Wie wird man eigentlich wohnungslos? Und was bedeutet es überhaupt, auf der Straße zu leben? Jüngere Menschen haben viele Fragen zu Wohnungs- und Obdachlosigkeit. Diese Wissenslücken will der bodo e.V. schließen und ist mit Vorträgen und Workshops an Schulen unterwegs – zum Beispiel beim Demokratietag der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Brackel.
Ehemals Obdachloser berichtet von seinen Erfahrungen
Einen großen Rucksack hat Dennis Dickopp mitgebracht. „Da war mein ganzes Leben drin“, erzählt der 31-Jährige. Dennis war obdachlos, lebte mehrere Jahre auf der Straße. Heute wohnt er wieder in einer Wohnung und ist fest angestellt bei bodo. Dort ist er als Wohnungslosenhelfer tätig und klärt als Tourguide bei den sozialen Stadttouren über Obdachlosigkeit auf.
Als Referent und Experte ist Dennis Dickopp aber auch an Schulen unterwegs – wie kürzlich beim Demokratietag der Geschwister-Scholl-Gesamtschule in Brackel. In Workshops und Vorträgen erörtern Schüler:innen dort jedes Jahr Fragen von demokratischer Teilhabe und sozialer Gerechtigkeit.
Inputs kommen von Akteuren wie dem BVB, der Antidiskriminierungsorganisation für queere Jugendliche SCHLAU oder dem Respekt-Büro der Stadt Dortmund. „Wir wollen den Schüler:innen demokratische und soziale Werte vermitteln“, sagt Lehrerin und Mitorganisatorin Annika König, „und ihnen mitgeben, über den Tellerrand des Schulsystems hinaus zu schauen.“
Wie sieht das Leben auf der Straße für die Betroffenen aus?
Rund 20 SchülerInnen wollen an diesem Tag mehr über Obdachlosigkeit erfahren. Wie wird man eigentlich obdachlos? Wie macht man sich auf der Straße was zu essen? Soll man bettelnden Menschen Geld geben?
Dennis Dickopp erzählt, altersgerecht und anschaulich, von Strukturen und Folgen der Wohnungslosigkeit, seinen eigenen Erfahrungen – und seinem Weg zurück in eine Wohnung.
Den großen Rucksack, den er dabei hat, braucht er heute nicht mehr oft. „Man trägt eine ganze Menge Gewicht auf dem Rücken rum“, erklärt er. Gemeinsam erarbeiten die Schüler:innen, was er wie die meisten Wohnungslosen so dabei hatte:
den Schlafsack, die Isomatte, die Jacke, Dokumente, Erinnerungen. Alles packen sie nacheinander aus. Sie erfahren auch, wieviel Papierkram erledigt werden muss, wenn man von der Straße weg will – und warum das für manche zu viel ist.
Dennis Dickopp kämpft gegen Vorurteile und Berührungsängste
Aufklärung und die Begegnung mit Betroffenen sind Dennis Dickopp wichtig: „Ich möchte zeigen, dass Obdachlose normale Menschen sind, die in eine missliche Lage gekommen sind. Und ich möchte den Leuten auch die Vorurteile nehmen und Distanz abbauen.“
Mit Erfolg: „Ich fand es interessant, zu erfahren, wie kompliziert es eigentlich ist, wenn man auf der Straße ist“, sagt Teilnehmerin Carlotta, die in die zehnte Klasse geht. Juliane, ebenfalls in der zehnten Klasse, ergänzt: „Ich finde es wichtig, sich mit dem Thema Obdachlosigkeit auseinanderzusetzen und sich auch in andere hinein zu versetzen. Theoretisch kann das uns allen passieren.“
Die Schulbesuche, Vorträge und Workshops des bodo e.V. sind individuell. Für Informationen und Anfragen wenden Interessierte sich gern per Mail unter touren@bodoev.de oder telefonisch unter 0231-9509780 an Martin Laukötter.