„Da willste nicht tot über’m Zaun hängen!“: Vivawest provoziert und investiert 38 Millionen Euro am Borsigplatz

Die provozierenden Plakate sorgten für Diskussionen - und mediales Interesse. Foto: Alex Völkel
Die provozierenden Sprüche sorgten in den vergangenen Tagen für Diskussionen auf der Straße, im Netz und auch für mediales Interesse. Jetzt gibt es die Aufklärung mit Positiv-Motiven von Vivawest-Liegenschaften. Foto: Alex Völkel

Medial geäußerte Vorurteile über die Nordstadt sind nicht neu, dass ein Wohnungsunternehmen sie zu Plakatmotiven erhebt, schon. Allerdings nicht um zu skandalisieren, sondern zu emotionalisieren und dann damit aufzuräumen. Das ist die Idee hinter der Kampagne  „Borsig-West. Hier entsteht was.“ des Wohnungsunternehmens Vivawest. Dabei geht es übrigens nicht nur um das Image und den „schönen Schein“: 38 Millionen Euro investiert das Unternehmen in den Bestand von 830 Wohnungen im Borsigplatz-Quartier.

Steigerung der Lebensqualität rund um den Borsigplatz als erklärtes Ziel 

Zunächst war bewusst ohne Urheber und Bildmotiv plakatiert worden, was die gewünschten Diskussionen und Reaktionen auslöste. Foto: Susanne Schulte

„Da willste nicht tot über’m Zaun hängen!“, „Da sieht’s doch aus wie Sau!“ „Da gibt’s doch nur Bruchbuden!“ – Pauschalurteile wie diese nimmt das Gelsenkirchener Wohnungsunternehmen mit einer provokanten Imagekampagne auf. Zunächst waren nur die negativen Sprüche plakatiert worden – ohne Urheber und die jetzt verbreiteten Bildmotive.  ___STEADY_PAYWALL___

 

Das sorgt(e) für hitzige Diskussionen nicht nur in sozialen Netzwerken. Denn die oft nicht ortskundigen Kritiker*innen fühlen sich bestätigt, die Bewohner*innen aber zum Verteidigen ihres Quartiers aufgerufen.

Marketing-Chefin Karin Fuchs
Marketing-Chefin Karin Fuchs

Das Unternehmen befeuert(e) diese Diskussion bewusst – und will die Vorurteile nun durch optimistisch stimmende Geschichten sowie spannende und überraschende Fakten widerlegen. Die Kampagne mit den jetzt vorgestellten positiven Bild-Motiven wird digital über eine eigene Webseite und die Sozialen Netzwerke sowie klassisch über Plakate und Veranstaltungen ausgespielt.

Sie zeigt, dass sich Dortmunds Norden, bei allen Herausforderungen, positiv entwickelt – und auch weiter entwickeln wird. Vivawest hat sich zum Ziel gesetzt, dabei eine entscheidende und aktive Rolle zu spielen, macht Marketing-Chefin Karin Fuchs im Rahmen der Kampagnen-Präsentation deutlich. 

„Wir glauben an die Nordstadt und möchten mit dem großen Entwicklungsprogramm für unser Quartier Borsig-West dazu beitragen, gemeinsam mit der Stadt Dortmund langfristig die Lebensqualität im gesamten Stadtteil zu erhöhen“, sagte Claudia Goldenbeld, Sprecherin der Vivawest-Geschäftsführung.

Investitionen in Optik, Sicherheit und Lebensqualität – Lob gibt es auch von der Polizei

Motive zur Geschichte des Quartiers und von Hoesch - die ehemaligen Werkswohnungen sind das Herzstück des Vivawest-Bestands am Borsigplatz.
Motive zur Geschichte von Hoesch – die ehemaligen Werkswohnungen sind das Herzstück des Vivawest-Bestands am Borsigplatz.

An vielen Stellen des knapp 830 Wohnungen umfassenden Quartiers westlich des Borsigplatzes ist bereits klar zu erkennen: Hier entsteht was. Modernisierte und künstlerisch gestaltete Fassaden, neu gestaltete Hauseingänge, Hausflure und Müllstandplätze, erstmals angebaute, großzügige Vorstell-Balkone sowie eine umfassende Neugestaltung der Außenanlagen heben die Wohn-und Lebensqualität deutlich an. 

Darüber hinaus sorgen Videogegensprechanlagen, ein speziell auf die Gegebenheiten vor Ort abgestimmtes Beleuchtungskonzept sowie Einbruchschutzmaßnahmen für mehr Sicherheit etwa am Lütgenholz oder im Bereich Dreher- und Schlosserstraße. Dafür gab es nicht nur Lob, sondern auch ein Siegel von der Dortmunder Polizei, die die Maßnahmen sehr begrüßt.

„Auch hier in Borsig-West ist die Zukunft der Nordstadt schon spürbar. Wir freuen uns, dass wir mit Vivawest einen verlässlichen Partner an der Seite haben, dem das Viertel rund um den Borsigplatz am Herzen liegt und der uns dabei unterstützt, positive Veränderungen voranzutreiben und dabei die Bedürfnisse der Menschen des Quartiers im Blick zu haben“, sagte OB Ullrich Sierau.

17 Millionen Euro wurden in 365 Wohnungen investiert – weitere 21 Millionen Euro folgen

Vor den Gebäuden sind die Motive plakatiert und lösen Diskussionen aus.
Vor den Gebäuden sind die provozierenden Motive plakatiert und lösen Diskussionen aus.

„Die Kampagne spielt mit herrschenden Vorurteilen. Die Realität sieht aber – wie so oft – besser aus“, findet nicht nur der OB, der sich im Vorfeld die neu gestalteten Fassaden angesehen und für einen Imagefilm zur Verfügung gestanden hatte.  

Die „neue Qualität“ könne man schon im Quartier  besichtigen und erleben, beteuert Sierau. „Sie haben schon jetzt den Beweis geliefert, dass es in der Nordstadt wunderbar sein kann und sein wird“, lobt Dortmunds OB die Kampagne. „Die Diskussion über die Plakate hat erreicht, dass darüber gesprochen wird.“

Über 17 Millionen Euro hat das Unternehmen bereits in die Modernisierung von 365 Wohnungen und des Wohnumfeldes investiert. In den nächsten Jahren werden mit einer Investitionssumme von rund 21 Millionen Euro knapp 500 weitere Wohnungen sukzessive folgen. 

Die Maßnahmen umfassen sowohl bauliche Modernisierungsmaßnahmen unterschiedlichen Umfangs als auch eine Neugestaltung der Außenanlagen sowie eine nachbarschaftliche Belebung des Quartiers. Das Unternehmen bewirtschaftet in Dortmund insgesamt rund 9.200 Wohnungen. Davon liegen 2.400 in der Nordstadt. Das Quartier Borsig-West ist mit knapp 830 Wohnungen das größte im Dortmunder Bestand.

Es wird nach der Sanierung Mietsteigerungen geben – aber keine Verdrängung

An der Borsig- und Brackeler Straße ist die Fassadengestaltung deutliche poppiger ausgefallen.
An der Borsig- und Brackeler Straße ist die Fassadengestaltung deutlich poppiger ausgefallen.

Zu einer Verdrängung der Bestandsmieter*innen sollen die Maßnahmen jedoch auf keinen Fall führen – auch wenn bestimmte Investitionen wie das Anbringen von Balkonen auch Mietsteigerungen nach sich ziehen werden. Durchschnittlich 5,92 Euro pro Quadratmeter betragen die Mietpreise im Quartier. Bis auf 6,70 Euro könnten sie steigen. 

„Wir sind sehr achtsam, dass wir die Menschen nicht verdrängen“, versichert Claudia Goldenbeld auf Nachfrage von Nordstadtblogger. Ihr Unternehmen modernisiere rund 1900 Wohnungen im Jahr. Die Zahl der Härtefälle könne sie an einer Hand abzählen – und da gebe es auch Möglichkeiten, sichert sie im Beisein des OB zu.

Der wird nicht müde, auch im Rahmen dieses Termins die zahlreichen Investitionen in den Nordstadt-Quartieren zu erwähnen: Im Zusammenhang mit dem Borsigplatz ist natürlich der geplante Wohnungsneubau an der Stahlwerkstraße von besonderer Bedeutung.

Claudia Goldenbeld, Sprecherin der Vivawest-Geschäftsführung und Dortmunds OB Ullrich Sierau stellten die Plakate vor.
Claudia Goldenbeld, (Vivawest) und OB Ullrich Sierau stellten die Plakate vor. Foto: Alex Völkel

Der Bau von bis zu 600 Wohneinheiten stellt ein weiteres wichtiges Angebot im mittlerweile sehr angespannten Dortmunder Wohnungsmarkt dar.  

Auch dafür ist die neue Kampagne wie gemacht: Auch dort möchte man die Vorurteile wie „Da kannste nicht hinziehen“ oder wie „Da gibt es doch nur Bruchbuden“ natürlich auch Lügen strafen…

Mehr Informationen zur Quartiersentwicklung und zur Kampagne Borsig-West gibt es unter www.borsig-west.de. Die Kampagne soll mindestens zwei Jahre laufen.

 

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Reader Comments

  1. Cornelia Wimmer

    Das klingt fast alles gar zu schön. Warum allerdings wurden in einem Innenhof der Firma vivawest, konkret jener zwischen Oesterholzstraße, Schlosserstraße, Dürener Straße und dem Borsigplatz im Frühjahr von heute auf morgen in der Summe 7 alte Platanen gefällt? – Noch dazu in einem Areal, das in einer Klimaanalyse des RVR aus 2019 als hitzegefährdet ausgewiesen ist?
    Die Antwort an die sprachlos nichtsahnenden Mieter*innen der vivawest und dieselbe Antwort auch an mich, die ich bei einem kürzlich stattgefundenen Quartiersspaziergang danach fragte: Allergien! Bewohner*innen hätten allergisch auf die Platanen reagiert. – Platanen allergen? Hat da jemand Platanen mit Birken verwechselt, so schwierig das auch sein mag?
    Wahrscheinlicher ist hier die Vermutung einer Mieterin: Die Bäume waren bei der Modernisierung im Weg. Neu anzubringende Balkone sollen die Wohnqualität steigern, die Mieten in der Folge, steht zu befürchten, ebenfalls.

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