Von Florian Kohl
Mit einer großen Feier und zahlreichen Fußball-Vizeweltmeistern von 1966 wurde am Sonntagmittag im Deutschen Fußballmuseum Dortmund die Sonderausstellung „50 Jahre Wembley – der Mythos in Momentaufnahmen“ eröffnet.
Die erste Sonderausstellung widmet sich einem Fußballschlüsselereignis
Fast auf den Tag genau 50 Jahre ist es mittlerweile her, dass bei der Fußball-Weltmeisterschaft das Gastgeberland England den Weltmeistertitel errang. Dieser Titel gehört bis heute in jedes Fußballlexikon, jedoch nicht, weil England seitdem nie mehr eine Welt- oder Europameisterschaft gewinnen konnte, sondern weil diesem Titel ein skandalöses Finalspiel im Londoner Wembleystadion gegen Deutschland voranging.
Skandalös deshalb, weil bis heute darüber gestritten wird, ob der Ball bei Geoff Hursts Treffer zum 3:2 (das berüchtigte Wembley-Tor) überhaupt im Tor war oder nicht.
Und weil die Deutsche Nationalmannschaft damals, wenige Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs für ihre unaufgeregte Art, die Niederlage zu akzeptieren, auch von den Engländern so viel Anerkennung bekam, nahm das Deutsche Fußballmuseum das runde Jubiläum zum Anlass, diesem für den deutschen Fußball historischen Schlüsselereignis die erste Sonderausstellung seit seiner Eröffnung im Oktober 2015 zu widmen.
Ein Mittag, um in Erinnerungen zu schwelgen und Idole zu bewundern
Rund 200 Gäste waren ins Dortmunder Fußballmuseum gekommen, um der Eröffnung der ersten Sonderausstellung beizuwohnen. Und nicht zuletzt, um einige deutsche Fußballlegenden live zu sehen.
Denn zum feierlichen Akt hatte das Museum Spieler eingeladen, die beim legendären Spiel vor 50 Jahren dabei gewesen waren: Darunter den damaligen Kapitän und heutigen Ehrenspielführer Uwe Seeler, sowie Sepp Maier, Hans Tilkowski oder Sigi Held.
Seeler war es denn auch, der zusammen mit DFB-Präsident Reinhard Grindel in Erinnerungen an dieses denkwürdige Spiel schwelgen und in freier Form die damalige Mannschaft vorstellen durfte.
In dieser anekdotenreichen Stunde, in der auch Abwehrspieler Willi Schulz oder Torwart Hans Tilkowski zu Wort kamen, lautete die Kernbotschaft der ehemaligen Spieler: Man muss akzeptieren, wie damals entschieden wurde.
Sie schienen damit aber auch sagen zu wollen, dass man irgendwann mal aufhören müsse, darüber zu diskutieren, ob es nun ein Tor gewesen sei oder nicht. Laut aussprechen wollte das aber selbstverständlich niemand, schließlich baute die gesamte Veranstaltung darauf auf.
Doch auch, wenn das Wembley-Tor zwar Anlass und Rahmen stellte, war die Anwesenheit der Fußballidole von damals für viele der Gäste sicherlich ein entscheidendes Argument für den Ausflug am Sonntagvormittag.
Angemessene Würdigung eines bedeutenden Ereignisses der Fußballgeschichte
Denn die Sonderausstellung selbst fällt in Relation zu der Eröffnungsveranstaltung und dem vielen Gerede, dass um das Wembley-Tor gemacht wurde, erstaunlich klein aus.
Sie befindet sich in einem runden Raum im ersten Stock, auf dessen Wand die Namen der deutschen Fußballnationalspieler und -spielerinnen stehen, aufgelockert von Reihen kleiner Bildschirme, auf denen wie auf einer Werbebande durchlaufend wechselnde Spielerportraits der Mannschaft von 1966 dargestellt werden.
Auf einer Leinwand laufen unentwegt die entscheidenden Bilder des Spiels, in einem kleinen, innenarchitektonisch durchaus interessant gestalteten Nebenraum ebenfalls.
Außerdem gibt es eine gepolsterte, wohl einer heutigen Auswechselbank nachempfundene Lederbank, auf der man es sich bequem machen und das Spiel mit dem deutschen Originalkommentar nochmal in seiner vollen Länge von 120 Minuten ansehen kann.
Alles in allem eine schöne kleine Sonderausstellung
Darüber hinaus hängen im Raum ansprechend aufbereitete Fotografien von damals, ausführlich kommentiert und einsortiert – und so angeordnet, dass man in diesem eher kleinen Raum erstaunlich viel herumlaufen kann.
Alles in allem eine schöne kleine Sonderausstellung, die ein unbestreitbar wichtiges Ereignis der deutschen Fußballgeschichte auf angemessene Weise würdigt. Die große, zu diesem Anlass abgehaltene Zeremonie, wirkte dafür zwar etwas fehl am Platze, aber letztlich diente sie auch dazu, die alten Erinnerungen und die Nostalgie wieder aufleben zu lassen.
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DFM
Fußballkino im DFM: „Goal!“
Im Kino des Deutschen Fußballmuseums läuft am Samstagabend „Goal!“. Der offizielle FIFA-Film der WM 1966 porträtiert die 16 teilnehmenden Mannschaften, zeigt Ausschnitte aus den wichtigsten Spielen und natürlich auch das legendäre Finale in Wembley, das durch die umstrittene Tor-Entscheidung des Linienrichters Tofiq Bahramov entschieden wurde.
Die WM in England steckt voller bunter Geschichten: Das „Swinging London“ mit den Beatles und Rolling Stones, Uruguays Troche, der Uwe Seeler ohrfeigt, die verschwundene WM-Trophäe, die der Hund Pickles wiederfand.
Die Bilder sind vielen Fußballfans noch sehr präsent, denn diese WM war die erste, die live im Fernsehen übertragen wurde, allerdings in Schwarz-Weiß. „Goal!“ beweist, dass die Welt auch damals schon bunt war.
GB/LI / 1966 / 108 min / Dokumentarfilm
Regie: Ross Devenish, Abidin Dino
(In englischer Originalfassung)
Datum: Samstag, 6.August 2016 um 18 Uhr
Einlass: ab 17:30 Uhr
Preis: 7,00 EUR pro Ticket (Abendkasse: 9,00 EUR)
http://www.fussballmuseum.de/ANSTOSS
DFM
„Am Ende gewinnen immer die Deutschen“:
Steffen Freund und Raphael Honigstein erörtern berühmtes Lineker-Zitat
Ein berühmtes Zitat von Englands Stürmer-Legende Gary Lineker – „Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen“ – ist titelgebend für eine prominent besetzte Gesprächsrunde, die das Deutsche Fußballmuseum am Mittwoch, 24. August 2016 ab 20 Uhr durchführt.
Ex-BVB-Spieler Steffen Freund, mit langjähriger Erfahrung als Profi und Trainer in der Premier League, und der in England lebende deutsche Journalist und Buchautor Raphael Honigstein diskutieren über das spezielle Verhältnis zwischen dem deutschen und englischen Fußball.
Im Mittelpunkt dieses Abends stehen unter anderem die unvergessenen Highlights der gemeinsamen Fußballgeschichte wie das berühmt berüchtigte Wembley-Tor 1966, die „Fußballkriegs-Erklärung“ des Daily Mirror gegen Deutschland am Tag des EM-Halbfinales 1996 oder das Tor von Dietmar Hamann zum 0:1 beim letzten Spiel 2001 im altehrwürdigen Londoner Wembley-Stadion. Thematisiert wird aber auch die aktuelle Entwicklung in den beiden Fußball-Nationen, die durch die stetig wachsende Präsenz deutscher Stars in der Premier League und das Engagement von Trainer Jürgen Klopp beim FC Liverpool geprägt ist.
Neben der besonderen Rivalität scheint sich zunehmend auch gegenseitige Wertschätzung Bahn zu brechen. Während die regelmäßigen Live-Übertragungen englischer Spitzenspiele im deutschen Fernsehen ein breites Stamm-Publikum haben, unternehmen immer mehr britische Fans – nicht zuletzt wegen vergleichsweiser moderater Ticketpreise – Kurztrips nach Deutschland zu Begegnungen der Bundesliga. Darüber hinaus beleuchten Steffen Freund und Raphael Honigstein die unterschiedlichen Strukturen der Fußball-Großmächte und zeigen auch einige Gemeinsamkeiten auf, die auf beiden Seiten des Ärmelkanals bislang nur selten zur Sprache kamen.
Dies alles bietet genügend Gesprächsstoff für einen unterhaltsamen Abend im Deutschen Fußballmuseum, bei dem die Experten Linekers These „… und am Ende gewinnen immer die Deutschen“ kenntnisreich und hintergründig überprüfen.
Tickets für die Veranstaltung sind zum Preis von 7€ im Vorverkauf über die Museumskasse oder unter fussballmuseum.de erhältlich.
Mehr dazu: http://www.fussballmuseum.de/ANSTOSS