„Der Weibsteufel“ im Theater im Depot: Eine verhängnisvolle Affäre im Ruhrgebiet zur Zeit des Ersten Weltkrieges

Mit der Premiere von „Der Weibsteufel" feiert das Theater „glassbooth“ gleichzeitig sein 15-jähriges Bestehen. Foto: Oliver Mengedoht
Mit der Premiere von „Der Weibsteufel“ feiert das Theater „glassbooth“ gleichzeitig sein 15-jähriges Bestehen. Das Stück von Karl Schönherr wurde für das Ruhrgebietsetting adaptiert. Fotos (3): Oliver Mengedoht

„Der Weibsteufel“ ist ein klassisches Drama, eine Emanzipationsgeschichte und Psychothriller in einem. Es wurde 1914 vom Österreicher Karl Schönherr verfasst. Das Stück erzählt die Geschichte einer pikanten Dreiecksbeziehung zur Zeit des Ersten Weltkrieges. Bei Schönherr spielt sich die Handlung in einer österreichischen Berghütte ab. Regisseur Jens Dornheim verlegt das Ganze in eine Industriebaracke im Ruhrgebiet. Am kommenden Freitag, 26. Oktober, lädt das Theater „glassbooth“ ins Dortmunder Depot zur Premiere.

Die ZuschauerInnen erwartet ein kammerspielartiges Drama in atmosphärischer Dichte

Das Ensemble und das Produktionsteam. Foto: Sascha Fijneman
Das Ensemble und das Produktionsteam. Foto: S. Fijneman

Das Ensemble für das Stück besteht lediglich aus drei DarstellerInnen. Ulrich Penquitt übernimmt die Rolle eines Schmugglers, der seine Frau, gespielt von der gebürtigen Russin Alexandra Lowygina, auf einen Leutnant ansetzt, der ihm dicht auf den Fersen ist. Dieser wird von Schauspieler Carl Bruchhäuser verkörpert.

Für Alexandra Lowygina geht mit der Premiere von „Der Weibsteufel“ ein lange gehegter Traum in Erfüllung. Von ihr stammt auch die Idee, dass durch seine regionale süddeutsche Mundart eher in Bayern und Österreich bekannte Bühnenstück für das Ruhrgebiet zu adaptieren. 

„Der Weibsteufel“ ist eine großartige Frauenrolle. Im Laufe der Geschichte entdeckt sie die Reize ihrer Weiblichkeit, merkt, dass diese wirksame Instrumente sind, um Ihre Ziele zu erreichen und emanzipiert sich immer mehr von den patriarchalischen Strukturen der damaligen Zeit“, so Lowygina.

Frauenrolle entwickelt sich von der unbedarften Ehefrau zur Femme fatale

Der Schmuggler und seine Ehefrau.
Der Schmuggler und seine Ehefrau.

Die Figur entwickelt sich im Laufe der Handlung. Während sie anfänglich in der Tristesse der Industriebaracke „verreckt“, entdeckt sie im späteren Verlauf ihr Potenzial als Frau und geht dabei äußerst klug und berechnend vor. Die Waffen der Frauen werden ihr Arsenal, mit dem sie die Männer gegeneinander ausspielt.

Doch alles fängt ganz harmlos an. Alle Figuren haben zunächst gute Absichten. Die Frau wünscht sich ein Kind, der Mann Erfolg und ein tolles Haus, der Leutnant hofft auf eine Beförderung durch die Festnahme des Schmugglers. Und letztendlich wird es spannend sein, zu sehen, dass nicht das Schicksal die Menschen in Unheil verstrickt, sondern die Menschen sich selbst in ihren Intrigen verlieren. 

Für Regisseur und DarstellerInnen war es wichtig, durch Schauspiel, Kostüme und Bühnenbild eine Atmosphäre zu schaffen, der sich die ZuschauerInnen nicht entziehen können. Die Figuren seien im Laufe der Zeit immer mehr gewachsen. „Wenn jetzt die Bühnenbeleuchtung angeht, stehen da ganz andere Menschen“, so Jens Dornheim. 

Obwohl das Stück einen Rückblick auf die Frauenrolle von vor 100 Jahren bietet, beschäftigt das Grundthema der Emanzipation auch heute die Gesellschaft. So stellt der „Der Weibsteufel“ auch die Frage warum sich Dinge historisch wiederholen. Hiermit soll für Diskussionsstoff im Publikum gesorgt werden. Wer sich vorab ein Bild von „Der Weibsteufel“ machen will, kann sich den im Anhang verlinkten YouTube-Trailer anschauen

Stimmige musikalische Begleitung und abstraktes Bühnenbild mit selbstgebauten Möbeln

„Der Weibsteufel“ verführt den ahnungslosen Leutnant.
„Der Weibsteufel“ verführt den ahnungslosen Leutnant.

Für die Ruhrgebietsversion wurden lediglich Set und Sprache geändert. So reden die Protagonisten Hochdeutsch mit rauem Unterton aber nicht explizit Ruhrpott-spezifisch. Das intime Spiel der DarstellerInnen wird atmosphärisch durch die Musik von Danny-Tristan Bombosch verdichtet.

„Natürlich habe ich versucht auch musikalisch die damalige Zeit zu verarbeiten. Die Klänge des Synthesizers erinnern vielfach an Geräusche, die an Industrialisierung denken lassen. Alles wird analog abgespielt. Der Sound ist sehr basslastig, wodurch eine nahezu klaustrophobische Stimmung erzeugt wird“, so der junge Komponist. 

Auch das Bühnenbild greift die Zeit aber auch den Ort Ruhrgebiet auf. „Ich wollte etwas haben , dass an den Expressionismus der 20er Jahre erinnert. Mir schwebte etwas in der Art von „Das Cabinet des Dr. Caligari“ vor, so Jens Dornheim. Sabine Bachem hat die Vision des Regisseurs in naturalistischem Stil umgesetzt. Darsteller Carl Bruchhäuser baute sogar selber abstrakte Möbel für die Kulisse. Es gibt einiges zu entdecken.

Theater „glassbooth“ feiert mit „Der Weibsteufel“ sein 15-jähriges Bestehen

Logo des Theaters „glassbooth“. Screenshot
Logo des Theaters „glassbooth“. Screenshot

Durch die lange Vorlaufzeit habe man immer wieder Änderungen vornehmen und auch Außenstehende in den Prozess miteinbeziehen können. In einem gemeinschaftlichen Prozess sei auf diese Art ein stimmiges, atmosphärisches auf den Raum im Theater im Depot optimiertes Bühnenbild entstanden.

Alle Beteiligten freuen sich über die tolle Zusammenarbeit voller Leidenschaft und Emotionen. Mit der Premiere von „Der Weibsteufel“ feiert das freie Theater „glassbooth“ sein 15-jähriges Jubiläum. Idee von „glassbooth“ war es von Anfang an, außergewöhnliche Stoffe auszuwählen, die nicht auf dem Spielplan städtischer oder anderer freier Theater stehen. „Wir sind das Chamäleon der freien Theaterszene“, so Dornheim.

Das Projekt spiegelt die Vielfalt des Kulturangebotes im Ruhrgebiet und darüber hinaus und ermöglicht jungen Menschen aus der Region die aktive Teilnahme am Theater. „Der Weibsteufel“ ist die 15. Produktion von „glassbooth. Zum Jubiläum erscheint außerdem ein retrospektives Buch, das über Geschichte und Entwicklung des Theaters informiert. Mitbegründer und Regisseur Jens Dornheim ist gleichzeitig erster Vorstandsvorsitzender des Theater im Depot in der Dortmunder Nordstadt.

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Weitere Informationen:

Premiere im Theater im Depot:

  • Freitag, 26. Oktober 2018, 20 Uhr
  • Eintritt Premiere: Vorverkauf 15 Euro, ermäßigt acht Euro / Abendkasse 17 Euro, ermäßigt 10 Euro

Weitere Vorstellungen:

  • Samstag, 27. Oktober 2018, 20 Uhr
  • Donnerstag, 8. November 2018, 20 Uhr
  • Freitag, 9. November 2018, 20 Uhr
  • Eintritt: Vorverkauf 14 Euro, ermäßigt 8 Euro / Abendkasse 16 Euro, ermäßigt 10 Euro
  • Es sind weitere Vorstellungtermine geplant.

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