Die trauen sich mal was: Aktivistinnen der Guerrilla Girls erhalten den MO_Kunstpreis 2025

Seit 40 Jahren: Mit Gorilla-Masken gegen Diskriminierung

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Sie sind bekannt für scharfe Ironie, kritische Kunstaktionen gegen Diskriminierung und ihre Gorilla-Masken – und niemand weiß, wer sich dahinter verbirgt. Die Freunde des Museums Ostwall verleihen ihren 12. Kunstpreis an die weltweit agierende Künstlerinnen-Gruppe Guerrilla Girls. Photo Katie Booth

Müssen Frauen nackt sein, um ins Museum zu kommen? Diese ironische Frage stellte die Künstlerinnengruppe Guerilla Girls bereits 1989. Vierzig Jahre nach ihrer Gründung steht es immer noch schlecht um den Anteil an Kunst von Frauen in deutschen Museen. Die Vergabe des MO-Kunstpreises will Zeichen setzen.

Mit Kunst für Frauenrechte, gegen Diskriminierung und Rassimus

Nach den Demonstrationen zum Internationalen Frauentag und der Demontage des „Black Lives Matter“-Schriftzugs in Washington kommt aus Dortmund eine gute Nachricht für Fans einer Kultur, die sich für Vielfalt und Solidarität einsetzt. Die Fachjury für den MO-Kunstpreis wählte aus insgesamt acht nominierten Vorschlägen die Gruppe „Guerrilla Girls“.

Die Guerilla Girls sind seit 1985 in der Kunstszene. Jetzt gibt es den MO-Kunstpreis. Andrew Hinderaker

Wer zur Gruppe gehört ist auch 40 Jahre nach ihrer Gründung nicht bekannt – es soll sich um Künstlerinnen, Kuratorinnen oder auch Kritikerinnen handeln. Die Girls wahren ihre Anonymität bis heute durch das Tragen von Gorillamasken und geben sich die Namen berühmter Künstlerinnen wie Frida Kahlo, Eva Hesse oder auch Käthe Kollwitz.

Anlass zu ihrer Gründung gab 1985 eine internationale Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art, die einen Überblick über die internationale Kunst gab. Von 169 gezeigten künstlerischen Positionen waren nur 13 von Frauen. Darüber hinaus kam die Kunst lediglich aus den USA und Europa.

Heute sind die kritischen Poster und Flugblätter der Guerrilla Girls weltberühmt, sie machen Performances, geben Workshops und arbeiten aktuell an ihrer großen Jubiläumsschau im Getty Museum Los Angeles. Leider haben ihre Themen – Frauenrechte, Diskriminierung, Rassimus – nicht an Aktualität verloren. Im Gegenteil.

„Ein starkes Signal gegen zurückgewandte Tendenzen setzen“

„Die Entscheidung für eine Aktivistinnengruppe trägt auch dem aktuellen politischen und gesellschaftlichen Klima Rechnung und möchte ein starkes Signal gegen zurückgewandte Tendenzen setzen, die sich sowohl in Europa als auch in den USA zunehmend verfestigen“ – heißt es in der Pressemitteilung des MO_Museum Ostwall im Dortmunder U,

Tell these people who I am: Blick in den Saal auf Portrait und Objekte der Bildhauerin Renée Sintenis (1888-1965) © Roland Baege Fotografie

Die Preisvergabe will auch die eigenen Bemühungen des MO noch einmal unterstreichen. Bereits seit längerem reflektiert das MO-Team die Geschichte der Sammlung, will Frauen mehr Raum geben und Lücken schließen. Die Sonderausstellung „,Tell these people who I am‘ – Künstlerinnen in Expressionismus und Fluxus“ macht dies zum Thema.

MO_Sammlungsleiterin Nicole Grothe freut sich daher über die Entscheidung der Jury: „Seit 40 Jahren machen die Guerrilla Girls mit scharfer Kritik und spektakulären Aktionen die Unterrepräsentation von Künstlerinnen und Artists of Colour im Kulturbetrieb sichtbar. Als feministische Aktivistinnen tragen sie maßgeblich dazu bei, strukturelle Diskriminierung im Kunstbetrieb zu bekämpfen.“

Dass trotzdem noch viel zu tun ist, weiß auch Grothe und blickt gespannt auf die Zusammenarbeit mit den Künstlerinnen: „Unter diesen Voraussetzungen mit den Vorkämpferinnen für mehr Vielfalt im Kunstbetrieb arbeiten zu dürfen, gehört zu den Highlights des Jahres.“

Preis für die Guerilla Girls im 40. Jubiläumsjahr

Teil der Jury war auch Benjamin Sieber, Vorsitzender der Freunde des Museum Ostwall: „Seit 1985 sind die Guerrilla Girls aktiv und leisten Widerstand gegen Ausgrenzung von Frauen und People of Color in Kultur und Kunst. Die diesjährige Kunstpreisverleihung sowie die MO_Schaufensterausstellung gibt uns in Dortmund die Möglichkeit, im Reigen ihres Festjahres ein Teil davon zu sein.“

Bereits zum 12. Mal loben die Freunde des Museums Ostwall den MO_Kunstpreis „Dada, Fluxus und die Folgen“ aus. Durch den zunächst mit 10.000 Euro von den Freunden des Museums Ostwall e.V. gestifteten Ankaufspreis kommen seit 2014 Werke namhafter Künstler:innen, die in der Tradition von Fluxus arbeiten, in das Museum Ostwall im Dortmunder U. Seit 2020 wird der MO_Kunstpreis mit weiteren 10.000 Euro von den Kulturbetrieben unterstützt.


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