Die Schulentwicklung in Dortmund wird Politik und Verwaltung vor große Herausforderungen stellen. Denn klar ist: „Die Plätze werden nicht mehr bedarfsdeckend sein. Dortmund wächst – und wir brauchen eine Planung, die das berücksichtigt, die auf Wachstum abstellt und die schulräumliche Versorgung sicherstellt“, betonte Schuldezernentin Daniela Schneckenburger bei der Vorstellung der Anmeldezahlen für die Sekundarstufe I.
Beschulung von Flüchtlingskindern bei Planung nicht berücksichtigt
Die Zahlen und Prognosen sind vor allem deshalb bemerkenswert, weil sie den verstärkten Zuzug von Flüchtlingen noch gar nicht berücksichtigen. Selbst die rund 3000 Kinder und Jugendlichen, die derzeit in „Willkommensklassen“ auf den Schulalltag vorbereitet werden, sind darin nicht abgebildet.
Von den derzeit insgesamt rund 3000 SchülerInnen in Auffangklassen sind 900 an Grundschulen, 1440 an Schulen der Sekundarstufe I sowie über 700 in Schulformen der Sekundarstufe II, wo sie sich auf den Wechsel in eine Regelbeschulung vorbereiten und vor allem Deutsch lernen.
Am 12. April wird es eine erste Regionalkonferenz und dann wohl auch erste Zahlen geben, wie es mit diesen neuen SchülerInnen weitergehen soll, verdeutlichte Ralf Dallmann, stellvertretender Leiter des Fachbereichs Schule und zugleich Leiter des Bereichs Schulorganisation.
„Der Schulträger muss sich mit dem weiteren Wachstum auseinandersetzen – und das stadtbezirksbezogen“, ergänzte Schneckenburger. Sie geht von unterschiedlichem Wachstum in den Stadtbezirken und bei den Schulformen aus.
„Ich erwarte auch, dass sich das Land hilfreich zeigt, was die wachsenden Kommunen angeht. Die Schulpauschale ist nicht mehr auskömmlich, weil wir Wachstum in Sprüngen sehen“, so Schneckenburger.
Zum Ende des Schuljahres 2015/16 werden 4.615 Schülerinnen und Schüler den vierten Jahrgang der Grundschulen verlassen („Übergänger“). Davon haben bisher 325 Kinder mit sonderpädagogischem Unterstützungsbedarf am „Gemeinsamen Lernen“ in den Grundschulen teilgenommen.
Gymnasien und Gesamtschulen sind die bevorzugten Schulformen
Das wenig überraschende Ergebnis: Die Gymnasien wachsen weiter und die Gesamtschulen haben weiterhin einen Anmeldeüberhang. Einen gewissen Rückgang verzeichnet die Stadt bei Realschulen und Hauptschulen.
Gymnasien stehen bei der Wahlentscheidung der Eltern eindeutig an erster Stelle. Die Gymnasien der Stadt Dortmund wurden mit einer Anmeldequote von 35,7 Prozent gewählt. Bezieht man die Anmeldungen an den in anderer Trägerschaft stehenden Gymnasien (Mallinckrodt-Gymnasium und Privates Gymnasium Stadtkrone) und Schulen in Nachbargemeinden mit ein, wählen mehr als 40 Prozent der Eltern diese Schulform.
An zweiter Stelle stehen mit einer Anmeldequote über 28 Prozent die Gesamtschulen. Die Berücksichtigung von Anmeldungen in Nachbargemeinden führt bei dieser Schulform zu einer Anmeldequote über 30 Prozent.
Eine gegenüber dem Vorjahr etwas geringere Nachfrage verzeichneten mit einer Anmeldequote von 24,6 Prozent die Realschulen.
Unverändert niedrig stellt sich mit 3,9 Prozent die Anmeldequote an den Hauptschulen dar. Diese Schulform wird von Eltern im Übergang von den Grundschulen in die Sekundarstufe I nur noch marginal als Schulformalternative wahrgenommen.
Der Trend geht ungebrochen weiter zum höchstmöglichen direkten Bildungsabschluss
„Die Eltern wollen weiterhin, dass die Kinder möglichst im ersten Schritt den ihnen höchstmöglichen Bildungsabschluss erreichen können. Bildung ist das höchste Gut“, unterstrich Schneckenburger.
Für 95 Prozent der Fälle konnte die Wunschschule bei Gymnasien und Realschulen realisiert werden. Bei Gesamtschulen sieht das anders aus – erneut werden Kinder nicht ihre Wunschschule besuchen können, da die Kapazitäten der neun Dortmunder Gesamtschulen schon seit ihrer Gründung nicht ausreichen.
Die Grundschulen hatten die Eltern intensiv beraten, damit sie eine möglichst passgenaue Schulform für ihre Kinder finden, verdeutlichte Uta Doyscher-Lutz, Schulamtsdirektorin im Schulamt für die Stadt Dortmund.
Alle acht Dortmunder Hauptschulen können wieder Eingangsklassen bilden
Eine gute Nachricht hatte Bernd Bruns, im Schulamt für Hauptschulen zuständig, im Gepäck: Alle acht Dortmunder Hauptschulen werden wieder eine Eingangsklasse bilden können – sie haben also mindestens 18 Schülerinnen und Schüler in der zukünftigen Klasse 5.
Das ist nicht der Regelfall: Denn beim Anmeldeverhalten zur Klasse 5 entscheiden sich nur 3,5 bis 4 Prozent für einen direkten Übergang von der Grund- auf die Hauptschule.
„Einen Anstieg der Zahlen erleben wir ab der Jahrgangstufe 7. Dann gibt es eine große Zahl von Schulformwechslern“, verdeutlicht Bernd Bruns. Die Hauptschule sei vor allem wegen der starken Berufsorientierung interessant.
Auch die individuelle Förderung können Hauptschulen wegen der kleinere Klassengrößen besser leisten.
Politik muss sich mit den Folgen befassen: Großer Handlungsdruck
Die Vorsitzende des Schulausschusses, Saziye Altundal-Köse, sieht nun die SchulpolitikerInnen aller Parteien gefordert, um die steigenden Bedarfe aufzufangen. Sie sieht vor allem bei den Gesamtschulen Handlungsbedarf.
„Da wird hoffentlich auch politisch demnächst etwas passieren“, sagte die Grünen-Politikerin. Bisher hatte sich vor allem die CDU gegen den Ausbau der Gesamtschulen ausgesprochen.
Die Schaffung einer weiteren Gesamtschule durch die Fusion von Haupt- und Realschule in der Nordstadt war allerdings an den Schulkonferenzen gescheitert. Wir es hier weitergeht, ist noch offen.
Doch am notwendigen Handlungsbedarf hat sich nichts geändert. In der Nordstadt ist der Handlungsdruck am größten.
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