Wie die Handschrift aus dem 16. Jahrhundert von Johann Albert nach Dortmund gekommen ist, weiß niemand. Und das sie dem Mathematiker zu zuordnen war, bedurfte akribischer Detektivarbeit. Das Büchlein aus dem Bestand des Stadtarchivs war anonym verfasst. Sprache und Handschrift verweisen auf dem mitteldeutschen Raum. Dort in Wittenberg konnten Thomas Schilp, Leiter des Dortmunder Stadtarchivs und der Mathematikhistoriker Ullrich Reich anhand von Rechnungen, die Albert im Dienste der Stadtkirche zu Wittenberg angefertigt hatte, eine eindeutige Übereinstimmung in der Schrift feststellen.
Der größte Konkurrent seiner Zeit von Adam Ries, dem heute noch sprichwörtlich bekannten Rechenmeister, hatte schon ein Lehrbuch verfasst. Das Manuskript bereite die erste Auflage für ein zweites Buch auf. Die „Unterweisung in die Rechenkunst – Eine Unterweisung für Kaufleute und Handwerker im Rechnen mit der Feder“, ist jedoch vermutlich auch eine Bewerbungsschrift für das 1543 gegründete Dortmunder Gymnasium.
Jahresschrift ist professioneller Blick auf die Geschichte der Stadt
Die Ausbildung im Rechnen mit arabischen Zahlen wurde dort vermittelt und „zählte zu einem aktuellen Gegenstand der Volksbildung“, wie es in dem Band heißt. „Die Handwerker zu dieser Zeit waren keinesfalls Analphabeten, sonder des Lesens und Schreibens kundig. Rechenschulen gab es auch“, erzählt Schilp. So ist das Buch unter anderem für diesen Personenkreis verfasst worden. „Item es hat ein Bürger ein Haus gebauwet, daz er decken; und er mus auff einer Seiten des tachs haben in der Lenge 199 Ziegel und in der Breite 38 Ziegel. Is die Frag, wieviel Ziegel er zum gantzen Tach haben mus?“, steht dort in einer Übungsaufgabe.
Zu finden ist die Edition der Handschrift von Thomas Schilp im 104. Beitrag zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark 2013, eine Jahresschrift des gleichnamigen Historischen Vereins. Der Verein wurde 1871 gegründet um die Geschichte der Stadt und ihrer Umgebung zu erforschen. Ein weiterer Beitrag von Gerhard Solbach untersucht anhand von Unterlagen der Stadt Hagen die Notlage der Bevölkerung während des ersten Weltkriegs.
Ralf Blank beschreibt die Zerstörungen der Stadt Dortmund durch die Bombardierungen im Jahre 1943 in der „Battle of the Ruhr“. Anfang des Jahres ´43 erschien die erste Auflage des „Bomber´s Baedeker“, einer Schrift des britischen „Ministry of Economic Warfare“. Aufgelistet waren industrielle, verkehrstechnische Ziele sowie Versorgungseinrichtungen in 70 deutschen Städten. „Dortmund konnte gleich mehrere erstrangige Ziele vorweisen, die in den höchsten Kategorien 1+ und 1 eingestuft wurden“, schreibt Blank in seinem Beitrag.
Der erste Oberbürgermeister nach dem Krieg, Fritz Henßler, ist Gegenstand der Forschung von Stefan Mühlhofer. Er untersucht seine Rolle auf Landes- und Bundesebene. Das 188 Seiten starke Buch ist im Klartext-Verlag erschienen. Kaufen kann man es in allen Buchhandlungen oder im Stadtarchiv. Der Preis beträgt 24,90 €.