Die Bezirksvertretung Innenstadt-Nord möchte auf jeden Fall den bisherigen Standort des Nordbads am Dietrich-Keuning-Haus erhalten wissen und setzt daher auf eine Sanierung des völlig maroden Bads. Ein Neubau an anderer Stelle kommt für die Nordstadt-BV nicht in Frage – auch wenn die Sanierung eine mehrjährige Schließung bedeutet. Einen Abriss und Neubau an der selben Stelle – wie von der CDU-Fraktion vorgeschlagen – lehnte die BV jedoch ab. Dies hätte wahrscheinlich einen besseren Baustandard und planbarere Kosten, im Vergleich zu einer Sanierung des Gebäudes aus den 1980er Jahren, bedeutet.
Viel Frust in der Nordstadt-BV über die Verwaltungsvorschläge
Für die Nordstadt-Politiker:innen waren alle Vorschläge wenig erfreulich: „Es ist ein umfangreiches Papier mit ganz vielen Punkten. Wenn die Vorlage eins deutlich macht, dann wie marode Nordbad ist“, betonte Thomas Oppermann (SPD). Ein Neubau an anderer Stelle könnte zumindest formal einen nahtlosen Übergang ohne Verlust von Schwimmzeiten und -kapazitäten bedeuten. Doch für ihn war es mehr als fraglich, ob das alte Nordbad bis zu einer Fertigstellung an einem anderen Standort – frühestens 2029 oder 2030 – überhaupt noch durchhält. ___STEADY_PAYWALL___
„Das marode Teil soll dann also noch sechs Jahre in Betrieb sein? Was passiert, wenn es dicht gemacht wird? Dazu gibt es keinerlei Überlegungen”, kritisierte der stv. Bezirksbürgermeister der Nordstadt. „Ob ich das Bad schließe, weil ich saniere oder das Bad schließen muss, weil kaputt ist – dann ist ja auch egal”, wischte er die Argumentation vom Tisch, dass eine Sanierung eine mehrjährige Schließung bedeute.
Zwar habe es viele Alternativen für andere Standorte gegeben, „Jetzt aber gibt es in der Vorlage nur noch zwei – die schlechtmöglichsten”, kritisierte er die beiden verwaltungsseitigen Vorschläge, die einen Neubau am Fredenbaumpark an der Lindenhorster Straße und am Naturmuseum vorschlagen. „Ein Standort, der nicht ansatzweise punktet im Vergleich zu denen im Keuningpark, die überhaupt nicht mehr auftauchen”, so Oppermann.
Denn es gab auch Vorschläge, die einen Neubau in der direkten Nachbarschaft des DKH vorsahen, ohne das Bad dafür abreißen zu müssen. Für ihn war zudem fraglich, warum der Standort am Naturmuseum überhaupt auftauche – dort würde doch schon von anderen ein Kita-Bau geplant sein.
Das Keuning-Haus würde die Gebäude-Fläche des Nordbads gerne übernehmen
Für Susanne Kunze, Teamleitung im Bädermanagement der städtischen Sport- und Freizeitbetriebe, ist es überhaupt nicht absehbar, wie lange das Bad noch geöffnet belieben kann. „Das wäre Glaskugel-Leserei.” Sie erinnerte daran, dass aktuell alle drei Monate überprüft würde, ob der Bau noch geöffnet bleiben könne. In dieser Woche steht eine erneute Prüfung an.
„Wir halten das Nordbad betriebstechnisch am laufen und tun alles, dass es geöffnet bleiben kann. Aber ich kann ihnen nicht sagen, ob es eine Punktlandung würde, wenn wir woanders neu bauen. Das wäre das Optimum”, so Kunze. „Schulen und Vereine haben keine Ausweichmöglichkeiten – das ist im Moment Fakt.”
Für das alte Bad gebe es eine Nachfolgenutzung. Das benachbarte DKH habe schon erste Überlegungen – sie könnten sich eine Nachnutzung als für Tanzperformance bzw. als Tanz-Akademie vorstellen. „Das war das erste, was die Kulturbetriebe vorgelegt haben, um das Angebot auszuweiten und es mehr Nutzer:innen anzubieten.
Der Fachausschuss hatte für einen Neubau an anderer Stelle gestimmt
Sie erinnerte daran, dass der Fachausschuss für die Variante Neubau votiert habe, aber mit der Auflage, dass noch ein Standort im Keuningpark geprüft werden solle. Der sei letztlich aber erst mal verworfen worden, weil es verschiedene Restriktionen gebe, verwies sie auf unterschiedliche Grundstückseigentümer, die engen Zufahrten und die baulogistischen Herausforderungen.
Es würden aber auch weitere Standorte vom Planungsamt geprüft, wenn es eine Entscheidung im Rat gebe. „Die ist auch erforderlich, wenn im Rahmen eines Bebauungsplans die Variantenprüfungsverfahren geben muss. Wir rechnen damit, dass die Prüfungen zum 2. Quartal 2025 abgeschlossen sein werden”, so Kunze.
Im Rahmen der Ermittlung der Vorschläge hätten die Sport- und Bäderbetriebe auch erst davon erfahren, dass die Museumsfläche auch für einen Kita-Neubau in Betracht gezogen würde. „Ob es noch immer so ist, entzieht sich meiner Kenntnis. Diese Flächen sollten als Freiluftschneiden auch nicht bebaut werden, aber es möglich wäre, wenn es der Rat entscheidet.”
Nordstadt-Politiker:innen ärgern sich über schlechte Alternativen
Mit der Herangehensweise zeigte sich Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum (Grüne) nicht zufrieden: Die beiden Vorschläge wiesen „Unzulänglichkeiten“ auf – beispielsweise die Erreichbarkeit am Fredenbaum.
Zudem sei die Museumsfläche als regionaler Grünzug ausgewiesen, was ein längeres Verfahren nach sich ziehen würde. Auch sie wollte wissen, ob es einen Plan B gibt: „Gibt es keinerlei Notfallpläne, wenn das Nordbad geschlossen werden muss”, wollte sie von Kunze wissen.
„Ausweichflächen haben wir bis dato für dem Schulsport momentan nicht – nicht in vollem Umfang”, so die Teamleitung im Bädermanagement. Es gebe „Nur punktuell freie Kapazitäten, die aber nicht annähernd reichen, um alles abzudecken”.
Kunze versuchte, die Unzufriedenheit abzufedern: Denn die Standortsuche sei noch nicht abgeschlossen. Auch der Sportplatz an der Eberstraße solle im Rahmen der Prüfung ebenfalls berücksichtigt werden. Doch das reichte den BV-Mitgliedern nicht, zumal dieser Standort ebenfalls ähnlich schlecht erreichbar wäre.
„Dieser Beschluss ist ein wesentlicher Beschluss, der die Nordstadt die nächsten Jahre und Jahrzehnte prägen sollte. Der jetzigen Standort ist am besten. Daher werden wir auch für die Sanierung stimmen“, betonte Marco Unterauer (Grüne) – wohl wissend, dass beides Vor- und Nachteile habe, sagte er mit Blick auf die Schließung während der Sanierung für mindestens drei Jahre.
Allerdings habe die Verwaltung dafür keine Alternativen geprüft. Bei der Betrachtung komme zu kurz „ob man Freibäder im Winter mit Traglufthallen zum Schulschwimmen nutzbar machen” könnte, so der Grünen-Politiker.
„Wenn sie die Standortsuche noch nicht abgeschlossen haben, können wir nicht über die Standorte entscheiden. Der Sportplatz ist so weit draußen, dass er nicht mehr zur Nordstadt zählen könnte.” Und auch der Vorschlag zum Neubau im Grünzug lehnt er ab: „Variante B ist nicht mit gutem Gewissen zu beschließen“, so Unterauer.
Scharfe Kritik an der Verwaltung wegen schlechter Bauunterhaltung
Thomas Bahr (CDU) rätselte an der Solidität von Bauen und Unterhalt durch die Stadt: „Eine Sache verstehe ich nicht: Ich habe im alten Nordbad noch schwimmen gelernt und war bei der Eröffnung des Neubaus als Teenager dabei. Wenn ich mir das Trauerspiel Westbad und die Sanierung des Rathauses ansehe, frage ich mich, warum die nur eine Nutzungsdauer von 40 Jahren haben.“
„Wann haben wir aufgehört, die notwenigen Sanierungen zu machen? Wenn ich mir alte Stadthaus anschaue, muss das nicht unbedingt abgerissen werden. Woran liegt das? Hat man nicht bei Zeiten gemerkt, dass diese Bauschäden entstehen”, so Bahr.
Eine grundsätzliche Antwort wollte Susanne Kunze nicht geben, wohl aber im konkreten Fall des Nordbades: „Damals wurde ein anderer Beton verbaut, der nach heutigem Wissen nicht für ein Bad geeignet war, um die Herausforderungen zu bestehen.”
Für Cornelia Wimmer, mittlerweile parteilose Fraktionsvorsitzende einer namenlosen neuen Fraktion (hervorgegangen aus einer Abspaltung von der Partei „Die Linke“), sei der Umgang mit den Gebäuden der Grund: „Dieses Warten und Nicht-Eingreifen aus Spargründen hat uns auch die Grundschulabrisse beschert.”
Doch auch an der Vorlage für das Nordbad übte sie harsche Kritik: „Ich habe wirklich kein Verständnis für einen Ablauf, wo wir eine Grundsatzentscheidung treffen müssen. Für den Erhalt des Standorts sprechen die geringen Unterschiede der Kosten, aber auch die Unschlagbarkeit des Standortes. Daher ist es eine Grundsatzentscheidung für oder gegen den jetzigen Standort”, so Wimmer. Aber die alternativen Standorte seien noch nicht durchdekliniert.
CDU brachte erfolglos Abriss und Neubau am selben Standort ins Spiel
„Vom Verfahrensablauf werden wir vor eine Situation gestellt, wo wir angehört werden zu zwei Versionen, die beide ihren Schwächen haben und unterschiedlich gut begründet sind. Dass wir jetzt mit befassen zeigt, dass wir uns drauf einstellen müssen, dass das Nordbad über kurz oder lang geschlossen werden muss“, fasste Dorian Marius Vornweg (CDU) zusammen. Im schlechtesten Fall bliebe dann noch die „zwischen zwei schlechten Optionen“.
„Ich würde Geld drauf wetten, dass wir kein neues Bad haben werden, wenn das alte schließen muss. Aber da würde ja keiner gegen wetten”, so der CDU-Politiker. „Daher sollten wir die Sanierung überdenken”, sagte er mit Blick auf ein aus seiner Sicht belastetes Gebäude, welches nicht mit den geeigneten Materialen gebaut worden sei.
„Ein Neubau, wenn er gut geplant und ausgeführt wurde, hat einen geringeren Unterhaltsbedarf. Und ich bekomme ältere Gebäude auch nicht auf den Stand eines Neubaus”, warb er für eine Alternative.
Er schlug daher den Abriss und Neubau an der selben Stelle vor – denn eine Sanierung würde ja auch zu einer mehrjährigen Schließung des Nordbads führen. Die Vorteile eines Neubaus gegenüber einer Sanierung seien nicht von der Hand zu weisen. „Daher sollten wir uns das nochmal überlegen”, so Vornweg.
Oppermann unterstellt politische Motive für Verschleppung bei Standortprüfung
Thomas Oppermann ärgerte sich, dass die Verwaltung die Prüfung der möglichen Standorte im direkten Umfeld des bisherigen Nordbads über Jahre verschleppt habe. Der SPD-Politiker unterstellte politische Motive, da die Sportverwaltung ja auch schon beim Freibad Stockheide für eine Schließung und einen Neubau an anderer Stelle votiert habe. „Wir sind seit verdammt langer Zeit in Prüfung. Seit 1,5 oder zwei Jahren will man prüfen, ob man hier im Park was bauen kann. Da hätte man mal was hinkriegen können”, so Oppermann.
„Ihr dürft entscheiden, ob wir den Spatz in der Hand oder die Taube auf dem Dach haben wollen. Also Sanierung oder Neubau irgendwo”, so der SPD-Politiker. Dann müssten wir uns vom Standort verabschieden. Aber das ist genau der Punkt, wo wir uns gegen aussprechen. Uns geht es um Standort – egal ob Neubau oder Sanierung.”
Aber genau diese Option lege die Verwaltung nun explizit nicht vor: „Was wir erhalten wollen, ist dieser Standort. Er ist im Quartier unerreicht. Ein Neubau woanders bedeutet, dass wir diese Lage aufgeben. Eine Sanierung würde den Standort erhalten – wohl wissend, dass wir uns viele Probleme einhandeln”, so Oppermann weiter.
Sanierung des Nordbads beschlossen- Traglufthalle im Freibad Stockheide als Übergangslösung?
„Eine Sanierung gäbe aber Standortsicherheit. Dann würden wir auch loslegen und nicht noch zwei Jahre mit einer Standortsuche und einem Bebauungsplan vertun”, sagte er auch mit Blick auf die sich deutlich verschlechternden finanziellen Rahmenbedingungen. Daher müsste möglichst schnell ein Baubeschluss her.
Für eine Sanierung votierte auch Bezirksbürgermeisterin Hannah Rosenbaum: „Wir können uns der SPD voll umfänglich anschließen“, sagte sie mit Blick auf den vorliegenden SPD-Antrag, der eine Sanierung vorsieht und die Verwaltung auffordert, Alternativen für das Schulschwimmen vorzuschlagen.
Dafür könnte z.B. eine Traglufthalle im Freibad Stockheide aufgestellt werden, die eine Nutzung des dann sanierten Freibads auch während des Winters ermöglichen könnte.
Letztendlich votierte die deutliche Mehrheit der Bezirksvertretung für eine Sanierung – nur Thomas Bahr (CDU) stimmte dagegen, nachdem die BV den Vorschlag eines Abrisses und Neubaus der CDU an der selben Stelle abgelehnt hatte. Der Rat wird in seiner Dezember-Sitzung entscheiden.
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