Von Joachim vom Brocke
Achtung! Parken an diesem neuen Schild kann bald teuer werden! Weil die Stadt Dortmund die Elektromobilität intensiv fördern will, gibt es an insgesamt 18 Standorten bald das bekannte P-Schild, allerdings mit Zusatzlogos Auto und Stecker. Wer Besitzer eines Elektroautos ist, hat gute Karten. Er darf hier den ganzen Tag kostenlos parken. Andere haben Pech und werden nach einer gewissen Karenzzeit zunächst ermahnt. Später wird es allerdings Knöllchen geben und, wenn es sein muss, auch abgeschleppt. In Dortmund sind (Stand 31.12.2016) 220 E-Fahrzeuge gemeldet.
OB Sierau: „Auf dem Weg zu einer emissionsfreien City“ – Parkbeschilderung wird aktualisiert
Ortstermin in der Betenstraße, mitten in der City. OB Ullrich Sierau hob die Bedeutung der Elektromobilität im Rahmen der kommunalen Nachhaltigkeitstrategie hervor: „Der Rat der Stadt hat schon 2011 einen Lenkungsausschuss Elektromobilität eingerichtet“, so Sierau: „Damit hat Dortmund als Kommune schon sehr früh erste Pflöcke gesetzt“.
Das Thema werde weiter an Bedeutung zunehmen, ist sich Sierau sicher, und kündigte an, „die Politik für eine Ressourcen schonende Mobilität auch im Rahmen von Smart City und einer emissionsfreien Innenstadt in den nächsten Jahren konsequent weiter zu verfolgen“.
EMoG, das Elektromobilitätsgesetz, machte nach Inkrafttreten die Neureglung möglich. Vor diesem Hintergrund, so erläuterte es Tiefbauamt-Chefin Sylvia Uehlendahl, gebe es eine Aktualisierung der Parkbeschilderung zum ganztägigen Parken durch Elektrofahrzeuge an sämtlichen 47 vorhandenen Ladestationen, die jeweils zwei Fahrzeugen eine Lademöglichkeit bieten.
Busspuren für Elektrofahrzeuge freigegeben – Dortmund Leitkommune für Elektromobilität
Die Einrichtung von ingesamt 18 kostenfreien und zeitlich unbegrenzten Parkmöglichkeiten für Elektrofahrzeuge innerhalb des Wallringes und an geeigneten Stellen in den Stadtbezirken (ohne Ladestation).
„Sobald ein entsprechender Bedarf deutlich wird“, so Sylvia Uehlendahl, „wird die Einrichtung weiterer Standorte möglich sein“. Darüber hinaus werden die Busspuren auf der Benninghofer Straße und auf der Wittbräucker Straße für Elektrofahrzeuge freigegeben – eine Pilotfunktion.
In Dortmund forciert die Elektromobilität. Die Stadt wurde 2014 mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet und gilt national und international als Leitkommune für Elektromobilität und Infrastruktur. Bereits seit 2013 zeigt die kommunale Flotte der Stadt, dass E-Fahrzeuge alltagstauglich sind. Mehr als
200 000 Kilometer wurden elektrisch ohne Probleme zurückgelegt. Aktuell sind mehr als 30 Prozent der kommunalen Pkw-Flotte elektrifiziert. Eine Quote von 80 Prozent ist angestrebt.
Flächendeckende Infrastruktur geplant
Verbunden mit der Elektrifizierung von Fahrzeugen ist der Aufbau einer flächendeckenden Infrastruktur, die zu 75 Prozent im öffentlichen und halböffentlichen Raum steht und barrierefrei für alle elektromobilen Bürger und Gäste der Stadt zugänglich sind.
Im Jahr 2017 wird ein gesamtstädtisches Elektromobilitätskonzept erstellt, gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr und Digitalisierung. Neben der strategischen, bedarfsgerechten Planung des weiteren Ausbaus der Ladeinfrastruktur werden hier zukunftsweisende Strategien zur Integration der Elektromobilität in den städtischen Masterplan Mobilität erarbeitet.
Mehr zum Thema auf nordstadtblogger.de:
Reader Comments
Fraktion Linke & Piraten
LINKE & PIRATEN kritisieren kostenloses Parken für Pseudo-Elektrofahrzeuge
Mit Stolz und dem Ziel, den Wettbewerb des Umweltministeriums zur „Emissionsfreien Innenstadt“ zu gewinnen, hat die Dortmunder Stadtspitze beschlossen, bestimmte Parkplätze nur für Elektrofahrzeuge zur Verfügung zu stellen. „Eine Regelung mit einer großen Lücke“, meinen die Linken & Piraten im Rat der Stadt Dortmund.
„Bevorzugt werden nicht nur die Fahrzeuge, die man landläufig unter Elektrofahrzeugen versteht“, stellt Christian Gebel fest. Er ist verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE & PIRATEN. „Vielmehr zählen dazu auch literweise Benzin fressende Dreckschleudern mit realen Verbrauchs- und Abgaswerten auf dem Niveau von Fahrzeugen mit normalen Benzin- oder Dieselmotoren“.
Schuld daran ist die schwarz-rote-Koalition im Bund, die diese Fahrzeuge, sogenannte Plug-In-Hybride, im von ihr beschlossenen Elektromobilitätsgesetz (EMoG) auf eine Stufe mit echten Elektrofahrzeugen stellt. Bedingung sind nur eine externe Lademöglichkeit und ein Akku mit einer Kapazität für gerade einmal 30 Kilometer. „Diesen Freibrief nehmen insbesondere die deutschen Autohersteller gern an“, so Gebel weiter.
„Denn so können sie im Zusammenspiel mit unrealistischen Norm Testzyklen einen Flottenverbrauch vorgaukeln, der auf dem Papier umweltfreundlich aussieht. In Wahrheit verpesten sie aber weiterhin die Umwelt.“
So reicht die Akkuleistung bei VW, Audi, BMW und Mercedes kaum für mehr als die vorgeschriebene Entfernung. Und echte Elektrofahrzeuge gibt es von diesen Herstellern kaum. Damit nicht genug: Solange die meisten Zapfsäulen für die so genannten E-Autos in Dortmund ans allgemeine Stromnetz angeschlossen sind, sei umweltpolitisch ohnehin nichts gewonnen, kritisiert die Fraktion DIE LINKE & PIRATEN. Denn das Dortmunder Stromnetz werde leider nicht aus erneuerbaren Energien gespeist, sondern vorwiegend mit Braunkohle- und Atom-Strom.
Christian Gebel zieht das Fazit: „Letztlich werden durch die gesetzliche Regelung Dreckschleudern bevorzugt. Deshalb ist das freie Parken für diese Fahrzeuge vielleicht ein Beitrag zum Wettbewerb ‚Emissionsfreie Innenstadt‘, aber leider kein Beitrag zu einer emissionsfreien Innenstadt.“