Galerie: „Circus Carmen“ : Eine gelungene moderne Adaption eines Opernklassikers, die mit Zigeuner-Klischees bricht

„Circus Carmen“ hat im Theater im Depot Premiere gefeiert.
„Circus Carmen“ hat im Theater im Depot Premiere gefeiert. Foto: Alex Völkel

Es ist eine zeitgemäße und politisch korrekte Carmen, die das Junge Theater Bubamara im Theater im Depot auf die Bühne bringt. Zuletzt hatte das Team höchst erfolgreich in die wundersame Welt der ALICE inszeniert.

„Circus Carmen“ hat im Theater im Depot Premiere gefeiert.
Carmen schließt sich einem Zirkus an.

Jetzt präsentiert das Dortmunder Theaterlabel im Rahmen des Roma-Kulturfestivals Djelem Djelem seine neueste Musiktheaterproduktion Circus Carmen.

Zirkustruppe statt Schmugglerbande

Im klassischen Original schließt sich Carmen einer Bande von Schmugglern an, in „Circus Carmen“ hingegen wird sie Zirkusartistin.

Ansonsten ist die Geschichte nah am Original, ohne jedoch die gängigen Klischees der Zigeuner-Romantik des historischen Stoffes zu bedienen.

Die jungen Theatermacher brechen ironisch mit den Klischees und bauen sogar aktuelle Stoffe aus der Flüchtlings- und Roma-Thematik ein.

So kommt es nicht von ungefähr, dass die Akteure, wenn sie das „Pack“ verkörpern, die über die Zigeuner schimpfen, statt mit einem spanischen nun mit einem sächsischen Akzent sprechen.

Profesionelle, farbenfrohe und leidenschaftliche Präsentation des Stoffes

„Circus Carmen“ hat im Theater im Depot Premiere gefeiert.
Leidenschaftlich und professionell präsentierten sich die jungen Akteure.

Die moderne Großstadt-Adaption ist farbenfroh, die Kostüme sind opulent und detailverliebt. Die jungen Laiendarsteller haben ihr Stück professionell und mit viel Leidenschaft dargeboten.

Und obwohl „Carmen“ eigentlich eine tragische Geschichte ist, gibt es in der Nordstadt-Variante viel zu lachen.

Rada Radojcic und Jens Wachholz haben sich viel Mühe gemacht, den tradierten Stoff spannend und jugendgerecht aufzubereiten. Das Zirkusambiente passt da natürlich gut.

Auch Comedy-Einflüsse haben sie verarbeitet: So gibt es einen „Faustkampf“ unter der Musik von „Kung Fu Fighting“, was die Zuschauer mit viel Applaus bedachten.

Zudem ist die neue Carmen sehr selbstbewusst, selbstständig und sogar dominant dargestellt.  Beim Duell ihrer beiden Verehrer geht sie mit zwei Degen dazwischen.

Moderne großstädtische Version von Bizets berühmter Oper

Unter professioneller Regie und Choreografie spielen junge Dortmunder Menschen verschiedener ethnischer Herkunft eine moderne großstädtische Version von Bizets berühmter Oper mit dem Libretto von Mérimée.

Die musikalische, choreografische und spielerische Umsetzung soll den mitwirkenden jungen Menschen Freiheiten für eine Selbstverwirklichung und ein gegenseitigen Verständnis im kreativen Prozess ermöglichen.

Neues Gewand mit modernem Erfahrungsstoff für einen Opern-Klassiker

„Circus Carmen“ hat im Theater im Depot Premiere gefeiert.
Kung Fu-Fighting als musikalische Untermalung sorgt für Slapstick statt Drama.

„Carmen“ ist seit jeher in seiner vielgestaltigen Interpretationsgeschichte ein schillerndes musikalisches Gesamtkunstwerk, das, in ein neues Gewand gefasst, die Erfahrungswelt heutiger Zuschauer mit den zeitlosen Aspekten des Stoffes verbinden soll.

Die Dortmunder Carmen richtet sich aber nicht nur an die jüngere Generation, sondern an alle Zuschauer, um ein nachdenklicher, unterhaltsamer und ästhetisch anspruchsvoller Abend werden.

Geschickt brechen die Macher ironisch die Zigenuer-Klischees und -Stereotype. Damit verlassen sie bewusst die Linie, den historischen Stoff einfach zu adaptieren, wie sie es im vergangen Jahr noch mit Maxim Gorkis „Makar Tschudra“ getan hatten.

Gelungene Premiere im Rahmen des Roma-Kulturfestivals Djelem Djelem

„Circus Carmen“ hat im Theater im Depot Premiere gefeiert.
Die Inszenierung ist kurzweilig.

Die Produktion „Circus Carmen“ hat im Rahmen des Roma Kulturfestivals Djelem Djelem Premiere gefeiert.

Carmen ist ein künstlerisches und soziales Kaleidoskop ethnisch-kultureller Vielfalt wie auch vieler Probleme, die durch tradierte wie behauptete Unterschiedlichkeit der Kulturen entstehen kann.

Karten für die Folgeveranstaltung am Samstag, 12. September, um 20 Uhr, sind im Theater unter 0231 9822336 (AB) oder ticket@theaterimepot.de und an allen bekannten VVK-Stellen erhältlich und kosten fünf Euro (ermäßigt drei Euro).

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