Von Joachim vom Brocke
„Eine große Herausforderung ist das Kreuzviertel“. Bezirksbürgermeister Friedrich Fuß (Innenstadt-West) brachte es in seinem kurzen Statement zu Beginn der Bürgerversammlung über den „Radschnellweg Ruhr“ auf den Punkt. Viele Bürger waren in den Gemeindesaal der evangelischen Paul-Gerhardt-Gemeinde gekommen, um sich über den Stand der Planungen zu informieren.
Richtige Trasse muss noch gefunden werden – Hoher volkswirtschaftlicher Nutzen nach Fertigstellung
Die Ziele des „RS1“, so die Kurzbezeichnung, sind groß. Der 101 km lange Radweg quer durchs Ruhrgebiet von Duisburg nach Hamm soll sehr viel Qualität haben: vier Meter breit, asphaltiert, direkt geführt, weitgehend kreuzungsfrei, steigungsarm, weitgehend bevorrechtigt. Er soll maßstabsetzend sein für alle nachfolgenden Projekte in Deutschland.
Anfang September 2014 hatte der Regionalverband Ruhr die mit Mitteln des Bundes finanzierte Machbarkeitsstudie vorgestellt. In Essen und Mülheim an der Ruhr wurden bereits erste Teilstücke realisiert.
Die Trasse verläuft über weite Strecken auf ehemaligem Bahnareal. In Dortmund muss die richtige Trasse erst noch gefunden und festgelegt werden.
Bahnhof Stadthaus wird zum vielseitigen Verkehrsknotenpunkt
Insgesamt soll der Radschnellweg Ruhr 184 Millionen Euro kosten. Doch – so halten die Planer dagegen – werde sein volkswirtschaftlicher Nutzen nahezu fünfmal höher. RS1 könne täglich über 50 000 Autofahrten ersetzen und leiste damit wichtige Beiträge zur Senkung von Kohlendioxide, Stickoxide und zur Senkung der Feinstaubreduzierung.
Für den Dortmunder Abschnitt wird mit Kosten von 29,5 Millionen Euro gerechnet; die Route durch die Innenstadt werde vermutlich mit etwa 10 Millionen Euro zu Buche schlagen.
„Andere Städte“, erklärte Stadtplaner Ludger Wilde auf der gemeinsamen Bürgerversammlung der Bezirke Innenstadt-West und Innenstadt-Ost, „haben bereits Beschlüsse gefasst; in Dortmund gibt es zurzeit noch keinen Beschluss über die feste Trasse“.
Mobilitätsplaner Winfried Sagolla und Marie Wegener vom Regionalverband Ruhr erläuterten den Stand der geplanten Trassenführung mit möglichen Varianten. Der RS1 verbindet den Campus der TU Dortmund und das Kreuzviertel über die Schnettkerbrücke.
Der Bahnhof Stadthaus werde durch den Radweg zu einem vielseitigen Verkehrsknotenpunkt. Geplant ist hier ein direkter Anschluss an den zukünftigen „Gartenstadt-Radweg“.
Im Kreuzviertel werden einige Parkplätze wegfallen
Im Kreuzviertel wird der Weg über Kreuzstraße, Große Heimstraße und Neuer Graben als Fahrradstraße zur S-Bahn geführt, an dessen Südseite die Hohe Straße überbrückt wird. Anschließend ist in der Sonnenstraße Richtung Osten ebenfalls eine Führung als Fahrradstraße vorgesehen, wobei auf diesem Abschnitt – aufgrund der Fahrbahnbreite – keine Kfz-Stellplätze entfallen müssen.
Der RS1 überquert die Ruhrallee mit einer neuen Brücke und wird im Anschluss aufgeständert als Galerielösung entlang des S-Bahn-Haltepunktes Stadthaus fortgeführt. Ab hier bis zum Ostfriedhof steht auf dem Bahndamm ein Gleis zur Verfügung, das für die Trasse genutzt werden kann.
Perspektivisch sei ab dem Kreuzviertel auch eine Führung über Möllerbrücke, Kampstraße und Kaiserstraße zur Langen Reihe vorstellbar, die die City direkt anbinden würde.
Bürgermeinung: Radschnellweg ist von der Bedeutung so wichtig wie der Phoenixsee
Skepsis vor allem bei der Streckenführung durch das enge und dicht besiedelte Kreuzviertel: „Ein 4 m breiter Radweg mit Gegenverkehr und dann geht plötzlich eine Autotür auf“, malte ein Teilnehmer ein eher düsteres Bild. Oder Mülltonnen könnten den Weg versperren, lautete eine andere kritische Anmerkung.
Für einen anderen Besucher der Bürgerversammlung ist der „Radschnellweg für Dortmund so wichtig wie der Phoenixsee“. Längst nicht alle Anwohner des Kreuzviertels werden RS1 herbeisehnen. Denn mindestens 50 der stets heiß umkämpften Parkplätze werden wegfallen.
Das war auch Mobilitätsplaner Sagolla klar: „Das Ordnungsamt ist im Kreuzviertel bislang sehr tolerant und drückt oft ein Auge zu“ und machte es mit Zahlen deutlich: 2300 Stellplätze gibt es, 2800 Autos parken oft in den Abend- und Nachtstunden und das natürlich längst nicht vorschriftsmäßig.
Deutlich gemacht wurde darüber hinaus, dass die Kosten zur Unterhaltung des Radschnellweges nicht auf die Anwohner umgelegt werden und die vier Meter breiten Trassen nur von Fahrradfahrern oder Fußgängern genutzt werden dürfen: Skater müssen draußen bleiben.
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