Vor 110 Jahren wurde der Vorläufer des heutigen Naturmuseums Dortmund eröffnet. Zu den damaligen Stiftern und Förderern gehörte auch der jüdische Rechtsanwalt und Notar Dr. Wilhelm Lion (1887 bis 1966). Das Naturmuseum würdigt seine Verdienste nun in einer kleinen Präsentation von ihm geschenkter Exponate. Damit möchte das Projekt „Jüdische Heimat Dortmund“ des Historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark e.V. gemeinsam mit dem Naturmuseum die Spuren, die jüdische Dortmunder:innen in der Stadt hinterlassen haben, wieder sichtbar machen.
Wilhelm Lion studierte in München, Berlin und Münster
Wilhelm Lion hat Spuren hinterlassen. Seine Personalakte, die im Landesarchiv NRW in Münster aufbewahrt wird, ist umfangreich. Sie umfasst stolze sechs Bände, die Prüfungsarbeiten, Zeugnisse und Stationen seines beruflichen Werdegangs überliefern.
Wilhelm Lion war ein Kind unserer Stadt. Er wurde hier 1887 als Sohn eines Kaufmanns geboren und bestand 1908 am Stadtgymnasium das Abitur. Anschließend studierte er in München, Berlin und Münster und promovierte 1913.
Mineralogie und Kunstgeschichte begleiteten ihn sein Leben lang
Neben dem Jurastudium wandte er sich auch der Mineralogie und Kunstgeschichte zu. Beide Wissenschaften sollten ihn sein Leben lang begleiten. Auf seinen Reisen erwarb er geologische Objekte und trug mit der Zeit eine bedeutende Privatsammlung zusammen.
Nach seiner Entlassung aus dem Kriegsdienst war Lion 1917 nebenberuflich am Vorläufer des heutigen Naturmuseums, dem „Naturwissenschaftlichen Museum“ Dortmund tätig. Er baute die mineralogische Abteilung mit auf, setzte sich für ihre moderne Ausrichtung ein und schenkte dem Museum zwei gut bestückte Schaukästen.
Die Brüder Lion waren Gönner des Naturwissenschaftlichen Museums
Wilhelms Bruder, Dr. med. Hans Lion, unterstützte das Museum ebenfalls tatkräftig: Er engagierte sich stark beim Aufbau einer anthropologischen Sammlung.
In einem Pressebericht, der aus Anlass des zehnjährigen Bestehens des damaligen Naturwissenschaftlichen Museums im Jahre 1922 veröffentlicht wurde, wurden die beiden Brüder Lion als einzige namentlich als Gönner des Museums genannt.
Der Inhaftierung in der Steinwache folgte die Flucht ins Ausland
Vor und während der NS-Herrschaft hatten Wilhelm Lion und seine Ehefrau Dr. Stephanie Aaron unter Drohungen und Übergriffen zu leiden. Nach der Inhaftierung Wilhelm Lions in der Steinwache am Tag des sogenannten „Judenboykotts“ entschloss sich das Ehepaar zur Flucht. Sie mussten alles zurücklassen.
Wilhelm Lion überlebte den Holocaust in der Emigration. Er starb 1966 in Lissabon. Die Ausstellung ist im Naturmuseum Dortmund noch bis zum 11. Dezember 2022 in einer Vitrine in der ersten Etage zu sehen.