Das „B-Wagen-Projekt“ der Stadtwerke Dortmund nimmt fahrt auf

Die erste modernisierte Stadtbahn ist bei DSW21 eingetroffen – aber vorher geht’s erst zum TÜV

Von außen sehen die modernisierten Stadtbahnen wie Neufahrzeuge aus. DSW21

Das „B-Wagen-Projekt“ zeigt erste Erfolge: Die erste modernisierte Stadtbahn ist in Dortmund angekommen, weitere 63 sogenannte „Hochflurwagen“ sollen in den nächsten Jahren folgen. Der Anspruch sei es, keinen Unterschied zu Neufahrzeugen zu erkennen. Dieser sei bei dem jetzt eingetroffenen Fahrzeug erfüllt worden, erklärt die DSW21. Bis die Bahn Passagiere von A nach B bringt, wird es allerdings noch einige Zeit dauern.

1,3 Millionen Euro Ersparnis bei modernisierten Fahrzeugen

„Wir investieren in den kommenden Jahren rund 250 Mio. € in das ‘B-Wagen-Projekt‘, das 98 Fahrzeuge umfasst“, erklärt DSW21-Verkehrsvorstand Ulrich Jaeger. Auch finanziell lohne sich die Modernisierung: „Kosten in Höhe von rund 3,3 Mio. € für ein Neufahrzeug stehen Modernisierungskosten in Höhe von knapp 2 Mio. € pro Bestandsfahrzeug gegenüber – bei 64 Fahrzeugen ergibt das eine Ersparnis von rund 85 Mio. €.“

Die Stadtbahnlinie U47 in Dortmund.
Die alten Bahnen sind mittlerweile ein fester Bestandteil von Dortmunds Stadtbild. Foto: Screenshot Making-Of-Video

Hinzu käme, dass die DSW21 viele Baugruppen und Ersatzteile in Reserve vorhält, die bei bzw. nach der Modernisierung der Bestandsflotte weiter genutzt werden können. Außerdem werde bei 70 Prozent der Fahrzeuge die Modernisierung mit der anstehenden Hauptuntersuchung gekoppelt. Auch das spare Ressourcen und verschlanke Prozesse.

Ebenso der Nachhaltigkeits-Aspekt habe eine zentrale Rolle gespielt. Betriebsleiter Ralf Habbes erklärt: „Beim Bau neuer Stadtbahnwagen entstehen enorme CO2-Emissionen. Durch die Weiterverwendung der Rohbauten und Gestelle werden wir rund 2.000 Tonnen CO2 einsparen und eine deutliche Laufzeitverlängerung erreichen. Wir gehen davon aus, dass die Fahrzeuge noch rund 25 Jahre im Betrieb bleiben.“ Für diesen Ansatz wurde das B-Wagen-Projekt 2023 mit dem „ZfK-Nachhaltigkeitsaward“ ausgezeichnet.

Dasselbe Level an Sicherheit, Barrierefreiheit und Komfort

Die 28 m lange, achtachsige Hochflur-Bahn mit der Nummer 348 des Typs B80 ist die erste von 64 Hochflurbahnen, die in den nächsten Jahren grundlegend modernisiert werde. Wenn sie nach einem aufwändigen Abnahmeprozess voraussichtlich in der zweiten Jahreshälfte 2025 in den Linienbetrieb gehen wird, können die Fahrgäste laut Angaben der Stadtwerke nicht erkennen, ob sie in einem neuen- oder einem komplett modernisierten Fahrzeug sitzen.

DSW21

Diese seien auch technisch so identisch, dass sie problemlos miteinander gekoppelt werden können. Für die Fahrgäste bedeute das Projekt auch, dass sie in allen Hochflur-Bahnen zukünftig dasselbe Level an Sicherheit, Barrierefreiheit und Komfort geboten bekämen und von „innovativen Features wie dem Kneeling, der optimierten Lüftung und der energieeffizienten Wärmedämmung profitieren können.“

Genau wie bei den Neufahrzeugen müsse sich auch diese Bahn einer aufwändigen Typ- und Serienprüfung unterziehen, die rund 15 Monate dauern könne. Bis die Technische Aufsichtsbehörde (TAB) die Freigabe erteilen wird, müsse eine Vielzahl von Checklisten und Terminen abgearbeitet und etwa 16.000 Seiten Dokumentation ausgefüllt werden.

Arbeiten der folgenden 63 Bahnen sollen in der Dortmunder Stadtbahnwerkstatt durchgeführt werden

„Wir haben natürlich bei der Inbetriebnahme des Neufahrzeugs viele Erfahrungen sammeln können und werden später Prüfungen parallel stattfinden lassen, um den gesamten Prozess zu straffen“, meint Thomas Steinröder, Leiter Schienenfahrzeuge bei DSW21. „Andererseits müssen wir neben einem einzelnen Fahrzeug aber auch eine Traktion aus modernisiertem und neuem Fahrzeug abnehmen lassen. Das ist absolutes Neuland.“

DSW21

„Die jetzt eingetroffene Bahn ging 2018 nach Leipzig, wo sie als Prototyp für die Modernisierung durch den Hersteller komplett zerlegt und vermessen wurde. Im Anschluss wurde sie dort neu aufgebaut und lackiert“, erläutert Betriebsleiter Ralf Habbes den Prozess. „Das war aufwändig, aber wir haben hier wertvolle Erfahrungen sammeln können. Diese Arbeiten werden wir für die folgenden 63 Bahnen zum größten Teil in der Stadtbahnwerkstatt von DSW21 selbst durchführen“, so Habbes weiter.

Bei den zehn Bahnen des Typs B100 („Bonner Wagen“) lohne sich eine Modernisierung wegen des hohen Alters (Baujahr 1974) und der Laufleistung dagegen nicht mehr. Die letzten verbliebenen Fahrzeuge seien nun endgültig ausgemustert worden. Die als Ersatzteilspender komplett ausgeschlachteten Fahrzeuge wurden inzwischen verschrottet. Drei ebenfalls nicht mehr fahrbereite Fahrzeuge werden den Ordnungsbehörden für Übungen zum Thema Terrorabwehr und Brandschutz zur Verfügung gestellt.

Der Fuhrpark, der aktuell aus 121 Wagen besteht, wächst durch die Neuzugänge bis zum Jahr 2031 auf 145 Fahrzeuge an: 98 Hochflurbahnen fahren auf den Linien U41, U42, U45, U46, U47 und U49 sowie 47 Niederflurbahnen auf den Linien U43 und U44.


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