Es war laut auf den Straßen der Dortmunder Nordstadt: Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) rief für Montag (28. Oktober 2024) zu einem sechsstündigen Warnstreik auf. Auslöser des Protests ist die zweite, fehlgeschlagene Tarifverhandlung für die Systemgastronomie, die für zunehmende Frustration unter den Arbeitnehmer:innen und der NGG sorgt.
Protestzug der 120 Protestant:innen zog sich durch die Nordstadt
McDonald’s und Burger King – weltweit beliebte Fastfood-Ketten. Und doch verschlägt es die Beschäftigten der Konzerne zum Protest auf die Straßen der Nordstadt. Grund dafür sind die geringen Vergütungen der Angestellten. Derzeit verdient das Personal der Systemgastronomie teilweise nur knapp über dem Mindestlohn, was unter den Betroffenen für Aufruhr sorgt.
Versammelt haben sich die 120 Protestierenden zunächst am Vormittag am Stollenpark an der Stollenstraße. Busse holten sie zuvor aus den McDonald’s- und Burger King-Filialen ab. Eine Rückkehr in die Betriebe war dabei erst für den Nachmittag geplant.
In gelben Warnwesten und mit schwenkenden Fahnen der NGG Gewerkschaft steuerten die Protestierenden den Protestzug durch die Nordstadt an.
Rufe wie „Pizza, Burger, Mindestlohn”, laute Musik, Trillerpfeifen und Tröten zogen die Aufmerksamkeit vieler Passant:innen auf den Aufmarsch. Samir Boudih, Gewerkschaftssekretär der NGG Dortmund, steht dabei an vorderster Stelle und führt die Demonstrant:innen an. Die Kundgebung mündete auf dem Platz der Deutschen Einheit vor dem Fußballmuseum und wurde mit Redebeiträgen gefüllt.
Anforderungen der NGG bisher zurückgewiesen
Bereits im September fand eine zweite Verhandlungsrunde über einen neuen Tarifvertrag statt, jedoch ohne Erfolg. Laut Boudih liegt der aktuelle Stundenlohn bei 12,61 Euro, wohingegen die NGG einen Einstiegslohn von 15 Euro pro Stunde in der Tarifgruppe 1 fordert. Zudem postulieren sie einen Zuschuss von 500 Euro ab der Tarifgruppe 2 und eine Einmalzahlung von 500 Euro für die NGG-Mitglieder bei einer Laufzeit des Tarifvertrags von 12 Monaten.
Die gescheiterten Verhandlungen verstärkten den Widerstand der NGG und der Arbeitnehmer:innen. Ein Erklärungsansatz des Arbeitgeberverbands Bundesverband der Systemgastronomie (BdS) für den Niedriglohnbereich der untersten Tarifgruppe stößt dabei auf Kritik auf der Kundgebung.
So agiert die Systemgastronomie mit Niedriglöhnen als Einstiegschance für Migrant:innen und Quereinsteiger:innen in Deutschland.
„Es gibt Organisationen, die besorgen Menschen aus dem Ausland für die Systemgastronomie hier, die für möglichst wenig Geld arbeiten sollen. Denen wird auch der Reisepass entzogen und gesagt, dass ihr Aufenthalt in Deutschland an die Arbeit gekoppelt ist. (…) Sobald sie Widerstand leisten, wird eine Kündigung vorgelegt, und sie dürfen wieder abgeschoben werden. (…) Die wollen einfach nur billige Arbeitskräfte importieren”, so Boudih dazu.
Erklärungsansätze stoßen auf Skepsis unter den Arbeiter:innen
Mit den bisher gescheiterten Verhandlungen spitzt sich auch die Stimmung unter den Arbeitnehmer:innen auf der Demonstration zu: „Wir kriegen in der Systemgastronomie zu wenig Geld. Sie begründen die Löhne mit der Coronapandemie, da sie da nicht viel verdient haben. Aber wir haben ja auch nicht viel verdient und mussten leben. Ich meine, jeder muss für sein Geld arbeiten. Aber jeder möchte ja auch mal ein bisschen was zur Seite legen, beispielsweise für den Urlaub oder für die Kinder“, so eine Protestierende.
Die Begründung der wirtschaftlichen Schieflage zweifelt Boudih ebenso an. Trotz der stetigen Preiserhöhungen stagnieren die Lohnbeiträge. Zugleich stellt laut Boudih eine sinkende Kundschaft bei McDonald’s keinen wirtschaftlichen Verlust dar. Boudih begründet dies mit der steigenden Konzentration der Immobilienwirtschaft des Konzerns, womit sie weiterhin Gewinne erzielen.
Weitere Maßnahmen werden bei Bedarf hergezogen
Die NGG ist laut Boudih für weitere Maßnahmen gewappnet: „Im November laufen weitere Verhandlungen. Wenn da vom Arbeitgeber aus nichts passiert, dann müssen wir noch mal auf die Straße gehen, und dann wird es noch lauter.”
Jutta Reiter, Geschäftsführerin des DGB Dortmund-Hellweg, appelliert ebenfalls an die Protestierenden, sich weiterhin einzusetzen und sich nicht so schnell aus der Ruhe bringen zu lassen: „Wir müssen uns das holen, was wir brauchen, für ein gutes Leben und für eine gute Rente!”
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