Von Claudia Behlau
„An unserer Schule soll sich jeder willkommen und wohl fühlen. Wir sind alle verschieden. Keiner ist ein Niemand. Jeder ist wichtig und richtig wie er ist.“
Die Schülerinnen und Schüler lernen vor allem, dass sie willkommen sind
Engagiert und begeistert zitiert Schulleiterin Christiane Mika den ehemaligen Schulsprecher der Libellen-Grundschule. Und damit sich auch wirklich jeder willkommen fühlt, hat die Schule die so genannten „Auffangklassen“ für neu zugezogene Kinder ohne Deutschkenntnisse in „Willkommensklasse“ umbenannt.
In der Libellen-Grundschule werden Neuankömmlinge in einer Willkommensklasse und parallel in einer Regelklasse unterrichtet. Dort lernen die Grundschüler, die zum Teil vorher noch nie beschult wurden, erst einmal die neuen Schriftzeichen. Und Deutsch. Und sie lernen vor allem, dass sie willkommen sind.
Die Libelle wurde das neue Symbol der Schule – so bunt wie die Herkunftsländer
In der Libellen-Grundschule wird jedes Kind mit seinen Bedürfnissen wahrgenommen und ernst genommen. Dafür sorgt auch ein Kinder-Parlament.
Dieses Kinder-Parlament redet auch bei der Gestaltung von Festen mit oder macht sich Gedanken, wie man einen Kunstrasenbelag für den kleinen Fußballplatz bekommen könnte.
Von Anfang an war dieses Parlament bei allen Fragen rund um die Schule und die Schüler beteiligt. Das fing schon bei Namensgebung und bei der Planung des fröhlich grün-blauen Schulgebäudes mit den bunt gestalteten Räumen an, das erst in den Jahren 2009 bis 2010 errichtet wurde.
Die Vorgängerin, die alte Vincke-Grundschule, hatte in keiner Weise mehr den aktuellen Anforderungen entsprochen. Und so legte man mit dem Umzug auch den Namen des preußischen Generals Freiherr von Vincke ab und entschied sich für etwas Fröhliches, Leichtes – und etwas mit Stadtteilbezug.
Die Libellen-Grundschule – in Anlehnung an die benachbarte Libellen-Siedlung war geboren. Die Libelle wurde das neue Symbol der Schule – so bunt wie die Herkunftsländer der Libellen-Schüler.
Die Grundschule in der Nordstadt hat kein Nachwuchsproblem
Natürlich könnte man trotz des gelungenen Neubaus noch mehr Platz gebrauchen, sagt Christiane Mika. Alleine für den offenen Ganztag stünden immer mindestens 30 Kinder auf der Warteliste.
Denn im Gegensatz zu anderen Schulen haben die Libellen-Schule und die anderen sechs Grundschulen in der Nordstadt kein Nachwuchsproblem.
300 Libellen-Kinder werden von insgesamt 35 Lehr- und Fachkräften betreut. Und eines macht die Schulleiterin besonders stolz: Die Unterschiedlichkeit der Kinder, ihre Herkunft, spielt bei den Schülern selbst keine Rolle. Vorurteile gibt es in diesen jungen Jahren noch nicht.
Ampelregelung ist für die Kinder besser zu begreifen als herkömmliche Notengebung
Ein Elterncafé soll dazu beitragen, dass sich nach und nach auch die Eltern der Kinder besser kennen lernen und verstehen. Auch hier soll die Willkommenskultur vermittelt werden.
Ein mögliches Problem wird den oft noch nicht Deutsch sprechenden Müttern von vornherein aus der Hand genommen: In der Libellen-Grundschule gibt es so gut wie keine Hausaufgaben.
Es gibt zudem in den ersten drei Schuljahren auch keine Noten.„Die Kinder bekommen von uns eine Rückmeldung mit einer Ampelregelung.
Grün: Du kannst das und kannst etwas Neues machen. Rot: Du hast die Aufgabe noch nicht verstanden“, erläutert die Schulleiterin. Das sei für Kinder besser zu begreifen als beispielsweise die Note 3.
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HINWEIS:
– Der Artikel von Claudia Behlau ist ein Beitrag aus dem Buch “Wir: Echt Nordstadt”.
– Das Buch mit 106 Gruppenportraits ist kostenlos beim Quartiersmanagement Nordstadt, Mallinckrodtstraße 56, 44147 Dortmund, erhältlich. (Mail: info@nordstadt-qm.de)