Auszeichnung für Engagement für kulturelle Vielfalt in der Arbeitswelt

Der Interkulturelle Wirtschaftspreis 2024 geht erstmalig an zwei Gewinner:innen aus Dortmund

Zwei Preisträger: Das Café Rot von Geschäftsführerin Selvi Aksünger (2.v.r.) und die Firma Neuhoff Hausgeräte Küchen GmbH & Co. KG von Geschäftsführer Wolfang Neuhoff (7. v.r., neben Thomas Westphal) wurden mit dem Interkulturellen Wirtschaftspreis 2024 ausgezeichnet.  Foto: Isabella Thiel

Im Großen Saal der IHK zu Dortmund wurden zwei Gewinner:innen für ihr Engagement für kulturelle Vielfalt in der Arbeitswelt und gegen Rassismus ausgezeichnet. Erstmalig in der 18-jährigen Geschichte, des interkulturellen Wirtschaftspreises gab es zwei gleichwertige Preisträger, das Café Rot im Kaiserviertel und die Firma Neuhoff Hausgeräte Küchen GmbH & Co.KG an der Märkischen Straße. Mit dem Preis macht das Multikulturelle Forum seit 2006 gemeinsam mit seinen Partnern auf kulturelle Vielfalt am Arbeitsplatz als Erfolgsfaktor aufmerksam und zeichnet vorbildliche kleine und mittelständische Unternehmen aus dem westfälischen Ruhrgebiet aus.

Mitarbeitende des Café Rot bekommen Unterstützung beim Ankommen

Die erste Urkunde des Abends überreichte der Laudator und Vizepräsident der IHK zu Dortmund, Dr. Ansgar Fendel gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Multikulturellen Forums, Kenan Küçük, dem diesjährigen Schirmherrn, Oberbürgermeister Thomas Westphal und dem NRW-Staatssekretär für Arbeit, Matthias Heidmeier, an das Team des Café Rot rund um Geschäftsführerin Selvi Aksünger. Besonders hob die Jury in ihrer Jurybegründung den „ressourcenorientierten Blick auf jedes einzelne Teammitglied“ der multikulturellen Belegschaft ebenso wie den „unbedingten Einsatz für ihre Weiterentwicklung“ hervor, der sich auch an Neuzugewanderte mit sehr eingeschränkten Deutschkenntnissen richte. 

Im großen Saal der IHK zu Dortmund waren rund 100 Gäste aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft anwesend. Foto: Isabella Thiel

„Mitarbeitende, die neu in Deutschland sind, bekommen die Chance, die deutsche Sprache im Berufsalltag zu erlernen, zu festigen und anzuwenden – und bekommen Unterstützung beim Ankommen, beruflich Fuß fassen, neue Ziele in den Blick nehmen“, zitierte Dr. Fendel aus der Jurybegründung.

In ihrem Dankeswort richtete sich Aksünger mit einer Bitte der Mitarbeitenden mit geringeren Deutschkenntnissen betreffend an das Publikum: „Wenn jeder von Ihnen eine Minute Verständnis hat für den, der vielleicht nicht fließend die Sprache spricht, oder der einfach eine Minute länger braucht, weil er unsere Kultur nicht kennt, dann haben Sie bitte diese eine Minute Zeit: Verständnis, Dankbarkeit, Respekt, den Menschen gegenüber.“ Nur so könne sie diese Menschen beschäftigen und unterstützen.

Kundschaft der Firma Neuhoff kann mittlerweile in drei Sprachen beraten werden

Der zweite Preisträger des Abends war die Firma Neuhoff Hausgeräte Küchen GmbH & Co.KG, die in Dortmund und Schwerte Hausgeräte sowie Küchen verkauft. Das inhabergeführte Familienunternehmen zeige eindrücklich, dass „die Offenheit und Wertschätzung für kulturelle Vielfalt in einer diversen Gesellschaft und Wirtschaftswelt ein wichtiger Baustein in der Fach- und Arbeitskräftegewinnung aber auch ein nicht zu unterschätzender Vorteil im Kundenkontakt darstellt,“ hieß es in der Jurybegründung. Besonderes Engagement zeigte das Unternehmen, als einem Auszubildenden kurz nach Vertragsabschluss die Abschiebung drohte, den es mit anwaltlicher Hilfe unterstützte. 

Heute kann sich die Firma über einen engagierten und fachlich versierten Mitarbeiter freuen, der die Kundschaft in drei Sprachen zu Haushaltsgeräten beraten kann. „Wir sind alle aufgerufen etwas dafür zu tun,“ appellierte Geschäftsführer Wolfgang Neuhoff in seiner Dankesrede. Im Hinblick auf den Wahlkampf mahnte er zu einer Besinnung auf die demokratischen Kräfte im Land und zu einer Positionierung gegen Extremismus. 

„Was wir jetzt tun müssen, ist, unsere Demokratie zu verteidigen“, so Kenan Küçük, Geschäftsführer des Multikulturellen Forums. „Und, lassen Sie mich das sagen: Auch der Wirtschaft tut es gut, wenn es der Demokratie gut geht.“ Was Unternehmertum praktisch bedeute, zeige sich bei den Menschen und Preisträgern im Saal: „Nämlich anzupacken, wo immer es nötig ist, neue Wege auszuprobieren, wo immer es hakt, und Probleme pragmatisch zu lösen, wo immer es sie gibt.“

Der Preis wird vom Multikulturellen Forum mit 1.000 Euro dotiert

Dortmunder Oberbürgermeister Thomas Westphal sah Handlungsbedarf: „Menschen, die hier sind, die wir gebrauchen können, lassen wir viel zu viel mit ihrem Potenzial liegen“, betonte er und verwies vor allem auf die junge Bevölkerung des Ruhrgebiets. Staatssekretär Matthias Heidmeier hatte ebenfalls „die Fachkräfte von morgen“ im Blick, als er einen Befund beklagte: „Uns gelingt es in Deutschland und auch in Nordrhein-Westfalen nicht, jeden fünften Schüler/ jede fünfte Schülerin nach der Schule in Ausbildung zu führen.“

Sängerin Marisa Alvarez Alcocer und ihre Bandkolle- gen Josué Partida und Klaus Jochmann unterhielten das Publikum mit einer mitreißenden musikalischen Performance. Foto: Isabella Thiel

Musikalisch erlebten die rund 100 Gäste aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung und Zivilgesellschaft eine Performance von Marisa Alvarez Alcocer (Gesang), Josué Partida (Gitarre) und Klaus Jochmann (Akkordeon).

Der mit 1.000 Euro dotierte Interkulturelle Wirtschaftspreis wird vom Multikulturellen Forum in Partnerschaft mit der Wirtschaftsförderung Kreis Unna, der Hammer Wirtschaftsagentur IMPULS, der Industrie- und Handelskammer zu Dortmund, der Handwerkskammer Dortmund, dem Kommunalen Integrationszentrum Dortmund und dem Verein Selbständiger Migranten jährlich verliehen.

Mehr Informationen:

  • Den Gewinnerfilm des Café Rot gibt es unter: youtube.com.
  • Der Gewinnerfilm der Firma Neuhoff Hausgeräte Küchen GmbH & Co. KG ist zu sehen unter: youtube.com.

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