Von Susanne Schulte
Ein Verein ist Heimat. Viele Frauen und Männer in der DJK Eintracht Scharnhorst unterschreiben diese Aussage. So Regina Bonnekoh und Irene Wichert, die gleich nach der Gründung und kurz nach ihrem Einzug in eine der neuen Wohnungen in Scharnhorst-Ost Mitglied wurden, das Ehepaar Gabi und Jürgen Schlüter, das mehr als 40 Jahre mit dem nun 50 Jahre alten Verein sehr verbunden ist, und Walpurgis Huth sowie Monika Weber, als zwei der vielen Übungsleiter:innen, die dafür sorgen, dass bei der Frauengymnastik und beim Angebot „Fit im Alter“ alle in Balance und Bewegung bleiben, die die 50 schon überschritten haben. Wie die DJK halb Scharnhorst und die Bewohner:innen der angrenzenden Ortsteile in Schwung hält, zeigt sie während des Geburtstagsfestes am Samstag, 11. Juni, zwischen 11 und 16 Uhr rund um und in der Turnhalle der Paul-Dohrmann-Schule.
In Scharnhorst-Ost gab es vor 50 Jahren keinen Turnverein
Hier, in der Paul-Dohrmann-Schule, hat der Verein seinen Ursprung. „Damals war hier ja noch nichts. Das erste, was wir nach dem Umzug angeschafft haben, waren Gummistiefel für unsere Kinder.“ Die Siedlung war eine Baustelle, viel Matsch lag zwischen den Häusern, eine Baracke diente als katholische Kirche und Begegnungszentrum.
Regina Bonnekoh, damals Neu-Scharnhorsterin im wahren Sinne des Wortes, erfuhr zu Beginn der 1970er Jahre bei der Einschulungsuntersuchung ihrer Kinder vom Mutter-und-Kind-Turnen in der Turnhalle dieser Schule. „Den Tipp gab mir Irmi Wenzel.“ Doch das Mutter-und Kind-Turnen war kein Vereinsangebot.
In Scharnhorst-Ost gab es keinen Turnverein. Und weil deshalb die Hallennutzung gefährdet war, gründeten am 17. Dezember 1971 mit Unterstützung der Patres 40 Frauen und Männer die DJK Eintracht Scharnhorst.
Viele Angebote sind für Nicht-Vereinsmitglieder offen und kostenlos
Die bereits genannte Irmi Wenzel gab nicht nur Tipps, sondern leitete auch Sportgruppen und später, 2006, den Verein. Heute ist sie Ehrenvorsitzende. Zwei der drei ersten Angebote – Gymnastik für Frauen und das Mutter-und-Kind-Turnen (heute heißt es Eltern- und Kind-Turnen und ist mit dem Prädikat „Bewegungszwerge“ ausgezeichnet) – haben sich gehalten.
Das Männer-Trimmen gibt’s nicht mehr. Die männlichen Vereinsmitglieder halten sich in Form beim Indoorfußball, mit Karate, in der Gruppe „Er und Sie“ (gegründet vor 30 Jahren von Irmi Wenzel), beim Bosseln und Boulen. Mehr als 30 Kurse und regelmäßige Sporttermine für alle, wirklich alle Generationen stehen heute im Flyer des Vereins.
Beim Boulen und Wandern, beim Walken und Radfahren kann jede:r dabei sein, egal, ob er oder sie eines der 800 Vereinsmitglieder ist oder nicht. Und das kostenlos.
Während des Gesprächs im Franziskuszentrum mit den sechs treuen und engagierten Vereinsmitgliedern, wird ein bisschen gelästert – „Ich habe Fotos mitgebracht, da hast du noch dunkle Haare“ – und erzählt: von Karnevalsfeiern und den Wochenenden in Hardehausen, von den Wanderreisen und Ausflügen, von Bundesportfesten und Mai-Treffen, vom traditionellen Eisessen und dem Neujahrsspaziergang, von Querelen, ja, die gab`s auch, aber vor allem von dem guten Zusammenhalt und dem Einsatz aller Mitglieder, egal, ob sie nun einen Posten im Verein haben oder zu Festen den Kuchen mitbringen.
Wenn es im Ortsteil etwas zu feiern gibt, die DJK ist dabei. So nimmt es kein Wunder, dass die Mitgliederzahl ständig wächst. Bis auf die Delle Anfang der 2000er Jahre, als die Stadt die Turnhallen im Bezirk instand setzen ließ, fanden immer mehr Scharnhorster:innen Gefallen am Vereinsprogramm.
Gut ausgebildete Übungsleiter:innen lassen Teilnehmende beweglich werden und bleiben
Und für die Qualität bürgen – selbstverständlich neben den vielen anderen – Jürgen Schlüter als Vorsitzender, Gabi Schlüter als Geschäftsführerin, Walpurgis Huth als Übungsleiterin der Fitnessgymnastik für Frauen und Monika Weber als 2. Vorsitzende und Übungsleiterin für „Fit im Alter“. „Unsere Übungsleiter:innen sind alle ausgebildet“, sagt Jürgen Schlüter, der seit mehr als 40 Jahren dem Vorstand angehört.
„Wir produzieren auf Vorrat und warten nicht darauf, dass uns irgendwann einmal jemand fehlt.“ Er scheint da eine große Überzeugungskraft zu haben, die Menschen für dieses anspruchsvolle Ehrenamt zu begeistern. Auch bei Monika Weber hat das geklappt. Seit sie Rentnerin ist, machen ihr Frauen und Männer im Kurs „Fit im Alter“ gerne das nach, was sie nach flotter Schlagermusik vormacht. Warum hat sie die Arbeit übernommen? „Jürgen“, antwortet sie mit einer Handbewegung zum Vorsitzenden.
Von der guten Ausbildung und Weiterbildung bekommen die Teilnehmerinnen der Montagsgymnastik jede Woche um punkt 20 Uhr die Vorteile zu sehen und nach einer guten Stunde zu spüren. Das Angebot, das schon seit 1971 ein Markenzeichen des Vereins ist, hat seit einigen Jahren Walpurgis Huth übernommen. Als Urlaubsvertretung für die auf Diabetiker:innen-Sport spezialisierte Kollegin half sie einst aus und kam später ganz aus Wickede nach Scharnhorst.
„Ja, man merkt immer gleich, wenn du auf einer Fortbildung warst. Dann bist du so begeistert von den neuen Übungen, die du gleich mit uns machst“, lobt Irene Wichert und spricht damit gut 30 Frauen aus dem Herzen. Und Irene Wichert muss es wissen. Sie ist von Anfang an aktiv in der Frauen-Gymnastikgruppe am Montag. Die Gruppe hat sich zwischenzeitlich einmal geteilt. Mit dem Verein wurden auch die Frauen älter, wollten nicht mehr so spät unterwegs sein. Der Verein handhabte das praktisch: Bereits um 16 Uhr am selben Tag bringen sich jetzt bereits Sportlerinnen in Schwung.
Zur Feier des 50jährigen Bestehens sind alle Gäste zum sportlichen Mitmachen eingeladen
„Früher waren wir noch vielseitiger, haben auch an Geräten geturnt“, erzählt Gabi Schlüter, ein sportliches Multitalent. Turnen, Leichtathletik, Bosseln – sie war und ist dabei. Auch im Vorstand schätzt man ihre Talente. 1976 war sie schon einmal Geschäftsführerin. „Da hieß es nur: Du arbeitest doch im Büro, dann kannst du uns doch auch hier im Vereinsbüro helfen.“
Doch nach wenigen Jahren schaffte sie dieses Ehrenamt neben Beruf und Familie nicht mehr. Heute ist sie wieder Geschäftsführerin: „Diesen Job kannst du als Ehrenamt kaum mehr leisten“, sagt sie. Der Verein hat bereits vorgesorgt und mittlerweile drei Frauen zu Vereinsmanagerinnen ausbilden lassen.
Am 11. Juni wird von 11 bis 16 Uhr an der Paul-Dohrmann-Schule gefeiert. „Das war ja ganz anders geplant“, sagt Jürgen Schlüter. Aber der Verein heißt nicht umsonst DJK Eintracht Scharnhorst. 1000 Euro aus dem für das Fest eingeplanten Etat gingen auf ein Konto für Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und das Programm wurde abgespeckt. An dem Samstag macht der Verein nun vor, was andere mit- und nachmachen sollen: ganz viel Sport.
Jungen und Mädchen aus den Kindergärten machen ihr Sportabzeichen, Kinder und Jugendlichen können einen Sportcheck machen, die „Fit im Alter“-Gruppen zeigen, wie tänzerisch Stuhlgymnastik sein kann und die Gymnastikfrauen fordern mit ihrer Aufführung die Gäste auf, beim Tanzen mit zu machen. Für die jungen Besucher:innen öffent das Flitzmobil die Tür und wer Appetit bekommen hat, geht ans Kuchenbüffet – alles selbstgebacken – oder holt sich eine Wurst vom Grill. Gibt es beim sportlichen Teil Unterstützung vom Stadtsportbund, schultern alles andere die Vereinsmitglieder – wie schon seit 50 Jahren.