Ungewöhnlich ruhig ist es dieser Tage am Borsigplatz. Durch die Baustelle und Teilsperrung der Brackeler Straße in Richtung Westen hat sich die Blechlawine auf andere Straßen verlagert. Dennoch werden die Grenzwerte für Feinstaub und Stickstoffdioxid (NO²) überschritten – wenn auch nicht mehr um ein Vielfaches.
Nur die Nordspange würde zu einer spürbaren Entlastung führen
Das dürfte sich in Kürze ändern, wenn die Straße wieder freigegeben wird. Daher fordern die Dortmunder Grünen ein Umdenken und machten darauf bei einem Ortstermin in der Nordstadt deutlich. Sie hatten dafür mit Dr. Anton Hofreiter, Vorsitzender der Grünen-Bundestagsfraktion, prominente Unterstützung.
Schon seit Jahren liegt die Luftbelastung durch Stickstoffdioxid (NO²) an mehreren Dortmunder Messpunkten weit über den europäischen Grenzwerten. Auch die Messungen aus 2015 weisen dies erneut aus.
Einer der hoch belasteten Punkte ist der Bereich Borsigplatz / Brackeler Straße. Die Ursache ist klar: Der Auto- und Lkw-Verkehr. Solange es die Nordspange als Umgehungsstraße für die Nordstadt nicht gibt, wird es keine Entlastungen geben.
„Viel zu lange haben die Verantwortlichen auf Filtertechnik gehofft. Doch das ist nicht eingetreten“, kritisierte Ingrid Reuter, Sprecherin der Grünen-Ratsfraktion. Zudem hätten SPD und CDU lokale Möglichkeiten – zum Beispiel die ganztägige Sperrung der Bundesstraße 1 für Lkw – verhindert.
Grüne fordern saubere Autos auf den Straßen und nicht nur auf Prüfständen
Doch um entscheidende Verbesserungen der Situation für Dortmund zu erreichen, reichten lokale Bemühungen allein nicht aus, so Reuter. Daher war sie froh, neben dem Dortmunder Grünen-Bundestagsabgeordneten Markus Kurth auch den Verkehrsexperten und Fraktionssprecher Anton Hofreiter in Dortmund begrüßen zu können.
Hofreiter machte in der Nordstadt deutlich, dass Feinstäube und vor allem die Stickoxide für die Menschen ein echtes Gesundheitsrisiko darstellten. Insofern sei das nicht eine umweltpolitische, sondern eine gesundheitspolitische Debatte.
„Die Umwelt kommt mit Stickstoffdioxid ganz gut klar, anders als die Menschen“, so der Grünen-Fraktionschef. Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vorzeitiger Tod seien die Folgen von Dauerbelastungen, wie sie auch in der Nordstadt an der Brackeler Straße gemessen würden.
Der Gesetzgeber sei daher gefordert, die Einhaltung der Grenzwerte zu überwachen – auf der Straße und nicht auf Prüfständen, sagte er mit Blick auf die spätestens durch den VW-Abgasskandal offenbar gewordenen Manipulationen. Daher sei ein Umdenken gefordert – weg von Verbrennungsmotoren hin zu Wasserstoff- und Elektromobilität.
Bund soll Kommunen bei Modernisierung von Bussen und Bahnen helfen
Hofreiter forderte daher einen bundespolitischen Dreiklang: Druck auf die Automobilindustrie, Ausbau des ÖPNV und Modernisierung der Gesetze – zum Beispiel der Straßenverkehrsordnung. Diese sei veraltet und nur auf den Autoverkehr ausgerichtet. Hier brauche es ein Umdenken.
Gleiches gelte auch bei Investitionen in den ÖPNV. Während der Bund für den Neubau noch Gelder bereitstelle, würden die Kommunen bei der Modernisierung der Bus- und Straßenbahnflotte immer noch allein gelassen. „Der Bund muss den Kommunen bei dieser Aufgabe unter die Arme greifen“, forderte der Bundespolitiker der Grünen.
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Reader Comments
Schlunder Wolfgang
Was ist überhaupt Feinstaub? Man sollte objektiver Weise nicht nur Diesel Autos als Verursacher sehen.
Hier eine Definition vom Umweltbundesamt: Feinstaub wird vor allem durch menschliches Handeln erzeugt: Primärer Feinstaub entsteht durch Emissionen aus Kraftfahrzeugen, Kraft- und Fernheizwerken, Öfen und Heizungen in Wohnhäusern, bei der Metall- und Stahlerzeugung oder auch beim Umschlagen von Schüttgütern. Er kann aber auch natürlichen Ursprungs sein (beispielsweise als Folge von Bodenerosion). In Ballungsgebieten ist der Straßenverkehr die dominierende Staubquelle. Dabei gelangt Feinstaub nicht nur aus Motoren – vorrangig aus Dieselmotoren – in die Luft, sondern auch durch Bremsen- und Reifenabrieb sowie durch die Aufwirbelung des Staubes von der Straßenoberfläche. Eine weitere wichtige Quelle ist die Landwirtschaft: Die Emissionen gasförmiger Vorläuferstoffe, insbesondere die Ammoniakemissionen aus der Tierhaltung, tragen zur sekundären Feinstaubbildung bei.
https://www.umweltbundesamt.de/themen/luft/luftschadstoffe/feinstaub