Nordstadt: Der Traum vom Sozialen Zentrum AVANTI ist nicht ausgeträumt – Gespräche mit der Kirchengemeinde laufen

Leerstehende Kirche Sankt Albertus Magnus in der Enscheder Straße wurde besetzt
Die leerstehende Kirche Sankt Albertus Magnus in der Enscheder Straße wurde 2014 besetzt.

2014 hat die Besetzung der Albertus-Magnus-Kirche für Schlagzeilen gesorgt. Dort sollte das Soziale Zentrum „AVANTI“ entstehen. Doch nach einer Woche war der Traum aus: Die Polizei räumte die Kirche.

Nach vielfältigen Aktionen – dazu gehörten auch die zeitweise Besetzung bzw. die Ankündigung einer Besetzung eines Aldi-Marktes und eines ehemaligen Garten-Centers während der Freiraum-Tage im Frühjahr in der Nordstadt – ist es ruhig geworden um das Projekt.

Gespräche zwischen der Kirchengemeinde und AVANTI gehen weiter

350 Menschennahmen friedlich an der spontan organisierten Demonstration gegen die Räumung des Avanti-Zentrums in der Albertus-Magnus-Kirche teil.
350 Menschen nahmen friedlich an der spontan organisierten Demo gegen die Räumung der Albertus-Magnus-Kirche teil.

Doch ganz erledigt ist es nicht, auch wenn Gespräche mit der Stadt über mögliche Alternativen erfolglos geblieben sind. Die AVANTI-Gruppe ist weiterhin im Gespräch mit der Katholischen Kirche.

Denn der Plan, die Albertus-Magnus-Kirche unweit des Borsigplatzes zumindest übergangsweise zu nutzen, ist noch nicht vom Tisch. Das bestätigten Kirchengemeinde und die Gruppe auf Nachfrage von nordstadtblogger.de.

Der Kirchenvorstand und Vertreter der Gruppe haben sich getroffen und eine Zwischennutzung erörtert. Zwischennutzung deshalb, weil die Stadt weiterhin am Verkauf des Gebäudes an einen Investor festhalten will, der auf dem Grundstück eine Kindertagesstätte errichten will.

Auflagen des Denkmalschutzes behindern noch den geplanten Abriss

Kirche Sankt Albertus Magnus
Die Kirche Sankt Albertus Magnus.

Allerdings ist der geplante Abriss der Kirche schwierig. Denn die Denkmalschutzbehörde stellt sich quer und hat nochmals ein Gutachten verlangt.

Dieses soll belegen, dass das Gebäude nicht weiter nutzbar ist. Es wurde am 2. Juli beauftragt – ein Ergebnis liegt noch nicht vor.

Außerdem muss ein Makler beauftragt und nachgewiesen werden, dass das Gebäude nicht mehr vermarktet werden kann.

„Der Abriss bleibt unser Ziel“, macht Pfarrer Ansgar Schocke deutlich. Jedoch sei die Gemeinde durchaus gesprächsbereit, in der Zeit bis zum Abriss das Gebäude der Gruppe zur Verfügung zu stellen.

Allerdings – und das ist die größte Hürde für die Zwischennutzung – will die Kirche als Eigentümerin keinen Cent mehr investieren. Daher müssten die gegebenenfalls notwendigen Auflagen seitens der Behörden für eine solche neue Nutzung – zum Beispiel Brandschutz – von AVANTI erfüllt werden. Außerdem müssten die finanziellen Risiken für die Gemeinde geklärt sein.

Investor hält an seinen Kaufabsichten fest – Vier-Gruppen-Kita geplant

Kirche Sankt Albertus Magnus
Das Kirchenschiff von Sankt Albertus Magnus.

Der mögliche Investor, die Wert-Voll gGmbH, möchte dort eine „werteorientierte Kita“ mit vier Gruppen bauen. Die zeitlichen Verzögerungen haben den möglichen Käufer nicht abgeschreckt.

Man habe selbst auch noch Zeit gebraucht, sich als Genossenschaft aufzustellen. Eine mögliche Zwischennutzung möchte Geschäftsführer Benedikt Stumpf nicht kommentieren. „Das ist nicht unsere Entscheidung und viele Probleme wären anhängig.“

Allerdings ist er skeptisch, weil es bei AVANTI wechselnde Ansprechpartner gebe, die widersprüchliche Angaben gemacht hätten, sodass Absprachen nur schwer zu treffen seien.

Er räumte jedoch ein, dass die Gespräche in einer konstruktiven Atmosphäre gelaufen seien. „Sie haben sich entschuldigt, dass sie bei uns reingegrätscht haben“, erinnert Stumpf an die Besetzung vor über einem Jahr.

Sorge über die Gebäudesicherheit und Denkmalschutzauflagen

Kirche Sankt Albertus Magnus
Der Innenhof der Kirche Sankt Albertus Magnus.

„Ich habe allergrößte Bedenken wegen der Gebäudesicherheit. Das ist ein großer Abenteuerspielplatz. Aber mehr Abenteuer als Spielplatz“, so Stumpf.

Im Gebäude – es ist seit Jahren von der Strom- und Wasserversorgung getrennt – lauerten vielfältige Gefahren.

Mehr Kopfzerbrechen bereiten dem Investor allerdings mögliche Auflagen des Denkmalschutzes. So steht die Forderung im Raum, dass die geschlossene Fassade auf der Südseite auch nach einem Abriss erhalten bleiben müsse.

Denn sollte sie in der bisherigen Form erhalten bleiben müssen, läge die Kita dahinter komplett im Schatten. Aber selbst dafür gebe es Gestaltungsideen, sollte es endlich grünes Licht geben.

Stadt will jetzt die Nutzbarkeit der Kirche für die Unterbringung von Flüchtlingen prüfen

Räumung der Kirche Sankt Albertus Magnus. Der Eingang zur Kirche wurde von der Polizei besetzt
Nach nur einer Woche räumte die Polizei die besetzte Kirche Sankt Albertus Magnus.

Doch vor einem Abriss könnte auch eine andere städtische Abteilung stehen. Denn auch das Sozialdezernat hat mittlerweile bei der Kirchengemeinde angeklopft.

Sie will prüfen, ob die Albertus-Magnus-Kirche nicht auch für die Unterbringung von Flüchtlingen nutzbar sei.

Eine Begehung war allerdings noch nicht möglich, da das Gebäude mittlerweile hermetisch abgeriegelt und gesichert ist. Ohne Handwerker, die das Gebäude für diesen Zweck öffnen, ist eine Betreten nicht möglich.

Bei einem Termin sollen dann neben der Stadt und der Kirchengemeinde auch Vertreter von Avanti und des Investors dabei sein, um Klarheit über die Nutzbarkeit zu bekommen.

AVANTI: Die Zwischennutzung der Kirche kann nur ein erster Schritt sein

350 Menschennahmen friedlich an der spontan organisierten Demonstration gegen die Räumung des Avanti-Zentrums in der Albertus-Magnus-Kirche teil.
Die Aktivistinnen und Aktivisten halten weiter an der Idee eines Sozialen Zentrums fest.

„Die Zwischennutzung ist natürlich nicht das Ziel, sondern nur ein weiterer Schritt“, macht Sarah von AVANTI deutlich. „Ein Gebäude ist aber besser als kein Gebäude.“

AVANTI wolle die dann zur Verfügung stehende Zeit nutzen, um den Dortmunderinnen und Dortmundern die vielfältigen Potenziale eines selbstverwalteten Sozialen Zentrums aufzuzeigen.

Bislang hätten sie ja nur eine Woche Zeit gehabt, um die Menschen von der Idee zu begeistern. Doch schon dabei seien viele Impulse ausgegangen. Viele neue Kontakte seien geknüpft und in den vergangenen zwölf Monaten vertieft worden.

Mit einer Zwischennutzung der Albertus-Magnus-Kirche könne das Thema Freiraumnutzung und Leerstandsbekämpfung wieder breiter in der Öffentlichkeit thematisiert werden.

Denn eins ist für Sarah und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter klar: „Es geht um einen politischen Prozess und um ein Gebäude. Und das wollen wir möglichst für lange Zeit nutzen.“

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Reaktionen

  1. Gismo

    Ich bin dafür, dass Avanti da ein Soziales Zentrum draus macht und somit etwas für alle Menschen in Dortmund. Das wäre mal eine einzigartige Begegnungsstätte für Alle.

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