Dortmund hat einen Theaterstreit – genauer gesagt einen Streit um die Zukunft der Schauspiel-Sparte: Die CDU hat mit Blick auf die schlechten Auslastungszahlen „ein Fass aufgemacht“ – denn sie sieht die Schuld nicht in den Corona-Folgen, sondern eindeutig bei der nicht mehr ganz neuen Intendantin Julia Wissert und ihrer programmatischen Neuausrichtung. Kulturdezernent Jörg Stüdemann springt ihr massiv zur Seite – und auch im Kulturausschuss ist die CDU mit ihrer Fundamentalkritik an der Neuausrichtung (noch) relativ allein.
CDU sieht Schauspiel-Intendanz als schwächstes Glied der Theater-Kette
„Wir sind etwas entsetzt und alarmiert bei den Zahlen beim Schauspiel. Es geht nicht ums Schauspiel, sondern um die Intendanz. Wir sehen dort das schwächste Glied in der Theaterlandschaft“, läutete die 3. Bürgermeisterin Ute Mais, zugleich kulturpolitische Sprecherin der CDU-Fraktion, ihre Fundamentalkritik ein.
Diese hatte die CDU bereits medienwirksam im Vorfeld der Sitzung des Ausschusses für Kultur, Sport und Freizeit via Pressemitteilung und Social Media öffentlich gemacht. „Die Zahlen sind alarmierend, das Schauspiel findet anscheinend keinen Zuspruch mehr beim Publikum“, schoss Mais scharf auf die neue junge Intendantin.
Der aktuell vorliegende 3. Quartalsbericht des Theater Dortmund der Spielzeit 21/22 offenbart, dass im Schauspiel die Auslastung gerade mal bei 27,44 Prozent liegt. Die Oper kommt hingegen auf 48,13 Prozent, das Ballett auf 60,99 Prozent und das Kinder- und Jugendtheater – Dank des Weihnachtsstücks – auf 70,63 Prozent.
Kritik: Schauspiel lockt die Menschen nicht im notwendigen Maße an
Der Schluss der CDU: „Man sieht deutlich, dass das Schauspiel nicht mehr die Menschen im notwendigen Maße anlockt.“ Es ist gewissermaßen die Retourkutsche für die Ausführungen, als sich Wissert im Mai 2020 als neue Intendantin vorstellte. Bei dieser Gelegenheit sprach sie etwas aus, was für manche wie eine Drohung klingen musste.
Sie karikierte das Konzept, wie sie sich die Ausrichtung des Schauspiel Dortmund unter ihrer Leitung vorstellt. Herauszuhören war deutlich: sie möchte zukünftig mit dem frischen Wind poststrukturalistisch-feministischer Theoriestücke im Rücken agieren.
„Also aufgepasst, liebe Männer oder Freund:innen der Glückseligkeit aus Althergebrachtem, und überhaupt alle, die privilegiert in Machtstrukturen ihr Dasein pflegen. Zukünftig wird eine Schublade geöffnet, aus der heraus so manch Liebgewonnenes hinterfragt werden dürfte“, lautete ihre Botschaft seinerzeit. Corona mit seinen Lockdowns beschleunigte das.
Die CDU ist „entsetzt und alarmiert – für uns ist 5 nach 12“
Das stellte für Wissert aber einen erweiterten Chancenhorizont dar: neue Verstehenszusammenhänge zu öffnen, unterdrückte Wissensvorräte zu befreien, indem in und mit anderen Formaten künstlerisch-kreativer Umgang im weitesten Sinne gesucht wird, der alternativlos sei. Denn einen Weg zurück zum Status quo ante gebe es nicht, das habe sich rumgesprochen.
„Das Alte wird nicht mehr zurückkommen“, konstatierte Wissert vor einem Jahr bei der Vorstellung des Programms für 2021/22 lakonisch. Es war also keine Frage des Durchhaltens – bis alles wieder gut ist. Denn nichts werde mehr „gut“, sondern alles, mindestens vieles ungleich sein. Allein der Ausdruck „nach Corona“ sei problematisch, weil er insinuiert, da wäre irgendwas vergleichbar zum Vorher.
Die CDU keilt nun zurück. Denn auch der prognostizierte Verkauf von 41 Prozent für die nächste Spielzeit ist der CDU deutlich zu wenig. „Der Anspruch muss höher sein“, so Mais. „Bei aller Intention, interessante Aspekte anzunehmen, brauchen wir eine gewissen Bodenständigkeit. Anscheinend wird die nachgefragt“, so die CDU-Politikerin, die auch mehr „Klassiker“ anmahnte. „Entsetzt und alarmiert“ sei man bei dem Quartalsbericht: „Für uns ist es 5 nach 12“, so Mais.
Jörg Stüdemann: „Wir wussten, dass wir ein Risiko eingehen“
So schwarz wollte der Kulturdezernent natürlich nicht malen. Im Gegenteil. (Anm.d.Red.: Die Formulierung war mehr als unglücklich und war explizit nicht zweideutig gemeint. Wir entschuldigen uns dafür.) Neu: Der Kulturdezernent malte ein gänzlich anderes Bild: Wissert liefere inhaltlich jetzt das, was sie angekündigt habe. „Ist die Kritik angemessen, wenn ich eine neue Intendanz habe?“, fragte Jörg Stüdemann rhetorisch im Gespräch mit Nordstadtblogger.
Die neue Führung habe man gemeinschaftlich ausgesucht – und Julia Wissert habe sehr deutlich gemacht, dass sie andere Themen und Fragestellungen aufrufen und andere Organisations- und Führungsstrukturen einrichten wollte. „Wir wussten, dass wir ein Risiko eingehen. Das war uns bekannt und wir haben es offen ausgesprochen“, sagte Stüdemann mit Blick auf die Intention, mit neuen Themen neue Zielgruppen zu erschließen.
Er erinnert daran, dass es auch zu Beginn der Intendanz von Kay Voges „ziemliche Empörung“ gegeben habe, als dieser mit Film und Digitalisierung auf die Bühne kam. „Viele fanden es nicht gut, waren empört und wollten das Alte erhalten wissen“, erinnerte Stüdemann. Diese Rufe verstummten – denn letztendlich sei „der Dortmunder Weg ein sehr wichtiger und hoch beachteter Weg bis zur Institutsgründung geworden“.
Mehr Zeit für Wissert: „Eine solche Manöverkritik kommt sehr früh“
Es sei zeitgemäß gewesen, das Schauspiel zu reformieren und zu reformulieren. „Ähnlich ist das jetzt mit Wisserts Fragestellungen. Muss ich nicht in einer sich verändernden Stadtgesellschaft mit Migrationsthematiken auch andere Programme und Profile durchdeklinieren?“, findet der Stadtdirektor mit Blick auf Fragestellungen zu mehr Diversität und Rassismus.
Zudem stellten sich viele Häuser die Frage, ob stark hierarchisierte und organisierte Führungen noch zeitgemäß seien. „Nein, sind sie nicht. Das können wir schon heute beantworten. Die Häuser, die das nicht angehen, leiden unter gewaltigen Eruptionen. Das haben wir in Essen erlebt – über 200 Arbeitsgerichtsverfahren gegen den autoritären Geschäftsführer“, so Stüdemann.
„Kritik ist immer zulässig, aber wenn man sich gemeinsam auf ein Risiko eingelassen hat, sollte man das in der Praxis erst mal durchexerzieren und sehen, ob sich andere Kreise dafür interessieren. Die Manöverkritik der CDU kommt sehr früh“, findet der Kulturdezernent – auch wenn man einfordern könne, auf das Publikum und seine Bedürfnisse und Wünsche zu achten. Allerdings beginne der erste reguläre Spielbetrieb coronabedingt erst jetzt. „Ihre ersten 100 Tage absolviert sie im Moment – das ist eine völlig aberwitzige Situation“, so Stüdemann.
Grüne wollen Besucher:innen-Zahlen über einen längeren Zeitraum betrachten
Auch die Grünen mahnen im Kulturausschuss zu mehr Geduld: Man könne den Anspruch auf höhere Besucherzahlen haben. Aber die Führung habe in einer schwierigen Situation gewechselt – das habe es bei den anderen Sparten nicht gegeben, erinnert Barbara Brunsing, kulturpolitische Sprecherin der Grünen und 2. Bürgermeisterin.
„Dass Frau Wissert andere Ansprüche hat, hat sie klar gemacht. Dem müssen wir auch Rechnung tragen und sollten die Besucherzahlen über einen längeren Zeitraum betrachten“, so Brunsing. Zudem müsse man berücksichtigen, dass es auch andere Veranstaltungen des Schauspiels im Stadtraum und auch online gegeben haben und gebe – das müsse man mitzählen.
„Die Theaterlandschaft ist im Umbruch. Das ist ein Ansporn. Aber wir müssen Julia Wissert ihre Ideen verwirklichen und versuchen lassen, die Besucher:innen mitzunehmen“, findet die Grünen-Politikerin.
Déjà-vu bei der SPD: Auch Kay Voges wurde zuerst schlechtgeredet
Zuspruch für die neue Intendanz gibt es auch von der SPD-Fraktion: „Wir möchten sie motivieren, weiter zu machen. Sie ist bei Null angefangen und kann auch jetzt nicht auf Bewährtes zurückgreifen, wie es die anderen Sparten konnten“, betont Silvya Ixkes-Henkemeier.
„Sie hat ein neues Konzept. Kunst ist und war immer eine Auseinandersetzung mit politischen Abstrusitäten. Wir haben hier oft besprochen, dass wir wollen, dass sie rausgeht – auch in die Stadtbezirke“, so die SPD-Politikerin.
Sie erinnerte daran, wie ihr Vorgänger Kay Voges angefangen hat: „Da wurde er schlecht geredet. Heute wird gesagt, dass er einen guten Ruf genießt.“
„Julia Wissert ist noch sehr jung und farbig. Das tut dieser Stadt gut“, so Ixkes-Henkemeier. „Die Politik sollte sich aus der Programmgestaltung raushalten und nur über Zahlen sprechen und nicht der Intendanz eine künstlerische Richtung vorschreiben.“
CDU fordert, mehr Menschen mitzunehmen: „Es gibt nicht nur feministische und queere Leute“
CDU-Mann Joachim Pohlmann sah die Diskussion aus einem anderen Blickwinkel: „Ich bin relativ unverdächtig, ich gehöre zur Auswahlkommission und stehe noch zu ihr – ich finde sie emphatisch und sympathisch.“ Doch sie habe nicht bei Null angefangen, vieles wurde von Voges vorbereitet. „Sie hatte auch einen großen Kreis von Publikum, das neugierig auf sie war.“
Daher machte er darauf aufmerksam, dass es bei der CDU-Kritik nicht um die Einnahmesituation, sondern um die Auslastung gehe: „Wenn ich mit anderen Sparten vergleiche – 48 Prozent Oper, 44 Prozent bei Konzerten und sie hat nur 27,44 Prozent“, so Pohlmann. „Wenn wir uns dann noch die Freikarten anschauen – da verteilt sie genauso viele Karten wie das große Haus.
Bei allem Wunsch nach Veränderung darf sie sie das Publikum nicht abschrecken, sondern muss es mitnehmen.“ Und es gebe nicht nur „feministische und queere Leute“ – er als „alter weißer Mann“ könne sich nicht mehr alles anschauen, so der sachkundige Bürger der CDU. „Wir als Betriebsausschuss müssen sagen, dass sie sich auch bemühen muss, mehr Menschen mitzunehmen.“ Daher sei es der „ureigenste Wunsch, zu besseren Auslastungszahlen zu kommen“.
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EINLADUNG zum Queer-Festival 2022 im Schauspiel Dortmund (PM)
Unter dem Motto Xtatic Pleasures laden wir herzlich zur zweiten Ausgabe des Queer-Festivals 2022 am Schauspiel Dortmund ein. Vom 16. Juni 2022 bis 19. Juni 2022 finden international renommierte Gastspiele, Performances, Eigenproduktionen, Gespräche und Workshops statt.
Das Festival beginnt am 16. Juni 2022 um 18:00 Uhr mit der Eröffnung von Julia Wissert und einem Impuls des Autors Raphael Amahl Khouri. Für die kostenlose Eröffnung reservieren wir gerne Zählkarten. Bitte melden Sie sich über schauspiel@theaterdo.de bei uns an. Direkt im Anschluss ist das Solo-Musical MUINDA von Belendjwa Peter zu erleben (10,- Euro / Ticket).
Zudem laden wir herzlich am Samstag, den 18. Juni 2022 ab 18:00 Uhr zu einem Gespräch und einer Textperformance der Autorin Sivan Ben Yishai ein, die gerade erst den Mülheimer Dramatikpreis gewonnen hat. Ab 21:00 Uhr wird die internationale Xtatic-Ballroom-Performance auf der großen Bühne stattfinden.
Drei internationale Houses (Häuser) der europäischen Ballroom-Szene treten gegeneinander an. Auf einem Laufsteg, der direkt ins Publikum führt! Auch für diese beiden Veranstaltungen können Sie sich bei uns anmelden, für die kostenlose Textperformance gibt es wiederum Zählkarten. Auch alle weiteren Veranstaltungen sind im Vorverkauf auf http://www.theaterdo.de.
Das gesamte Programm ist hier einsehbar. https://blog.schauspieldortmund.de/queerfestival-2022/
Nuray
Ich würde mir wünschen in Zukunft gerade bei so einem sensiblen Thema auf die Sprache (oder eventuell vergessene Anführungszeichen) zu achten! Eine Aussage wie ‚So schwarz wollte der Kulturdezernent natürlich nicht malen. Im Gegenteil. ‘ ist absolut unüberlegt und rassistisch!
Auch auf das (richtige) Gendern sollte hier geachtet werden!
Nordstadtblogger-Redaktion
Hallo, Danke für den Hinweis. Die Aussage haben wir geändert – sie war in der Tat unpassend. Zur Kritik am Gendern finden wir nichts – das ist den Aussagen in den Zitaten geschuldet. Wenn eine Person nicht geändert, werden wir ihr das in einem wörtlichen Zitat nicht reinschreiben.
Bebbi
Und was ist nun an der Formulierung „schwarz malen“ rassistisch?
Nordstadtblogger-Redaktion
Es ist nicht rassistisch, aber in dem Kontext unpassend.
Bebbi
Nuray hat das behauptet.
Wenn man die Hauthelligkeit mit den anderen Fotos vergleicht, kann man keinen großen Unterschied erkennen. Schwarz ist das nun aber auf keinen Fall.
Im Artikel springt dann doch als Problem eher ins Auge, dass Vertreter der hegemonialen Männlichkeit erwarten, dass sie mitgenommen werden müssen von Gruppen, denen sie nie Beachtung geschenkt haben.
GRÜNE sehen Schauspiel auf gutem Kurs: Auslastung hat sich verdoppelt (PM)
Das Schauspiel Dortmund unter Leitung von Intendantin Julia Wissert befindet sich auf einem guten Kurs. Die GRÜNEN sehen die durch Intendanz-Wechsel und Corona-Krise verursachte Talsohle durchschritten.
„Der neue Quartalsbericht des Schauspiel Dortmunds hat uns gleich in mehrfacher Hinsicht positiv überrascht“, freut sich Barbara Brunsing (GRÜNE). „Während das Schauspiel letztes Jahr im Vergleichszeitraum nur eine Auslastung von 27,55 % hatte, haben sich die Zahlen fast verdoppelt: Mit einer Auslastung von rund 53% sehen wir das Schauspiel auf einem sehr guten Kurs.“
Schauspiel Dortmund wirkt in die Stadt
„Besonders erfreut hat uns, dass neben den Besucher*innen im Schauspielhaus weitere 6.000 Zuschauer*innen bei externen Veranstaltungen und Events des Schauspiels erreicht werden konnten“, so Brunsing. „Julia Wissert ist mit dem Ziel angetreten, eine sogenannte Stadtintendanz zu entwickeln: Ein Theater, bei denen die Bürger*innen auch außerhalb der Theaterräume mitwirken. Diese Strategie scheint nun mit Veranstaltungen wie das DORTMUND GOES BLACK Festival oder der „mobilen Kultur“ mit der Apelina aufzugehen. Hierüber wurden Menschen für das Theater begeistert, die sonst vielleicht nicht ins Schauspielhaus gegangen wären. Sie sind in der Auslastungsquote des Schauspiels nicht einmal enthalten. Intendantin Julia Wissert beweist hier besonderes Geschick in der Drittmittelakquise, sodass die Veranstaltungen vor allem durch Kulturstiftungen, Land und Bund gefördert werden. Ein Gewinn für den Standort.“
Nach Kritik: Anzahl der Freikarten erheblich reduziert
„Im letzten Jahr gab es öffentliche Kritik an den zahlreichen Freikarten des Schauspiel Dortmunds“, erklärt Brunsing. „Es wurden 1.233 Freikarten im Vorjahreszeitraum ausgegeben. Das Schauspiel hat hierauf reagiert und nun nur noch 789 Freikarten ausgegeben. Das Schauspiel liegt somit wieder im Mittelfeld – verglichen mit allen Sparten des Theaters. Das ist eine gute Nachricht.“
Wisserts Intendanz soll weitergeführt werden (PM Grüne)
Die GRÜNE Ratsfraktion hat sich nun die Karten gelegt: Schauspiel-Intendantin Julia Wissert kann bei ihrer jetzt anstehenden Vertragsverlängerung auf die Unterstützung der GRÜNEN zählen.
Welche Intendantin hätten die GRÜNEN gern?
„Wir GRÜNE wünschen uns ein Theater für alle Bürger*innen dieser Stadt”, erklären die beiden Fraktionssprecher*innen Ingrid Reuter und Dr. Christoph Neumann für die GRÜNEN. „Also, ein Theater, das auf die Vielfalt der Dortmunder Einwohner*innen eingeht. Deshalb befürworten wir es, dass das Schauspiel in die Stadt hineingeht und hineinwirkt. Allein im letzten Quartalsbericht erreichte das Schauspiel mehr als 6000 Menschen zusätzlich und außerhalb der eigenen Bühne. Das Schauspiel soll zudem kritisch zu gesellschaftlichen Verhältnissen Stellung beziehen, das hat unsere Fraktion einhellig formuliert.”
Julia Wissert steht für Aufbruch
„Es wird daher nicht verwundern, dass unsere Fraktion einstimmig zu dem Ergebnis gekommen ist, Julia Wissert als Intendantin wiederzuwählen“, freuen sich Reuter und Neumann. „Julia Wissert und das Ensemble hatten keinen einfachen Start in Dortmund. Corona-Pandemie und Wirtschaftskrise drückten die Auslastungszahlen kräftig nach unten. Doch diese Herausforderungen hat Julia Wissert drei Jahre nach ihrer Berufung weitestgehend gemeistert. Die Auslastungszahlen klettern nach oben. Es wurden ganz neue, junge und diverse Zielgruppen erreicht. Ihr gelingt es, junge Menschen wieder für das Theater zu begeistern. In dieser Spielzeit folgten Auszeichnungen für die Stücke “GRM” und “ÜBER LEBEN”. Beide Stücke werden am Münchner Volkstheater bzw. in Heidelberg gastieren. Das überzeugt nicht nur uns, sondern auch andernorts: Schauspielhäuser wie das in Hannover bemühen sich um unsere Intendantin und ermöglichen ihr, wie bereits Kay Voges, diverse Gastspielzeiten. Wissert wird deutschlandweit zur Erfolgsgarantin und zum Aushängeschild für Dortmund. Auch deshalb wollen wir Julia Wissert in Dortmund halten.“
Alles auf Zukunft für das Schauspiel in Dortmund (PM)
Die SPD-Ratsfraktion spricht sich für einen Neubau des Schauspielhauses am bisherigen Standort aus und unterstützt eine Verlängerung der Intendanz von Julia Wissert.
Bereits Mitte Februar hat die Fachfraktion im Ausschuss für Kultur, Sport und Freizeit das Gespräch mit Julia Wissert gesucht und sich bei einem gemeinsamen Termin von den Ideen und Konzepten von Dortmunds erster weiblichen Intendantin im Schauspielhaus überzeugen können. Die zuletzt vorgelegten Zahlen in den Quartalsberichten unterstützen den hier gewonnenen Eindruck, dass die Schauspielsparte nach der schwierigen Corona-Zeit sich auf einem guten Weg befindet. Das Publikum honoriert die mutige Programmgestaltung mit kontinuierlich steigenden Zuschauerzahlen.
Den 2020 begonnenen Aufbruch zu mehr Vielfalt auf und hinter der Bühne möchte die Fraktion mit ihrem Votum unterstützen. Dazu zählt auch die Entscheidung, dem Wunsch des Theater Dortmund zu folgen und sich für einen Neubau des Hauses zu entscheiden.
Dominik De Marco: „Das Dortmunder Schauspielhaus steht für das Einreißen von Barrieren und die Öffnung für neue Darstellungsformen und konnte damit in den letzten Jahren viel Publikum begeistern. Mit Julia Wissert haben wir nun eine Intendantin, die sich künstlerisch der Frage stellt, wie Stadttheater in der Zukunft aussehen und welche Rolle in der Gesellschaft es übernehmen kann. Unsere Aufgabe als Stadt liegt nun darin, dem Schauspiel ein Haus zur Verfügung zu stellen, welches sowohl künstlerischen Ansprüchen an eine Bühne des 21. Jahrhunderts genügt, als auch Besucherinnen und Besuchern eine hohe Aufenthaltsqualität bietet.“
Bereits 2020 wurde der dringende Sanierungsbedarf des Schauspielhauses durch den Rat zur Kenntnis genommen und daraufhin eine Machbarkeitsstudie für eine mögliche Sanierung bzw. einen Neubau in Auftrag gegeben.
Das Schauspielhaus Dortmund (Bühne, Zuschauerraum, Wandelgang, Foyer, Zuschauergarderoben) ist in zweijähriger Bauzeit 1948 – 1950 auf den Restbeständen der Bauruinen von 1904 – 1913 entstanden. Das Magazin wurde 1951/52 nachträglich auf alten Fundamenten und Restmauerwerk gebaut. Das Gebäude ist seitdem immer wieder erweitert, verändert, ertüchtigt und renoviert worden. Die damalige Zielsetzung zur Umgestaltung in einen dauerhaften und zweckentsprechenden Bau wurde bis heute nicht umgesetzt.
Eine grundlegende Sanierung ist seit 1950 nicht erfolgt. Aus diesem Grund entspricht die technische Gebäudeausrüstung nicht mehr dem aktuellen Stand der Technik und den Anforderungen an Theater im 21. Jahrhundert. Dazu kommt ein erheblicher Nachbesserungsbedarf im Bereich des Brandschutzes und auch der Barrierefreiheit.
Die SPD-Fraktion ist überzeugt davon, dass ein Neubau daher nicht nur ein kraftvolles Signal für die Weiterentwicklung des Theaters, sondern auch Impulsgeber für die Entwicklung der Innenstadt insgesamt sein kann.