Anlässlich des Tages der Arbeit am 1. Mai 2018 hat der Deutsche Gewerkschaftsbund wieder zahlreiche Aktivitäten geplant. Das Motto in diesem Jahr: „Solidarität, Vielfalt und Gerechtigkeit“. In Dortmund legt der DGB dabei – trotz oder gerade in Zeiten des bundesweiten wirtschaftlichen Aufschwungs – den Schwerpunkt auf das wichtige Thema Langzeitarbeitslosigkeit.
Solidarisch für die Betroffenen und gegen die Langzeitarbeitslosigkeit
„Wir erhoffen uns, dass von Dortmund der Funken für eine Initialzündung ausgeht, um das Thema Langzeitarbeitslosigkeit wieder stärker in das Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken, damit die Betroffenen nicht länger denunziert und diffamiert werden“, erklärt die DGB-Vorsitzende Jutta Reiter. Denn gerade bei diesem Thema könne man sich perfekt auf die drei Basiselemente der gewerkschaftlichen Arbeit beziehen: Vielfalt, Solidarität, Gerechtigkeit.
Im März kamen in Dortmund 32.800 Arbeitslose auf ein Angebot von 6703 gemeldeten Stellen. Insgesamt beträgt die Arbeitslosenquote 10,6 Prozent. Sie ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Doch was Arbeitsagentur und Bundesregierung als vollen Erfolg verbuchen, ist realistisch betrachtet wohl eher statistische Schönfärberei.
Denn die Unterbeschäftigungsquote der Stadt liegt bei 14,3 Prozent. Mit dieser Zahl werden zusätzlich zu den registrierten Arbeitslosen die Menschen erfasst, die TeilnehmerInnen einer Maßnahme der Arbeitsförderung (berufliche Weiterbildung, Arbeitsbeschaffungsmaßnahme, etc.) sind. Auf lange Sicht jedoch gelingt es hierbei den wenigsten, im Anschluss an die jeweilige Maßnahme in ein unbefristetstes Arbeitsverhältnis übernommen zu werden. Ganz zu schweigen von sozialversicherungspflichtigen Vollzeitstellen.
Zudem dürften die Menschen nicht vergessen werden, die in geförderten Beschäftigungsverhältnissen seien. Insgesamt mehr als 45.000 Menschen seien also in Dortmund arbeitslos oder nicht weit von Arbeitslosigkeit entfernt, so Reiter.
Ohne Grundkenntnisse und Qualifikationen meist kein Zugang zu den freien Stellen
Auch der Eindruck vieler, die Jobs lägen heute auf der Straße und die Betroffenen seien oft selber Schuld an ihrer Misere, zeuge von Missverständnis für die reale Situation. Denn auch, wenn die Wirtschaft boome und neue Stellen schaffe, bleibe vielen Langzeitarbeitslosen die Teilhabe daran allzu oft versperrt, verdeutlicht Reiter.
So fehlten beispielsweise die nötigen Qualifikationen oder auch Grundkenntnisse für bestimmte Tätigkeiten. Demgegenüber steht jedoch nur ein Anteil von 25 Prozent der angebotenen Stellen als Helfertätigkeiten zur Verfügung.
Im Vorfeld der Maikundgebung des DGB wird es am 23. April einen ökumenischen Gottesdienst zum Tag der Arbeit in der Petrikirche auf dem Westenhellweg in der Dortmunder Innenstadt geben. Pfarrer Michael Vogt und sein evangelischer Kollege Pfarrer Friedrich Stiller möchten dabei Langzeitarbeitslosen auf Augenhöhe begegnen und sie zu Wort kommen lassen, um den BürgerInnen klar zu machen, was es eigentlich bedeutet, über Jahre hinweg ohne eigenes Einkommen vom Staat leben zu müssen.
Ökumenischer Gottesdienst bietet Raum, um Betroffenen auf Augenhöhe zu begegnen
Wie kommen die Betroffenen finanziell zurecht? Welche Chancen auf Wiedereingliederung bestehen? Wie werden Betroffene von der Gesellschaft gesehen und behandelt? „Es geht um so christliche Werte wie Teilen und Anteilnahme, die in diesem Bezug sehr gut zur Gewerkschaftsarbeit passen. Wir fordern mehr gesellschaftliche Toleranz und Respekt den Betroffenen gegenüber“, sagt Pfarrer Michael Vogt.
Mit steigendem wirtschaftlichen Erfolg habe man den Blick für die Betroffenen verloren, obwohl diese in der Gesellschaft durchaus präsent erscheinen, verdeutlicht Vogt. Die Pfarrer wünschen sich, dass der Blick auf die Menschen hinter dem Problem gerichtet wird. Der Gottesdienst und auch die Maikundgebungen sollen dazu dienen, das Thema, welches lokal in den verschiedenen Stadt- und Landesteilen von sehr unterschiedlicher Relevanz ist und entsprechend wahr- oder nicht wahrgenommen wird, zentral ins Bewusstsein der Gesellschaft zu rücken.
Der Gottesdienst wird gemeinsam veranstaltet vom Evangelischen Kirchenkreis, der Katholischen Stadtkirche und dem Deutschen Gewerkschaftsbund. Kooperationspartner ist die Evangelische Männerarbeit.
Die DGB-Jugend verleiht ihrer Forderung nach einem Azubiticket Nachdruck
Am 1. Mai wird es wie immer ab 11 Uhr mit der Maidemonstration am Theatervorplatz/Platz der Alten Synagoge losgehen. Von hier aus geht es dann Richtung Westfalenpark.
Jutta Reiter ist überzeugt von dem umfassenden Motto, welches die Forderungen des DGB nach öffentlich geförderter Beschäftigung, Nachhaltigkeit und fairen, innovativen Tarifvertragsmodellen impliziert.
Mit dabei ist wieder der sogenannte „Jugendblock“ des DGB, der bei der Mai-Demo vorneweg gehen wird. An prominenter Stelle wollen die Jugendlichen ihrer Forderung „Ausbildung braucht Mobilität-keine Imagekampagne“ Ausdruck verleihen – zentral ist dabei die Forderung nach einem Azubi-Ticket.
Junge Menschen aus Dortmund und seinen Partnerstädten stehen im Fokus der Maikundgebung
Ab 12.15 Uhr dann beginnt die Maikundgebung im Westfalenpark. Wichtig: Der kostenlose Zugang zum Westfalenpark ist an diesem Tag nur mit dem Demonstrationszug am Eingang auf der Ruhrallee möglich.
Im Fokus stehen diesmal junge Menschen aus Dortmund und seinen Partnerstädten. Sie sollen hier eine Plattform bekommen, um die Probleme und Fragen zu thematisieren, die sie in einer globalisierten Welt beschäftigen. Denn auch gegen Krieg, Intoleranz und Rassismus gehen die GewerkschafterInnen auf die Straße.
Während der Kundgebung werden Beschäftigte aus verschiedenen Betrieben zu Wort kommen, die über ihren Arbeitsalltag und die damit verbundenen Probleme und Erfahrungen berichten. Außerdem werden die Forderungen des DGB an Industrie, Politik und Wirtschaft noch einmal formuliert.
Ab 13 Uhr dann startet das Kultur- und Familienfest mit verschiedenen Unterhaltungsacts und Mitmachprogrammen für Jung und Alt. Für das leibliche Wohl ist mit internationalen Spezialitäten und Getränken bestens gesorgt.
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