Es ist ein ziemlich großer Schaden, aber dennoch Glück im Unglück: Bei einem Feuer im Mehrgenerationenhaus der AWO in der Mergelteichstraße sind die Räume der Mutter- Kind-Einrichtung (MuKi) stark beschädigt worden – auf 300.000 bis 500.000 Euro bezifferte die Feuerwehr den Sachschaden. Zu Schaden kam zum Glück niemand: Da der Brand an einem Samstag ausgebrochen war, waren sowohl die Kita als auch die Seniorentagespflege geschlossen. Mütter, Kinder und Beschäftigte aus den MuKi-Bereichen konnten sich rechtzeitig in Sicherheit bringen.
Niemand kam zu schaden – Brand konnte schnell eingedämmt werden
Am 20. Juli war der Brand gegen 16.15 Uhr durch einen technischen Defekt ausgebrochen. Glücklicherweise befand sich das Appartement direkt neben dem Dienstzimmer und die Mitarbeitenden erkannten schnell die Gefahr.
Sie verhielten sich umsichtig und verschlossen den Bereich, informierten die Feuerwehr und evakuierten das Gebäude.
Da das Feuer an einem Samstag ausbrach, waren nur die Mütter mit ihren Kindern anwesend und die Evakuierung konnte innerhalb kürzester Zeit erfolgen. Die Mütter und ihre Kinder schauten interessiert – aber auch ruhig und gelassen – der Feuerwehr bei den Löscharbeiten zu.
Die 50 Einsatzkräfte konnten das Feuer rechtzeitig löschen, so dass es sich nicht auf andere Bereiche ausbreiten konnte. Ein Appartement im oberen Stockwerk wurde aber vollständig zerstört, die gesamte Etage verraucht und durch die große Hitze platzte eine Wasserleitung, die die darunter liegende Einrichtung beschädigte.
Andere Einrichtungen halfen, die Bewohner:innen, Kinder und Senior:innen unterzubringen
Die kurzfristige Herausforderung bestand in der weiteren Versorgung: Es mussten Unterkünfte gefunden, Lebensmittel und Pflegeartikel noch kurzfristig besorgt werden. Die Mitarbeitenden besprachen sich und verteilten die Aufgaben. Kolleg:innen aus den anderen Jugendhilfe-Einrichtungen unterstützen sie und schufen zusätzliche Schlafplätze.
Die in dem Gebäudekomplex sich befindliche Kita und die Altentagespflege waren nicht in Betrieb. Die Wasserzuleitung für das gesamte Gebäude musste gesperrt werden Übergangsmäßig übernahmen andere AWO-Einrichtungen die Betreuung bzw. Pflege dieser Menschen.
Gelebte Solidarität zwischen den Einrichtungen und Beschäftigten
Bereichsleiter Jörg Loose zeigte sich froh und erleichtert, dass die Kolleg:innen sehr umsichtig handelten. Zudem ist er den Teams der Einrichtungen dankbar – auch für ihren großen Einsatz, die Solidarität und die Hilfsbereitschaft.
Die Katastrophe habe das Beste in den Menschen hervorgebracht: „Ganz herzlichen Dank für die zahlreiche Unterstützung der Kolleginnen und Kollegen und für ihr Selbstverständnis, ihre Hilfe anzubieten“, so Loose.
Das unterstrich auch Frank Czwikla, stv. Geschäftsführer und Personalchef der Dortmunder AWO. Beschäftigte und Bewohner:innen hätten toll reagiert. Auch andere Kitas sowie Seniorentagespflegen sprangen ein, um die Kinder und Senior*innen in der Folgewoche zu betreuen. So waren die Senior:innen beispielsweise im Eugen-Krautscheid-Haus zu Gast und wurden dort von dem ihnen bekannten Team betreut.
Zwar war das Feuer nicht auf die beiden anderen Einrichtungen übergegriffen. Dennoch wollte man auf Nummer sicher gehen und ließ Raumluftmessungen machen. Bis das Ergebnis vorlag, mussten Kita und Tagespflege in der Mergelteichstraße geschlossen bleiben. Die Betreuung fand deshalb in anderen Einrichtungen der AWO statt.
Die Kita verabschiedete sich nach einer Woche in einer Übergangslösung in die Sommerferien. Anschließend soll die Kita wie gewohnt zur Verfügung stehen. Die Tagespflege kann voraussichtlich im Verlauf der kommenden Woche wieder öffnen, berichtet Czwikla.
Bei den MuKi-Gruppen dauert das länger: Die Feuerwehr erklärte den Bereich der Verselbständigungsgruppe zunächst für unbewohnbar. Hier kann es noch länger dauern, bis die Räume wieder genutzt werden können. Der darunter liegende Bereich der stationären Gruppe war ebenfalls betroffen – allerdings „nur“ durch einen leichten Wasserschaden. Hier wird ein Wiedereinzug wesentlich schneller möglich sein als in der oberen Etage, wo es sicher mehrere Monate dauern wird, bis die Räume wieder bezugsfertig sind.
Der Neubau des Mehrgenerationen-Hauses eröffnete 2021
Der Neubau des Mehrgenerationenhauses in der Mergelteichstraße ist nach sechs Jahren Planungs- und Bauzeit 2021 in Betrieb gegangen. Quasi unter einem Dach sind dort eine Kita, eine Tagespflege für Senioren:innen sowie zwei Wohnprojekte für Mütter mit Kindern in Betrieb gegangen.
Die Kita war als erste Einrichtung im Februar eingezogen. Fünf Gruppen mit 100 Kindern und 20 Mitarbeitenden – inklusive Azubis und Hauswirtschaft – sind hier. Ende Juni war auch die Tagespflege im Erdgeschoss eingezogen. 22 Plätze für Gäste gibt es hier in der Tagespflege. Der Schwerpunkt liegt auf Demenz und die Betreuung findet in zwei Gruppen statt.
Anders als bei der Tagespflege sind die Kitaplätze zusätzlich. Mit ihrem kombinierten Medien- und Naturschwerpunkt war die Einrichtung bei der AWO bis dato noch einzigartig. Medienerziehung gewinnt gerade im Zeitalter von Smartphone und Tablet-Computer zunehmend an Bedeutung. Eine ideale Ergänzung ist dabei das Naturangebot.
Angebote für junge Mütter mit Kindern in den beiden oberen Etagen
Als letztes wurde der MuKi-Bereich bezogen. Die beiden oberen Etagen des Neubaus beherbergen zwei Mutter-Kind-Projekte. Dort gibt es die Gruppe „Sicherer Hafen“ für ganz junge Mütter ab 14 Jahren mit ihren Kindern, die zweite Gruppe ist das Projekt „Geborgen Wachsen“.
In beiden Gruppen gibt es Plätze für jeweils vier Mütter sowie ihre Kinder. Hier sind rund um die Uhr Hauptamtliche vor Ort und ansprechbar, um sofort bei Unterstützungsbedarf reagieren zu können. Diese Bedarfe können sehr unterschiedlich sein. Denn eine 15-Jährige mit ihrem ersten Kind hat andere Erfahrungen und Probleme, als die 40-Jährige, die mit zwei Kindern eingezogen ist.
Im „Sicheren Hafen“ ist die Hilfe – insbesondere bei den jungen Müttern – längerfristig angelegt. Sie soll die jungen Mütter bis in die Volljährigkeit begleiten. Das Ziel: die eigene Selbstständigkeit und die Möglichkeit, sich um eigene Interessen und die der Kinder zu kümmern.
Altersmäßig schließt die zweite Gruppe „Geborgen Wachsen“ an und hat den Schwerpunkt Verselbständigung. Die Frauen müssen hier schon volljährig sein und so viel Beziehungsverbindlichkeit und Verlässlichkeit mitbringen, dass kein Risiko mehr für die Kinder besteht. Daher ist hier die Betreuung auch nicht rund um die Uhr angelegt, sondern bis zu 12 Stunden im Tagesbereich sowie mit einer Rufbereitschaft in den Abendstunden.