Die Sorgen war groß: Wie kalt wird der Winter? Reichen die Gasreserven? Am Ende der Heizperiode sieht die Lage deutlich rosiger aus als im Herbst 2022 befürchtet. Daher stehen nun auch in Dortmund Lockerungen an, wenn die Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung am 15. April 2023 ausläuft. Künftig wird es an den Arbeitsstätten sowie in Schwimmbädern und Turnhallen wieder wärmer. Außerdem werden vielerorts die Außenbeleuchtungen wieder eingeschaltet.
Sparsamer Winter: Die Gasspeicher sind zu 64 Prozent gefüllt
„National betrachtet ist die Versorgungslage stabil – in den letzten Tagen haben wir sogar Gas eingespeichert“, betont Dortmunds Oberbürgermeister Thomas Westphal. Zu 64 Prozent sind die Gasspeicher Ende März gefüllt: „Ende Oktober hatten wir noch eine ganz andere Erwartungshaltung.“
Damals sei man froh gewesen, wenn die Speicher im Frühjahr noch zu 30 bis 40 Prozent gefüllt gewesen wären – es gab zudem eine Reihe von Abschalt- und Rationierungsplänen, falls die Vorräte in einem kalten Winter ganz ausgegangen wären. Doch die Sparmaßnahmen von Firmen, Staat und Privatleuten haben funktioniert und der Winter war nicht so kalt.
Daher sind die Speicher wesentlich voller als erhofft. Bei sehr niedrigen Füllständen hätte Deutschland gleich in die Neubeschaffung einsteigen müssen – und wahrscheinlich wieder erhöhte Preise für Mengen bezahlen müssen, die auf dem Weltmarkt kaum verfügbar sind. Das ist zum Glück anders: „Alles was wir noch eingespeichert haben, ist schon eine neue Energiequelle“, bringt es ein Experte auf den Punkt.
Temperaturen in Büros, Arbeitsstätten und Sporthallen steigen wieder an
Bis die Energiesparverordnung ausläuft, wird sich an den Füllständen nicht mehr viel ändern. Dennoch will die Stadt Dortmund nicht alle ergriffenen Maßnahmen zurückdrehen.
So will man beispielsweise mit dem Aussetzen des Heizens von Gemeinschaftsflächen (Fluren und Treppenhäuser) weiter machen, auch wenn man das nicht mehr muss. Die Maßnahme habe sich bewährt und sei auch künftig ein Beitrag zum Energiesparen.
Anders sieht das bei der Absenkung der Raumtemperaturen aus: Nach Auslaufen der Verordnung greift hier wieder die Arbeitsstättenrichtlinie (ASR), so dass die Raumtemperaturen auf 20 Grad in Büroräumen sowie die weiteren in der ASR genannten, nach Arbeitsschwere und Körperhaltung abgestuften Temperaturen angehoben werden müssen. Hier besteht kein Entscheidungsspielraum, so die Stadt.
Die Reduzierung der Temperatur in den Sporthallen soll zum 1. April ebenfalls wieder aufgehoben werden. Bis zum Ende der Heizperiode soll eine Beheizung auf 17 Grad Raumtemperatur erfolgen.
Wassertemperaturen in den Hallenbädern werden wieder erhöht
Wärmer wird es auch wieder in den Hallenbädern: Die Temperaturen dort will man schon ab dem 1. April hochsetzen, damit die Angebote in den Osterferien entsprechend stattfinden können. „Die Bäder haben einen erheblichen Teil zur Einsparung beigetragen“, so Westphal.
Die Wassertemperaturen in den städtischen Hallenbädern sollen daher von 24 auf 26 Grad in den Schwimmerbecken sowie von 29 auf 30 Grad in den Nichtschwimmerbecken angehoben werden. Die Stadt empfiehlt den privaten Badbetreiber:innen, entsprechend zu verfahren.
Zum einen habe sich die Energieversorgungslage entspannt, zum anderen speist sich mit steigenden Außentemperaturen die Fernwärme, mit der die städtischen Bäder (Süd- und Nordbad) beheizt werden, zunehmend aus der Abwärme der Gasrußwerke.
Die erforderliche zusätzliche Einspeisung von Gas nimmt in gleichem Maße ab. Ab mittleren Außentemperaturen zwischen 12 und 14 Grad reicht die Abwärmekapazität zur Fernwärmeversorgung aus, so dass bei einer Leistungserhöhung keine Gasmengen mehr eingesetzt werden müssen. Daher könne man ab April die Temperaturabsenkungen zurücknehmen, begründet die Stadt die Entscheidung.
Wieder Außenbeleuchtung an öffentlichen Gebäuden, Denkmälern und Werbeanlagen
Deutlich sichtbar wird das Einschalten der Außenbeleuchtung an öffentlichen Gebäuden sowie die Beleuchtung von Denkmälern und Werbeanlagen nach dem 15. April. Durch die Wiedereinschaltung der Beleuchtung, durch die die Inszenierung städtischer Bauwerke wieder möglich ist, soll die Aufenthaltsqualität in der Stadt gesteigert werden.
Auch das durch die Maßnahme punktuell eingeschränkte subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger:innen könne durch die Wiedereinschaltung gestärkt werden, begründet die Stadt die Maßnahme.
Die Ausdehnung der Nachtabsenkung der Straßenbeleuchtung um eine Stunde sowie die Reduzierung der Brenndauer um halbe Stunde soll beibehalten werden. „Es gab keinerlei Beschwerdelagen o.ä. aufgrund dieser Maßnahme. Mit dem Ziel eines effizienten Energieeinsatzes sollen die Möglichkeiten, die aufgrund Erneuerung der Straßenbeleuchtung und deren Steuerung bestehen, ausgeschöpft werden“, heißt es zur Begründung.
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In den städtischen Hallenbädern in Dortmund werden die Temperaturen nicht erhöht