Seit dem Sommer gab es eine Vielzahl von Schwerpunkteinsätzen durch Ordnungskräfte in der City und in benachbarten Quartieren, um den verstärkten Beschwerden über Drogenkonsum und Drogenverkauf in der Öffentlichkeit, aggressives Betteln und illegales Campieren Rechnung zu tragen. Die aktuellen Zahlen zeigen, dass die Verstöße trotz (oder gerade wegen) des gleichbleibenden Kontrolldrucks rückläufig sind. Das unterstreichen auch Befragungen. Ein wesentlicher Faktor ist dabei aber auch die Erweiterung der Öffnungszeiten in Drogenkonsumraum.
Stadt befragt Passant:innen zur Dortmunder City
Diana Andrä, Leiterin von Statistik Dortmund, stellte die Ergebnisse der ersten Befragung von Passant:innen vor. Aktuell läuft die zweite Befragung, im Januar wird eine dritte Fragerunde stattfinden. Ein erstes Fazit: Die Dortmunder City ist attraktiv und hat ein vielfältiges Angebot – Sicherheit und Sauberkeit werden dagegen kritisch gesehen.
Wie beurteilen die City-Besucher:innen das Angebot in der Innenstadt, wie denken sie über Sauberkeit und Sicherheit? Um diese Fragen zu klären, befragt die Stadt Dortmund derzeit die Passant:innen in der Innenstadt. Der Sonderstab „Ordnung und Stadtleben“ möchte in seine Arbeit die Meinungen und Wünsche all derer einbeziehen, die in der City unterwegs sind.
Die erste Befragungswelle ist inzwischen abgeschlossen. Trotz widriger Wetterverhältnisse führten die Interviewer:innen Mitte November rund 400 Interviews in der gesamten City. Die jüngsten Befragten sind 14, die ältesten über 90 Jahre alt. Die Angesprochenen waren aus unterschiedlichen Anlässen in der Stadt unterwegs: Sie wollten einkaufen, Dienstleistungen nutzen, hatten berufliche Termine oder waren in ihrer Freizeit unterwegs. Auch Anwohner:innen zählen zu den Befragten.
Hauptbahnhof wird als Problemort identifiziert bzw. benannt
Die Dortmunder Statistik wird die Ergebnisse nach der dritten Befragungswelle im Januar 2024 intensiv analysieren und den Blick der Passant:innen auf die Dortmunder City fundiert darstellen können.
Bereits jetzt – nach 400 Interviews – steht jedoch fest: Die Befragten schätzen an der City die Angebotsvielfalt und empfinden sie allgemein als attraktiv. Sauberkeit und Sicherheit dagegen werden kritischer beurteilt.
In der Aufenthaltsqualität machen die Befragten einen Unterschied zwischen den zentralen Plätzen rund um den mittleren Westenhellweg und den Rändern der City: Während die zentralen Orte geschätzt werden, gilt vor allem der Hauptbahnhof als Ort, an dem man sich eher ungern aufhält.
Als Gründe nannten die Befragten am häufigsten als problematisch empfundene Menschenansammlungen und aggressives Betteln, oft kombiniert mit Dunkelheit und Verschmutzung.
Aggressives Betteln ist ein Problem – Campierer verursachen eher Mitleid
Am Tag der Befragung hatte gut jede:r Dritte geäußert, angebettelt worden zu sein. Etwa ebenso viele Befragte hatten campierende Menschen gesehen. Während das Anbetteln als beeinträchtigend wahrgenommen wird, verursacht das reine Beobachten campierender Menschen eher ein Mitleidsgefühl bei den Befragten.
Die Befragung ist vorerst auf eine Laufzeit von drei Monaten (November 2023 bis Januar 2024) angelegt. Die Interviewer:innen sprechen die Befragten innerhalb einer Woche in diesen Monaten (Montag bis Samstag) zwischen 10 und 18:30 Uhr an unterschiedlichen Orten in der Innenstadt an. Aktuell sind sie erneut in der City unterwegs, Mitte Januar dann ein drittes Mal.
Langer Atem statt „Strohfeuer“: Schwerpunktkontrollen werden fortgesetzt
Polizeipräsident Gregor Lange zeigte sich mit der Wirkung der Schwerpunkteinsätze zufrieden, machte aber deutlich, dass dies eine Momentaufnahme sei: „Wir sind mitten im Prozess“ – der Kontrolldruck müsse aufrecht gehalten werden und das sei auch in der Kooperation zwischen Stadt und Polizei so eingeplant: „Das ist kein Strohfeuer.“
Lange stellte zudem einige Zahlen aus den letzten Monaten vor: Bei den Vorfällen im Zusammenhang mit Betäubungsmitteln machte Cannabis 75 Prozent der Fälle bei Konsum und Handel aus. Kokain mache 12,1 Prozent der Fälle aus. Die Crack-Thematik sprach der Polizeipräsident dabei nicht von sich aus an.
Der „erhöhte und stetige Kontrolldruck“ habe dazu geführt, dass die Fallzahlen im Vergleich gesunken seien – aber auch die Witterung und Jahreszeit seien Faktoren. Daher seien die Zahlen „Momentaufnahmen“, so Lange.
Die Verdrängung habe man sehr wohl im Blick und sie sei Teil des Konzepts: Stadt und Polizei wollen gezielt Leute aus dem Umland abhalten, nach Dortmund zum Drogenkauf bzw. zum Drogenkonsum zu kommen. „Andere Städte machen sich Sorgen wegen der Verdrängung. Wir machen unsere Arbeit – andere müssen sich dann auch auf den Weg machen“, sagte Lange mit Blick darauf, dass sich manche Süchtige nicht mehr auf den Weg nach Dortmund machten.
Positiv seien zudem die Rückmeldungen aus den Gesprächen mit den Bürger:innen und Passant:innen – diese Gespräche sind ausdrücklich Teil der Schwerpunkteinsätze. „Größtenteils wird das Sicherheitsgefühl sehr positiv wahrgenommen“, so Lange. Das gelte insbesondere auch für die Weihnachtsstadt, wo die Polizei zusätzlich zu den Kräften des Sonderstabes weitere Kräfte im Einsatz hat. Die Polizei ist mit eigenen sowie gemeinsamen Streifen mit dem Kommunalen Ordnungsdienst, der Fahrradstaffel und der mobile Wache präsent.
Mehr Kontrolldruck, aber mehr Hilfsmaßnahmen und Präventionsangebote
Das unterstrich auch OB Thomas Westphal: „Wir hatten ja schon zwei Wochenenden mit Rekordbesucherzahlen. Viele Menschen sind in der Stadt. Daher gibt es sicher auch eine erhöhte Anzahl von Belästigungen und Diebstählen, aber die Beschwerden sind nicht in dem Maß gestiegen wie die Besucherzahlen.“
Das habe auch mit der Präsenz von Polizei und Ordnungsamt zu tun: „Das ist ein gutes Zeichen und wir bleiben deutlich am Ball. Auch im kommenden Jahr geht die Arbeit weiter“, verspricht der OB.
Allerdings sei dies nur die eine Seite der Medaille: Neben dem Kontrolldruck seien auch die Hilfsmaßnahmen und Präventionsangebote hochgefahren worden. „Es gibt Maßnahmen von allen Seiten. Wir haben das rechtzeitig gesehen und gehandelt, das tun nicht alle“, so Westphal.
Ein wichtiger Faktor sei dabei der Drogenkonsumraum – hier wurden die Öffnungszeiten deutlich ausgeweitet, um insbesondere die Konsument:innen von der Straße zu bekommen.
„Parallel zum Kontrolldruck haben die Konsumvorgänge deutlich zugenommen“, so der Polizeipräsident. Ein Effekt, der auf die Wechselwirkung von Angebot und Druck zurückzuführen sei. Es sei aber ein Stück weit gelungen, „die Dinge aus dem öffentlichen Raum rauszubekommen, wo es die Bevölkerung nachhaltig stört“.
Die Zahl der Konsumvorgänge im Drongenkonsumraum hat zugenommen
Der zunehmende Konsum von Crack spielt dabei eine Rolle: „Im Crack-Bereich gibt es die größte Dynamik und die größten Veränderungsraten. Gott sei Dank hat Crack nicht alles andere verdrängt. Crack-Süchtige agieren anders als Heroinkranke, das ist ein Problem bei Belästigungen“, erklärt der Oberbürgermeister.
Denn die Crack-Süchtigen müssen häufiger konsumieren und sind deutlich aggressiver als andere Drogensüchtige. Sie brauchen – wegen des häufigeren Konsums – auch mehr Geld. Die starke Zunahme des aggressiven Bettelns im Frühjahr und Sommer sei daher vor allem auf den gestiegenen Crack-Konsum zurückzuführen.
Die Erfolge der erweiterten Öffnungszeiten des Drogenkonsumraums lassen sich an den aktuellen Zahlen ablesen: In der 30. Kalenderwoche lag die durchschnittliche Zahl der Nutzer:innen pro Tag bei 114,3, die durchschnittliche Zahl der Konsumvorgänge pro Tag bei 196,1.
Nach der Erweiterung der Öffnungszeiten lag die durchschnittliche Zahl der Nutzer:innen pro Tag bei 165,6 und die durchschnittliche Zahl der Konsumvorgänge bei 396,7. Somit ist die Zahl der durchschnittlichen Konsumvorgänge pro Nutzer:in und Tag von 1,72 auf 2,4 gestiegen. Dementsprechend fanden weniger Konsumvorgänge in der Öffentlichkeit statt.
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Hat es Spaß gemacht oder war es Arbeit? Oder beides? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:
Crack-Problematik: Einigung auf Null-Toleranz-Strategie und Stärkung der Sozialarbeit
Polizei und Stadt bündeln ihre Kräfte im Kampf gegen Drogen- und Crackkonsum in der City
Was macht der Kontrolldruck mit den Betroffenen? Das sagen Suchtkranke und die Drogenhilfe
Streit um Drogenkonsumraum: Das „Kick“ beschäftigt die Kommunalpolitik weiter
Diese Arbeit leisten die Mitarbeitenden tagtäglich im Drogenkonsumraum in Dortmund
Kontrolldruck von Polizei und Stadt zeigt Wirkung, ebenso wie erweitere Öffnungszeiten im „Kick“
Die Schwerpunktkontrollen in der Innenstadt zeigen Erfolge und gehen unvermindert weiter
Reader Comments
Das Präsenzkonzept Dortmund bewährt sich stetig für mehr Sicherheit in Dortmund (PM POL-DO)
Seit Anfang Juli finden konzentrierte Kontrolleinsätze in der Innenstadt und nördlichen Innenstadt von Dortmund statt. Weniger Straftaten, mehr Sicherheit und Ordnung und auch mehr Respekt für die Polizei sind die von Polizeipräsident Gregor Lange ausgegebenen Ziele, die seither mit einem erhöhten Personalansatz verfolgt werden.
In der vergangenen Woche konnten Einsatzkräfte der Polizei Dortmund zusammen mit den Kräften des Kommunalen Ordnungsdienstes der Stadt Dortmund zahlreiche Erfolge erzielen. Bereits am 11. Dezember wurden zwei Strafverfahren gegen zwei Fahrzeugführer wegen Verdacht des Fahrens ohne Fahrerlaubnis eingeleitet. Am 12. Dezember wurde bei einer Gaststättenkontrolle in der Nordstadt ein Haftbefehl vollstreckt. Nach einer Personenkontrolle fand eine Wohnungsdurchsuchung statt, zuvor hatte man bei dieser Person eine nicht geringe Menge Betäubungsmittel festgestellt. Ein Tatverdächtiger wurde nach einem Raubdelikt am 14. Dezember in der Nordstadt festgenommen. Bei ihm wurde auch die Tatbeute (ein E-Bike) aufgefunden.
Vergangenes Wochenende (16. Und 17. Dezember) waren ca. 150 Fahrzeuge der sog. Poser- / Daterszene unterwegs. Um 23.30 Uhr wurden Einsatzkräfte nach einem Körperverletzungsdelikt angesprochen. Ein Rettungswagen wurde verständigt, da zuvor einer Person mit einer Flasche auf den Kopf geschlagen wurde. Es wurden außerdem drei tatverdächtige Personen nach einer Fahndung angehalten und kontrolliert. Zuvor hatten diese gegen 02.30 Uhr offensichtlich Scheiben von Fahrzeugen im Bereich der Lange Straße / Friedrichstraße beschädigt.
Eine weitere Personengruppe (3 Jugendliche) versteckte sich im Bereich der Straße Übelgönne nach Erkennen eines Streifenwagens in einem Gebüsch. Es stellte sich heraus, dass diese zu offensichtlich ein Auto auf der Suche nach Diebesgut durchwühlt hatten. In der Josephstraße wurde gegen 03:45 Uhr eine Person durch zivile Einsatzkräfte gesichtet, welche offensichtlich einen gestohlenen Kindersitz aus einem aufgebrochenem Auto in einem Anhänger transportierte. Allein in der Nacht von Samstag auf Sonntag wurden 52 Fahrzeuge kontrolliert, darunter fanden 102 Personenkontrollen statt. 52 Platzverweise wurden an unterschiedlichen Örtlichkeiten ausgesprochen, 9 Strafanzeigen wurden vorgelegt. Auch in Zukunft ist die Polizei Dortmund mit verstärkten Einsatzkräften im Bereich der Innen- und Nordstadt für Ihre Sicherheit im Einsatz.
Mehr als 30 Platzverweise seit dem Jahreswechsel (PM)
Mehr als 30 Platzverweise erteilte die Polizei seit dem Jahreswechsel 2023/2024 in der Dortmunder Innenstadt, um Straftaten zu verhindern. Wie in den vergangenen Monaten waren die Schwerpunktdienste der Polizei in der City und in der Nordstadt, die Kriminalpolizei sowie die Bereitschaftspolizei auch im neuen Jahr für das „Präsenzkonzept Fokus“ im Einsatz. Damit verfolgen das Polizeipräsidium Dortmund und die Stadt Dortmund das Ziel, langfristig für Sicherheit zu sorgen. Die Polizei ist dabei sichtbar und verdeckt im Einsatz.
Bei einem der Einsätze in den ersten Tagen des neuen Jahres beobachtete eine Polizistin am Donnerstag (4.1.2024, 15:55 Uhr) im Stadtgarten einen Fahrraddiebstahl. Die Beamtin war privat unterwegs und verständigte sofort die Polizei, so dass der Tatverdächtige auf dem Westenhellweg angehalten und vorläufig festgenommen werden konnte. Die Polizei stellte das Mountainbike sicher. Durch weitere Ermittlungen wurde bekannt, dass der 27-Jährige im Dezember 2023 durch mehr als 20 Straftaten aufgefallen ist. Der Polizei gegenüber reagierte der Mann aggressiv.
Bei weiteren Kontrollen im Dietrich-Keuning-Park und in der Wißstraße stellte die Polizei wiederholt Rauschgift und Bargeld sicher und leitete Ermittlungsverfahren gegen die Tatverdächtigen ein. Ein Strafverfahren wegen Steuerhehlerei leitete die Polizei am Mittwoch (3.1.2024) gegen den Betreiber eines Kiosks in der Lortzingstraße ein. Der Tatverdächtige handelte illegal mit Liquids (Zubehör für E-Zigaretten). Mehrere Personengruppen kontrollierte die Polizei u.a. im Stadtgarten und im Brückstraßenviertel. Dabei wurden Platzverweise ausgesprochen.
Präsenz in der Innenstadt: 324 Personen überprüft und 37 Platzverweise ausgesprochen (PM)
Bei Einsätzen in den Nächten zu Samstag und Sonntag (27./28.4.2024) überprüfte die Polizei in der Dortmunder Innenstadt an 72 Orten insgesamt 324 Personen. Zur Vermeidung von Ordnungswidrigkeiten und Straftaten wurden 37 Platzverweise ausgesprochen.
Beide Einsätze erfolgten mit dem „Präsenzkonzept Fokus“, das die Polizei und die Stadt Dortmund seit Juli 2023 für mehr Sicherheit und Ordnung anwenden. Ein hoher Kontroll- und Strafverfolgungsdruck soll Delikte verhindern und Straftaten schnell aufklären.
Bei den Kontrollen in der Innenstadt wurden 2342 Fahrzeuge gemessen. 307 fuhren zu schnell. Bei einem Raser bestand der Verdacht, dass er an einem verbotenen Rennen teilgenommen hat. Die Polizei stellte den Führerschein sicher und untersagte die Weiterfahrt.
In der Nacht zu Sonntag beobachteten Zivilkräfte der Kriminalpolizei einen Fahrrad-Diebstahl, den ein Pärchen beging. Gegen die Frau lag ein Haftbefehl vor. Sie wurde festgenommen. Bei zwei Kontrollen in der Nordstadt stellte die Polizei Rauschgift sicher.
Auf dem Wall zählte die Polizei in der Nacht zu Sonntag rund 400 Autos aus der Dater- und Poser-Szene. Ab Mitternacht leitete die Polizei den Verkehr am Neutor und an der Bornstraße vom Wall ab, um für Ruhe zu sorgen.