Von Claus Stille
Weltweit leiden Firmen unter den Folgen der Corona-Krise. Vier Dortmunder Unternehmen aus unterschiedlichen Bereichen und Branchen sind auf ganz unterschiedlichen Wegen den Umsatzeinbrüchen entgegengetreten. Nämlich durch neue Produkte, Produktionsanpassungen oder beispielsweise auch durch Schulungen und die Erarbeitung neuer Abläufe. OB Ullrich Sierau und Thomas Westphal, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung, stellten diese unter „Corona – best practice“ vor.
Die Corona-Pandemie stellt die Dortmunder Wirtschaft vor große Herausforderungen
Der Lockdown hat viele Branchen und zahlreiche einzelne Unternehmen erschüttert und vor nicht geringe Probleme gestellt. In großen Teilen der Wirtschaft tut dies die Corona-Pandemie nach wie vor. Bei der Medientour ging es zu Fuß zunächst vom Dortmunder Rathaus hinunter in die Hansastraße in ein sechsstöckiges Haus gegenüber dem Jazzclub „domicil“. ___STEADY_PAYWALL___
Neben dem Dortmunder OB Sierau, Thomas Westphal und Pressevertreter*innen machten sich auch Ralf Stolze, Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Innenstadt-West, sowie Jürgen Schädel, Bezirksbürgermeister des Stadtbezirks Aplerbeck, mit auf den Weg.
In der Hansastraße 30 hat Perpetuo seinen Sitz. Mirco Grüber ist Gründer von Myster.de und möchte Menschen zu neuen Geschäftsideen inspirieren. Empfangen wurde die Gruppe von Christian Kersten, einer der Geschäftsführer der Perpetuo GmbH.
„Lass machen“ – Perpetuo GmbH steht für neue Geschäftsideen
Perpetuo hat während des Lockdown in kürzester Zeit als Ergebnis der Bemühungen, die Corona-Umsatzkrise zu mildern, ein Programm entwickelt und zur Reife gebracht, mit dem Händler*innen und Restaurants in 24 Stunden im eigenen Layout einen voll funktionsfähigen Online-Ordershop inklusive Payment-System erhalten.
Dieses ist nicht nur in Dortmund, sondern auch weit darüber hinaus sehr erfolgreich eingesetzt worden und hat den Unternehmen einen neuen Vertriebskanal auch nach Corona ermöglicht.
Überdies ist auch der „No buzzwords“-Coworking-Space etwas Besonderes. Hier treffen Corporates aus der Region auf Start-ups unter der Moderation von Perpetuo. Die Kooperationsvereinbarung zwischen Dortmund und Südwestfalen zur weiteren Entwicklung beider Partner wird hier mit Leben gefüllt. In den modernen, durch Glaswände einsehbaren Büros sitzen junge Menschen an Schreibtischen, die an ihren Laptops an verschiedenen Projekten arbeiten.
Die Wege zueinander sind kurz, um sich auszutauschen oder eben mal zusammen bei einem Kaffee zu klönen. Oberbürgermeister Sierau erkundigte sich über diese und etwaige Probleme, die die Firma beschäftigen. Geschäftsführer Kersten erklärte, man wolle neue Arbeitsmodelle aufbauen, ohne dabei zu zögern und ewig zu zetern. Davon kündet auch ein Liegestuhl, der die zum Ruhrpott passende Aufschrift „Lass machen“ trägt.
Sierau und Westphal machen Neugründer*innen den Standort Dortmund schmackhaft
Über einen Mitarbeiter, der aus „einer der digitalsten Städte“ – nämlich Ahaus – zum Projekt gestoßen ist, freut sich Christian Kersten ganz besonders. Sierau und Westphal strichen heraus, dass Dortmund etwa gegenüber einer Millionenstadt wie Berlin viele Vorteile für Firmen biete, die Neugründungen im Auge hätten.
Um Innovationen umzusetzen, brauche man in einer Millionenstadt Jahre. In Dortmund dagegen nur fünf Monate. Von der Dortmunder Uni kämen gut ausgebildete Fachkräfte. Dortmund sei die Stadt mit den meisten Ausbildungsverhältnissen im IT-Bereich. Noch vor München. So mancher Mensch sage ihm: Dortmund sei der Platz, um zu bleiben.
Zwei junge Gründerinnen, die ebenfalls vor Ort anwesend waren, haben neben den ganzen digitalen Themen ein ganz praktisches, spannendes Produkt erfunden: eine Pulverbeschichtung für Waffelbecher (für Eis oder Kaffee), der 48 Stunden vor Auslaufen schützt.
Tintometer, weltweit einziges Familienunternehmen auf dem Gebiet der Wasseranalytik und Farbmessung
Mit einem Elektrobus gelangten die Teilnehmer*innen der Medientour dann zur Familienfirma Tintometer GmbH Lovibond® Water Testing in der Aplerbecker Schleefstraße. Geschäftsführer Cay-Peter Voss empfing die Gruppe in den Räumen der Firma Tintometer. Voss verwies stolz darauf, dass Tintometer weltweit das einzige Unternehmen sei, das sich noch in Familienhand befindet.
Tintometer stellt für den Weltmarkt Analyseverfahren und dazugehörige Geräte für die Wasseranalytik und Farbmessung her. Durch den weltweit zusammengebrochenen Flugverkehr hatte Tintometer logistische Probleme. Dienstreisen mussten abgesagt werden. Durch Anpassung der Herstellungsverfahren konnte die Produktion auf dringend benötigte Desinfektionsmittel umgestellt werden. Dadurch konnte sich Tintometer ein neues Absatzfeld erarbeiten.
Dr. Elmar Grabert erklärte, dass es die Corona-Pandemie erfordert habe, in der Produktion geschützte Arbeitszellen für ein oder zwei Mitarbeiter*innen einzurichten. Des Weiteren ist Gleitzeit und ein dementsprechendes Schichtsystem eingeführt worden. Schutzmaßnahmen, wie sie später das Bundesarbeitsministerium herausbrachte, führte man frühzeitig ein. Alles in Absprache mit den Mitarbeiter*innen.
Alarmiert sei die Firma schon Anfang des Jahres durch Berichte aus China gewesen. So konnte die Firma relativ früh reagieren, um sich auf die kommende Situation einzustellen. Geschäftspartner aus Hongkong warnten schon beizeiten: Bei euch wird sicher auch bald Toilettenpapier knapp werden. Ein Rundgang durch den Betrieb setzte die Teilnehmer*innen über die Tätigkeits-Abläufe in den einzelnen Produktionsabteilungen ins Bild.
Weiterer Stopp bei der Firma Murtfeldt Kunststoffe in Dortmund-Brackel
Geschäftsführer Andreas Balla, seit 24 Jahren im Unternehmen, geleitete die Gäste ins Innere. Die Besucher*innengruppe war übrigens die allererste seit Beginn der Corona-Maßnahmen. Murtfeldt stellt traditionell speziell verhärtete Gleitschienen für industrielle Fertigungsprozesse her. Immer wenn im Maschinenbau Produkte im Herstellungsprozess gleiten müssen, sind oftmals Murtfeldt Kunststoffe im Einsatz.
Im Zuge der Krise hat Murtfeldt seine Kunststoff-Expertise eingebracht und stellt nunmehr neuerdings auch Kunststoffprodukte für Endverbraucher*innen her. Auch im 3-D-Druck ist Murtfeldt unterwegs. Ganz am Anfang der Corona-Pandemie, erzählte Andreas Balla, habe die Firma einen Hilferuf aus den Städtischen Kliniken erhalten. Dort fehlte es nicht nur an Masken, sondern auch an weiteren Schutzmitteln. Quasi übers Wochenende habe man dann nach einer Lösung gesucht und auch eine gefunden. Dabei sind transparente Schutzschilde entstanden.
Die in der Firma Murtfeldt ausgedruckt und den Kliniken unbürokratisch zu annehmbarem Preis zur Verfügung gestellt wurden. Damit habe man kein großes Geschäft machen wollen. So wurde in kurzer Zeit die Produktion auf Kunststoffschutzmasken, Hygienewände für Gastronomie und Einzelhandel, Türklinkenaufsätze für kontaktloses Öffnen und Schließen umgestellt.
Besonders kreativ war Murtfeldt bei der Entwicklung eines Allzwecktools aus Kunststoff, das am Schlüsselbund platziert wird. Hiermit können Türgriffe, Ampeldrücker, Türöffner in öffentlichen Bahnen, Klingeln an Haustüren und auch beim Herausziehen und Führen eines Einkaufswagens verwendet werden. Immer kontaktfrei, um auch an diesen Stellen das Risiko möglicher Übertragungen von Viren und Keimen zu verringern.
Hilf Dir selbst, sonst tut es niemand: Besuch im Hotel Esplanade
Die Medientour-Teilnehmer*innen trafen am Burgwall 3 auf die engagierte und zupackende Geschäftsführerin Katja Kortmann, die kurz vor der Corona-Krise zum Abschluss umfangreicher Modernisierungs- und Erweiterungsmaßnahmen die alleinige Geschäftsführung des Top Hotel Esplanade übernommen hatte, dann aber sofort vom Corona-Lockdown voll getroffen wurde.
Hoteldirektorin Katja Kortmann und ihr Team haben die Zeit des geschlossenen 120-jährigen Hotels genutzt, weitere Modernisierungen vorzunehmen und das Team umfangreich auf zukünftige Hygieneherausforderungen vorzubereiten. Die Auszubildenden wurden selbst geschult und mögliche Abläufe für Tagungen und Veranstaltungen wurden erarbeitet und getestet. Übrigens bildete Direktorin Kortmann auch Flüchtlinge aus.
Das Esplanade gehört zu den Hotels, die wie kaum ein anderes für weitere Öffnungen vorbereitet ist. Für die Teilnehmer*innen des Rundgangs bot sich ein Blick vom Turmzimmer im vierten Stock, der Panoramasuite, die für 120 Euro pro Nacht zu haben ist, hinunter auf und über Dortmund. Die Direktorin legt Wert darauf, dass ihr Personal nicht ausgebeutet wird. Es wird nach Tarif bezahlt.
Hoffnungen auf ein Superjahr sind den Existenzängsten in der Krise gewichen
Eine familiäre Atmosphäre wird bevorzugt. Eigentlich, so Katja Kortmann, hätte das Jahr 2020 das erfolgreichste, „ein Superjahr werden“ sollen. „Und“, sagte die Direktorin hoch besorgt, „jetzt wissen wir überhaupt nicht, ob wir nächstes Jahr überhaupt noch auf dem Markt sind“. Es sähe schlimm aus. „Wir kriegen immer noch Stornierungen rein.“ Alle redeten von der zweiten Welle. Das mache den Leuten Angst. Und die Medien würden diese Ängste ständig verstärken, ließen die Menschen zögern zu reisen. „Psychologie“, warf Oberbürgermeister Ullrich Sierau da ein.
Allein die ganzen Hygieneprodukte zu bekommen, sei unheimlich schwer gewesen, berichtete Katja Kortmann: „Das ist ja wie bei der Mafia. Schwarzmarktprodukte sind das ja.“ Wenn man schon am Boden sei, werde man auch noch ausgenutzt, weil man ja wisse, die Hotels brauchten Desinfektionssäulen, Hygienemittel, Handschuhe, Mund-Nasen-Schutzmasken und so weiter.
Alles sei so gut wie dreimal teurer geworden. „Unsere Kosten steigen“, beklagte Kortmann, „wir verdienen aber kaum Geld.“ Zu allem Überfluss öffne noch nebenan ein Mitbewerber, der gehe als Viersternehotel mit einem Zimmerpreis von 60 Euro ins Rennen. Sie hat sich sogar mit dem Kollegen getroffen. Der aber sagte ihr, die Preise des zu einem Konzern gehörenden Hotels würden in Berlin so festgelegt. Direktorin Kortmann kann mit diesem Preis für ihr Viersternehotel nicht leben. Sie gab zu bedenken, dass ihre Zimmerfrauen eine halbe Stunde Zeit zum Zimmerputzen haben: „Dafür werden wir auch ausgelacht.“ Woanders gebe man dem Personal zehn oder fünfzehn Minuten.
Katja Kortmann: „Es geht um alles oder nichts.“
Die Hotelchefin präsentierte das von ihr erarbeitete Hygienekonzept, das auch ein wenig humorvoll und mit flotten Sprüchen gestaltet wurde. Katja Kortmann: „Es geht um alles oder nichts.“ Man habe ca. 35 Mitarbeiter*innen und jetzt 97 Hotelzimmer sowie 18 Apartments. Die Bank sei bis jetzt kulant. Momentan muss man nicht tilgen. Aber das ginge ja schließlich nicht auf Dauer. Die Fachpresse gehe davon aus, so Kortmann, dass sich der Hotelmarkt erst 2023 (!) erholen werde.
Im Konferenzraum gibt es Fotos von den Mitarbeiter*innen zu sehen, die diese per SMS geschickt haben. Katja Kortmann betont: „Das vergisst man immer. Hinter einem Hotel und dem dazugehörigen Service stecken Menschen! Alleinerziehende Frauen etwa, die nach Scheidungen Alleinverdienerinnen sind. Das ist mein Team – wir sind eine Familie.“
Es ist bitter. Erst einen Tag zuvor habe man zusammengesessen und zusammen geweint. Nicht nur dem Hotel gehe es schlecht, sondern eben auch den dort arbeitenden Menschen. Sie hätten Familie, Kinder und der Hoteljob müsse sie ernähren. Viele würden „nach uns“ keinen Job mehr kriegen, sagt die Hotelchefin ohne zu beschönigen: „Wie lange werden wir das noch aushalten – das Hotel halten können?“
Über das Leid der Menschen werde überhaupt nicht geredet. Große Konzernketten, so Kortmann, dürften demnächst Insolvenz anmelden. Auch die vielen kleinen Geschäfte, Kneipen und Restaurant seien bedroht. Sie habe nun – allein schon wegen der Konkurrenz nebenan – im August eröffnet. Momentan habe sie drei Schichten im Einsatz – aber nur zehn Gäste. Katja Kortmann hofft, dass nicht noch mehr Hotels in Dortmund eröffnet werden. Sie sagt, sie sei Anhängerin der Gemeinwohlökonomie und wolle dementsprechend umsichtig und nachhaltig wirtschaften. Korthaus befürchtet: „Wenn das so weitergeht, gibt es ja den Mittelstand nicht mehr.“ Die Gefahr einer Deflation läge darüber hinaus in der Luft.
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Statement von IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber zur Verlängerung, Ausweitung und Vereinfachung der Überbrückungshilfe für von der Corona-Pandemie besonders betroffene Unternehmen (PM)
Statement von IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber zur Verlängerung, Ausweitung und Vereinfachung der Überbrückungshilfe für von der Corona-Pandemie besonders betroffene Unternehmen
Mit breiter Zustimmung und einer positiven Einschätzung reagiert die IHK zu Dortmund auf die Neuregelung der Überbrückungshilfen für die von Corona-bedingten Einbrüchen betroffenen Unternehmen. Die Überbrückungshilfen des Bundes werden nicht nur bis zum Jahresende verlängert – wie bereits Ende August von der Koalition beschlossen –, sondern zugleich an entscheidenden Stellen verbessert. IHK-Hauptgeschäftsführer Stefan Schreiber erläutert: „Die konjunkturelle Lage in unserer Region hellt sich derzeit wieder leicht auf, dennoch gibt es in einigen Branchen noch viele Unternehmen, die in ihrer Existenz bedroht sind. Insofern war es eminent wichtig, dass die Regelungen bei den Überbrückungshilfen verlängert, ausgeweitet und auch vereinfacht wurden.“
Den Änderungen vorausgegangen waren zahlreiche intensive Gespräche der IHK-Organisation vor allem mit dem federführenden Bundeswirtschaftsministerium, aber auch mit der NRW-Landesregierung. „Viele unserer Anregungen und Vorschläge wurden aufgegriffen und auch umgesetzt. Wir werten die Neuregelungen deshalb auch als Erfolg für unsere intensive wirtschaftspolitische Interessenvertretung für unsere Mitgliedsunternehmen“, betont Stefan Schreiber.
Im Einzelnen gelten für die Monate September bis Dezember folgende Regelungen:
Flexibilisierung der Eintrittsschwelle: Zur Antragstellung berechtigt sind künftig Antragsteller, die
entweder einen Umsatzeinbruch von mindestens 50 % in zwei zusammenhängenden Monaten im Zeitraum April bis August 2020 gegenüber den jeweiligen Vorjahresmonaten oder
einen Umsatzeinbruch von mindestens 30 % im Durchschnitt in den Monaten April bis August 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum verzeichnet haben.
Bislang muss ein Umsatzeinbruch von 60 % im Zweimonatszeitraum April/Mai zum entsprechenden Vorjahreszeitraum nachgewiesen werden. Dieser enge Zuschnitt hat sich als nicht praxisgerecht erwiesen.
Ersatzlose Streichung der Deckelungsbeträge von 9.000 Euro bzw. 15.000 Euro für kleine Unternehmen.
Erhöhung der Fördersätze. Künftig werden erstattet
90 % der Fixkosten bei mehr als 70 % Umsatzeinbruch (bisher 80 % der Fixkosten),
60 % der Fixkosten bei einem Umsatzeinbruch zwischen 50 % und 70 % (bisher 50 % der Fixkosten) und
40 % der Fixkosten bei einem Umsatzeinbruch von mehr als 30 % (bisher erst bei mehr als 40 % Umsatzeinbruch).
Die Personalkostenpauschale von 10 % der förderfähigen Kosten wird auf 20 % erhöht.
Bei der Schlussabrechnung sollen künftig Nachzahlungen ebenso möglich sein wie Rückforderungen.
Zuschüsse sind wie bisher möglich bis zu einer Höhe von bis zu 50.000 Euro pro Monat. Die weiteren Ausführungsregelungen werden derzeit noch erarbeitet, auch das entsprechende Softwareprogramm für die Beantragung wird aktuell überarbeitet.
Alle Informationen rund um Finanzierungshilfen gibt es auch unter http://www.dortmund.ihk24.de/coronavirus und unter der Corona-Hotline: 0231 5417-444.
Handwerk begrüßt Verlängerung der Überbrückungshilfe – Statement von HWK-Hauptgeschäftsführer Carsten Harder (PM)
Handwerk begrüßt Verlängerung der Überbrückungshilfe –
Statement von HWK-Hauptgeschäftsführer Carsten Harder
„Wir begrüßen es sehr, dass die Überbrückungshilfe bis zum Jahresende verlängert und maßgeblich verbessert wurde. So können jetzt auch Unternehmen auf diese Zuschusszahlung zurückgreifen, die vorher nicht anspruchsberechtigt waren, vor allem mit Blick auf die Höhe der Umsatzeinbrüche“, sagt Carsten Harder, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer (HWK) Dortmund.
Zudem sei es gut, so Harder, dass sowohl bei den Fixkosten wie auch den Personalkosten die Höchstersatzquoten angehoben worden seien. Und die bisherige gesonderte Deckelung der Überbrückungshilfe für sehr kleine Betriebe, zu denen ja ein Großteil der Handwerksunternehmen zähle, entfalle erfreulicherweise vollständig.
Die Regelungen im Einzelnen:
Der Leistungszeitraum der Überbrückungshilfe II umfasst die Monate September bis Dezember 2020.
Antragsberechtigt sind alle Handwerksbetriebe und Soloselbstständige, wenn sie in zwei zusammenhängenden Monaten im Zeitraum April bis August 2020 einen Umsatzeinbruch von mindestens 50 Prozent gegenüber den jeweiligen Vorjahresmonaten oder einen Umsatz- einbruch von mindestens 30 Prozent im Durchschnitt der Monate April bis August 2020 gegenüber dem Vorjahreszeitraum hatten.
Förderfähig sind unverändert die fortlaufenden fixen Betriebskosten. Allerdings wird die Personalkostenpauschale, die bisher bei 10 Prozent der förderfähigen Kosten lag, auf 20 Prozent angehoben.
Die Berechnung der konkreten Zuschusshöhe orientiert im Förderzeitraum an der Umsatzentwicklung. Konkret bedeutet dies:
90 Prozent der Fixkosten (bisher 80 Prozent) bei mehr als 70 Prozent Umsatzeinbruch
60 Prozent der Fixkosten (bisher 50 Prozent) bei Umsatzeinbruch zwischen 50 und 70 Prozent
40 Prozent der Fixkosten bei Umsatzeinbruch von mehr als 30 Prozent (bisher bei mehr als 40 Prozent Umsatzeinbruch)
Ab einem Umsatzeinbruch von unter 30 Prozent erfolgt keine Erstattung. Der maximale Förderbetrag liegt weiterhin bei 50.000 € je Monat, insgesamt also bei maximal 200.000 €.
Im Sinne der Kleinst- und Kleinbetriebe wurde nachgebessert. Bisherige Deckelungen der Zuschussbeträge für Betriebe mit bis zu 5 Beschäftigten (9.000 €) bzw. mit bis zu 10 Beschäftigen (15.000 €) entfallen künftig.
Hinweis: Die Antragstellung muss weiterhin über Steuerberater, Wirtschaftsprüfer oder Rechtsanwälte erfolgen. Die Kosten dafür trägt der Unternehmer, auch dann, wenn der Antrag abgelehnt wird.