„Casa Copiilor“: Ein erfolgreiches Kinderhaus als Spiel- und Lernort für Zuwanderer-Kinder aus Südosteuropa

Die Kinder im „Casa Copiilor“ begrüßten die BesucherInnen der SPD-Delegation freundlich.

Von Robert Bielefeld

Seit Oktober 2015 führt die Zuverdienstwerkstatt „Passgenau“, ein Zweckbetrieb des Diakonischen Werkes, in Zusammenarbeit mit dem Jugendamt das „Casa Copiilor“ (übersetzt „Kinderhaus“). Dahinter verbirgt sich ein Kinderprojekt unweit des Nordmarktes, das in Zeiten fehlender Kita-Plätze seit fast drei Jahren Kindern von vier bis zwölf Jahren eine Chance zu umfassender Betreuung bietet.

Das Projekt „Casa Copiilor“ packt da an, wo andere lieber wegschauen

Spaß ist wichtig: Hier werden den Kindern viele Spiele und eine nette Atmosphäre geboten.

Besonders die Lage rund um den Nordmarkt bringt große Herausforderungen für „Casa Copiilor“. Ihr Klientel sind vor allem Familien aus Rumänien und Bulgarien, die nach dem EU-Beitritt nach Deutschland kamen. Sie suchen Arbeit – aber wegen der Sprach- und Kulturbarrieren häufig erfolglos.

Konsequenzen, die aus der Armut und Isolation folgen, sind vor allem für die Kinder der Familien schlimm. „Oft ist es zum Beispiel so, dass Kinder hungrig hierherkommen“, sagt Eva Jekel, eine der Sozialarbeiterinnen, die „Casa Copiilor“ schon seit ihrer Gründung begleitet. Das Kinderhaus bietet den Kleinen Schutzraum und Struktur. Hier können sie einfach nur Kinder sein, dürfen spielen und lernen.

„Da viele Kinder besser Deutsch als ihre Eltern sprechen, müssen sie die Familie durch die Büros und Ämter bringen und praktisch als Übersetzer da sein. Sie wissen alles, wenn nicht noch mehr, was die Probleme der Familie angeht“, berichtet Susanna Thoma, die Leiterin von „Passgenau“.

Wichtige Schritte zur Integration: Barrieren brechen und Kontakte knüpfen

In der Mallinckrodtstraße 56 startete die Einrichtung 2016. Archivbild: Alex Völkel

Zunächst in der Mallinckrodtstraße 56 gegründet, ist das Kinderhaus bereits kurz nach der Eröffnung wegen eines Wasserschadens in die Braunschweiger Straße umgezogen. Durch die Nähe zum dicht besiedelten Nordmarkt-Umfeld ist der Bedarf an Plätzen enorm. In den Ferien wird mit bis zu 30 Kindern täglich gerechnet. Keine leichte Aufgabe für die drei starken Frauen von „Casa Copiilor“.

Allgemein ist die Belastung für die Mitarbeiterinnen in dem Projekt eine ganz andere als bei einer klassischen Kita. Neben der anspruchsvollen Betreuungsleistung ist es auch ein großes Ziel, die Kinder zu integrieren und sie mit dem sozialen Miteinander unserer Gesellschaft vertraut zu machen.

Kinder, die am Rand der Gesellschaft stehen, zu integrieren, ist jedoch keine leichte Aufgabe. Ein wiederkehrendes Motiv in der rumänischen Community ist ein starkes Misstrauen gegenüber öffentlichen Institutionen. Das ist häufig ein Grund, auch Kontakte zum nachbarschaftlichen Umfeld zu vermeiden. Verankert sind Misstrauen und Vorsicht in schlechten Erfahrungen aus ihren Heimatländern.

Auch die Familien sind ins Projekt eingebunden – Sprachkurse sind wichtig

Auch da will „Casa Copiilor“ gegensteuern, um Misstrauen und Barrieren aus der Welt zu schaffen. Die MitarbeiterInnen bemühen sich stets, auch über die Kinder hinaus, den Rest der Familien anzusprechen. Dazu gehören Sprachkurse für Mütter und Väter und sogar die Beschäftigung von rumänischen Müttern in der Einrichtung.

Austausch zwischen den Angestellten und den Familien findet mittlerweile regelmäßig statt. Davon konnte man vor drei Jahren nur träumen. Das Team von „Passgenau“ bietet an der Stelle Unterstützung. Die Zuverdienstwerkstatt beschäftigt Leute aus der umliegenden Szene, die andernfalls keinen Zugang zum Arbeitsmarkt gehabt hätten.

Dabei beschränken sich die Dienstleistungen nicht nur auf die Kinderbetreuung, auch handwerkliche Berufe, wie zum Beispiel die Schreinerei oder Möbelaufarbeitung sowie Gartenpflege und der Kiosk am Nordmarkt sind neben vielen weiteren von „Passgenau“ ins Leben gerufen worden.

SPD überzeugt sich von der Arbeit: „Hier leistet man wichtige Arbeit“

Auch die Werkstätten von Passgenau sahen sich die SPD-Mitglieder an.
Auch die Werkstätten von Passgenau am Nordmarkt sahen sich die SPD-Mitglieder an. Fotos (3): Sascha Fijneman

Das Projekt trotzt allen Zweiflern, die den Nordmarkt als mithin verlorene „No-Go-Area“ abtun, und sie ist ein wichtiges Zeichen, dass Integration hier durchaus möglich ist.

Auch die SPD-Ratsfraktion ist durch die erfolgreiche Arbeit auf das Projekt „Casa Copiilor“ aufmerksam geworden und nutzte ihre Sommerpause, um auch mal einen direkten Blick auf das Projekt zu werfen.

Das Feedback war sehr positiv: „Es ist wichtig, die Realitäten der Menschen hier kennenzulernen“, sagt Friedhelm Sohn, Vorsitzender im Ausschuss für Kinder, Jugend und Familie. Er zeigte sich sehr von den Leistungen der Einrichtung angetan. „Hier leistet man wichtige Arbeit“, fügt er hinzu.

Schon bald könnte sich „Casa Copiilor“ über Fördergelder des Jugendausschusses freuen. Und die sind immer nötig. Zwar werden Personal und Raumkosten vom Jugendamt übernommen, doch alle Materialkosten bezieht das Kinderhaus aus Spenden.

Zukunftsmusik – Musikprojekt im Kinderhaus geplant

Was die Zukunft von „Casa Copiilor“ angeht, gibt es auch schon Pläne. Ein großes Musikprojekt für alle Altersklassen steht an. Vorschulkinder werden mit Percussions-Instrumenten spielerisch an das Thema herangeführt, während Grundschüler kräftig mit Keyboards in die Tasten hauen dürfen. Für die ältere Kinder gibt es sogar ein Bandprojekt. 

In Kooperation mit Musikschulen werden insgesamt sechs Kurse – zwei pro Altersgruppe – angeboten, die die Kinder in das Thema Musik einführen sollen. Bei besonderer Begabung wollen die beteiligten Musikschulen auch die jungen Talente übernehmen und fördern. Musik ist für die Leitung von „Casa Copiilor“ ein wichtiger Weg in die Herzen der Kinder und damit auch ein Schritt auf dem Weg zur Integration.

SPD besucht den Mobilen Medizinischen Dienst des Gesundheitsamtes 

Die SozialpolitikerInnen der SPD-Ratsfraktion besuchten die neuen Räume des mobilen medizinischen Dienstes in der Nordstadt. Foto: SPD
SPD-SozialpolitikerInnen besuchten den Mobilen Medizinischen Dienst in der Nordstadt. Foto: SPD

Bereits in der vergangenen Woche hatte die SPD-Ratsfraktion im Rahmen ihrer Sommerbereisungen einen Besuch in der Nordstadt: Mitglieder der Fraktion im Sozialausschuss besuchten die neu gestalteten Räume des Mobilen Medizinischen Dienstes für wohnungslose Menschen in der Bornstraße. Im Gespräch mit dem Leiter des Gesundheitsamts sowie den vor Ort tätigen Ärzten informierten sie über ihre Arbeit.

Die Neugestaltung der Räumlichkeiten war notwendig, da in den alten und sehr kleinen Räumen durch die gestiegene Nachfrage eine Versorgung der Betroffenen nur noch unter schwierigen Bedingungen möglich war. Nach dem Umbau und der räumlichen Erweiterung konnte auch das Angebot für Patienten erweitert werden. Jetzt werden nicht nur medizinische, sondern auch psychatrische Sprechstunden an der Bornstraße angeboten. 

„Die neuen Räume sind ein Gewinn für alle Beteiligten. Nicht nur die betroffenen Menschen können hier besser versorgt werden, sondern auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter finden eine deutlich bessere Arbeitsumgebung vor“, freut sich der Vorsitzende des Sozialausschusses, Michael Taranczweski (SPD), über die Erweiterung der Räumlichkeiten.   

„Die Behandlung in der Sprechstunde des Mobilen Medizinischen Dienstes ist für viele der Patienten die einzige Möglichkeit, eine medizinische Versorgung zu erhalten. Wir werden uns weiter dafür einsetzen, dieses wichtige Angebot zu erhalten und auszubauen“, betont Renate Weyer, sozialpolitische Sprecherin der SPD-Ratsfraktion.

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