Kulturfestival Djelem Djelem haben bereits zum fünften Festival eingeladen.

„Sprache ist seit 40 oder 50 Jahren ein Thema. Aber es gibt über 20 Dialekte“, macht Sami Osman die Herausforderung deutlich. Bei Romanes gibt es zwar eine gemeinsame Sprache, aber die Dialekte unterscheiden sich deutlich – vielleicht vergleichbar mit Dialekten in Bayern, Sachsen oder Friesland. 

Für Kaufmann ist das aber nicht entscheidend: „Es geht darum, dass die Kinder ihren Dialekt richtig sprechen. Sie müssen die Authentizität ihrer Muttersprache erleben. Wenn sie nur falsches Deutsch sprechen, kommt was Furchtbares raus. Die Kinder müssen in einer Sprache zu Hause sein. Diese hat ihren Platz in der Gesellschaft“, betont die Hagener Beigeordnete. „Deutsch ist omnipräsent und wird von den Kindern in der Schule gelernt. Wir müssen die Eltern überzeugen, dass ihre Muttersprache wichtig ist“, betont die Linguistin.

Zudem sieht Sami Osman ein weiteres Problem: „Wir haben hier viele bulgarische Roma-Kinder, die nur bulgarisch oder türkisch sprechen, aber kein Romanes. Und auf der anderen Seite Roma-Kinder aus Rumänen, die nur Romanes sprechen, aber kein rumänisch.“

Festival institutionalisiert bisher erfolgreich neue Ideen und Vorschläge

Doch die Sprache ist nur ein Aspekt: „Es gilt auch das Kulturgut Romanes zu pflegen – es ist in verschiedenen Ländern verloren gegangen“, ergänzt Ricarda Erdmann von der AWO-Integrationsagentur, die das Festival maßgeblich mitorganisiert hat. 

Die Etablierung eines eigenen Zentrums wäre nicht die erste Institutionalisierung von Festival-Ideen. Die AWO und das Theater im Depot haben Djelem Djelem initiiert und dutzende Partner, darunter auch die Stadt,  mit ins Boot geholt. Gemeinsam konnten die OrganisatorInnen schon mehrfach institutionelle Pflöcke einschlagen.

Nach dem ersten Festival konnte das Jugendamt der Stadt mit der Diakonie das Kinderhaus „Casa Copiilor“ initiieren, was die Familien sehr gut annehmen. Außerdem hat sich mittlerweile mit dem Verein Romano Than eine Dortmunder Selbstorganisation der Roma in Dortmund als Verein gegründet, der zahlreiche Aktivitäten entwickelt. Und aus dem Festival heraus entstanden ist der Roma-Kids-Club im Dietrich-Keuning-Haus, wo es Tanz- und Musikangebote gibt, die mit Bildungsangeboten verbunden werden.

Wohnen und Arbeiten als besondere Herausforderungen angegangen

Nach mehr als zwei Jahren hat das Ordnungsamtsbüro in der ehemaligen Nordstadt-Apotheke eröffnet.
Eine ehemalige Problemimmobilie wird hjetzt gemeinsam mit Roma-Bewohnern umgebaut.

Aber auch die Themen Wohnen und Arbeiten hat das Festival angestoßen. So wurden im Rahmen eines Qualifizierungsprojektes Arbeitsplätze für Bulgaren und Rumänen in der Stadtreinigung geschaffen. Anders als andere Städte setzt Dortmund nicht auf Abriss, sondern auf den Kauf und Umbau von Problemhäusern. Diese sind häufig keine Problemhäuser, weil dort Roma wohnen. Sondern die Roma wohnen dort, weil es auch vorher schon problematische Immobilien waren, die in der Regel nicht auf dem normalen Wohnungsmarkt zu vermieten sind. 

Allerdings ziehen nach einer In-Wert-Setzung zumeist andere BewohnerInnen ein. Vor allem Roma ziehen bisher häufig den Kürzeren. Das Besondere: Bei einem ersten Umbau-Projekt an der Mallinckrodtstraße setzt die Stadt Dortmund nun auf eine Herrichtung des Gebäudes mit den und durch die bisherigen BewohnerInnen. 

Organisiert wird das durch Grünbau, die auch für die Stiftung Soziale Stadt mehrere Qualifizierungs- und Sanierungsprojekte realisiert hat. Die BewohnerInnen bekommen nun die Chance auf menschenwürdigen Wohnraum und können beim Umbau mitarbeiten – sich beruflich qualifizieren und Geld verdienen. 

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Reaktionen

  1. Planerladen (Pressemitteilung)

    Bürgerforum „Nord trifft Süd“: Engagement von Roma-Akteurinnen und Akteuren in Dortmund

    Die Veranstaltungsreihe Bürgerforum „Nord trifft Süd“, die im Herbst 2011 von Planerladen e.V. und Auslandsgesellschaft NRW e.V. initiiert wurde, hat sich in Dortmund etabliert und ist zur Tradition geworden. Am 20.9.2018 fand das 20. Bürgerforum im Rahmen des Dortmunder Djelem Djelem-Festivals in der Auslandsgesellschaft NRW statt. Über 40 Gäste folgten der Einladung.

    Im Rahmen der Foren wird Engagement von Menschen aus verschiedenen Stadtteilen vorgestellt und die Internationalität in Dortmund sichtbar gemacht. Die Veranstaltungsreihe gibt zum einen Bürgern die Chance, alltägliche und besondere Projekte in Dortmund kennen zu lernen. Menschen unterschiedlichster Herkunft kommen in lockerer Runde ins Gespräch und erfahren mehr über die Kultur des Zusammenlebens in der Stadt. Zum anderen ermöglicht das Bürgerforum Begegnungen von Menschen aus unterschiedlichen Stadtteilen, die sich engagieren und dieselben Interessen teilen. So entstehen Kontakte über die Stadtteilgrenzen hinweg und die Solidaridät in der Stadtgesellschaft wird gestärkt.

    Das Thema des 20. Bürgerforums war das Engagement von Romnija und Roma und des Vereins Romano Than. Romnija und Roma spiegeln die Internationalität Dortmunds wider. Oft wird in den Medien über Roma ein negatives Bild übermittelt und deren Engagement in der Gesellschaft, Erfolge in der Berufswelt, im Kunst- und Kulturbereich leider ausgeblendet. Im letzten Bürgerforum wurden engagierte Persönlichkeiten aus der Roma-Community eingeladen, um über ihr Engagement im selbstgegründeten Verein Romano Than zu berichten und mit dem Publikum ins Gespräch zu kommen. Eingeladen waren die Vorsitzenden vom Verein Romano Than Elena Preduca, Hassan Adzaj und Björn Bauerfeind, Mitglied von Romano Than und AWO-Mitarbeiter. Moderiert wurde das Bürgerforum vom WDR-Journalisten Kay Bandermann.

    Alle drei berichteten von ihrem Engagement für den Verein Romano Than, der vor zwei Jahren gegründet wurde. Der noch junge Dortmunder Verein Romano Than (Haus der Roma) strebt als Selbsthilfeorganisation Bildungs- und Beschäftigungsprojekte an, um über die Lage der Roma in Dortmund und Europa aufzuklären, gegen Diskriminierung anzugehen und Integration zu fördern. Derzeit bietet Romano Than e.V. bereits ehrenamtlich soziale Beratungen auf Romanes an – beispielsweise zu den Themen Wohnungssuche, Mietverträge, Ausländerrecht, Arbeitssuche.

    Elena Preduca berät und begleitet Roma-Familien bei Behördengängen. Sie arbeitet für das Jugendamt und ist eine wichtige Ansprechperson für die Roma-Community. In der Diskussionsrunde machte sie darauf aufmerksam, dass die Situation der Roma trotz einiger Verbesserungen immer noch von rechtlicher Unsicherheit, Armut und Diskriminierung geprägt ist. Nicht wenige Roma sind von Abschiebungen betroffen, obwohl ihr Lebensmittelpunkt in Deutschland ist.

    Hassan Adzaj hat als Vorsitzender viel zu tun. Auch er hilft bei Behördengängen, Übersetzungen und familiären Problemen. Eigentlich ist er von Beruf Koch, doch durch sein jahrelanges Engagement ist er nun im sozialen Beruf aktiv. Er arbeitet für Grünbau als Concierge in der Mallinckrodtstr. 55 – ein Sanierungsprojekt, in dem viele Roma-Familien wohnen. Seine Familie, die seit mehreren Jahren in Deutschland lebt, sei ein Musterbeispiel für gelungene Integration nach anfänglichen Schwierigkeiten. Alle aus seiner Familie seien mittlerweile fest angestellt und gingen einer regulären Beschäftigung nach. Jetzt engagiert er sich, um anderen zu helfen.

    Thomas Bauerfeind arbeitet für die AWO und ist für die Integration von Neuzuwanderern zuständig. Er berät und begleitet mit seinen Kolleg/innen die Menschen bei bürokratischen Problemen.

    Nach der Vorstellung der drei Engagierten wurde über das langfristige Projekt des Vereins Romano Than diskutiert. Eine Anlaufstelle für den Verein soll in Dortmund geschaffen werden. In diesem geplanten Familien- und Kulturzentrum sollen viele Angebote, unterschiedliche Aktivitäten und der interkulturelle Austausch zwischen Roma und Nicht-Roma stattfinden. Damit der Traum Realität wird, arbeitet der Verein gemeinsam mit seinen Kooperationspartnern und dem Dezernenten Jörg Stüdemann intensiv daran, die Finanzierung zu ermöglichen.

    Im Anschluss der Veranstaltung gab es ein geselliges Beisammensein. Das buntgemischte Publikum führte gute Gespräche und knüpfte Kontakte.

    Die Veranstaltungsreihe wird von der Migrations- und Integrationsagentur im Rahmen des Masterplans Migration/Integration der Stadt Dortmund unterstützt.

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