Die sanfte Herbstsonne scheint Dirk Lepper über die Schulter, während er mit der blauen Farbe eine Flussschlinge zieht. Der erfahrene Restaurator und Kirchenmaler rekonstruiert ein Ornament, das bei Fassaden-Sanierungsarbeiten am Wohnhaus Prinz-Friedrich-Karl-Straße 46 gefunden wurde. Damit hatten sowohl der Eigentümer des Hauses als auch der Denkmalpfleger nicht gerechnet – Grund genug, dieses Objekt als Denkmal des Monats vorzustellen.
Das über 100 Jahre alte Gebäude barg ein buntes Geheimnis in sich
Vor einigen Wochen erreichte den Denkmalpfleger, Michael Holtkötter, ein Anruf von der Baustelle. Man habe Reste von einem gemalten Fries gefunden und er müsse schnell vorbeischauen – schließlich galt es umgehend eine Entscheidung zu treffen, wie man mit dem Fund umgehen müsse. Schnell war allen Beteiligten klar, dass man dieses Zeugnis einer dekorativen Fassadengestaltung nicht einfach ignorieren und überstreichen könne. Der Eigentümer entschied in Absprache mit dem Denkmalpfleger, eine Restaurierungsfirma mit der Dokumentation zu beauftragen.___STEADY_PAYWALL___
Das markante Eckgebäude, schräg gegenüber vom Landesoberbergamt, hatte das bekannte Dortmunder Architekturbüro D & K Schulze im Eigenauftrag 1902 entworfen und 1903 gebaut. Dies war schon vor über 100 Jahren eine durchaus übliche Praxis. Oft wurden die Objekte noch in der Bauphase gewinnbringend weiterverkauft und verbesserten die wirtschaftliche Basis des Architekturbüros. Bei dem Haus in der Prinz-Friedrich-Karl-Straße sollte es allerdings bis 1908 dauern, bis sie mit dem Maschinenfabrikanten, Gottfried Großmann, einen Käufer fanden.
Im Gegensatz zu den älteren großbürgerlichen Villen in der Nachbarschaft bot dieses verhältnismäßig kleine Wohnhaus, für das gehobene Bürgertum, viel Behaglichkeit und Komfort. Zwar dienten Salon, separates Wohnzimmer und ein Speisezimmer mit Wintergarten im Erdgeschoss, der damals geforderten Repräsentation, jedoch trugen Bereiche wie ein intimer „Sitzplatz“ in einem Erker zur Wohnlichkeit bei.
Von außen, als auch von innen ein romantisierender Eindruck
Auch von außen sollte das Gebäude Geborgenheit vermitteln. Mit Erkern und Türmchen, vorspringenden Giebeln, herabgezogenen schützenden Walmdächern, Zierfachwerk und bodenständigen Materialien wie Ruhrsandstein und Holz, vermittelt es einen romantisierenden Eindruck.
Der in fast reinen Farbtönen von Rot, Ultramarinblau, Ocker und Grün angelegte schablonenhafte Ablauf von geometrischen Formen, die den Fries bilden und mit Blattgoldverzierungen einen strahlenden Höhepunkt erfahren, steigert den harmonischen und vielgestalteten Gesamteindruck des Hauses.
Dank der intensiven restauratorischen Untersuchungen ist es gelungen, den Zusammenhang von Farbe und Form zu rekonstruieren und zu visualisieren. Bei genauerem Betrachten werden auch die kleinen Stellen mit der nur leicht restaurierten Malerei zu sehen sein. Der Großteil des Originals wurde rekonstruiert und bleibt unter einer schützenden Schicht verborgen.
Mehr zum Thema auf Nordstadtblogger.de:
Serie „Sehenswertes in der Nordstadt“: Das Arzthaus Linsmann in der Gneisenaustraße
Neoklassizistische Villa in Dorstfeld ist Denkmal des Monats