Brückenbauen: Erstmals sind palästinensische Studierende auf Einladung der Auslandsgesellschaft zu Gast in Dortmund

Zwei Wochen lang wohnen palästinensische Studierende in Dortmunder Gastfamilien.
Zwei Wochen lang wohnen palästinensische Studierende in Dortmunder Gastfamilien. Fotos: Alex Völkel

Was bedeutet es, wenn der Ausnahmezustand Normalität ist? Was heißt es, unter der Besatzung aufzuwachsen – den Alltag zu organisieren, Freundschaften zu schließen, zu studieren, die Zukunft zu planen? Auf Einladung von Klaus Wegener, Präsident der Auslandsgesellschaft NRW e.V. sind sechs junge PalästinenserInnen für zwei Wochen in Dortmund – für die meisten war es ihre erste Auslandsreise überhaupt.

Klaus Wegener hat die Ehrenbürgerschaft von Dura bekommen

AGNRW-Präsident Klaus Wegener ist im vergangenen Jahr die Ehrenbürgerwürde der Stadt Dura verliehen worden.
AGNRW-Präsident Klaus Wegener ist 2016 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Dura verliehen worden.

Sie leben in Gastfamilien und erfahren erstmals, was es heißt, sich frei und ohne Checkpoints zu bewegen. Die Auslandsgesellschaft NRW unterhält über ihren Deutsch-Palästinensischen Länderkreis Kontakte nach Palästina. Im Mai 2016 hat eine Delegation der Auslandsgesellschaft Palästina besucht.

Die Stadt Dura im Westjordanland verlieh seinerzeit Klaus Wegener die Ehrenbürgerwürde. Diese Gegeneinladung ist ein „Dankeschön“ für diese Ehre. Die Jugendlichen werden für zwei Wochen in Dortmund in Gastfamilien untergebracht und sollen den Alltag in Deutschland kennen lernen.

Am Mittwoch empfing Oberbürgermeister Ullrich Sierau die Gruppe im Dortmunder Rathaus. Die Studierenden werden auch von Landtagspräsidentin Carina Gödecke in Düsseldorf empfangen. Außerdem werden Begegnungen mit Dortmunder Jugendparteien (Jusos und Grüne Jugend) stattfinden sowie eine Info-Veranstaltung „Alltag im besetzten Palästina“.

PalästinenserInnen sind beeindruckt von der Weltoffenheit Dortmunds

Erinnungsfotos an den Besuch: OB Ullrich Sierau assistiert bei den Selfie-Wünschen.
Erinnungsfotos an den Besuch: OB Ullrich Sierau assistiert bei den Selfie-Wünschen.

Die Gäste aus Palästina kommen aus Al-Amari, Nablus, Jerusalem, Jenin und Dura. Zu ihren Studienfächern gehören u.a. Pharmazie, Biotechnologie, Marketing oder Public Relations. Bei ihren Besuchen erhoffen sie sich, neue Kontakte knüpfen zu können. Vor allem akademische Austauschprogramme liegen ihnen am Herzen.

OB Ullrich Sierau warb für eine Zusammenarbeit mit den sechs universitären Einrichtungen in Dortmund. „Wir sind offen für neue Projekte und Kooperationen“, betonte der Oberbürgermeister. Der Hoffnung auf eine Städtepartnerschaft verpasste er aber einen Dämpfer. „Wir haben neun Partnerstädte. Mehr wird es nicht geben.“

Von der Weltoffenheit in Dortmund – nicht nur in der Nordstadt – waren die jungen Palästinenser begeistert. Es ist sehr beeindruckend, die Stadt, ihre Diversität und die wissenschaftliche und ökonomische Stärke zu sehen“, sagte Abbas K. Massalmah von der Universität Dura – Hebron. „Dortmund ist eine Stadt der Wissenschaft und Bildung und wir sind stolz darauf, dass es hier so viele palästinensische Studierende gibt.“

Austausch mit Israel-FahrerInnen und der jüdischen Gemeinde

Ebenfalls beeindruckt waren sie von einem Treffen mit Jugendlichen, die sich auf einen Austausch mit Israel vorbereiten oder bereits daran teilgenommen hatten. Sie tauschten sich aus und stellten auch ihre Sichtweise und Erfahrungen mit Israelis vor.

Auf dem Programm steht übrigens auch ein Besuch in der Dortmunder Synagoge und ein Gespräch mit jüdischen Studierenden und Rabbiner Baruch Babaev. „Sie haben sehr beeindruckende Kooperationen mit Israel. Wir hoffen, dies auch zu Palästina zu erreichen“, betonte Abbas K. Massalmah.

Ein Ansinnen, welches die Auslandsgesellschaft unterstützt: „Wir wollen eben Brücken bauen“, unterstrich Klaus Wegener, Präsident der Auslandsgesellschaft NRW. Die direkte Kontaktpflege betreibt der Deutsch-Palästinensische Länderkreis innerhalb der AGNRW. Als deren Vertreterin war Barbara Heinz bei dem Delegationsbesuch dabei.

Thematisiert wurde auch die Lage der palästinensischen Christen. Unter dem Motto „Das Kairos-Dokument – Ein Hilfeschrei palästinensischer ChristInnen“ gab es am Mittwochabend eine Veranstaltung in der AGNRW in der Nordstadt. Pfarrer Dr. Martin Breidert, Dozent für Sozialethik an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal, stellt die aktuelle Situation vor.

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