Flucht, Neuanfang und Zukunft in Dortmund - es gibt viele Unklarheiten

Die Zukunft syrischer Geflüchteter: Dürfen wir Bleiben oder müssen wir zurückkehren?

Syrische Flüchtlinge demonstrieren vor der Bundesanstalt für Migration und Flüchtlinge (BaMF) in Huckarde. Foto: Gerd Pfisterer
„Wir wollen arbeiten und uns integrieren“: Syrer:innen in Dortmund setzten ein Zeichen für ihre Zukunft in der Stadtgesellschaft. Archivbild: Gerd Pfisterer

Der Bürgerkrieg in Syrien hat Millionen Menschen gezwungen, ihre Heimat zu verlassen. Viele von ihnen sind in Dortmund angekommen und haben hier ein neues Leben aufgebaut. Die Zahlen sprechen für sich: Immer mehr Syrer:innen lassen sich einbürgern und zeigen damit, dass sie Dortmund zu ihrer Heimat machen wollen.

Neue Perspektiven, aber noch offene Fragen

Allein im Jahr 2023 erhielten rund 1.600 Syrer:innen die deutsche Staatsbürgerschaft, 2024 waren es weitere 1.500. Damit sind sie die größte Gruppe unter den neu Eingebürgerten. Zum Vergleich: Türkische Staatsangehörige, die traditionell eine große Community in Dortmund bilden, liegen auf Platz zwei, gefolgt von 129 Marokkaner:innen. ___STEADY_PAYWALL___

Die Flüchtlinge sind in Dortmund angekommen
Die Stadt Dortmund nimmt regelmäßig Geflüchtete auf. Die Zahlen variieren monatlich. Foto: Klaus Hartmann

Rund 14.000 syrische Staatsangehörige leben in Dortmund (Stand: 1. Januar 2025). Der Großteil von ihnen hat einen Aufenthaltstitel aus humanitären Gründen: etwa 10.000 Menschen haben den Schutzstatus – sie flohen vor Krieg und Verfolgung. Oberbürgermeister Thomas Westphal betont: „Für die aktuelle Situation haben wir noch viele Fragezeichen bei uns. Wir wissen im Kern noch nicht wirklich, wie wir es machen.“ Damit verweist er auf die komplexen Herausforderungen, die mit den befristeten Aufenthaltstiteln und deren Verlängerung oder dem Wechsel zu unbefristeten Titeln verbunden sind. Die Schutzgründe, die den Aufenthaltstiteln zugrunde liegen, sind weiterhin entscheidend. Syrer:innen mit humanitärem Schutzstatus bleiben, solange der Schutzanspruch von den deutschen Behörden anerkannt wird. Was passiert, wenn die Bundesregierung Schutzgründe für Syrien infrage stellt, ist bisher unklar. Die aktuelle Lage in Syrien lasse diese Option jedoch als „fragwürdig“ erscheinen, so Westphal.

Stadtgesellschaft als neue Heimat

Neben rechtlichen Fragen geht es auch darum, wie gut die Integration in den Arbeitsmarkt gelingt. Zahlen dazu, wie viele Syrer:innen in städtischen Jobs untergekommen sind, sollen bald nachgereicht werden. Klar ist jedoch, dass syrische Familien zunehmend in Dortmund Fuß fassen.

Die Flüchtlinge sind in Dortmund angekommen
Kinder aus Syrien wachsen zwischen Vergangenheit und Zukunft auf – mit Hoffnung auf ein neues Leben in Sicherheit. Klaus Hartmann | Nordstadtblogger

Besonders in den städtischen Übergangsunterkünften, wo derzeit 224 Syrerinnen leben, zeigt sich die Bedeutung von stabilen Perspektiven. Unter ihnen sind 110 Kinder und Jugendliche – fast die Hälfte davon unter sechs Jahren. Langfristige Perspektiven hängen auch von der Aufenthaltsdauer ab.

Syrer:innen mit befristeten Titeln durchlaufen verschiedene Stufen des Asylsystems. Diese Hierarchien entscheiden, wie dauerhaft ihr Schutzanspruch ist und welche Rechte sie in Deutschland haben. Insgesamt besitzen 600 Syrer:innen in Dortmund bereits einen unbefristeten Aufenthaltstitel.

Bisher ist keine Rückkehrwelle in Sicht

Trotz bundespolitischer Debatten über eine mögliche Rückkehrpolitik nach Syrien gibt es bisher keine Hinweise darauf, dass dies Auswirkungen auf die syrische Community in Dortmund hat. Bislang wurden dem Amt für Migration keine Rückreisen gemeldet.

Rückkehrentscheidungen bleiben meist individuell und werden oft nicht offiziell registriert. Für die meisten syrischen Geflüchteten ist klar: Solange in Syrien keine stabilen Verhältnisse herrschen, ist eine Rückkehr keine Option. Dortmund bietet ihnen nicht nur Schutz, sondern auch die Möglichkeit, sich ein neues Leben aufzubauen.


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