Von Mariana Bittermann
89 Prozent aller transidenten Menschen geben an, auf der Straße Opfer von Gewalt- und/oder Hass geworden zu sein. 62 Prozent aller SchülerInnen berichten, dass „Schwul“ bei ihnen in der Schule als Schimpfwort benutzt wird und 68 Prozent aller LSBT-Jugendlichen bestätigen, dass sie ihre Identität in der Schule verstecken oder verstellen.
Workshops von Ehrenämtlern für mehr Toleranz
Das sind nur einige der Statistischen Ergebnisse, die bei dem 33. Runden Tisch zur Förderung der Emanzipation und Akzeptanz von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transidenten (LSBT) vorgestellt wurden.
Um eben solche Zahlen zu mininimieren, trafen sich VertreterInnen diverser Organisationen und Organe im Dortmunder Rathaus. Das Schwerpunktthema war Jugendarbeit im Kontext Schule. Auch die Jugenddezernentin Daniela Schneckenburger war vertreten.
Schwul-Lesbische Aufklärung an Dortmunder Schulen soll intensiviert werden
Auf der Tagesordnung standen vor allem Programme, die Toleranz in der Schule fördern.
Im Zuge dessen stellte Benjamin Kinkel, Landeskoordinator von SchLAu NRW, seine Organisation vor. SchLAu steht für Schwul-Lesbische Aufklärung und ist ein Projekt, bei dem lesbisch, schwule, bisexuelle und transidente Ehrenamtler Workshops an Schulen veranstalten.
Am Ende des Workshops können Schüler anonym Fragen stellen. „Was halten deine Eltern von deinem Coming-Out?“ „Hast du einen Freund?“ aber auch Fragen wie „Was ist deine Lieblingsmusik?“ sind oft dabei.
Der Gedanke, der dahinter steht, ist in der Psychologie auch als Kontakthypothese bekannt. Mehr Kontakt zu Mitgliedern verringert die Vorurteile gegenüber dieser Gruppe.
Dass die Workshops von SchLAu diesen Effekt haben, beweisen mittelfristige Studien, aber vor allem die persönlichen Erfahrungen der Ehrenamtler.
Schwul als Schimpfwort? „Das wollten wir doch nicht mehr benutzen!“
„Wir haben hier in Dortmund eine Schule, an der nach unserem Einsatz schwul nicht mehr als Schimpfwort benutzt wird. „Das wollten wir doch nicht mehr sagen!“, rufen SchülerInnen immer, wenn es ein Mitschüler trotzdem tut“, erzählt Jürgen Rausch.
Rausch ist Mitarbeiter des queeren Jugendzentrums Sunrise, über welches SchLAu Dortmund läuft. Auch Visionen hat SchLAu für Dortmund. Einen Einsatz pro Jahr an jeder weiterführenden Dortmunder Schule wäre das Ziel.
Eine Forderung an die Politik schwingt aber auch deutlich im Unterton mit: Denn allein mit ehrenamtlicher Arbeit stoße man oft schnell an Grenzen.
In Städten, die eine 20- oder sogar eine 40-Stunden-Stelle für SchLau-KoordinatorInnen finanzieren, gibt es einen deutlichen Anstieg an Schuleinsätzen. In Dortmund gibt es momentan aber nur vier Wochen-Stunden.
Schulen der Vielfalt: SchülerInnen lassen sich gegen Homophobie fotografieren
Auch Dortmunder Schulen waren an dem Runden Tisch vertreten. Das Max-Planck-Gymnasium und das Bert-Brecht-Gymnasium, die bereits den Titel „Schule der Vielfalt – Schule ohne Homophobie“ besitzen, stellten ihre Projekte vor.
Sarah Rekop, Lehrerin am Bert-Brecht-Gymnasium, präsentierte die Ergebnisse der Fotoaktion „Dein Gesicht gegen Homophobie“.
Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer des Bert-Brecht-Gymnasiums wollen mit der Fotoaktion ein Zeichen gegen Homophobie setzen und vertreten die Meinung: Homo, Hetero ist doch egal!
Neben Roll-Ups und Plakaten sollen demnächst auch Citycards gedruckt und in Dortmunder Kneipen und Restaurants verteilt werden. Auch OB Ullrich Sierau ließ sich schon für diese Aktion fotografieren.
1000 Euro Spende Sparkasse für TransBekannt e.V.
Zu Beginn überreichte die Gemeinwohlstiftung der Sparkasse Dortmund einen Scheck über 1000 Euro an die Organisation TransBekannt e.V. Die Organisation möchte mit der Spende vor allem die „dringend notwendige Öffentlichkeitsarbeit deutlich verbessern“, betont die Vorsitzende Mandy Walczak.