Die Polizei ermittelt nach einem Angriff wegen Körperverletzung

CSD-Veranstalter SLADO meldet mehrere queerfeindliche Übergriffe in Dortmund

7.000 Menschen feierten am vergangenen Wochenende die Rechte von queeren Personen.
7.000 Menschen feierten am vergangenen Wochenende die Rechte von queeren Personen. Foto: Paulina Bermúdez für Nordstadtblogger

Im Umfeld des Dortmunder CSD am vergangenen Samstag (3. September 2022) ist es zu mehreren Übergriffen auf Teilnehmer:innen gekommen. Teilnehmende sollen auch geschlagen und bespuckt worden sein. Der veranstaltende Verein SLADO verurteilt das und bietet betroffenen Unterstützung an. Die Polizei Dortmund sucht nach unbekannten Tätern.

Drei Menschen wurden leicht verletzt – Täter geflüchtet

Am vergangenen Samstag fand der größte Dortmunder Christopher Street Day seit langem statt. 7000 Menschen beteiligten sich an der Demonstration. Nicht vergessen waren dabei die mutmaßlich querfeindlichen Angriffe auf Malte C. in Münster und auf eine Gruppe mit Regenbogenfahnen nach der Warm-up-Party des Dortmunder CSD.

Am Friedensplatz wurden drei Teilnehmer:innen verletzt. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Doch auch im direkten Umfeld der eigentlichen Dortmunder CSD-Veranstaltung kam es laut SLADO zu mehreren Angriffen auf queere Menschen.

Gegen 21 Uhr sein drei Personen, die zuvor an der Demonstration teilgenommen hatten, im Bereich des Stadtgartens von einer Gruppe von Personen zunächst beleidigt und gefilmt worden. Im weiteren Verlauf sein die Betroffenen dann geschlagen und verletzt worden.

Die herbeigerufene Polizei habe die  Verletzungen dokumentiert. Nachdem die Täter:innen erneut gesichtet wurden, sei es der erneut gerufenen Polizei nicht gelungen, diese festzunehmen, berichtet SLADO in einer Mitteilung.

Die Polizei bestätigt, dass es einen Einsatz wegen einer Körperverletzung gegeben hat. Zwei unbekannte 16- bis 17-Jährige hätten zwei 21-jährige Dortmunder zunächst verbal und dann körperlich angegriffen und leicht verletzt. Eine 17-jährige Person, die die Opfer schützen wollte, sei dann ebenfalls leicht verletzt worden. Queerfeindlichkeit als Motiv bestätigt die Behörde aber noch nicht. Das werde aber in den Ermittlungen beachtet. Die führt die Polizei jetzt gegen die noch unbekannten Täter.

SLADO berichtet von mehreren Übergriffen

Die Polizei bittet Zeug:innen, die etwas beobachtet haben oder Angaben zu den Tätern machen können um Mithilfe. Beide Täter sollen männlich und rund 16 bis 17 Jahre alt gewesen sein.

Einer soll blonde helle Haare mit Seitenscheitel haben und in einem dunklen Trainingsanzug gekleidet gewesen sein. Der zweite Täter soll dunkle Haare haben. Er wird als korpulent beschrieben und trug eine schwarze Jacke. Zeug:innen können sich bei der Polizei unter der Telefonnummer 0231/1327441 melden.

Dortmunder Neonazis fotografierten den CSD.
Dortmunder Neonazis fotografierten den CSD am vergangenen Samstag. Karsten Wickern für Nordstadtblogger

Dem Vorstand von SLADO, Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenorganisationen in Dortmund und Veranstalter des CSD, sind weitere Übergriffe bekannt. Bei einem Übergriff sei ein Demo-Teilnehmer bespuckt worden.

Während der Demonstration wurde der Zug aus einem Haus in der Kurfürstenstraße mit Eiern beworfen. Die Werfer:innen sollen laut Dortmunder Antifa-Gruppen schon mit rechten Aktivitäten aufgefallen sein. Am Hauptbahnhof machten bekannte Dorstfelder Neonazis Aufnahmen des Demozugs und veröffentlichten Bilder der Teilnehmer:innen auf einschlägigen Telegram-Kanälen.

Der Vorstand von SLADO verurteilt die Übergriffe: „Jede Form von Gewalt gegen queere Menschen ist inakzeptabel. Die Vorfälle zeigen, dass es ein breites Spektrum von Gewalt gegen queere Menschen in Dortmund gibt. Sexuelle und geschlechtliche Vielfalt öffentlich sichtbar zu machen, birgt weiterhin ein Risiko von Angriffen und Anfeindungen. Trotzdem werden wir auch in Zukunft sichtbar und hörbar für die Rechte von LSBTIQ* eintreten.“, erklärt der Vorstand am heutigen Freitag.

Kundgebung gegen Queerfeindlichkeit am Montag

„Trans rights are human rights“ heißt es auf einem Plakat beim diesjährigen CSD in Dortmund.
„Trans rights are human rights“ heißt es auf einem Plakat beim CSD in Dortmund. Foto: Paulina Bermúdez für Nordstadtblogger

Für Betroffene von queerfeindlicher Gewalt hat der Vorstand einen Rat: So sollte die Tat bei der Polizei angezeigt werden und – sofern ein queerfeindlicher Hintergrund als Motiv vermutet wird – dieser angegeben und im Anzeigenprotokoll vermerkt werden.

Oftmals würden queere Menschen vor einer Anzeige zurückschrecken, sei es wegen negativer Erfahrungen mit der Polizei, aus Scham oder wegen vermuteter geringer Erfolgsaussichten, berichtet SLADO. Doch dadurch bleibe das Ausmaß queerfeindlicher Gewalt untererfasst.

Plakate wie dieses machten beim CSD auf den kurz zuvor verstorbenen Malte C. aufmerksam.
Plakate wie dieses machten beim CSD auf den kurz zuvor nach einer Attacke in Münster verstorbenen Malte C. aufmerksam. Paulina Bermúdez | Nordstadtblogger

Der Vorstand von SLADO denjenigen, die im Umfeld des CSD Dortmund von Gewalt betroffen waren Unterstützung an. Unter anderem bei Bedarf mit der Vermittlung an geeignete Beratungsstellen und Rechtsanwält:innen. Betroffene können sich per Mail melden: moritz.heller@slado.de.

Für Montagabend haben die Gruppen „TransAction“ und das „Feministische Kollektiv“ eine Kundgebung geplant. Unter dem Motto „Gedenken an Malte“ wollen sie gegen Queerfeindlichkeit demonstrieren. Die Kundgebung soll um 18.30 Uhr auf dem Friedensplatz stattfinden. Die nun bekanntgewordenen Übergriffe dürften dann ebenfalls thematisiert werden.

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