Im Dezember wird ein neues Heft der von der Denkmalbehörde Dortmund herausgegebenen Reihe „Bausteine und Fundstücke“ erscheinen. Es befasst sich mit dem Ausflugsziel Hohensyburg mit allen vorhandenen Baulichkeiten vom Kaiser-Wilhelm-Denkmal bis zur Kirche St. Peter zu Syburg mit dem historischen Kirchhof. Auch deshalb greift die Denkmalbehörde als Denkmal des Monats Dezember 2021 die Kirche St. Peter zu Syburg mit ihrer Innenausstattung und dem Kirchhof heraus.
St. Peter zu Syburg ist eine der ältesten Kirchen Westfalens
Die erste urkundliche Erwähnung der Kirche St. Peter zu Syburg erfolgte bereits um 776. Somit zählt die Kirche im Ursprung zu einer der ältesten Kirchen in Westfalen. Dies belegen auch die Funde der archäologischen Grabungen in den Jahren 1950/51, 1976/77 und 1983, denn hier wurden Fundamente eines Vorgängerbaus gefunden, eine romanische Apsis und ein karolingischer Rechteckbau.
Die Kirche war ein Bestandteil der Vorburg der Hohensyburg. Ihre besondere Stellung im Mittelalter wird auch durch ihre damalige Nutzung als regionaler Wallfahrtsort und Ablasskirche apostrophiert. Das heutige Erscheinungsbild der Kirche ist deutlich jünger und das Ergebnis unterschiedlichster Bauphasen, Erweiterungen, Umbauten und Wiederaufbauten nach Zerstörungen, bis hin zur Erweiterung der Ausstattungsstücke.
Der Westturm wurde gegen 1200 in romanischer Formensprache an das bereits vorhandene Langhaus (ca. 1100) angebaut. Sein nahezu quadratischer Grundriss entspricht der Breite des Langhauses. Der Westturm übernahm die Funktion des Haupteingangs, hiervon zeugt das an der südlichen Fassade heute noch vorhandene Eingangsportal, mit romanischen Portalbogen, welcher von zwei Säulenpaaren getragen wird.
Drei Bronzeglocken aus der Zeit von 1584, 1681 und 1850 sind erhalten geblieben
Darüber hinaus diente der Turm auch als Wehrturm. Dies bezeugen u.a. die an den Fassaden ablesbaren Schießscharten. Die Wehrhaftigkeit des Turmes wird auch durch das unregelmäßige, mächtige Quadermauerwerk in den beiden unteren Geschossen akzentuiert. Das dritte Geschoss und die Giebel des Rhombendaches sind aus unregelmäßigen Bruchstein hergestellt.
Hier sind die Fassadenflächen mit Fensteröffnungen in Form der gotischen Baukunst versehen. Sie sind durch eine Mittelsäule gegliedert. Die im Turm erhaltenen drei Bronzeglocken stammen aus der Zeit von 1584, 1681 und 1850, letztere wurde jedoch im zweiten Weltkrieg zerstört und 1961 ersetzt.
An der Westfassade befindet sich im Giebelfeld die Turmuhr aus dem 18. Jh. Der stattliche, wehrhaft wirkende Turm wird an der Westfassade durch ein großes Fenster (Barbarafenster) in der oberen Hälfte des untersten Geschosses geöffnet.
Wertvolle Maßwerkfenster im Chorraum erzählen die Geschichte des heiligen Petrus
Um 1100 wurde das Langhaus als einschiffiger, flachgedeckter Saalbau aus unregelmäßigen Bruchstein errichtet. Früher bestanden hier in der Nord- und Südfassade die Eingänge, welche erst bei Umbauarbeiten in den Jahren 1929/30 zugemauert wurden.
Das Langhaus wird mittels eines breiten und hohen Bogens in der östlichen Turmwand im Inneren mit dem Westturm verbunden. Es wird heute an beiden Innenwänden von wappengeschmückten Grabplatten geziert. Sie waren vor 1945 im Chor aufgestellt und erinnern an Adlige aus dem Umkreis von Syburg, die hier bestattet wurden.
Bis 1945 war das Langhaus nur durch vier sehr kleine Fenster je Fassadenseite belichtet. Diese waren knapp unter der Traufe angeordnet und apostrophierten so den ursprünglichen Wehrcharakter der Kirche. Das heutige Aussehen des Langhauses, entspricht dem Wiederaufbau in der Zeit von 1951-56.
Im 13./ 14. Jh. entstand der ursprüngliche Chorraum, der 1673 durch französische Soldaten zerstört wurde und bis 1688 in spätgotischer Form mit Strebepfeilern wieder aufgebaut war. Der heutige Chor wird mittels eines Triumphbogens vom Langhaus/ Kirchenraum abgegrenzt. Den Chorraum schließen drei kunsthistorisch wertvolle, hohe zweibahnige Maßwerkfenster ab, die mit der Lebensgeschichte des heiligen Petrus gestaltet sind.
Langhaus wurde im Zweiten Weltkrieg durch Fliegerbombe zerstört
Die drei Bauteile der Kirche St. Peter zu Syburg wurden mit Ruhrsandstein realisiert. So entstand, trotz der heute noch sehr gut ablesbaren unterschiedlichen Bauphasen, ein nach wie vor harmonisch wirkendes Gesamtbauwerk.
Am 7. März 1945 zerstörte eine Fliegerbombe das Langhaus bis auf die Außenmauern und beschädigte den Chor schwer. Der Westturm blieb dagegen weitestgehend verschont. Beim Wiederaufbau ab 1951 wurde die historische Gebäudeform des Kirchengebäudes erhalten.
Jedoch wurden die Fenster im Langhaus nach dem Vorbild des Kaiseroktogons des Aachener Doms vergrößert. Auch das Ornamentmuster der Bleiverglasung ist an den Aachener Dom angelehnt. Dies kommt nicht von ungefähr, denn der bedeutende Glasmaler Walter Benner (1912 – 2005) schuf die Fenster 1956 ebenso wie das erneuerte Turmfenster im Westen, das die heilige Barbara zeigt.
Auch die drei kunsthistorisch wertvollen Glasfenster des Chorraumes sind ein Werk von Benner. Er entwarf und realisierte für viele Kirchen eindrucksvolle Fenster, beispielsweise auch für die evangelische Kirche in Herdecke. Doch seine wichtigsten Arbeiten sind die Chorfenster des Aachener Doms, die er in der Zeit von 1949 bis 1951 entwarf und realisierte.
In seiner Glaskunst orientiert sich Benner an die Vorbilder des Mittelalters. Dies ist auch an den kunstvoll gestalteten Gläsern in der Kirche St. Peter zu Syburg ablesbar.
Taufbecken im Eingangsbereich wurde zwischenzeitlich zweckentfremdet
Nach dem Eintritt durch das heutige Eingansportal fällt als erstes ein Taufbecken mit romanischen Bogenfeldern im Westturm auf. Ursprünglich war es ein Bestandteil des ehemaligen Kloster Marienborn in Lütgendortmund. Trotz seiner beachtlichen Größe war seine Funktion lange Zeit vergessen.
Zwischenzeitlich wurde es sogar zweckentfremdet und als Pferdetränke und Blumenkübel genutzt, bevor es ins Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte gelangte. Von dort erwarb es die Syburger Kirchengemeinde nach dem Wiederaufbau. Neben dem Eingang finden sich im Turm zwei Grabsteine aus Ruhrsandstein – sicherlich der historisch interessanteste Besitz der Kirche.
Sie stammen – wie ein weiterer Stein unter der Treppe zum Turmobergeschoss – aus merowingischer bzw. karolingischer Zeit, sind also mindestens 1200 bis 1300 Jahre alt. Sie bezeugen, dass bereits im 8. Jahrhundert hier am Ort eine Kirche mit einem christlichen Friedhof bestand. Des Weiteren zieren Grabplatten aus dem 17. und 18. Jh. die Innenwände des Langhauses. Weitere sind im Boden des Chorraumes eingearbeitet.
Besondere Kostbarkeiten finden sich im Chor
Die heutigen Kirchenbänke und die Kassettendecke im Langhaus sind Neuschöpfungen des Wiederaufbaus. Hingegen wurde die geschnitzte Renaissance-Kanzel mit Schaldeckel aus dem Jahre 1573, ebenfalls vom Dortmunder Museum für Kunst und Kulturgeschichte von der Gemeinde 1960 erworben.
Sie stammt eigentlich aus Alswede bei Lübbecke. Von den vier Stifterwappen ist das prägendste das der Anna von Bere: zwei Bären dominieren Wappenschild und Helmzier. Unter der Kanzel liegt der ursprüngliche Schlussstein des Chores mit der Jahreszahl 1688.
Das Gewölbe des Chores hält nun ein moderner Schlussstein, der die Zahl 1954 zeigt, das Jahr der Gewölbeschließung nach dem Wiederaufbau. Zwei Barockstühle sind ebenfalls im Langhaus zu finden, sie stammen aus Haus Husen und wurden der Gemeinde gestiftet.
Besondere Kostbarkeiten finden sich im Chor: auf dem Altartisch (1950) liegt eine Züricher Bibel von 1745 aus. Das bronzene Altarkreuz schuf der Bildhauer und Goldschmied Egino Weinert (1920 – 2012, Frechen-Königsdorf), der es mit Emaille-Arbeiten im figurativen Sakralstil der Fünfziger Jahre und Bergkristallen schmückte.
Werke des angesehenen Sakralkünstlers finden sich heute nicht zuletzt in den Vatikanischen Museen. In Syburg stammen von Weinert auch Lesepult, Osterkerzen-Ständer und Abendmahlsgerät. Die Altarleuchter sind dagegen Nachgüsse romanischer Kerzenhalter, die im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg aufbewahrt werden.
Die jüngste Erwerbung der Gemeinde ist eine kleine Skulpturengruppe: eine Frau mit offenem Schleier sitzt neben einem Mann mit der päpstlichen Tiara. Der Bildhauer Bernhard Kleinhans (1926 – 2004, Sendenhorst) schuf das Kunstwerk 1999. Es zeigt den Apostel Petrus, den ersten Papst, mit seiner Ehefrau.
Dies war durchaus nicht ketzerisch gemeint, berichtet doch das Matthäus-Evangelium von der Heilung der Schwiegermutter des Petrus. 2011 fand die Plastik – soweit bekannt die einzige ihrer Art – im Turm von St. Peter ihren Platz.
Kirchhof ist besonderer Ort von besonderem Zeugniswert
Heute liegt die Kirche St. Peter zu Syburg inmitten eines mit Trockenmauerwerk aus Naturstein ummauerten Kirchhofs, welcher nicht mehr seiner ursprünglichen Fläche entspricht. Denn 1860 wurde der Kirchhof im Norden für den Bau des Schulhauses verkleinert.
Im Jahre 1820 war der Kirchhof von Syburg der einzige Friedhof des ehemaligen Reichshofes Westhofen und diente somit bis zu seiner Schließung 1880/ 81, den anliegenden Bauernschaften Holzen, Wandhofen, Garenfeld und Syburg als Begräbnisstätte.
Der Kirchhof ist einer der ältesten im Ruhrgebiet. Die rund 190 erhaltenen historischen Grabsteine sind Zeugnisse einer Begräbniskultur der vergangenen 500 Jahre und darüber hinaus. Denn zahlreiche zweit- und drittgenutzte Grabsteine weisen auf eine 1000 – jährige Nutzung hin.
Doch auch auf dem Kirchhof sind nicht nur die Folgen des zweiten Weltkriegs heute ablesbar, sondern es gingen auch ca. 60 Grabsteine verloren. Darüber hinaus wurden die noch vorhandenen Grabsteine mehrmals umgesetzt und neu aufgerichtet. Somit entspricht die heutige Platzierung der Grabsteine nicht mehr dem ursprünglichen Ort der Bestattungen.
Trotzdem ist der Kirchhof auch heute noch ein besonderer Ort mit hohem Zeugniswert. Die Kirche St. Peter zu Syburg mit Kirchhof ist ein bedeutendes Gesamtkunstwerk und ein herausragendes Zeugnis der Bau-, Geschichts- und Kunstkultur. Das Kirchengebäude steht eingebettet im Kirchhof, welcher ein wichtiges Zeugnis der Begräbniskultur ist. Das Gesamtensemble ist ein Ort von überregionaler Bedeutung.