Entspannung und Kooperation statt Konflikt und Konfrontation

DGB Dortmund mahnt bei Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag neue Sicherheitspolitik an

Für den DGB hat das Scheitern des Afghanistan-Einsatzes gezeigt, dass militärische Interventionen nur zu weiteren Konflikten führen. Der DGB fordert eine soziale Sicherheitspolitik und klare Statements der Politik zu Abrüstung und Entspannung. Foto: Karsten Wickern

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Dortmund lädt anlässlich des Antikriegstages am 1. September 2021 um 17 Uhr alle interessierten Bürgerinnen und Bürger zu einer Gedenkveranstaltung an der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache ein. Bei der Veranstaltung wird neben einer Kranzniederlegung und Rede- und Musikbeiträgen eine Tanzperformance von Jugendlichen der Falken dargeboten. Zusätzlich wird vom 1. September bis Ende Oktober die Ausstellung „Postscriptum – Ostarbeiter im Deutschen Reich“ im Außenbereich der Steinwache am Nordausgang des Hauptbahnhofs präsentiert und im Keuninghaus in der Nordstadt am 2. September um 17 Uhr die Ausstellung „Vergiss deinen Namen nicht – Die Kinder von Auschwitz“ eröffnet, die bei freiem Eintritt bis zum 2. Oktober zu sehen sein wird.

Aus dem Scheitern in Afghanistan lernen – soziale statt militärische Sicherheitspolitik 

Jutta Reiter ist die heimische DGB-Vorsitzende
Jutta Reiter ist die heimische DGB-Vorsitzende. Foto: Karsten Wickern

„Die aktuellen Geschehnisse in Afghanistan zeigen uns, dass der Westen viel zu sehr auf militärische Intervention gesetzt hat. Was wir endlich brauchen, ist eine andere Sicherheitspolitik. Eine Politik der gemeinsamen Sicherheit, die auf Entspannung und Kooperation setzt statt auf Konflikt und Konfrontation“, so Jutta Reiter, Vorsitzende des DGB Dortmund.

Hiermit meine sie eine Sicherheitspolitik, die sich auf das Ziel sozialer statt militärischer Sicherheit konzentriere. Eine Sicherheitspolitik, in deren Mittelpunkt Konfliktvermeidung und Krisenprävention stehen müssten. „Eine Sicherheitspolitik, die Fluchtursachen bekämpft, statt immer neue Fluchtursachen zu schaffen. Eine solche Politik der gemeinsamen Sicherheit erreichen wir nur durch Abrüstung, nicht durch Aufrüstung.“

Aus Sicht des DGB lösen ständig steigende Militärausgaben keine Probleme – im Gegenteil: Sie würden gerade in diesen Zeiten des Wandels davon abhalten, die drängendsten Probleme zu lösen und den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu wahren. Im Zuge der Corona-Krise hätten sich die sozialen Ungleichheiten und die Verteilungskonflikte in Deutschland und weltweit verschärft, daher würden Rüstungs-Milliarden dringend für andere Zwecke benötigt.

DGB fordert klare Position der Politik für Abrüstung und Entspannung

Jutta Reiter weiter: „Deshalb nehmen wir Gewerkschaften die nächste Bundesregierung in die Pflicht: Wir erwarten von allen an der Regierung beteiligten Parteien, dass sie klar Position beziehen -– für Abrüstung und Entspannung!“

Der Antikriegstag am 1. September, dem Jahrestag des deutschen Überfalls auf Polen und damit der Beginn des 2. Weltkrieges 1939 ist Anlass, der Opfer aller Kriege und des Nationalsozialismus zu gedenken.

In diesem Zusammenhang präsentiert die Mahn- und Gedenkstätte Steinwache ab dem 1. September bis zum 31. Oktober die Ausstellung „Postscriptum – Ostarbeiter im Deutschen Reich“.

Vor 80 Jahren überfiel das Deutsche Reich die Sowjetunion. Im folgenden Vernichtungskrieg ermordeten deutsche Täter Millionen Menschen und verschleppten weitere Millionen zur Zwangsarbeit nach Deutschland. 

Die Gedenkstätte Steinwache zeigt in ihrem Außenbereich die Ausstellung, die an die sowjetischen Frauen, Männer und Kinder erinnert, die während des Zweiten Weltkrieges Zwangsarbeit für das NS-Regime leisten mussten. Im Rahmen der Antikriegstagsveranstaltung am 1. September wird Markus Günnewig, Leiter der Steinwache, kurz in das Thema und die Ausstellung einführen. 

Die Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag 2021 führt der DGB in Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte Steinwache, der Auslandsgesellschaft, dem „Förderverein Gedenkstätte Steinwache – Internationales Rombergpark-Komitee e.V.“, dem Jugendring Dortmund und „SLADO e.V.“ durch.

„Vergiss deinen Namen nicht“: Ausstellung über die Kinder von Auschwitz im Keuninghaus 

Foto: Archiv Alwin Meyer

Unweit der Steinwache wird außerdem am Donnerstag, 2. September, um 17 Uhr eine besondere Ausstellung im Keuninghaus in der Nordstadt eröffnet.

Mindestens 232.000 Säuglinge, Kinder und Jugendliche bis 17 Jahre wurden aus allen Teilen Europas während der nationalsozialistischen Herrschaft nach Auschwitz deportiert oder kamen dort unter unvorstellbaren Bedingungen zur Welt. 

Gerade einmal 650 von ihnen überlebten. In der Ausstellung „Vergiss deinen Namen nicht“ erzählen fast 40 großformatige Bild- und Schrifttafeln auf sehr persönliche Weise über die Lebensgeschichten und Hintergründe von Kindern, die Auschwitz überlebt haben. 

Die Ausstellung ist vom 2. September bis 2. Oktober im Dietrich-Keuning-Haus (Leopoldstr. 50-58) zu sehen. Sie basiert auf einem gleichnamigen Buch des Autors und Filmemachers Alwin Meyer, der über mehrere Jahrzehnte nach Kindern von Auschwitz gesucht und mit ihnen gesprochen hat.

Eintritt frei – es wird um vorherige Anmeldung per Mail gebeten

Ruth und Robert Büchler wurden im Alter von elf und fünfzehn Jahren nach Auschwitz deportiert. Ruth überlebte nicht. Foto: Archiv Alwin Meyer

Die Ausstellung gehört zum Festjahr „1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ und steht unter der Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Thomas Westphal. Die Eröffnung am 2. September, 17 Uhr wird moderiert von Schauspielerin Tirzah Haase und Georg Deventer. 

Nach Grußworten von Oberbürgermeister Thomas Westphal und eine*m Vertreter*in der jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund führt Autor Alwin Meyer in die Ausstellung ein. Anmeldungen unter veranstaltungsorganisation@stadtdo.de 

Die Ausstellung ist dienstags bis samstags in der Zeit von10 bis 22 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Eine Veranstaltung des Fördervereins der Gedenkstätte Steinwache / Internationales Rombergpark-Komitee e.V. in Kooperation mit dem Dietrich-Keuning-Haus und dem Jugendring Dortmund-Projekt: Botschafter*innen der Erinnerung. 

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Reaktionen

  1. #ParentsForFuture – FriedenFürsKlima: Erde und Klima retten – Nie wieder Krieg! (PM)

    Die Welt rüstet auf, Kampfjets, Drohnen, moderne Atomwaffen, dabei benötigte es Löschflugzeuge, auch im übertragenen Sinne. Als ob sich die Klimakrise, zumindest wirkt es so, mit militärischer Aufrüstung abschrecken ließe – militärische Aufrüstung, schafft keine Sicherheit, auch nicht fürs Klima – im Gegenteil.

    Der am 1. September stattfindende Antikriegstag, ein Gedenk- und Mahntag, soll auch darauf hinweisen, dass wir das militärische Denken überwinden müssen, hin zu einer zivilen Sicherheitspolitik, um uns den wichtigen Aufgaben wie der globale Klimarettung zu stellen. Jeder Anschlag, jede Übung wirkt sich auf das Weltklima, nicht nur sinnbildlhaft aus. Der Militärapparat würde in der Weltrangliste der Hauptemittenten, wenn er wie ein Staat gerechnet wird, im Jahr 2018 mit seinen 940 Mio. Tonnen CO2-Ausstoß Platz 6 einnehmen. Im Kyoto-Protokoll tauchen die Emissionen vom Militär überhaupt nicht auf nachdem der Kraftstoffverbrauch von Auslandseinsätzen aus der Berichtspflicht genommen wurde.

    Der aktuell gescheiterte Einsatz der westlichen Militärtruppen in Afghanistan stellt uns wieder vor Augen, wie fragil die politische Lage sein kann, und dass kriegerische Auseinandersetzung immer noch das Mittel der Politik ist. Nicht zu vergessen, dass es bei vielen Kriegen bisher um Rohstoffe, auch für die fossile Energieversorgung, ging, und viele militärisch ausgefochtene Konflikte, die durch Folgen des Klimawandels ausgelöst wurden.
    Die derzeitige „NATO 2030“-Strategie – weg von einem Verteidigungsbündnis hin zu einer Interventionsallianz für Militäreinsätze außerhalb des Bündnisgebiets – baut mit ihrer nuklearen Abschreckung und ihrer verstärkten militärischen Präsenz im indopazifischen Raum eine gefährliche Drohkulisse auf. Durch die Entsendung eines Kriegsschiffes in diesem Raum ist die Bundeswehr an der Konfrontation von Russland und China mit beteiligt!

    Gleichzeitig steht Deutschland mit einem Wehretat von fast 47 Mrd. € im Jahr 2021 auf Platz sieben der Länder mit den größten Rüstungsausgaben und soll diesen nach NATO-Vorgaben bis 2030 auf 2% der deutschen Wirtschaftsleistung (BIP) erhöhen. Das würde jährlich weitere 20-30 Mrd. € für Rüstung und Militär bedeuten, während an anderen Stellen dieses Geld fehlt.

    Dringend gebraucht werden Investitionen vor allem in Krankenhäusern, Katastrophenschutz, an Schulen und Kitas sowie bei der Rente und last but not least im Bereich der Verkehrswende (ÖPNV), der Energiewende (Stromnetze, Stromspeicher, Wärmedämmung der Häuser …) usw. für die Erreichung unseres Klimazieles zur Begrenzung der Erderhitzung auf unter 1,5 Grad Celsius. „Eine sozial gerechte, ökologisch nachhaltige und wirtschaftlich vernünftige Gestaltung der Transformation der Gesellschaft wird uns nur mit Hilfe massiver Zukunftsinvestitionen gelingen.“ (AG Frieden Trier)

    Sicherheit muss global neu gedacht werden. Das verlangt eine Abkehr von militärischen „Sicherheits“-Strategien hin zu einer Entspannungspolitik mittels Diplomatie mit gewaltfreien Mitteln und Abrüstung. Auch der globale Klima – und Biodiversitätsschutz sind unerlässlich für eine Zukunft in Sicherheit, Völkerverständigung und Frieden.

    In diesem Sinne schließt euch am 01.09. dem Antikriegstag der Friedensbewegung an, welcher nach dem zweiten Weltkrieg unter „Nie wieder Krieg! Nie wieder Faschismus!“ zum Gedenktag an den Überfall Hitlers auf Polen im Jahr 1939 und damit verbundenen Kriegsausbruch mit all seinen Opfern und Folgen wurde. Auch #Klimaziele sind Friedensziele. Von daher teilen wir den bundesweiten Aufruf zum Abrüsten für Gesundheit, Klimaschutz und Frieden mit folgenden Forderungen:

    ● Abrüstung statt Aufrüstung – keine 2 % des BIP, keine weiteren 20 Mrd. € fürs Militär
    – Keine weitere Aufrüstung der Bundeswehr
    – Keine Drohgebärden durch patrouillierende Kriegsschiffe – Keine Kampfdrohnen für die
    Bundeswehr.

    ● atomare Abrüstung
    – Beitritt Deutschlands zum UN-Atomwaffenverbotsvertrag.
    – Abzug der Atomwaffen aus Büchel.

    ● Ächtung automatisierter und autonomer Kriegsführung

    ● Stopp aller Rüstungsexporte und Subventionen für die Rüstungsindustrie

    ● Konversion der Rüstungsindustrie für zivile Produktion

    ● Kein Umschlag, keine Verschiffung von Rüstungsgütern über den Hamburger Hafen

    ● Überführung der Rüstungsgelder in Mittel für
    – zivile Konfliktbearbeitung
    – Gesundheit und Bildung
    – Vermeidung von Armut
    – Klima- und Katastrophenschutz

    Mit besten Grüßen für ein sicheres Weltklima

    AG FriedenFürsKlima, Parents for Future Germany
    https://parentsforfuture.de/de/info-center/bundes-ags/friedenfuersklima

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