Die „Vereinten Nationen in klein“ feierten 50 Jahre. Rund 20 Nationen sind in der Kindertagesstätte Leopoldstraße (heute Familienzentrum) von FABIDO vereint.
Der Nikolaus eröffnete am 5. Dezember 1964 die Kindertagesstätte Nord
Am 5. Dezember 1964 eröffnete der Nikolaus die Kindertagesstätte Nord. Hinter dem Rauschebart steckte der damalige Abteilungsleiter für Kindertageseinrichtungen des Jugendamtes und verteilte Süßes.
Einen Nikolaus gab es bei der Feier zum 50. Geburtstag nicht. Bürgermeisterin Birgit Jörder und Friedhelm Sohn, Vorsitzender des Ausschusses für Kinder Jugend und Familie kamen, um zu gratulieren. Und fanden ein volles Haus vor.
Eltern von derzeitigen Besucherinnen und Besuchern der Einrichtung, aber auch viele ehemalige Kinder und Eltern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten sich in der traditionsreichen Bildungs-Einrichtung in der Nordstadt eingefunden.
Austausch zwischen den Kulturen – Kinder als einendes Element
Muttis und Papas aus unterschiedlichen Kulturen tauschten sich über ihre Kinder und Familienangelegenheiten aus.
Kleine und auch große Gäste machten aber auch mit Freude bei den Aktionen wie das Dekorieren von Stumpenkerzen mit Wachsplatten, das Bemalen von Engeln, Sternen und Zauberweihnachtsbäumen mit Buntstiften und das kreative Gestalten von Minileinwänden mit Fingerfarben, mit. Oder bedienten sich am Büffet, das die Küche der Einrichtung aber auch Eltern vorbereitet hatten.
Renate Krajecki als Ehrengast – schon bei der Eröffnung als Erzieherin dabei
Unter den Ehrengästen auch die Renate Krajecki (82), die 1962 in den beiden Baracken auf dem Nordmarkt als Kindergärtnerin angefangen hatte. Sie war beim Richtfest und der Einweihung der „Kindertagesstätte Nord“ dabei.
Mit dem Umzug an den Rand des Schlachthofgeländes war die Zeit der Baracken vorbei. Die Kindertagesstätte war Teil des großen Umgestaltungsprojektes, zudem später auch das Dietrich-Keuning-Haus, die Stadtbahn-Station und das neue Nordbad gehörten.
„Die Kinder mussten bei jedem Wetter nach dem Mittagessen nach draußen, damit wir drinnen die Betten für den Mittagsschlaf machen konnten“, erinnert sie sich. „Der Mittagsschlaf musste strikt eingehalten werden, auch für Kinder, die kurz vor der Einschulung waren“.
Kita schrieb mehrfach Geschichte: Schon 1985 wurden Kinder ab 4 Monaten aufgenommen
Die Leitung von Dortmunds damals größter Kindertagesstätte mit 90 Kindern übernahm die heutige Rentnerin 1972. In ihrer Zeit wurde an der Leopoldstraße wieder Kita-Geschichte geschrieben: 1985 wurde zum ersten Mal in Dortmund eine Gruppe für Kinder im Alter von 4 Monaten bis 6 Jahren eingerichtet. Damit stieg die Zahl der Plätze auf über 100.
Um den Platz und die „familienähnliche Atmosphäre“ – wie seiner Zeit gelobt wurde – zu schaffen, wurde kurzerhand die Hausmeisterwohnung umgebaut. Wo dann der Hausmeister unterkam, ist nicht überliefert.
Damit bekam Renate Krajecki aber ein anderes Problem – das „domicil“, den Jazz-Club im Keller der Kita. „Wenn die zuviel Strom für die Verstärker verbrauchten, flog bei uns oben die Sicherung heraus. Wie oft haben die mich abends oder in der Nacht angerufen deswegen. Denn nur ich hatte den Schlüssel für oben.“ Das alles ist Geschichte, 1992 ging Renate Krajecki in den Ruhestand.
Gemeinsames Leben, lernen, spielen und eine dem Entwicklungsstand entsprechende Förderung war auch schon vor 50 Jahren in der pädagogischen Arbeit ein Grundsatz. Hinzu gekommen sind die gesellschaftlichen Änderungen. Das Verständnis für unterschiedliche Kulturen mit ihren Werten und Normen.
23 pädagogische Fachkräfte und ein dreiköpfiges Hauswirtschaftsteam
Die Kindertagesstätte Nord ist heute ein zertifiziertes Familienzentrum NRW. 23 pädagogische Fachkräfte und ein dreiköpfiges Hauswirtschaftteam setzen unter der Leitung von Eugenie van de Straat, Partizip Federer und Katja Limberg- Mintenig das für alle Tageseinrichtungen geltende Fabido Konzept um.
Das multikulturelle Team schafft so die Atmosphäre für Chancengleichheit und gesunder emotionaler und sozialer Förderung. Dies natürlich individuell mit dem Blick auf die Nordstadt und den Bedürfnissen von Kindern und Eltern.
Die vielen Kooperationspartner ermöglichen ein breitgefächertes Angebot für Erwachsene, oft auch in der Muttersprache. Beratung und Hilfestellung bei unterschiedlichsten Problemen des alltäglichen Lebens, aber auch nur einfach mal reden und zuhören.
Sprachexpertin der „Bundesoffensive Sprache“ begleitet das Nordstadt-Team
Sonderprogramme des Landes NRW, ermöglichen es dem Familienzentrum, noch gezielter zu fördern. So begleitet eine Sprachexpertin der „Bundesoffensive Sprache“ das Team bei der alltagsintegrierten Sprachförderung.
Eine Motopädin gestaltet Bewegungsangebote jeweils orientiert an den Stärken jener Kinder, deren Wahrnehmungs- und Bewegungsvermögen gestört ist.
Finanziell gefördert wird dieses Projekt über plus- Kita. Die Kooperation mit der benachbarten Jugendmusikschule der Stadt Dortmund ermöglicht eine Erweiterung des musischen Angebots durch eine Musikpädagogin.
Mehr als 20 Nationen friedlich unter einem Dach – Weitsicht bewiesen
An Zahl und Alter der Kinder hat sich in den Jahren wenig geändert. Aber wie viele Nationen es damals waren? Sicher keine 20 wie heute. Die Kindertagstätte Leopoldstraße war immer stolz auf den Spitznamen Vereinte Nationen im Kleinen. Als FABIDO Familienzentrum konnte sie sich für alle Bewohner der Nordstadt öffnen.
Immer wieder möchten Eltern ihr Kind ganz gezielt in der „ Leopold“ anmelden. Ein Zeichen dafür, wie fest verankert dieses Haus in der Nordstadt ist… und welche Weitsicht vor mehr als 50 Jahren Rat und die Verwaltung bewiesen, als sie beschlossen am Schlachthof eine Kindertagesstätte zu errichten.