Von Julian Ronneburger
Im Rahmen von „Ruhrhochdeutsch“ fand am vergangenen Sonntag eine Show des Comedy-Programms „NightWash-Live“ statt. In Zeiten einer Pandemie sind Shows von Künstler*innen schwierig zu veranstalten. Hygienemaßnahmen und die dadurch verminderten Kartenverkäufe erschweren aktuell das Künstler*innendasein. Deswegen wechselte auch der Veranstaltungsort vom Spiegelzelt an den Westfalenhallen, wie es eigentlich geplant war, zum Schalthaus 101 am Phoenixplatz, Hörde. Dennoch war es ein gelungener Abend, trotz mäßigem Publikum. Als Moderator führte Jan van Weyde durch den Abend, der zwischen den Auftritten auch ein paar seiner Witze preisgab. Comedians waren an dem Abend Özgür Cebe, Negah Amiri, Tobi Freudenthal und Nektarios Vlachopoulos.
Mit Verlegung des Veranstaltungsortes und ohne Bargeld „Corona-komform“
Für 18 Uhr war die Veranstaltung terminiert. Bis dahin füllte sich auch schon die Halle, so gut wie es nun mal während einer Pandemie geht. Damit der Abend überhaupt stattfinden konnte, mussten die Veranstalter sich an die vom Gesundheitsamt entworfenen Richtlinien halten. Das bedeutet unter anderem ein Kontaktformular, womit man die Besucher*innen, falls nötig, zurückverfolgen kann. ___STEADY_PAYWALL___
Man kennt dieses Vorgehen mittlerweile zum Beispiel von Bäckereien, Restaurants oder anderen Veranstaltungen. Hinzu kam noch ein System, womit man innerhalb der Halle Essen & Getränke kaufen konnte: mit Wertmarken.
Dem Austausch von Bargeld musste man irgendwie Herr werden. Den Mund- und Nasenschutz durfte man am Sitzplatz abnehmen und falls man noch ein Getränk haben wolle, kämen Menschen auf einen zu und würden die Bestellung aufnehmen. Es begann das Programm.
Jan van Weyde – vom Fernseh auf die Stand-Up-Bühnen Deutschlands
Jan van Weyde begleitete den Abend als Moderator. Er kündigte aber nicht nur die Künstler*innen an und stellte sie vor, nein, er stellte auch noch einige Gags aus seinem Comedy-Programm vor.
Dabei erzählte er von Beobachtungen im Alltag, wie das Missverständnis mit dem Begriff „Kinder-Flohmarkt“, WhatsApp-Sprachnachrichten seines Vaters und wie an Karneval eine Biene gegen Darth Vader kämpfte. Wer gewann ist natürlich klar (Ihr denkt gerade hoffentlich alle an die Biene).
Er zeigte aber auch sein Talent als Synchronsprecher. Als Synchronsprecher*in verstellt man üblicherweise seine eigene Stimme. Und plötzlich hörte er sich an wie ein Teeny zwischen „American Pie“ und „Charmed“. Oder Jamie Oliver.
Özgür Cebe: „Wenn ein Sachse „Hamlet“ von Shakespeare zitiert…“
Der erste Auftritt war von Özgür Cebe. Der „optische Moslem“, wie er selbst sagte, vereint gleich drei Kulturen in sich. Er ist nämlich Türke, Kurde und Armenier. Während seines Auftritts erzählte Cebe von einem Zwist mit einem Bayer (sein Name war Achmet. Was auch sonst?), wie zwei Kinder namens Corona und Covid in Asien geboren wurden und über seinen sächsischen Englischlehrer der in seinem Dialekt „Hamlet“ von Shakespeare zitierte. Klar.
Über Attila Hildmann und die Verschwörungstheoretiker verlor er auch noch Worte. Ist Angela Merkel eigentlich ein Reptiloid, lebt in der „Hohlerde“ und zieht im Schatten heimlich die Fäden der Welt!? Keine Ahnung, vielleicht?
Außerdem gab er noch eine Musikperformance zu seinem Bit (quasi eine Reihe von Witzen, die einen thematischen Zusammenhang besitzen) über die „Islamisierung des Abendlandes“. Er dichtete bekannte Schlagersongs um, wie sie wohl im islamischen Kontext heißen würden. Eins der Ergebnisse war „Santa Scharia“.
„Warum heißt es „Wohnung mit Potenzial“? Ich möchte eine fertige komplette Wohnung!“
Als nächstes kam Negah Amiri auf die Bühne. Jap, das ist der Name. Ursprünglich im Iran geboren, kam sie im Alter von 11 Jahren, als sogenannter „Fashionflüchtling“, nach Deutschland. Verständlich, ein Hidschāb, quasi ein Kopftuch, lässt sich halt auch einfach schlecht kombinieren.
Der Anfang in Deutschland sei wegen der Sprachbarriere hart gewesen. Kein Wunder, wenn sich alle 400 km² das Wort für „Brötchen“ ändert. Aufgrund ihres Namens kam sie in ihrem Leben schon in viele lustige Situationen. Man stelle sich nur die Rufe auf den Schulhof vor.
Nicht zu vergessen der 2005 erschienene Song „N**er bums mich“ von B-Tight. Hip Hop Heads wissen wovon ich rede (ach ja, die Aggro-Berlin Zeit…). Wie findet man so einen Partner fürs Leben? Amiri ist mittlerweile von Tinder weg und sucht lieber auf ImmobilienScout, die haben dann wenigstens ’ne Wohnung, nach ihrem „Göttergatten“. Also wer dieses Wort kennt kann nicht besser integriert werden.
Tobi Freudenthal bedankt sich beim Publikum: „Ohne Euch ist es unmöglich“
Tobi Freudenthal war der nächste. Er begann mit der Frage, „was man gegen Kater tun könne“. Vorschläge aus dem Publikum waren das allseits bekannte „Kontersaufen“, also nochmal mehr Alkohol hinterher kippen, oder auch Kaffee. Des weiteren sagte er, man solle logische, klare Dinge niemals aussprechen.
„Klar, du kannst bei mir übernachten. Keine Sorge ich fasse dich nicht an.“ OK, ich suche mir dann doch lieber ein Hotel. Ein weiterer Punkt war das Thema „Schnarchen“. Wenn man schnarchende Menschen damit konfrontiert, sogar mit einer Ton- oder Videoaufnahme, käme immer die gleiche Antwort.
„Nein, kann nicht sein“. Es stimmt, ich spreche aus eigener Erfahrung. Der „Schnarcher“ war ich natürlich nicht in dieser Situation. Zum Abschluss seines Auftrittes bedankte er sich nochmal für die Zuschauer*innen. Für fast alle der Comedians war es der erste Auftritt seit Monaten. „Eine Show ohne euch ist unmöglich“.
„Als Mann nehme ich natürlich den Räuberteller. Tja, dass ist leider ein Kindermenü…“
Nektarios Vlachopoulos war der letzte. Er merkte auch sofort, dass das Publikum in mehreren Generationen unterteilt war. Da gab es einmal die ausnahmslos-jedes Kleidungsstück-in-Beige-Fraktion, alternativ auch Frotee-Polos, also die etwas älteren und die deutliche Mehrheit. Die „Schatz, wollen wir uns mal zum Swinger-Abend treffen?“-Mittdreißiger und natürlich meine Generation. Wir sollten „Die Renten sind sicher“ rufen.
Insgesamt alle herrlich treffend. Der Grieche hielt ein Bit über berühmte letzte Worte vor dem Tod, Probleme mit gutaussehenden Kellnern, die das Date ausspannen und Dirty Talk auf Schwäbisch. Denn dieser hört sich ziemlich ungeil an. Dabei schrieb er einen Ausschnitt aus dem Erotik-Roman „50 Shades of Grey“ auf Schwäbisch um.
In Person von Christoph Grau, wie der Protagonist des Romans mittlerweile hieß, sagte er Sätze wie „Komm her, Spätzle“, die natürlich vor Erotik nur so sprießen.
Weitere Informationen:
Gefallen gefunden an NightWash-Live?
- NightWash veranstaltet eine weitere Show am 06. September in der gleichen Location. Tickets entweder unter ruhrhochdeutsch.de oder bei ihrem Ticketanbieter ihrer Wahl. Zu Gast sind David Kebekus, Ben Schmid, Sven Bensmann Glen Langhorst und Frank Pyrczek.
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