Der erste Saatgut- und Pflanzentauschtag im Dortmunder Norden stieß auf großes Interesse: Rund 200 BesucherInnen machten sich auf den Weg, um sich mit samenfestem nachbaufähigem Saatgut und Jungpflanzen für ihren Garten oder Balkon einzudecken.
Gartenverein Dortmund Nord e.V. war Gastgeber – Jungpflanzentauschstation steigt auf Interesse
Organisator war das Kollektiv Saatgut für Dortmund. Die Initiative hat sich Ende letzten Jahres gegründet, um sich für den Erhalt alter Kultursorten einzusetzen und die Kulturtechnik der Saatgutvermehrung in Erinnerung zu rufen. Gastgeber war der Gartenverein Dortmund Nord e.V. Dieser war zugleich neben dem Naturschutzbund Dortmund (NABU) Kooperationspartner für die Veranstaltung.
___STEADY_PAYWALL___
An einer Jungpflanzentauschstation wurden den BesucherInnen u. a. Etagenzwiebeln, Salatpflanzen und Wildtomaten angeboten. An den Tauschstationen im Vereinsheims konnten die Besucher Saatgut von diversen vergessenen und auch bekannten Gemüsepflanzen, Kräutern und Blumen erhalten.
„Ein Renner war heute der Baumspinat: eine alte Kultursorte, die nur noch wenige kennen. Er ist sehr pflegeleicht, wächst buschartig und seine Blätter können als Salat oder wie Spinat zubereitet werden“, berichtet Hildegard Mihm, eine Mitorganisatorin des Tauschtages.
Anpassungsfähigkeit von Saatgut in Zeiten des Klimawandels eine Schlüsselfrage
„Die Frage, wie die Anpassungsfähigkeit von Saatgut erhalten bleibt, ist angesichts des Klimawandels ein Thema, das so aktuell ist wie nie“, erklärt Mihm weiter.
„Denn das hochgezüchtete F1 hybride Saatgut, das überwiegend im Handel vertrieben wird, ist nicht nachbaufähig und kann sich daher nicht an die jeweiligen individuellen, örtlichen und klimatischen Bedingungen anpassen. Zudem ist es wesentlich empfindlicher und kann meist nur unter Zuhilfenahme von entsprechenden Pflanzenschutzmitteln angebaut werden.“
Auch die Ortsgruppe Ruhrgebiet des Vereins zur Erhaltung der Nutzpflanzenvielfalt (VEN) war auf der Veranstaltung vertreten. Renate Zinke hatte neben zahlreichem Saatgut auch ein Pflanzentopf-Quiz aufgebaut, welches bei Jung und Alt großes Interesse weckte.
Bei dem frühlingshaften Wetter konnten die BesucherInnen zudem den NABU-Lehrgarten bestaunen und sich mit Informationen über den Naturschutzverband eindecken. Brigitte Bornmann-Lemm Mitorganisatorin der Veranstaltung sowie Leiterin des Lehrgartens, hielt zudem für alle Einsteiger einen Kurzvortrag zum Thema „Wie wird Saatgut samenfest und bestä ndig vermehrt?“, der rege Anklang fand.
Nachhaltigkeit: ‚Wie wollen wir uns künftig ernähren?‘ als eine der Leitfragen
Das Kollektiv Saatgut für Dortmund hatte auch noch weitere Organisationen eingeladen, sich auf der Veranstaltung mit einem Infotisch zu präsentieren. „Im weitesten Sinne ging es uns dabei um das Themenfeld der Nachhaltigkeit sowie allgemein um die Frage ‚Wie wollen wir uns künftig ernähren‘“, beschreibt Hildegard Mihm.
Die Solidarische Landwirtschaft Dortmund (SoLaWi) war der Einladung gefolgt und hatte die Open Source Tomate „Sunviva“ im Gepäck. Die Gäste konnten neben den frisch pikierten Jungpflanzen auch das Saatgut der gemeinfreien Tomatensorte auf der Veranstaltung erhalten. Dieses hatte die SoLaWi im letzten Jahr in Kooperation mit dem Umweltamt Dortmund vermehrt, um es an die Bevölkerung kostenlos weiterzugeben.
Auch Foodsharing Dortmund war vor Ort und hatte gerettete Lebensmittel zu „fairteilen“. Kartoffeln, Paprika, abgelaufene Osterware sowie Gebäck vom Vortag, dass die Initiative vor dem Wegwerfen bewahrt hat, konnten die Interessierten an diesem Tisch kostenlos mitnehmen und erfahren, dass insbesondere verpacktes Gemüse viel zu oft in der Tonne landet.
Das Umweltamt will Ökologische Fragen mit sozialen Gesichtspunkten verbinden
Christian Nähle von der Koordinierungsstelle Klimaschutz und Klimaanpassung des Umweltamtes war ebenfalls vor Ort, um künftige Kooperationen zu thematisieren: „Ökologische Fragen mit sozialen Gesichtspunkten zu verbinden, ist grundsätzlich wichtig für uns. Anders bekommen wir nur schwer eine Perspektive in der Klimaschutzarbeit“, so Nähle.
Der Saat- und Pflanzentauschtag schaffe eine solche öko-soziale Perspektive, indem ökologische Fragen des Umgangs mit Pflanzen als unserer Mitwelt mit menschlichen Bedürfnissen nach Nahrung und Teilhabe verbunden werden. „Damit nimmt der Saat- und Pflanzentauschtag eine besonders nachhaltige Rolle in Dortmund ein, die wir aus Mitteln des Klimaschutzfonds gerne unterstützen“, betont der Vertreter des Umweltamtes.
Das Kollektiv Saatgut für Dortmund wertet die Veranstaltung als vollen Erfolg. Daniel Pawlak-Gast, der die Jungpflanzentauschstation betreut hat, resümiert. „Insbesondere freut uns, dass so viele Besucher eigenes Saatgut und eigene Pflanzen zum Tauschen mitgebracht haben. Das nächste Jahr kann kommen, denn nach dem Tausch ist vor dem Tausch.“
Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:
Anpassung an den Klimawandel: Das Umweltamt Dortmund erntet anpassungsfähiges „Open-Source-Saatgut“