Die Hafenknipser: Amateur-Fotografen verbinden die Suche nach dem nächsten Motiv mit sozialem Engagement

Hafen-Knipser. Foto: Dietmar Wäsche
Hafen-Knipser. Foto: Dietmar Wäsche aus dem Fotobuch Wir: Echt Nordstadt!

„Ein lockerer Verbund engagierter Amateure“, so beschreibt Roland Klecker, der Begründer der Hafenknipser, seine Truppe. Jeder, der hier mitmacht, macht das aus Liebe zur Fotografie, um seine eigenen Fertigkeiten zu verbessern oder um neue Motive zu entdecken. Aber auch, um sich sozial zu engagieren. Denn die Hafenknipser ziehen nicht nur oft gemeinsam los, sie nehmen auch gerne bei Workshops Jugendliche unter ihre Fittiche.

Ein loser Zusammenschluss ohne feste Vereinsstruktur

„Ich will nicht das starre Konzept einer Vereinsstruktur“, so der 43-jährige Klecker. Der Gruppe schließen sich vor allem Teilnehmer von Kleckers Fotoworkshops an, weil sie mehr Praxis wollen. Dem Fotografen ist wichtig, dass die etwa 50 Hafenknipser nicht die klassischen Reise-Hobby-Fotografen sind, die einfach draufhalten.

Bei den Fototouren geht es um Umsetzung von Themen, um den Umgang mit Bildaufbau, Licht oder Schärfentiefe.  „Ein guter Fotograf wird man nur durch Praxis“, sagt Klecker. Seit 2012 treffen sich die Hafenknipser regelmäßig. Die Gruppen variieren je nach Fototour von fünf bis 20 Teilnehmer. Je nach dem wer Zeit hat. Denn viele sind berufstätig und haben Familie.

Nicht alle Hafenknipser können am Wochenende für eine mehrstündige Tour weg. „Ich freue mich besonders darüber, dass wir so einen hohen Frauenanteil in der Gruppe haben“, sagt Klecker. Etwa die Hälfte der Truppe besteht aus Fotografinnen. Als noch analog fotografiert wurde, sei der Frauenanteil unter Fotografen sehr gering gewesen.

Regelmäßige Stammtisch-Treffen legen Fototouren fest

Wohin die nächste Fototour geht, besprechen die Hafenknipser bei ihren regelmäßigen Stammtischen. Das kann mal das Lichterfest sein oder das Münsterstraßenfest. Doch obwohl die Touren weit über die Nordstadt hinaus gehen, ist Klecker stolz darauf, im Dortmunder Hafen seine Firma, das Hafenstudio, zu haben. Dort treffen sich die Hafenknipser regelmäßig. „Und wie das bei Fotografen so ist, es wird dann vor allem über Technik gefachsimpelt“, sagt Klecker.

Die Gruppe engagiert sich aber auch sozial für die Nordstadt. „Das kann für einen Fotografen der erste Schritt in ein Ehrenamt sein“, sagt Klecker. Und ohne ehrenamtliche Helfer kämen sozialschwache Quartiere wie die Nordstadt kaum aus. Deshalb nehmen die Hafenknipser in Rahmen von Projekten zum Beispiel junge Fotografen, wie die Nordstadt-Kids, mit auf Fototouren. Dabei geht es dann nicht um eine tolle Ausrüstung – sondern vorrangig um das Fotografieren mit dem eigenen Handy. Denn das hat fast jeder dabei.

Gute Tipps für vernünftige Fotos mit dem Handy für Nordstadt-Kids

„Wir zeigen ihnen, wie man auch mit dem Handy ein vernünftiges Foto hinbekommt“, so Klecker. Thema eines solchen Workshops kann sein, dass Jugendliche ihr Umfeld kritisch dokumentieren und in einer Wanderausstellung der Nordstadt eine eigene Stimme verleihen.

Die Hafenknipser bieten solche Fotopatenschaften aber zum Beispiel auch für Altersheimbewohner an. „Der Vorteil beim Fotografieren ist, dass man ohne Sprache auskommt“, sagt der erfahrene Fotograf. „Wenn ich jemandem ein Motiv vor die Nase halte, versteht er, was ich meine“. Deshalb ist das Fotografieren auch sehr gut geeignet, um Integrationsarbeit zu betreiben.

 

Nordstadt-Logo.farbigHINWEIS:

– Der Artikel  ist ein Beitrag aus dem Buch “Wir: Echt Nordstadt”. Das Buch mit 106 Gruppenportraits ist kostenlos beim Quartiersmanagement Nordstadt, Mallinckrodtstraße 56, 44147 Dortmund, erhältlich. (Mail: info@nordstadt-qm.de)

– Eine große Ausstellung mit Bildern und Texten zu  “Wir: Echt Nordstadt” ist bis zum 31. März 2015 auf der Phoenix-Insel in Hörde zu sehen.

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