Die Bezirksvertretung der Innenstadt-Nord ist einhellig gegen den Verbleib des Busbahnhofs in der Nordstadt

Zentraler Busbahnhof - ZOB
Der Zentrale Busbahnhof (ZOB) auf der Nordseite des Hauptbahnhofs wird bewirtschaftet. Fotos: Alex Völkel

Die Stimmung ist eindeutig: Weder am jetzigen Standort an der Steinstraße noch – wie bisher geplant – im Bereich des früheren Güterbahnhofs wollen die BezirksvertreterInnen der Nordstadt den Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB) . Diese Botschaft gaben sie den Stadt- und Verkehrsplanern mit auf den Weg, die in der Bezirksvertretung über die ZOB-Planungen berichteten.

Durchschnittlich 173 Busse und 7000 bis 8000 Fahrgäste am Tag

Matthias Meissner vom Geschäftsbereich Mobilitätsplanung, Stadtplanungs- und Bauordnungsamt stellte dort die Veränderungen bei Tarifierung und Aufenthaltszeiten vor. Denn die Stadt hat an der Gebührenschraube gedreht, um den ZOB für Langzeitparker unattraktiver zu machen. Zwar ist der Gebührensatz noch immer bei sechs Euro – allerdings nicht mehr für eine halbe, sondern eine viertel Stunde. Man möchte damit verhindern, dass der Busbahnhof zu voll wird.

Im vergangenen Jahr steuerten durchschnittlich 173 Busse am Tag den ZOB in der Nordstadt an – im Jahr 2015 waren es noch 190. Seit der großen Konsolidierungs- und Konzentrationswelle macht Platzhirsch Flixbus (inklusive „Mein Fernbus“) rund 80 bis 85 Prozent des Verkehrs aus. Die anderen Busse steuern zumeist ausländische Ziele an – größter Anbieter sind hier Eurolines/ Deutsche Touring.

Gemeinsam bringen oder holen sie zwischen 6000 und 8000 Fahrgäste am Tag in Dortmund. Nicht nur wegen der Busse selbst, auch wegen des Bring- und Holverkehrs können sich die Nordstädter mit dem Busbahnhof nicht anfreunden.

„Wahnsinnige Luftbelastung“: ZOB-Verlagerung aus der Nordstadt als Ziel

Weil das Parken im Busbahnhof schon jetzt zu teuer ist, suchen sich Busfahrer andere Kreuz- und Langzeitparkplätze.
Weil das Parken im Busbahnhof teuer ist, suchen sich Busfahrer andere Kurz- und Langzeitparkplätze.

„Wir begrüßen, dass die jetzigen Haltestelle nur ein Provisorium ist“, sagte Brigitte Jülich (SPD) und stellte in Frage, ob die bisherige Neubauplanung auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs zielführend ist: „Wir diskutieren eine wahnsinnige Luftbelastung, die nicht beendet ist, wenn eine Etage höher gelegt wird.“

Sie plädierte daher für eine Verlegung. Allerdings nicht unbedingt in den Hafen, was häufiger vorgeschlagen wird. „Wir haben noch eine Menge Außenflächen in anderen Stadtbezirken frei. Daher möchten wir doch darum bitten, das Thema offen zu sehen und nicht nur auf die Güterbahnhofsfläche zu schauen“, so Jülich.

In dieselbe Kerbe schlug auch Bezirksbürgermeister Dr. Ludwig Jörder (SPD): „Jeder Bus weniger ist ein Beitrag zu emissionsfreier Innenstadt.“ Er erinnerte an die Planungswerkstatt zur Gestaltung des Hauptbahnhof-Areals: „Da ist ein Busbahnhof auf dem Güterbahnhofsgelände eine Restriktion.“ Ohne ihn gäbe es dort andere Entfaltungs- und Gestaltungsmöglichkeiten.

Zudem hätten Studien wie die des ADAC gezeigt, dass die Anbindung an einen Hauptbahnhof kein relevantes Kriterium sei. So wurden gerade die Busbahnhöfe an Flughäfen gut bewertet – vor allem wegen der Flächen und der Nahverkehrsanbindung. „Wir müssen dieses Fass unbedingt neu aufmachen“, betonte Jörder mit Blick auf die Dortmunder ZOB-Planungen.

Flixbus drängt auf eine gute ÖPNV-Anbindung: 80 Prozent reisen ohne Auto an

Flixbus ist der Platzhirsch in Dortmund. Das Unternehmen hat einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent.
Flixbus ist der Platzhirsch in Dortmund. Das Unternehmen hat einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent.

Eine Meinung, die Matthias Meissner nicht teilt. Er kritisierte die ADAC-Studie als handwerklich schlecht und verwies auf die Erfahrungen von Flixbus. Rund 80 Prozent der Reisenden kämen mit dem ÖPNV.

Bei einer schlechteren Anbindung würden mehr Fahrgäste sich mit dem Auto bringen oder holen lassen, was eine deutliche Mehrbelastung bedeute. Daher seien die Vorteile für Busunternehmen mit einem ZOB in Autobahnnähe so gering, weil Fahrgäste dadurch bei der An- und Abreise mehr Nachteile hätten.

Die Unternehmenswünsche sehe ich zweitrangig an“, konterte der mittlerweile partei- und fraktionslose Bezirksvertreter Cüneyt Karadas. Die Unternehmen würden Lohndumping betreiben und die Beschäftigten unter Druck setzen. Ihnen ginge es nur um Profitmaximinierung. Die BV müsse eher das Wohl der Menschen im Blick haben.

„Die Standortfrage hängt nicht an Flixbus. Der Standort ist schon der Beste in Punkto Erreichbarkeit. Das ist für uns ein sehr gewichtiges Argument im Vergleich zur grünen Wiese“, sprang der Winfried Sagolla, Bereichsleiter Mobilitätsplanung im Stadtplanungs- und Bauordnungsamt, seinem Kollegen Meissner in der Bezirksvertretung der Nordstadt bei.

Stadt hat bereits 34 Standorte geprüft und hält weiter am Hauptbahnhof fest

„Wir planen den Standort nicht für ein Unternehmen, sondern für die Fahrgäste. 34 Standorte im Stadtgebiet haben wir durchgecheckt und sind nach wie vor der Meinung, dass es richtig ist, wenn wir den ZOB hier machen“, so Sagolla. Konflikte würden sich durch die Verlagerung auf den Güterbahnhof minimieren  lassen. Außerdem ließe sich dort die An- und Abreise besser organisieren als am provisorischen Standort.

Dagegen gab einen breiten Konsens in der BV – von der CDU bis zur Linken: Einhellig lehnten die Nordstadt-PolitikerInnen das „starre Festhalten“ der Stadtverwaltung am Standort ab.

Cornelia Wimmer (Linke & Piraten) zeigte sich verwundert über das leidenschaftliche Plädoyer der städtischen Bediensteten. Natürlich sei ein ZOB am Hauptbahnhof „umsteigeärmer“ – aber das Argument sei nicht besonders schwerwiegend.

„Sie haben hier verschiedene Feuermauern hochgezogen. Das finde ich sehr schade“, gab Dorian Marius Vornweg (CDU), neu gewählter stellvertretender Bezirksbürgermeister der Nordstadt, den städtischen Verkehrsplanern nach fast 1,5-stündiger Debatte mit auf den Weg.

 

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Reader Comments

  1. Stutziger Bürger

    Ich fahre aber nicht extra ne Stunde kreuz und quer zum Flughafen oder in irgendeinen Vorort, um von dort mit dem Fernbus zu reisen. Dann fahre ich mit dem Auto hin und parke dort schön die Anwohner zu, da ich natürlich fürs parken auch nichts bezahlen möchte.
    Die Aussage das Argument „umsteigeärmer“ wäre kein schwerwiegendes ist an lächerlichleit nicht zu überbieten. Der ZOB gehört zentral an den Hauptbahnhof – zumindest in Dortmund – das ist bequem ohne Auto zu erreichen und nicht an A… der Welt. Erstaunlich dass soviele Politiker dagegen sind, bei den Wählern sinds die wenigsten.
    Wer frische Luft möchte, kann ja stattdessen in einen Vorort oder Flughafen nähe ziehen. Ich wohne extra in der Innenstaft wegen der Flexibilität.

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