Tanja Walter: „Es braucht endlich konkrete Maßnahmen“

Bodo-Kritik: Der Aktionsplan der Regierung gegen Wohnungslosigkeit reicht nicht aus

Armut in Dortmund
Rund 50.000 Menschen leben nach Hochrechnungen der BAG Wohnungslosenhilfe in Deutschland ohne jede Unterkunft auf der Straße. Foto: Klaus Hartmann für nordstadtblogger.de

Bis 2030 will die Bundesregierung Wohnungs- und Obdachlosigkeit überwinden. Dazu hat sie heute ihren „Nationalen Aktionsplan“ vorgestellt. Für den bodo e.V. sind die formulierten Maßnahmen aber nicht konkret genug, um Wohnungslosigkeit schnell zu beenden.

Laut Hochrechnungen sind mehr als 600.000 Menschen in Deutschland wohnungslos

bodo-Geschäftsführerin Tanja Walter
bodo-Geschäftsführerin Tanja Walter Sebastian Sellhorst

Mehr als anderthalb Jahre lang hat die Bundesregierung an einem Nationalen Aktionsplan zur Überwindung von Wohnungslosigkeit gearbeitet.

„Er ist auch dringend nötig“, sagt bodo-Geschäftsführerin Tanja Walter: Nach den Hochrechnungen der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe sind mehr als 600.000 Menschen in Deutschland wohnungslos, rund 50.000 leben ohne jede Unterkunft auf der Straße.

Der Europarat hat kürzlich kritisiert, dass Deutschland zu wenig gegen Wohnungslosigkeit unternehme. „Umfassende und nachhaltige Maßnahmen“ hatte die damalige EU-Menschenrechtskommissarin Dunja Mijatović gefordert, zum Beispiel ein Verbot von Zwangsräumungen in Obdachlosigkeit oder Eingriffe ins Mietrecht. Im Aktionsplan kommen solche Maßnahmen nicht vor.

„Kompetenzstelle zur Verhinderung von Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit“

Überhaupt enthält er wenig Konkretes. Zwar soll ein „Nationales Forum“ aus Bund, Ländern, Kommunen und Akteuren der Wohnungslosenhilfe gemeinsam Jahresprogramme erarbeiten und diese jährlich auswerten. Beim Bund soll „Kompetenzstelle zur Verhinderung von Wohnungslosigkeit und Obdachlosigkeit“ zentraler Anlaufpunkt in diesem Bereich werden.

Obdachlos im Hauptbahnhof. Foto: Leopold Achilles

Der Aktionsplan listet Leitlinien auf und hat den Mangel an bezahlbarem Wohnraum als ein Kernproblem von Wohnungslosigkeit identifiziert. Wie konkrete Lösungen etwa zur Wohnraumversorgung aussehen sollen, ist aber ebenso unklar wie die Finanzierung.

„Wohnen ist ein Menschenrecht“, sagt Tanja Walter von bodo. „Es wird höchste Zeit, ins Handeln zu kommen und wohnungslosen Menschen alle Wege zu ebnen, endlich von der Straße zu kommen und wieder ein selbstbestimmtes Leben in den eigenen vier Wänden leben zu können. Dazu braucht es konkrete Anstrengungen und auch das nötige Geld.“

HINTERGRUND: Das ist bodo

      • Seit 1995 schafft der gemeinnützige bodo e.V. Perspektiven für Menschen ohne Wohnung.
      • Mit Streetwork und stationären Angeboten leistet der Verein Überlebenshilfen auf der Straße, berät und begleitet auf dem Weg zurück in eigenen Wohnraum.
      • Mit dem monatlichen sozialen Straßenmagazin ermöglicht bodo Menschen in sozialen Notlagen einen Zuverdienst.
      • Mit Beschäftigungsprojekten schafft der Verein Arbeitsplätze, qualifiziert und vermittelt in den ersten Arbeitsmarkt.
      • bodo versteht sich als Lobbyorganisation und informiert über Wohnungslosigkeit, Armut und ihre oft unterschätzte Dimension.

    Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

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