Durch die Maßnahmen zur Eindämmung des Coronavirus kommt das öffentliche Leben nahezu zum Erliegen. Alle Menschen sind angehalten, soziale Kontakte zu meiden. Dies gilt in besonderem Maße für die Risikogruppen.
Für viele ältere Menschen, die ohnehin schon relativ isoliert mit wenig Kontakt zur Aussenwelt ihr Dasein fristen, nimmt die Einsamkeit zu und sie harren in ihren Wohnungen aus, ungewiss wie sich die Lage weiter entwickeln wird. Durch die Ausweitung der Versammlungs- und Veranstaltungsauflagen sind seit Mitte der Woche nun auch die unterschiedlichen Religionsgemeinschaften betroffen und dürfen keine Gottesdienste mehr abhalten. Vielen Menschen fehlt somit der Rückhalt, der Austausch, der Trost und die Hoffnung, die sie sonst in ihrem Glauben gefunden haben.
Aus diesem Grund werden wir während der Corona-Krise regelmäßig Geistliche verschiedener Konfessionen aus Dortmund zu Wort kommen lassen, die den Menschen Mut machen und die Impulse geben wollen, wie wir alle gemeinsam diese Krise überstehen können.
Den Anfang in unserer neuen Impuls-Reihe macht Pfarrer Ansgar Schocke
von der Katholischen Kirchengemeinde Heilige Drei Könige (Dortmund-Nordstadt)
„Der Wind weht weiter!“ –
mit anderen Worten –
das Leben geht weiter
Nicht einfach, diese Tage. Rasend schnell verändert sich unsere Welt, immer neue Nachrichten von großer Tragweite fordern uns heraus, Gewissheiten lösen sich auf. Die Corona-Pandemie stellt unser Leben auf den Kopf; vieles ist in unserem kürzlich noch so wohlgeordneten Land plötzlich nicht mehr, wie es war.
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Die Reaktionen der Menschen sind unterschiedlich: Einige spinnen irgendwelche Verschwörungstheorien zusammen, die die Ursache für die Corona-Pandemie erklären sollen. Andere versuchen es mit schwarzem Humor wie z.B. die Aussage, dass der Papst schließlich an allem Schuld sei.
Er hätte die Chinesin nicht ohrfeigen dürfen. Meine Brötchenverkäuferin liest in den Augen der Menschen nur noch Egozentrik und das Wort „ICH“. Viele sind in großer Angst und Sorge und zutiefst verunsichert.
Akzeptieren, was ist – auch wenn es schwerfällt
Was können wir tun? Wie können wir jetzt in diesen wilden Zeiten, versuchen, Solidarität zu zeigen und ruhig zu bleiben? Hier ein paar Vorschläge: Jeder kann überlegen, was Solidarität jetzt bedeutet, z.B. für den Nachbarn, der zur Risikogruppe gehört, einzukaufen, den Verwandten, von dem wir wissen, dass er alleine ist, regelmäßig anzurufen, das verängstigte Familienmitglied trösten, den Ratschlägen der Experten folgen, Sozialdisziplin leben, keine Gerüchte verbreiten und sich keinen Verschwörungstheorien hingeben.
Nachdenken, was wirklich wichtig ist im Leben. Und, auch wenn das schwerfällt: akzeptieren, was ist. Vertrauen haben und leben. Mein Bruder, der zur Zeit unter Quarantäne gestellt ist, schrieb mir auf meine Frage, wie er mit der Krise umgeht, folgende Worte: „Der Wind weht weiter!“. Mit anderen Worten – das Leben geht weiter – zeigen wir solidarisches Handeln und Vertrauen!
Evangelische und katholische Kirchen:
Glocken läuten täglich bis Gründonnerstag
Die evangelischen und katholischen Kirchen in Dortmund laden für einen Monat täglich dazu ein, für einen Moment innezuhalten, jede und jeder für sich eine Kerze anzuzünden, sie gegebenenfalls sichtbar ins Fenster zu stellen, und ein Gebet und Vater Unser zu sprechen.
Täglich um 19.30 Uhr können die Gebete mit Glockengeläut eingeleitet und begleitet werden. Die Einladung ruft auf zum Innehalten und zum Gefühl von Gemeinschaft auf Distanz. Jeden Abend in der Passionszeit „versammeln“ sich die Gläubigen einzeln, aber im Gebet vereint – gerne auch mit einem Lied.
Eine Kerze im Fenster kann solidarische Wärme und zuversichtliches Licht ausstrahlen und dies alles bei ökumenisch vielstimmigem Glockenklang. Kerze anzünden und Gebet ist eine ökumenische Initiative und geht an alle Menschen in ganz Nordrhein-Westfalen und darüber hinaus.
Interessierte können hier einen Gebetsvorschlag der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen NRW (ACK) einsehen oder als PDF herunterladen: Ökumenisches Gebet in Zeiten der Coronakrise
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Reaktionen
Evangelischer Kirchenkreis Dortmund (Pressemitteilung)
Viele Dortmunder Kirchen sind auch in Zeiten von Corona offen
Innehalten, Beten, Hoffen
Sonntags nebeneinander im Gottesdienst sitzen, in einer Kirche miteinander singen und Seite an Seite der Predigt zuhören, all das ist in diesen Wochen nicht möglich. Mehr als zwei Personen dürfen nicht miteinander an einem Ort sein. Das gilt auch für Kirchen.
Aber viele Menschen suchen gerade in Zeiten der Unsicherheit, wie sie die Corona-Krise mit sich bringt, das Gebet, Innehalten und Zuspruch. Das können sie auch weiterhin in den Kirchen der Stadt erfahren – virtuell und unmittelbar.
Zahlreiche evangelische Gemeinden bieten mittlerweile auf ihren Internetseiten Online-Gottesdienste und geistliche Impulse an. So müssen die Mitglieder der Gemeinden nicht auf das sonntägliche Miteinander verzichten, auch wenn sie sich nicht im Gotteshaus versammeln können. Sie feiern gemeinsam Gottesdienst an den Bildschirmen im eigenen Zuhause.
Aber auch wer in einer Kirche Ruhe sucht, sich dorthin zum stillen Gebet zurückziehen oder eine Kerze anzünden möchte, der kann das an vielen Stellen der Stadt weiterhin tun. Zahlreiche Gemeinden halten ihre Kirchen zu bestimmten Zeiten in der Woche offen.
Wichtig aber ist auch hier, Abstand zu halten. In eine offene Kirche sollte man derzeit nur allein gehen. Wo das möglich ist, findet man auf der Internetseite des Evangelischen Kirchenkreises: http://www.ev-kirche-dortmund.de