Bühnenexperimente als Kurzdramenfestival: „DEUTSCHLAND SHORTS“ als theatraler Notvorrat für Vielfalt statt Einfalt

Deutschland-Shorts-FlyerVon Thomas Engel

Es war während des Jahres 2016, als die Idee entstand. Eine gewisse Nervosität sei in der Bundesrepublik zu spüren gewesen. Während die Flüchtlingsströme aus dem Süden und Osten Schutz vor Verfolgung und Krieg suchen, werden ewiggestrige Diskurse, basierend auf der archaischen Angst vor allem Fremden, über die Frage nach der Bedeutung einer „Leitkultur“ wieder salonfähig. Zugleich sekundieren und skandieren die AnhängerInnen des Rechtspopulismus als „Pegida“ in Dresden auf den Straßen. Zucht und Ordnung und einiges mehr soll, anderes darf auf keinen Fall sein – in unserer „Heimat“. Heimat?

Perspektiven-Konglomerat aus je besonderer Kultur-Melange: What the hell is …?

V. l.n.r.: Rolf Dennermann, Beate Conze (beide artscenico e.V.), Hans Dreher (Rottstr5 Theater) und Berthold Meyer (Theater im Depot)
Rolf Dennemann, Beate Conze (beide artscenico e.V.), Hans Dreher (Rottstr5 Theater) und Berthold Meyer (Theater im Depot). Foto: Thomas Engel

„Kontemplative Aufregung“ nennt Hans Dreher vom Rottstr5-Theater in Bochum diesen merkwürdigen Zustand, wo sich vieles scheinbar rasend schnell zu verändern scheint. Mit kaum übersehbaren Folgewirkungen.

Und hat zusammen mit Rolf Dennemann und Beate Conze von artscenico e.V. Dortmund den Einfall für eine neue Aufführungstechnik: das, was Deutschland sei, auf der Bühne jeweils konzis in künstlerisch andersartige, unverbundene Szenen zu setzen. Mit immer anderen KünstlerInnen besetzt und völlig unabhängig voneinander entstanden.

Und daher selbstverständlich nicht in Eigenregie, sondern aus den ungleichen Blickwinkeln der mitwirkenden KünstlerInnen, die für das Projekt gewonnen werden konnten. So, wie sie es subjektiv sehen aus ihrer besonderen Lebensgeschichte und auf der Bühne gestaltend umsetzen. Nur um Deutschland, um „unser“ Deutschland muss es gehen. Wieso?

Eben in der Absicht, jenes Nachkriegsgebilde, das einst die gute alte Linke biestig und nicht ganz zu Unrecht die „BRD“ nannte, sich nun aber mit breiter Brust wieder als „Deutschland“, gar als „Heimat“ bezeichnen darf, im Zustand des status quo zwanglos konzertiert mit Hilfe von polykulturellen Kunstschaffenden auf der Bühne irgendwie einzukreisen, festzuhalten, zumindest näherungsweise. In enger Zusammenarbeit mit dem Theater im Depot in Dortmund und vor allem in diesem neuen und bislang noch unerprobten Format.

Gut, dass es das „eigentliche“ Deutschland nicht gibt. Was aber dann?

Es geht angesichts der bis heute etwas verwirrend anmutenden Lage (der Nation) – und gegenüber dem eindimensionalen Populismus der einfachen Lösungen – also um intelligent-schöpferische Variationen des inszenierten Themas, was denn unser Land eigentlich sei.

Wobei „eigentlich“ eigentlich das falsche Wort, zumindest aber kein präziser Ausdruck dafür ist, die Absichten der Projektinitiatoren zu charakterisieren. Das Eigentliche an Deutschland ist eben nicht das mit Objektivitätsanspruch eindeutig oder konstruktiv zirkelfrei Definierbare.

Es ist vielmehr, gleichwohl wie überall auf der Welt verwurzelt in Traditionen, das nicht unzweideutig Greifbare – sondern es ist verdammt bunt, folglich auch ein Mysterium. Und das ist gut so. Daher, und ohne die Sorgen und Nöte vieler Mitbürger aus dem einst (vor langer Zeit) so kulturredundanten Osten Deutschlands snobistisch abbügeln zu wollen: Ciao, Pegida! Aber bedeutet dies auch: Ciao, Heimat?

„Heimat“ – diesem so deutschen Wort kommt doch etwas Unverbrüchliches, Sich-Durchhaltendes, allemal Beständigkeit zu. Was bleibt von ihr, zerfällt sie in unzählige Anordnungen verschiedener Sprechakte, Farben, Formen, Gerüche, Töne? Wenn sich Gegenwart und Vergangenheit, Unmittelbarkeit und Assoziation ineinander zu künstlerisch einmalig gestalteten Gleichzeitigkeiten verschränken und diese Darbietungen über ihre Abfolge sich zugleich miteinander „irgendwie“ verbinden?

Neues Format der Inszenierung: Multiperspektivität, kurze, unabhängige Auftritte

Deutschland Shorts - Experimentelles Theater über zwei Tage
Deutschland Shorts – Experimentelles Theater über zwei Tage

Um dieses kleine und sehr deutsche Problemchen inmitten eines bewegten Europas szenisch zu konkretisieren, braucht es freilich kein Opus magnum. Mitnichten. Im Gegenteil: Es genügen hier, ja es dürfen hier nur die sehr persönlichen Antworten verschiedener Künstler, Künstlergruppen oder Ensembles den Zuschauer vor Rätsel stellen. Oder ihn aufklären, das bleibt abzuwarten.

Mit Rückgriff auf ebenso vielfältige darstellerische Ausdrucksformen wie Sprechtheater, Musik, Tanz oder medial vermittelter Interaktion. Oder vielleicht mal ein Potpourri in der ein oder anderen Form?

Unabdingbar dabei, das neue Format: Mit Aufführungen auf der Bühne von maximal 15 Minuten Länge pro Darstellung, dem „Short“. Um an einem Abend die verschiedensten Aspekte eines Landes, unserer „Heimat“ möglichst vielseitig beleuchten zu können, ohne dass bis zur Geisterstunde aufgeführt werden muss und irgendwann der Notarzt kommt. Trotz Drama statt Fast-Food-Theater.

Und ja, es geht um sie, um das, was wir unsere „Heimat“ nennen mögen oder auch nicht, liebhaben oder verabscheuen, oder gewollt-hilfloser Belanglosigkeit anheimstellen können – aber ohne irgendeinen Bezug zu ihr, der Geliebt-Gehasst-Gleichgültigen, kannst Du nicht leben, wenn das eigene Leben mit ihr irgendwie verwoben ist. Und das ist zumeist der Fall. In der Regel selbst bei jenen Vertriebenen heutzutage inmitten unter uns, die sich gegenwärtig vielleicht als heimatlos bezeichneten.

Plan und Umsetzung zum Kurzdramenfestival: ganz persönliche Blicke auf Deutschland

Dafür, so die Idee der Kuratoren, sollten Kunstschaffende unterschiedlichster Provenienz – von ihrer kulturellen Herkunft wie von den Eigenarten ihrer individuellen künstlerischen Performance –  gewonnen werden. Ursprünglich waren 50 verschiedene Stücke geplant; es sollte deutschlandweit oder darüber hinaus aufgeführt werden.

Da die Förderung des Projektes, wie vielerorts leider üblich, wenn es um Kultur geht, aber leider weniger umfangreich als erhofft ausfiel, übersetzten sich die Finanzierungslücken schließlich in immerhin zehn verschiedene Theaterstücke, je fünf aufgeführt an jeweils zwei aufeinanderfolgenden Tagen in Bochum (Theater Rottstr5) beziehungsweise in Dortmund (Theater im Depot).

Für die letztendliche Auswahl der angefragten KünstlerInnen durch die beiden Kuratoren Dreher und Dennemann waren neben dem Kriterium unterschiedlicher Darstellungsweisen und dem zwingend notwendigen Bezug zu Deutschland ausschlaggebend, dass die einzelnen Darbietungen technisch wenig aufwendig in Szene gesetzt werden können, um größere Pausen zwischen den Kurzinszenierungen zu vermeiden.

Obwohl in Anbetracht des Programms eigentlich kaum damit zu rechnen ist, dass eine maßgebliche Anzahl von ZuschauerInnen aus den sich dann eröffnenden Raucherpausen irgendwohin verschwinden könnten.

In medias res, wegen des Programms, Hinweis: Die folgenden diesbezüglichen Auskünfte über die beteiligten KünstlerInnen an den beiden Tagen sind insofern mit Vorsicht zu genießen, als ihre konkrete Rolle und die ihrer Mitwirkenden KollegInnen bei den einzelnen Aufführungen von den Kuratoren im Vorfeld natürlich nur bruchstückhaft beschrieben wurden, um eine gewisse Spannung nicht zu nehmen. Daher müssen einige Andeutungen genügen, Mutmaßungen eingeschlossen.


Christoph Iacono – NN

Christoph Iacono
Christoph Iacono

Studierte an der Hochschule für Musik und Theater in Hannover.

Arbeitet für verschiedene Bühnen u.a. in Hamburg, Frankfurt, Köln und Bochum als freier Theater- und Bühnenmusiker. Freier Pianist und Komponist. Zahlreiche Kompositionen für Tanz und Tanztheater. Hat für viele Stücke bereits Choreographien realisiert und spielt darüber hinaus auch in „Palermo, Palermo“ von Pina Bausch

Wurde bei DEUTSCHLAND SHORTS dazu verdonnert, für den Auftakt der ersten Aufführungssequenz ein Klavierstück zu komponieren. Ob er sich persönlich an den Flügel setzen wird, bleibt abzuwarten, s. NN.


Elena Leniger – Gelenkigkeit

Elena Jeniger
Elena Jeniger

Lebt seit 2010 in Deutschland. Ausgebildet und zehnjährige Tätigkeit am Moskauer Theater „Schule der dramatischen Kunst“ von Anatolij Vasiliev.

Beschäftigt sich, als russische Tänzerin, Choreographin und Performerin, ausgestattet mit einer Reihe russischer Diplome und Zertifikate „und anderer unnötiger Sachen“, vor allem mit der Frage: „Wo bin ich eigentlich hier?“ Wo doch in Deutschland alles anders, alles besser werden sollte.

Es geht um Unterschiede zwischen der deutschen und der russischen Seele und um ein rätselhaftes Bratwurstdilemma.

Anvisiert ist eine Solo-Performance mit Tanz. Dazu: weitgehend eigene Texte.


Matthias Hecht (Regie) – Beobachtungen eines Zugezogenen; Spiel: Georgios Kouldakidis

Matthias Hecht
Matthias Hecht

G. Kouldakidis lebt seit fünf Jahren in Deutschland. Hat zuvor 35 Jahre als Schauspieler und Regisseur für Film und Theater in Griechenland gearbeitet. Sein Blick auf Deutschland ist davon noch sehr geprägt. Sagt man sich.

M. Hecht ist freiberuflicher Schauspieler unter anderem am Rottstr5 Theater und arbeitet seit Jahren mit R. Dennermann und artscenico e.V. zusammen.

Es soll um irgendwelche grammatikalisch korrekte Beobachtungen und Geschichten gehen. So wie ein paar Quadratkilometer durchdeklinierte deutsche Realität. Ziemlich enigmatisch. Auflösung?

Hat auch was mit dem Mikrokosmos Nachbarschaft zu tun – als Teil jüngerer deutscher Biographie. Mal sehen.


Mizgin Bilmen – Ohne Titel; ein Projekt von: LokalANAListen

Mizgin Bilmen
Mizgin Bilmen; Regie

Duisburgerin, Jahrgang 1983, freischaffende Regisseurin aus dem Immigrantenproletariat. Lebt seit 2016 wieder in Duisburg. Herzlich willkommen back to the roots. Oder?

Analysiert mit Vorliebe das Verhältnis des Einzelnen zur Gesellschaft und umgekehrt. Was denn die Mechanismen seien, die das Verhalten verändern, in jener ominösen Zeit, die wir erleben müssen, weil wir in ihr leben.

Eine entscheidende Devise lautet: Vom Opfer – zum Täter – zum Attentäter. Klingelt’s da irgendwo? Jedenfalls: Die Aufführung ist verankert in Performance mit Politikerreden und Musikvideos aus den 90er Jahren. Super, endlich Land in Sicht. Doch bedrohlich bleibt’s:

„Wir, die ANAListen, schauen mit unseren riesigen Augen auf diese winzige Welt: Du hast Erfolg, wenn Deine Konkurrenten am Boden sind. – Wer sind diese Konkurrenten?“ Die, die uns oder wir sie niedergemacht haben, um die Kinderlein zu ernähren usf. – Text: Matias Faldbakken, Spiel: Linus Ebner


Rolf Dennermann – Mondnacht – Eine Performance

Rolf Dennermann
Rolf Dennermann

Bildet den Abschluss des ersten Tages. Regisseur, Autor von Hörspielen, Theaterstücken, Drehbüchern, Rezensionen, Essays, Kurzgeschichten etc.; Schauspieler und Redner. Immer wieder gern improvisierend.

Seit 1982 Regie bei ca. 60 eigene Bühnenkreationen; seit 1979 als Schauspieler auf Bühnen und in Kino- und Fernsehfilmen. Umtriebiger Mann.

Beschäftigt sich in einer sehr persönlichen Form mit der Deutschen Romantik: „Je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr zieht es mich hinaus in die Grübelei, in deutsche Grübelei. In einen Wald, in die Natur. In die Romantik.“ Mehr wird nicht verraten.


Photini Meletiadis – Wenn Hände sprechen

Photini Meletiadis
Photini Meletiadis

Eröffnet die Aufführungen des zweiten Tages. Gott sei Dank.

Sie ist Choreographin, Tänzern und Tanzpädagogin im Raum NRW wie im Ausland. Diplom in Bühnentanz und Master of Arts mit einem tanzpädagogischen Thema.

1987 in Deutschland geboren, in Griechenland aufgewachsen, lebt jetzt in Köln, wo sie doziert. „Dennoch“ fühlt sie sich mit Griechenland stärker verbunden, wie zu hören ist.

Verschiedene Sprachen, die gleichen Inhalte, aber (leider) verschiedene Formen der Gestik, vielleicht auch der Mimik und ähnlichem. Eine Performance, aufgeführt mit drei weiteren Tänzerinnen, die sich zwischen narrativen und abstrakten Be-Deutungen sowie sprachlichen Klängen bewegt. Noch Fragen?


Ariane Kareev – Und jetzt will ich nach Hause

Ariane Kareev
Ariane Kareev

(nach Arno Geiger, Thomas Brasch und Lisa Genova)

Geboren in Bochum, Regiestudium vor dem Abschluss an der HfS Ernst Busch Berlin (der mit den Songs von den Ausgebeuteten). Inszenierte in mehreren Städten Igor Strawinsky und Dea Loher.

Textkollage mit zwei Schauspielerinnen und einer Tänzerin. Die Geschichte einer Frau, die ihre Welt langsam verliert. Ihr Zuhause zurück will, aber nicht weiß, wo danach suchen. Und die ihres Sohnes, dessen Jagd nach Heimat in die Abgründe einer Doktrin führt. Deutschland, ick hör dir tapsen.


Elisabeth Pleß – Um den Schlaf gebracht – Hetzerträume werden wahr

Elisabeth Pless ©Guntram Walter
Elisabeth Pless ©Guntram Walter

Freischaffende Schauspielerin und Regisseurin, Jahrgang 1981; Schauspielstudium in Köln, aufgewachsen in der Nähe von Leipzig. (War da nicht was von den ersten Menschen, die eingegliedert werden wollten?)

Konzipiert und inszeniert vorzugsweise interdisziplinäre Performances und Theaterstücke. Zusammenarbeit mit der Bühne für Menschenrechte Berlin, dem Deutsch-Griechischen Theater in Köln, u.a.

Eine Audioperformance. Denk ich an Deutschland bei Nacht …  Dann könnte es einem wohl kalt den Rücken hinunterlaufen. Aussichten und Einsichten in die Filterblasen von Hetzern und anderen freundlichen ZeitgenossInnen. Mit negativen Prognosen und bösen Ahnungen, So real, wie eine Bühne es nur zulässt.


Carl-Herbert Braun – Deutschlands neuere Geschichte(n) – ein Blick zurück auf heute

Carl-Herbert Braun
Carl-Herbert Braun

Freischaffend seit 1989, u.a. in Berlin, Marburg und Hamburg. Seit 2009 Regisseur, Schauspieler und Autor, in Köln lebend.

Zahlreiche literarische Programme und Lesungen, Sprechertätigkeit beim Westdeutschen Rundfunk. Der Dino unter den Mitwirkenden. Weisheit vorprogrammiert. Allerdings, das Haar in der Suppe:

Mit Texten von Ernst Troller, Ernst Jünger und Kurt Schwitter und der Assistenz zweier Schauspieler erwartet ein sehr düsterer Rückblick auf die Zeit des 1. Weltkrieges, der sog. Urkatastrophe des letzten Jahrhunderts. Wahrscheinlich war sie das auch. Und, oh Schreck: Bezugnahmen auf die neusten politischen Entwicklungen selbstverständlich nicht ausgeschlossen.


Simon Krämer –  Regiedebüt

Simon Krämer
Simon Krämer

Langjähriger Produktionsleiter, Technischer Leiter, Licht- und Tongestalter, Musiker u.a.m. am Rottstr5-Theater.

Regiedebüt, denn in besonderen Fällen ist einmal immer das erste Mal: Bearbeitung einer Prometheus-Geschichte, in der Kratos als willfähriger Scherge des Unrechtregimes nicht fehlt. Auch hier dürfte das Publikum nicht von gewissen Zeitbezügen verschont bleiben. Macht nichts, dafür gehen wir ins Theater.

Ein reiner Sprechbeitrag mit zwei Schauspielstudierenden. Das die formal-freundliche Version.

Realiter: ein Albtraum zum Abschluss des beiden Abende: von Macht, Willkür und einigen anderen netten Eigenschaften, und natürlich von Rebellion und Ohnmacht, Blut und Tod. Hat sich an Deutschland eigentlich irgendetwas verändert? Oder ist es nur griechische Mythologie?


Interludium

Eins ist jedenfalls sicher: Sie, die Darbietenden, dürfen in Bochum und Dortmund auftreten. Es steht keine Polizei vor der Tür und kontrolliert Ausweise, garantiert. Beißenden Spott, einfühlsamen Kuschelsex, all das erträgt Deutschland. Aber auch Dummheit und Ignoranz. Und was kommt danach?

Keine Ahnung. Haben wir wohl alle nicht wirklich.


Statt des Versuchs großer Würfe: Variierende Subjektivität und Kunstformen

Abschließend, als Einstimmung und Kontrapunkt, in mäßig provokativer Absicht, ein kleiner Beitrag eines vielzitierten deutschen Denkers zum Sujet des Festivals:

Ernst Bloch
Ernst Bloch

„Der Mensch lebt noch überall in der Vorgeschichte, ja alles und jedes steht noch vor Erschaffung der Welt, als einer rechten. Die wirkliche Genesis ist nicht am Anfang, sondern am Ende, und sie beginnt erst anzufangen, wenn Gesellschaft und Dasein radikal werden, das heißt sich an der Wurzel fassen. Die Wurzel der Geschichte aber ist der arbeitende, schaffende, die Gegebenheiten umbildende und überholende Mensch. Hat er sich erfaßt und das Seine ohne Entäußerung und Entfremdung in realer Demokratie begründet, so entsteht in der Welt etwas, das allen in die Kindheit scheint und worin noch niemand war: Heimat.“ (PdH, 1628)

Dieses Großprojekt ist bekanntlich ein wenig aus dem Ruder gelaufen; Nachwehen, siehe Pegida, unter anderem. Bei DEUTSCHLAND SHORTS werden kleinere Brötchen gebacken werden und insbesondere viel subjektiver angesetzt: Dafür gibt‘s keine Allgemeingültigkeit beanspruchende Antworten, sondern viel Persönliches und sicher eine Menge Fragen, Diskussionsstoff.

Der, im Übrigen, an jedem Abend auch ungehindert in direkte Interaktion umschlagen kann. Alle Mitwirkenden sind nach den Aufführungen Teil einer Gemeinschaft mit dem Publikum, in der zusammen darüber gestritten und gelacht werden kann, was denn unser Deutschland (geworden) sei. Vielleicht bleiben möchte. Oder nicht sein will. Oder werden kann/könnte.

Mehr Informationen zu DEUTSCHLAND SHORTS:

  • Uraufführungen:
    9. und 10. November 2017 – 19.30 Uhr Theater Rottstr.5 in Bochum
    11. und 12.11. 2017 – 20.00/18.00 Uhr Theater im Depot in Dortmund
  • Links für Tickets:
    http://www.depotdortmund.de/theater-im-depot/tickets.html
  • http://www.rottstr5-theater.de/index.php/karten
  • Eine Koproduktion des Rottstr 5 Theaters (Bochum) mit dem Theater im Depot (Dortmund) und artscenico e.V. (Dortmund)
  • Künstlerische Leitung: Hans Dreher (Rottstraße5 Theater) und Rolf Dennemann (artscenico)
  • Kooperationspartner: Berthold Meyer (Theater im Depot)
  • Generalmanagerin (Titel allerdings von sich weisend): Beate Conze (artscenico)

 

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