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Die Diskussion um den neuen Drogenkonsumraum in Dortmund bleibt kontrovers. In der Ratssitzung am 13. Februar wurde erneut deutlich, wie sehr die Positionen auseinanderliegen. Während SPD und Grüne sich für eine Lösung in der Innenstadt aussprechen, lehnt die CDU diese entschieden ab. Die Debatte dreht sich dabei vor allem um den von der Verwaltung vorgeschlagenen Standort an der Küpferstraße.
Der bisherige Standort ist zu klein – ein neuer muss dringend gefunden werden
Der bisherige Drogenkonsumraum am Grafenhof ist zu klein geworden, um die gestiegene Nachfrage, insbesondere durch den zunehmenden Crack-Konsum, zu bewältigen. Die Stadtverwaltung wurde daher beauftragt, mögliche Alternativen zu prüfen.
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Im Grafenhof, eine kleine Straße abseits des Westenhellwegs, befindet sich das „Café Kick“ – der zurzeit einzige Drogenkonsumraum inmitten der Dortmunder Innenstadt.
Das Ergebnis dieser Suche stellte Oberbürgermeister Thomas Westphal (SPD) bereits Ende 2024 vor: Die Küpferstraße sei der am besten geeignete Standort. Die Immobilie sei stadteigen, biete ausreichend Platz und ermögliche eine sinnvolle Abschottung des Außenbereichs, um die Nachbarschaft zu entlasten. ___STEADY_PAYWALL___
SPD und Grüne setzen auf eine Lösung innerhalb der Innenstadtgrenzen
Carla Neumann-Lieven (SPD) eröffnete die Debatte und betonte die Notwendigkeit eines neuen Drogenkonsumraums. „Wir wollen suchtkranken Menschen wirksamer helfen und damit alle Menschen in unserer Innenstadt spürbar entlasten“, erklärte sie. Gleichzeitig solle ein begleitender Beteiligungsprozess mit den betroffenen Anwohner:innen und Gewerbetreibenden erfolgen, um Bedenken aufzunehmen.
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Die Grünen, vertreten durch Benjamin Beckmann, unterstützten die Argumentation und stellten klar, dass der Konsumraum nur funktioniere, wenn er dort angesiedelt sei, wo sich die Drogenszene ohnehin aufhalte: in der City.
Die CDU sieht das anders. Fraktionschef Dr. Jendrik Suck kritisierte den Vorschlag scharf und warf SPD und Grünen vor, die Innenstadt in einen „Hotspot für Abhängige und Dealer“ zu verwandeln. „Die City ist schon mit genügend Problemlagen belastet. Wir müssen alles daransetzen, Konsum und Handel aus der Innenstadt herauszuhalten“, argumentierte Suck.
CDU fordert Wiedereinführung der Wohnsitzauflage für Konsumräume
Seine Parteikollegin Dr. Eva-Maria Goll wies darauf hin, dass sich in unmittelbarer Nähe des vorgeschlagenen Standorts drei große Gymnasien befinden. Eltern und Lehrer:innen hätten bereits massiven Protest gegen die Pläne geäußert, eine Demonstration mit über 1.000 Teilnehmer:innen sowie eine Unterschriftensammlung mit 2.500 Stimmen machten den Widerstand deutlich.
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Ein weiteres Diskussionsthema war die von der CDU geforderte Wiedereinführung der Wohnsitzauflage für die Nutzung des Drogenkonsumraums. Diese war in der Vergangenheit abgeschafft worden, um auch nicht in Dortmund gemeldeten Süchtigen eine sichere Konsummöglichkeit zu bieten.
Beckmann (Grüne) wies darauf hin, dass nur rund 45 von täglich 580 Nutzer:innen aus anderen Städten kämen und dass eine Wohnsitzauflage lediglich dazu führen würde, dass wieder mehr Konsum im öffentlichen Raum stattfinde. Die CDU hielt dagegen, dass Dortmund durch die offene Nutzungspolitik zum „Paradies für Drogenkonsumenten“ werde.
AfD fordert drastische Maßnahmen gegen Drogenkonsumräume in Dortmund
Die AfD nutzte die Debatte, um eine generelle Verschärfung der Drogenpolitik zu fordern. Sie beantragte, dass Drogenkonsumräume mindestens einen Kilometer von Schulen, Kindergärten und Wohngebieten entfernt sein müssten, was die faktische Verbannung der Konsumierenden aus dem gesamten Stadtgebiet bedeutet hätte. Zudem plädierte sie für eine drastische Einschränkung der Öffnungszeiten. Die Mehrheit des Rates lehnte diese Vorschläge ab.
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Die CDU brachte als Alternative die Treibstraße ins Spiel. Oberbürgermeister Westphal wies diesen Vorschlag jedoch als unrealistisch zurück: Die Fläche sei zu klein, nicht dauerhaft verfügbar und nicht geeignet, um den Drogenkonsum geordnet abzuwickeln.
Außerdem fehle ein Gebäude, was zusätzliche Umbauten erforderlich machen würde. SPD und Grüne betonten, dass der Standort Küpferstraße weiter geprüft werden solle, jedoch auch Alternativen denkbar seien, falls sich eine bessere Option finden lasse.
Kompromissvorschlag: Zwei kleinere Konsumräume statt einem großen Zentrum
Um den Widerstand zu entschärfen, brachten SPD und Grüne einen neuen Vorschlag ein: Statt eines einzigen großen Drogenkonsumraums solle es zwei kleinere Standorte geben, um die Belastung auf mehrere Orte zu verteilen. Dies würde auch die Suche nach geeigneten Flächen erleichtern.
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Zudem sei geplant, die Standorte besser in ein umfassendes Hilfekonzept einzubinden, das Übernachtungsmöglichkeiten und weitere soziale Angebote umfasse.
Letztlich stimmte der Rat in der modifizierten Fassung des SPD-Grünen-Antrags ab. Die CDU-Anträge auf Wohnsitzauflage und den Standort Treibstraße wurden abgelehnt. Auch die Anträge der AfD fanden keine Mehrheit.
Lösung für Drogenkonsumräume steht weiterhin aus
Die Verwaltung wurde beauftragt, alternative Standorte zusätzlich zur Küpferstraße zu prüfen und die Anwohner:innen stärker in den Entscheidungsprozess einzubeziehen.
Ob die Küpferstraße am Ende als Standort bestehen bleibt oder Alternativen gefunden werden, bleibt abzuwarten. Klar ist jedoch: Die Notwendigkeit eines neuen Drogenkonsumraums ist unbestritten. Die Frage, wo dieser entstehen soll, bleibt jedoch hoch umstritten und dürfte die politische Diskussion in Dortmund noch lange beschäftigen.
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