Hochaktuelle Bilder aus dem Vorzimmer des Krieges: Die Dortmunder Fotografen Ingmar Björn Nolting und Fabian Ritter haben sich in den vergangenen Monaten im ukrainischen Lwiw aufgehalten. 470 Kilometer von der Hauptstadt Kiew entfernt dokumentieren sie den fragilen gesellschaftlichen Zustand in einer Stadt, in der die Angst vor weiteren russischen Angriffen wächst. Vom 3. bis zum 14. Mai 2022 zeigt Dortmund Kreativ ihre Arbeiten unter dem Titel „The Antechamber of War in Ukraine“ im „Superraum“ in der Brückstr. 64. Der Eintritt ist frei.
Die Bilder stammen von Gründungsmitgliedern des „Docks Collective“
Mit dem Beginn der groß angelegten russischen Invasion in der Ukraine am 24. Februar 2022 veränderten sich Alltag, Routinen und Prioritäten auch im Westen des Landes. Lwiw wurde in den letzten Wochen zu einem Vorzimmer des Krieges. Während die russischen Angriffe weiter östlich immer brutaler werden und immer mehr zivile Infrastruktur angegriffen wird, drängen Hunderttausende von Geflüchteten in die Stadt.
Gleichzeitig formiert sich in Lwiw der Widerstand gegen die russische Invasion. Die Zivilbevölkerung bewaffnet sich, die Stadt ergreift Schutzmaßnahmen, und es werden Hilfsgüter an die Front geschickt. Lwiw wurde zu einem Schmelztiegel der Kriegsvorbereitungen sowie der Solidarität.
Die mehrfach für ihre Arbeit ausgezeichneten Fotografen Ingmar Björn Nolting und Fabian Ritter sind Absolventen der Fachhochschule Dortmund und Gründungsmitglieder des „Docks Collective“, einem Zusammenschluss junger Dokumentarfotograf*innen in Dortmund, die sich mit aktuellen gesellschaftlichen, ökologischen und politischen Themen beschäftigen und den zeitgenössischen Blick auf die Dinge in ihrer fotografischen Arbeit weiterentwickeln.
Mehr Informationen:
- Die Ausstellung im „Superraum“ ist geöffnet
Dienstag: 12 – 16 Uhr
Mittwoch: 14 – 18 Uhr
Donnerstag: 16 – 19 Uhr
Samstag: 12 – 16 Uhr - Der „Superraum“ ist der neue Raum für Kultur und Kreativität im Brückviertel. Ein Raum für Ausstellungen, Projekte, Beratung und Vernetzung der Dortmunder Kultur- und Kreativwirtschaft von Dortmund Kreativ. www.dortmund-kreativ.de/superraum.
- „Dortmund Kreativ “ist zentraler Ansprechpartner für alle Akteur*innen der Dortmunder Kultur- und Kreativwirtschaft und setzt sich mit vielfältigen Aktivitäten – z. B. Ausstellungen, Workshops, Vortragsreihen, Beratungen, Stammtische, Veranstaltungen – für deren Belange ein. www.dortmund-kreativ.de
Reaktionen
Ulrich Sander
Verhandeln statt schießen
Unser Mitbürger Thomas Westphal hat mit der Unterstützung des Offenen Briefes völlig recht. Statt mehr Waffen und mehr Krieg gilt es, auf Verhandlungen zu setzen. „Die Schwerindustrie setzt auf auf Hitler“, so der Titel von Raum 7 der Steinwachenausstellung. Heute geht es um dies: „Die Rüstungsindustrie setzt auf die größte Koalition, die NATO- Koalition, geführt vor allem von dem Oligarchen und BlackRock-Rüstungsindustriellen Friedrich März“ Dieser vertritt vordringlich die Interessen der US-Rüstungskonzerne, aber auch jene der deutschen wie Rheinmetall. Deren Chef Armin Papperger freut sich, dass die Zeiten vorbei seien, in denen man hier in Deutschland „in fast zwei Generationen verlernt habe, wehrhaft zu sein.“ Das zitierte die Süddeutsche Zeitung am 28. April 2022 und fuhr fort: „Es mögen ziemlich furchtbare Zeiten sein, aber für einen Hersteller von Kriegsgeräten und seine Aktionäre sind sie lukrativ. Der Kurs der Rheinmetall-Aktie lag am Vorabend des Überfalls auf die Ukraine zwischen 94 und 98 Euro. Heute kostet ein Papier 215 Euro.“ Zur Frage des Kompromisses im Ukraine-Krieg: Was denn sonst? Den Endsieg über Russland haben schon Napoleon, Wilhelm Zwo und Hitler vergeblich angestrebt.
Ulrich Sander, Dortmund
Krieg und Besatzung in der Ukraine: Vortrag in der Steinwache (PM)
„Krieg und Besatzung in der Ukraine“ ist das Thema eines Vortrags am Mittwoch, 25. Mai, 19 Uhr in der Steinwache (Steinstr. 50): Der Historiker Dr. Johannes Spohr spricht über die Ereignisse in der Ukraine 1943/44 und ihr Ausstrahlen in die Gegenwart. Der Eintritt ist frei.
Viele Facetten des deutschen Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion und damit auch gegen die besonders betroffene Ukraine und der Besatzungsherrschaft sind der deutschen Öffentlichkeit bis heute kaum bekannt. Dazu zählt auch die Gewalt der späten Kriegsphase (1943/44): das Abbrennen von Dörfern, der Terror gegen ihre Einwohner*innen und massive Verschleppungen zur Zwangsarbeit. Im Kontext der Kriegswende änderten sich die Einstellungen und Loyalitäten der Bevölkerung in der besetzten Ukraine. Welche Auswirkungen dies noch heute hat, erläutert Spohr in seinem Vortrag.
Johannes Spohr promovierte zur Ukraine in der Zeit des Rückzugs der Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg. Sein Buch „Die Ukraine 1943/44. Loyalitäten und Gewalt im Kontext der Kriegswende“ erschien im Metropol Verlag. In Berlin betreibt er den Recherchedienst present past zum Nationalsozialismus in Familie und Gesellschaft (present-past.net).